Zitat:
Zitat von Roland_Deschain
Die ketzerische Frage ist: Wenn ich mit einer modernen Kamera quasi einen „Film“ mit 30 oder mehr Bildern/Sekunde bei 50 oder mehr Megapixeln schießen kann, bei perfekt sitzendem AF ... Wieviel Talent braucht es dann noch, um (in meinem Fall) ein Superbild bei einer Tanzshow zu schießen oder (für die meisten Foristen hier) ein perfektes Wildlife-Bild?
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Um es mal genauso ketzerisch zu sagen: immer mehr.
Ja, die modernen Kameras werden in "mechanisch-technischer Sicht" immer besser:
- der Fokus sitzt immer schneller,
- man kann immer mehr Bilder pro Sekunde machen,
- das Rauschverhalten wird immer besser.
- (beliebig zu ergänzen)
Aber wird ein Bild dadurch gut, dass der Fokus an der richtigen Stelle sitzt oder dass das Bild vorher und das Bild hinterher zeitlich jetzt noch dichter beieinander sind? Ich hab so viele Bilder, wo der Fokus perfekt sitzt und das Bild ist strunzlangweilig. Und vor allem: das Serienbild davor und danach sind genauso grottig (vom Rauschen fang ich jetzt mal gar nicht erst an...)
Knipsen kann jeder, selbst mit einer a1 kann jeder knipsen. Aber Fotografieren fängt jenseits des Knipsens an. Und weil ich hobbymäßig auch Musik mache: es ist wie ein Instrument zu spielen.
- Man bekommt ganz schnell einen Ton 'raus.
- Damit der Ton wenigstens ein bisschen schön klingt, muss man schon ein wenig üben.
- Man muss dennoch ganz schön lange üben, um das Instrument überhaupt in Grundzügen technisch zu beherrschen.
- Um jedoch nicht nur "Töne zu spielen", sondern richtig zu "musizieren", braucht es jahrelange Arbeit - und viele lernen es nicht einmal in ihrem Leben.
Beim Fotografieren ist es ähnlich:
- Auf den Knopf drücken geht ganz schnell.
- Um die technischen Zusammenhänge (Blende, Belichtungszeit etc.) zu verstehen und anwenden zu können, muss man sich aber schon ein bisschen Zeit nehmen.
- Um aber zumindest halbwegs ansehbare Bilder zu bekommen, muss man viel praktische Erfahrung im Umgang mit kompositorischen Regeln sammeln.
- Erst dann beginnt eigentlich die Arbeit an der "Superfotografie": die Entwicklung eines eigenen Stils und das Gespür für den "Moment", der das richtige Bild in sich trägt.
Und jetzt überlegen wir mal: was davon nehmen einen die modernen Kameras ab. Oder anders: was davon wird uns eine a1II oder eine a1III abnehmen? Richtig: nichts.
Denn die entscheidenden Entwicklungen sind in der Vergangenheit schon gemacht worden, irgendwo zwischen 2 und 3 der Liste. Früher mit den mechanischen Kameras reichte es nicht aus, die technischen Zusammenhänge wie Blende und Belichtungszeit zu kennen und zu verstehen, man musste sie selbst händisch anwenden (sprich einstellen). Das haben uns die modernen Kameras inzwischen recht weitgehend abgenommen (zumindest partiell). Insofern wird es bis dahin vielleicht leichter. Aber gerade deswegen wird alles, was danach kommt, um so schwerer. Ohne "Talent", wie Du es in Deinem Eingangsposting, ist das eigentlich schon fast nicht zu machen.