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Alt 15.05.2020, 18:25   #11
ddd
Moderator
 
 
Registriert seit: 15.01.2004
Ort: D-31311 Uetze
Beiträge: 4.107
moin,
von mir mal wieder was aus Sicht der testenden Labore. Die Zitate Eurer Beiträge habe ich beispielhaft gewählt.
Zitat:
Zitat von guenter_w Beitrag anzeigen
[...] Testkapazität [pro Woche] von 1.038.223, in KW 19 durchgeführt 382.154 Tests! [...]
damit können wir die Bevölkerung von DE in 80 Wochen einmal durchtesten ... wir wären etwa Ende 2021 einmal durch.

Zitat:
Zitat von hpike Beitrag anzeigen
Ich hab jetzt nicht alles gelesen, aber diese ganze Testerei muss ja auch irgendwie finanzierbar bleiben. Ich hab gestern im TV gehört, 70€ pro Test.
ich hatte es schon geschrieben, die GKV (Gesetzliche KrankenVersicherung in DE) zahlt für die PCR (Rachenabstrich, Erregernachweis) seit 01.02.2020 die GOZ (GebührenOrdnungsZiffer) 32816 zu 59€, zzgl. bestenfalls GOZ 40100 2,60€ Entnahmematerialpauschale pro Fall (1x/KalenderQuartal pro Patient) und Laborarzthonorar GOZ 12220 1,54€ = 63,14€, worst-case 59€+0€+0,11€ = 59,11€ (siehe EBM Laborarzt (pdf, 1,9MByte)). Das Labor erhält davon einen gekürzten Betrag von ca. 90%, der Rest sind Budgetbeschränkungen und Verwaltungskostenabschläge. Die Reagenzien allein kosten pro Test im Moment etwa 40€.
Wenn wir wie oben die 80 Mio Bürger durchtesten, kostet das ca. 5 Mrd € zzgl. der Kosten für die Probennahme für einen einmaligen Test pro Person.

Zitat:
Zitat von hajoko Beitrag anzeigen
Aber analog zu der Aussage von Chefboss, ein einzelner negativer PCR Test ist nur eine einzelne Momentaufnahme ohne Sicherheit für die Zukunft. Es bedarf der Breitentestung auf Antikörper. Es wurde hier von @ddd schon ein verfügbarer Test genannt. Ob der tauglich für Massenscreening wäre, weiß ich nicht. Aber ganz sicher braucht man für ein breites Screening Teste die auf großen Vollautomaten laufen. Vielleicht kommen die ja in naher Zukunft?
Mittlerweile ist ein 2. zertifizierter Test auf dem Markt, neben dem seit 01.04.2020 verfügbaren Euroimmun-SARS-CoV-2-IgG-Ak-Test, der Ak (Antikörper) gegen das Spike-Glykoprotein S nachweist, seit Anfang Mai ein ähnlicher Roche-Test, der Ak gegen das Nukleocapsidprotein N nachweist. Beide Test sind seit 08.05.2020 zulasten der GKV mit der GOZ 32641 (11,10€ ggfs. zzgl. s.o.) abrechenbar. Mit dem 2. Test besteht jetzt die Möglichkeit, fragwürdige Ergebnisse eines Tests mit dem jeweils anderen zu überprüfen. Einen echten Bestätigungstest (Westernblot o.ä.) gibt es nicht, wann solche verfügbar werden, ist unbekannt.
Der Euroimmun-Test läuft auf Mikrotiterplatte, kann manuell oder mit Automaten (zB. diesen, wir haben vier davon) abgearbeitet werden, der Durchsatz ist aber durch die Methodik begrenzt (96-well-Platten, Inkubationszeiten usw.). Der Roche-Test läuft auf vollautomatischen Analysestraßen, pro e801-Modul sind maximal 300 Analysen/Stunde machbar. Wir haben zwei Linien mit zusammen 3 e-Modulen, aber die sind natürlich bei Abwesenheit von Corona nicht arbeitslos. Maximal kann man 4 Module in eine Line stellen, und mehrere Linien mittels Verteilstraßen koppeln. Viel größere oder schnellere Anlagen für die Abarbeitung von immunologischen Tests gibt es auch von anderen Anbietern weltweit nicht.

Aber die Ak-Tests haben noch nicht die Sensitivität, die für Reihentests erforderlich ist. Dazu ist mindestens eine Sensitivität von 99,8% (zwei falsch negative pro 1000) bei nicht gar zu schlechter Selektivität (>95%, 50 falsch positive/1000) erforderlich, und ein Bestätigungstest mit einer hohen Spezifität, um die vielen falsch positiven auszusortieren. Zur Zeit liegen wir irgendwo bei gut 98% Sensitivität, d.h. ca. 15-20 falsch-negative/1000. Es dauert Jahre, um die Tests mittels Studien so weit zu optimieren, dass man damit Massentests sinnvoll durchführen kann.
Mit 80 Mio Personen wie oben und 99,8%Sens/95%Spez haben wir 160.000 falsch negativ getestete und 4 Mio falsch positiv, bei 99,9%Sens/99,5%Spez (ein irrealer Traumwert) entsprechend 80.000 falsch negativ und 400.000 falsch positiv.

Zur Zeit ist es nicht sinnvoll, Personen auf Ak zu testen, die keine Symptome, keinen Kontakt und keine erhöhte Infektionswahrscheinlichkeit haben/hatten.

Dazu kommt noch, dass nicht sicher ist, ob die festgestellten Ak-Spiegel mehr als "zurückliegende Infektion möglich/wahrscheinlich" aussagen. Gegen lange umlaufende minderpathogene Coronaviren bildet sich auch nach Serokonversion keine stabile oder länger anhaltende Immunität aus, wie es sich mit SARS-Cov-2 verhält ist unklar. Es gibt viele andere pathogene Erreger, gegen die keine Immunität besteht, obwohl IgG-Ak nachweisbar sind. Was daraus für die Wirksamkeit einer Impfung folgt mag jeder selbst überdenken.

Zu den Themen CoronaAPP und Meldewesen (für Interessierte: Projektname DEMIS) schreibe ich auf Wunsch später was, wir (die IT der Labore) müssen das schließlich mit umsetzen.

-thomas


ps (Guido, nicht persönlich nehmen, Deine Wahrnehmung teilen sehr viele):
Zitat:
Zitat von hpike Beitrag anzeigen
Das die Kassen verdonnert werden sollen, finde ich gut und längst überfällig. Jedes Jahr sind die am jammern und fordern Erhöhung des KK Beiträge und am Ende des Jahres, haben sie wieder massenhaft Überschüsse. Die letzte Zahl die ich im Gedächtnis habe, von vor 2 oder 3 Jahren, lag bei 26 Milliarden Euro auf der hohen Kante.[...]
nur so als Hinweis: 2019 hat die GKV 250 Mrd. € eingenommen und 252 Mrd. € ausgegeben. Eine Rücklage von 26 Mrd. € reicht also zur Deckung der Kosten von genau 37 Tagen = gut 5 Wochen. Diese Kosten lassen sich nicht reduzieren ohne Leistungseinschränkung.
Wenn die GKV ein vom Lockdown betroffenes privates Großunternehmen wäre, würde sie wohl keine Staatshilfen erhalten, da ja das Unternehmen mangels ausreichender Rücklagen bereits vor der Krise akut insolvenzgefährdet war, da die GKV keine Vermögenswerte wie Patente, Produktionsanlagen, Immobilien usw. besitzt.
__________________
gruesze, thomas -das Leben ist zu kurz, um sich über kostengünstige, mittelmäßige Objektive zu ärgern- ... ich moderiere nicht, ich bin hier nur der Hausmeister.
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