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Startseite » Forenübersicht » Treffpunkt » Café d`Image » Photographie heute - Quantität statt Qualität?
 
 
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Alt 26.10.2009, 11:48   #1
Roland_Deschain
 
 
Registriert seit: 08.02.2006
Ort: Leipzig
Beiträge: 3.368
Photographie heute - Quantität statt Qualität?

Hallo zusammen,

ich verdiene mir seit einiger Zeit ein wenig Taschengeld für das liebste Hobby, indem ich für ein Fotostudio Bilder bei Hochzeiten mache.
Dieses Studio arbeitet dabei nach der Devise "wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, geht der Prophet zum Berg", es ist also am Standesamt fest als Hausfotograf und bietet den Leuten da vor Ort an, sich von einem Profi* fotografieren zu lassen. Das kostet erstmal nichts, die Leute zahlen dann später nur die Bilder die sie haben wollen.

Soviel zur Einleitung.

Das lief anfangs wirklich gut und hat sehr viel Spass gemacht. Im Grunde hat fast jeder, der nicht schon vorab einen Profi bestellt hatte (was ja leider nur noch äußerst wenige tun) mich dabei haben wollen, eben auch, weil es ja nichts kostet.
Und die Bilder haben sich hinterher natürlich auch entsprechend gut verkauft, weil es eben doch ein Unterschied ist, wenn jemand dabei ist, der sich damit auskennt.

In Laufe dieses Jahres hat sich das Blatt aber doch zunehmend gewendet. Immer weniger Leute halten es für nötig, einen Profi dazuzunehmen, weil ja so viele Gäste ihr Fotohandy oder die Kompakte dabei haben und auch Fotos machen.
Noch schlimmer ist es, wenn sich die Leute eine DSLR geleistet haben, die haben dann ja direkt das komplette Fachwissen mitgekauft. Und damit meine ich jetzt nicht die Hobbyfotografen, wie sie hier zuhauf im Forum sind (und zu denen ich mich im Allgemeinen auch zähle), die sich mit der Materie auskennen und mit Herz und Kopf bei der Sache sind, sondern die große Masse der DSLR-Käufer, die sich so ein Teil im Mediamarkt kaufen, weil der Verkäufer gesagt hat, dass es toll ist und dann während der Trauung versuchen herauszufinden, wie man den internen Blitz aufklappt (und das beschreibt, wenn auch verallgemeinert, leider wirklich den Großteil der Leute, die ich mit DSLR bei den Trauungen sehe.

Deswegen frage ich mich jetzt, ob heutzutage, wo wirklich jeder ein Fotohandy, eine Kompakte oder eine DSLR hat, die Sicht der Photographie eine völlig andere ist?
Die (teurere) Kamera macht das (bessere) Bild, nicht der Photograph?
Erfahrung im Umgang mit der Kamera und der Situation sind nichts wert gegen eine Horde von Handyknipsen?

Dass die Leute am Ende das bessere Bild erkennen, weiß ich allerdings auch aus Erfahrung. Denn gerade bei Trauungen, wo auch viele Knipser dabei waren, verkaufen sich unsere Bilder besonders gut. Weil die Leute dann eben doch den Unterschied erkennen.

Wobei ich mir da auch schon oft genug im Freundeskreis (unter anderem auch bei Hochzeiten von Freunden) anhören konnte, dass meine Bilder ja so toll wären, weil ich ja auch eine so teure Kamera hätte. Bei solchen Aussagen könnte ich echt platzen!

Das Problem liegt also weniger darin, dass die breite Masse ein gutes Bild nicht von einem schlechten unterscheiden kann, sondern eher darin, was die Leute glauben, wie ein gutes Bild zustande kommt. Ich würde vermuten, wenn man eine Umfrage bezüglich der Voraussetzungen für ein gutes Bild macht, würden da an erster Stelle die Megapixel und der Preis der Kamera stehen.

Das finde ich eine äußerst traurige Entwicklung. Und das nicht nur, weil es mir den Spass an einem bisher äußerst attraktiven Nebenjob versaut. Es dreht sich mir auch regelmäßig der Magen um, wenn ich wieder so einen Spruch a la "Onkel Franz hat sich gerade eine tolle Kamera gekauft, da brauchen wir Sie nicht" gedrückt bekommen habe und mir dann ansehe, was Onkel Franz da veranstaltet und ich genau weiß, was da am Ende für ein Mist auf der Speicherkarte ist.

Das geht mir echt nicht in den Kopf, da geben die Leute ein Heidengeld für Kleidung, speziellen Trauort, Hochzeitskutsche und was weiß ich nicht alles aus und sind dann zu knauserig für einen Photographen und selbst wenn jemand völlig unverbindlich die Dienste eines Profis anbietet halten sie das nicht für nötig.
Glauben die denn wirklich, dass es keinen Unterschied gibt zwischen einem Onkel Franz mit seiner neuen Kompaktknipse und den Ergebnissen eines Profis?
Reicht es aus, möglichst viele Bilder einer Hochzeit zu haben anstatt auch ein paar ausgewählten Aufnahmen, die einfach gelungen sind?
Quantität statt Qualität also?

Ich kenne ja auch die Bilder, die von ausgelegten Einmalkameras stammen, die sind teilweise auch sehr geil und absolut unbezahlbar. Aber nichtsdestotrotz würde ich mir doch die Sicherheit wünschen, dass auch jemand da ist, der sich mit sowas auskennt.


Mich würde jedenfalls interessieren, ob ihr da ähnliche Erfahrungen gemacht habt. Nicht unbedingt bei Hochzeiten, das ist nur das Metier, wo ich diese Einstellung der breiten Masse zur Photographie am ehesten mitbekomme.
Eure Erfahrungen können da ja ganz anders sein und in ganz anderen Bereichen liegen. Also ganz allgemein eure Erlebnisse bezüglich der Einstellung von, wenn man so will, Fotomuggels dazu, wie es wohl zu einem guten Bild kommt.
Sei es der Nachbar Kurt, der mal wieder nervt, weil er irgendwo gelesen hat, das Kamera XY weniger rauscht und deswegen alles andere jetzt Schrott ist oder die Ehefrau, die überhaupt kein Verständnis dafür hat, dass jemand für ein geiles Bild von einem Reh im Morgenlicht stundenlang im Tarnzelt sitzt, wo man Rehe doch auch Mittags schnell im Gehege fotografieren kann, was weiß ich.
Oder Geschichten der hier vertretenen Profis mit ihren Erfahrungen. Für die ist das ja letzten Endes doppelt bitter, weil sie einerseits wahrscheinlich auch seltener zur Hochzeit bestellt werden, andererseits dann so Nebeneinsteiger wie ich in ihren Geschäftszweig drängen. Wobei wir ja eigentlich nur die Leute abgrasen, die von vorneherein keinen Profi bestellt haben, also nicht wirklich was wegnehmen.
Andererseits können die bestimmt auch die positive Seite beschreiben, denn wenn Leute vorab zu einem Profi gehen, um ihn für ihre Hochzeit zu ordern, zeigt das ja, dass sie durchaus Wert auf die Qualität legen.
Deswegen gerne natürlich auch positive Geschichten, die zeigen, dass "da draußen" durchaus noch Leute sind, die wissen, das die Kamera alleine das Bild nicht macht

Viele Grüße,
Roland


* ich habe natürlich keine Fotografenausbildung aber ich hoffe, die echten Profis hier mögen es mir verzeihen, wenn ich mich aufgrund des Kurses, den ich bei dem Studio gemacht habe und aufgrund der Erfahrung in dem Bereich der Einfachheit halber als Profi bezeichne
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