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Startseite » Forenübersicht » Kamera und Technik » Objektive » Sonstige Objektive » Zeiss Otus 85/1.4: Mein erster Eindruck
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Alt 22.09.2014, 23:29   #1
Anaxaboras
Chefkoch
 
 
Registriert seit: 11.02.2005
Ort: Starnberg
Beiträge: 13.621
Zeiss Otus 85/1.4: Mein erster Eindruck

Auf der Photokina hatte ich eine knappe halbe Stunde Zeit, das neue Zeiss Outs 85/1.4 an einer Nikon D800 auszuprobieren. Da sich das Objektiv gut auch an die A7-Familie (bzw. alle E-Mount-Kameras) adaptieren lässt, hier einmal ein paar Eindrücke von mir.

Zeiss hatte eigens für die kleine Pressvorführung ein Model gebucht und zudem etwas Dauerlicht installiert. Das war's aber auch schon, passende Hintergründe etc. gab's nicht. Ich habe dann das Model einmal so postiert, dass die Hallenlampen im Hintergrund waren. Diese Untersicht ist sicherlich nicht von Vorteil für das Portrait, sagt aber einiges über die Leistungsfähigkeit des Objektivs aus:

Bild in der Galerie
Beispielbild mit Zeiss Otus 85/1.4 bei F/1.8

Die Otus-Reihe hat Zeiss nach eigenen Angaben entwickelt, um Fotografen mit einer hochauflösenden Kleinbildkamera eine Alternative zum Mittelformat zu bieten. Insofern relativiert es sich etwas, dass die Otus-Objektive keinen Autofokus bieten, der ist beim Mittelformat immer noch eher eine Ausnahme.

Für mich war es eine echte Herausforderung, manuell zu fokussieren – F/1.4 habe ich gleich gar nicht probiert. Wenn man sich die Zeit nimmt (und das Model entsprechend geduldig ist), geht es aber. Die Nikon-Version des Otus ist elektronisch voll-kompatibel und überträgt neben dem gewählten Blendenwert auch ein AF-Confirm-Signal. Dennoch waren rund 40 % meiner Aufnahmen nicht korrekt fokussiert - nunja, mit etwas Übung lässt sich das sicherlich steigern.

Die optische Leistung ist m. E. wirklich über jeden Zweifel erhaben. Laterale chromatische Aberrationen sind dem Objektiv völlig fremd, longitudinale chromatische Aberrationen ("Bokeh-CAs") sind in meinem Beispielfoto allerdings schwach sichtbar. Nicht vermeiden lässt sich zudem, dass in Natura runde Lichtquellen hinter der Fokusebene eher oval abgebildet werden, je weiter sie vom Bildzentrum entfernt sind. Der Technische Produktmanager von Zeiss hat mir zu diesem "Cateye-Effekt" eine sehr detaillierte Erklärung geliefert, die ich allerdings wenig verstanden habe.

Mein Fazit: Sieht man einmal von der formidablen Schärfe und den wahnsinnigen Kontrasten des Otus 85/1.4 ab, lassen sich ähnlich gute Ergebnisse auch mit etwas weniger aufwändig konstruierten Objektiven erzielen. CAs korrigiert beispielsweise Lightroom inzwischen sehr gut, Verzeichnung spielt bei modernen 85er keine Rolle. Anderseits ist das Otus 85/1.4 ein faszinierendes Stück Technik, das eher "traditionell" eingestellten Fotografen mit dem nötigen Kleingeld im Portemonnaie praktisch jeden Wunsch erfüllt.

Mir würde es allerdings schon mehr als reichen, wenn Zeiss/Sony bald ein FE 85/1.8 analog zum FE 55/1.8 bringen würden.

LG
Martin

Geändert von Anaxaboras (23.09.2014 um 20:11 Uhr)
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Alt 23.09.2014, 04:53   #2
Joshi_H
 
 
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Beiträge: 4.991
Danke Martin, Deinem Wunsch nach einem FE 85F1.8 schließe ich mich an!
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Alt 23.09.2014, 05:35   #3
TONI_B
 
 
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Beiträge: 12.281
Zitat:
Zitat von Anaxaboras Beitrag anzeigen
Nicht vermeiden lässt sich zudem, dass in Natura runde Lichtquellen hinter der Fokusebene eher oval abgebildet werden, je weiter sie vom Bildzentrum entfernt sind. Der Technische Produktmanager von Zeiss hat mir zu diesem "Cateye-Effekt" eine sehr detaillierte Erklärung geliefert, die ich allerdings wenig verstanden habe...
Hier gibt es eine mMn verständliche Erklärung, warum sich dieser Effekt (kaum) vermeiden lässt. Man müsste das Linsensystem vom Durchmesser her extrem überdimensionieren, damit dieser cateye-Effekt geringer wird. Ganz vermeiden lässt er sich gar nicht. Genau so wie die "natürliche Vignettierung (=cos hoch 4 Gesetz)", die auch damit zusammen hängt.

Vorstellen kann man sich den cateye-Effekt am besten, wenn man ein WC-Papier-Rolle nimmt und durch schaut: schaut man gerade durch, sieht man eine kreisrunde Öffnung. Blickt man schräg durch, entstehen diese cateyes. Genau so passiert es bei einem Objektiv.
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TONI_B ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.09.2014, 05:48   #4
amateur
 
 
Registriert seit: 01.10.2005
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Beiträge: 7.694
Zitat:
Zitat von Anaxaboras Beitrag anzeigen
Mir würde es allerdings schon mehr als reichen, wenn Zeiss/Sony bald ein FE 85/1.8 analog zum FE 55/1.8 bringen würden.
Genauso. Und dann entsprechend handlich und leicht. Am alten Minolta MD 85 f2 sieht man, dass das gut geht.

Stephan
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Alt 23.09.2014, 07:00   #5
matti62
 
 
Registriert seit: 24.10.2012
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Beiträge: 5.614
Zitat:
Zitat von Anaxaboras Beitrag anzeigen
...

Für mich war es eine echte Herausforderung, manuell zu fokussieren – F/1.4 habe ich gleich gar nicht probiert. Wenn man sich die Zeit nimmt (und das Model entsprechend geduldig ist), geht es aber.
...
Mir würde es allerdings schon mehr als reichen, wenn Zeiss/Sony bald ein FE 85/1.8 analog zum FE 55/1.8 bringen würden.

LG
Martin
Ich habe es mit der a6000 und dem Metabone Adapter F/1.4 probiert. In der kurzen Zeit ist es mir auf die Distanz gelungen (leider kein Model). Auf die Nähe nicht.

Was das FE 85/1.8 angeht, gehe ich mit, auch wenn ich nur die a6000 habe.
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Alt 23.09.2014, 07:30   #6
cdan
abgemeldet
 
 
Registriert seit: 18.01.2008
Ort: Berlin
Beiträge: 12.942
Manuell bei Blende 1.4 an einer Nikon oder Canon zu arbeiten ist eine wirkliche Herausforderung und erfordert viel Übung vom Fotografen, egal ob Otus oder anderes Objektiv. Das macht man nicht mal so nebenbei. An einer A7R ist das jedoch deutlich einfacher und die Ausschussrate verringert sich; kommt dann noch etwas Übung hinzu, macht es richtig Spaß und die Arbeit geht sehr gut von der Hand.

Die meisten Fotografen werden jedoch die Schärfeleistung und Qualität eines Otus in ihren Ausdrucken nie wieder finden. Dazu gibt es ja extra die 100% Ansicht in Photoshop. Was man hingegen sieht sind die klaren Farben und Kontraste, wie auch das Bokeh, wenn richtig eingesetzt. Die Katzenaugen im Bokeh fallen noch recht harmonisch aus. Viele neue lichtstarke Optiken gehen da wesentlich brutaler ans Werk.

Immer wieder wird über den Preis der Otus Objektive gesprochen, geschrieben. Ich finde ihn angesichts der Qualität sehr moderat. Wenn ich da den Preis für ein SAL-8514z betrachte, eine wirkliche CA-Gurke, dann ist das beim Otus schon o.k.
Fotografen, die zu einem Otus greifen, werden das Geld sicher schnell wieder raus haben, denn durch die hohe optische Qualität bei Offenblende spart man bei der Bearbeitungszeit der Bilder. Das wird immer wieder vergessen, denn in das Bildmaterial mäßiger Optiken muss mehr Zeit investiert werden.
Dazu kommt, dass beide Otus Objektive einen einheitlichen Look haben, was zu ausgewogenem Bildmaterial führt; das gilt übrigens für nahezu alle Zeiss Objektive beim ZE, ZF.2 Mount, den Loxia und Touit Objektiven. Lediglich bei den ZMs gibt es bisweilen deutlichere Abweichungen. Verschiedene Sony, bzw. auch Minolta Objektive haben dagegen einen mitunter sehr unterschiedlichen Look. Fotografiert man mit ihnen beispielsweise eine Hochzeit, hat dabei viele Objektivwechsel, dann erhält man auch unterschiedliches Bildmaterial. Mal sind die Farben warm, mal eher kühl, oder die Kontraste variieren.

Dieser Aspekt des einheitlichen Looks wird leider immer wieder übersehen, bzw. nicht beachtet. Wer in einem Shooting viele Objektivwechsel macht kennt das Problem, auch wenn es vielen nicht wirklich bewusst ist. Eine einheitliche Objektivreihe bringt also einen wirklichen Kostenvorteil!

Wer in der nächsten Woche zum Alpha Festival kommt, kann das mit beiden Otus Objektiven gern einmal in meinem Workshop ausprobieren.

Der Wunsch nach einer guten Portraitbrennweite ist Zeiss bekannt. Ich sage in der Camera Lens Devision von Zeiss immer wieder, dass ein Weitwinkel zwischen 18 und 21mm, wie auch ein moderates 85er sehnlichst erwartet wird und wer das zu erst bringt, der macht auch das Rennen. Allerdings dauert die Neuentwicklung bei einem Weitwinkel deutlich länger als die Modifikation eines 35er und 50er Objektivs. Das muss jedem Fotografen klar sein. Und bitte nicht vergessen, die A7 wurde auch erst kürzlich, am 16. Oktober 2013, von Sony vorgestellt. Die personellen Ressourcen für die Entwicklung neuer Objektive sind auch bei Zeiss endlich und die potenziellen Kunden im E-Mount System "noch" überschaubar.
__________________
dandyk.de
cdan ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.09.2014, 08:50   #7
awdor
 
 
Registriert seit: 22.07.2011
Beiträge: 1.091
Eine sehr umfassende und interessante Darstellung aus der Sicht eines Berufsfotografen.
Da machen die neuen Zeiss-Reihen dann auch wirklich Sinn.
Nur dachte ich, wenn ich mir den Thread-Titel ansah, dass Zeiss schon wieder eine neue Reihe hat. OK, wir wissen es ja .....

Grüsse
Horst
awdor ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.09.2014, 09:18   #8
matti62
 
 
Registriert seit: 24.10.2012
Ort: D
Beiträge: 5.614
Zitat:
Zitat von cdan Beitrag anzeigen
Manuell bei Blende 1.4 an einer Nikon oder Canon zu arbeiten ist eine wirkliche Herausforderung und erfordert viel Übung vom Fotografen, egal ob Otus oder anderes Objektiv. Das macht man nicht mal so nebenbei.
Ja da gebe ich Dir vollkommen recht. Ich müsste das als NICHT-Fotograf erst erlernen. Das viel mir auch sehr deutlich auf, als ich das Mitakon 50 / 0.95 testete. Ich brauchte zig Anläufe, bis es bei 0.95 klappte. Das ging, weil keiner am Stand war Und dann der Schärfebereich an meiner a6000: minimal. Aber ein wunderschönes Bild meines Sohnes. Jedoch sicherlich nicht annähernd zu vergleichen mit dem Otus.
__________________
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matti62 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.09.2014, 14:55   #9
turboengine
 
 
Registriert seit: 30.01.2006
Ort: Schaue auf Zürich
Beiträge: 9.271
Wie das Otus die Lichter zeichnet, wie die Konturen im Gegenlicht wiedergegeben werden und der Kontrast - beeindruckend. In der Biersprache wäre das ein "Jahrhundertsud".


Zitat:
Zitat von cdan Beitrag anzeigen
Manuell bei Blende 1.4 an einer Nikon oder Canon zu arbeiten ist eine wirkliche Herausforderung und erfordert viel Übung vom Fotografen, egal ob Otus oder anderes Objektiv. Das macht man nicht mal so nebenbei.
Ich habe mich mit dem 55er Otus an der D800 ziemlich gequält. MF erfordert hier entweder überirdische Erfahrung, Glück oder eine modifizierte Einstellscheibe die aber negative Auswirkung auf die Verlässlichkeit der Belichtungsmessung mit sich bringt und den Sucher abdunkelt. Ich habe trotz grosser Begeisterung für das Otus dann doch lieber in das Sigma 1.4/50 investiert. Der AF ist schnell und sicher genug um die Blende 1.4 auf in der belebten Natur einsetzen zu können. Das Sigma ist - wen wundert's - bei Offenblende nicht ganz zu randscharf wie das Otus. Meine persönliche Schallmauer für's manuelle Scharfstellen von hochlichtstarken Objektiven auf bewegliche Objekte st mein Voigtländer 1.2/35.

Für Produktfotos oder professionelle Modefotografie sind die Otus sicher eine Klasse für sich und werden da sicher gut abräumen.

Fragt sich, welches das dritte Mitglied der Otus-Familie wird? 1.4/35? oder gar ein 1.4/24? Das wäre extrem cool, aber auch extrem teuer.
__________________
Viele Grüße, Klaus

Geändert von turboengine (23.09.2014 um 14:58 Uhr)
turboengine ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.09.2014, 15:27   #10
aidualk
 
 
Registriert seit: 17.12.2007
Ort: Rhein-Main
Beiträge: 21.328
Fast schon ein wenig paradox
Für das System, das zur Zeit am Besten zum manuellen Fokussieren geeignet ist (Sony A- und E-Mount), wird die Otus Reihe nicht angeboten.
aidualk ist offline   Mit Zitat antworten
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