08.04.2020, 08:02
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Heute Morgen in T-Online vom Redakteur Florian Harms, ich finde, das sollten möglichst viele lesen
Zitat:
Deutschland ist eine alternde Gesellschaft. Schon 20 Millionen der knapp 83 Millionen Bundesbürger haben mehr als 65 Jahre auf dem Buckel, und täglich werden es mehr. Mit zunehmendem Alter sind viele Senioren auf Hilfe angewiesen – durch den mobilen Pflegedienst daheim, in Altersheimen oder Krankenhäusern. Diese Helfer und vor allem Helferinnen kommen zu einem großen Teil aus dem Ausland: zum Beispiel Altenpflegerinnen aus Osteuropa, Krankenschwestern aus Österreich, private Haushälterinnen und Putzhilfen vom Balkan, aus Spanien oder der Türkei. Doch angesichts der Corona-Krise kehren immer mehr von diesen Helfern in ihre Herkunftsländer zurück. "Flucht der Pflegekräfte" titelte vor wenigen Tagen die "Süddeutsche Zeitung" und kam zu dem Schluss: "In ganz Europa gefährdet die Pandemie die Versorgung alter Menschen zu Hause, weil Pflegekräfte nicht mehr zu ihnen können – oder das jeweilige Land fluchtartig verlassen haben Richtung Heimat." Nimmt man an, dass zu normalen Zeiten mindestens 300.000 Polinnen in deutschen Krankenhäusern, Altenheimen und Haushalten arbeiten, erkennt man die enorme Dimension des Problems. Wir verlieren nicht unsere Bewacher. Aber wir verlieren unsere Helfer.
Sie ahnen, woraus ich hinaus will: Wir sollten die Corona-Krise nicht nur still erdulden. Wir sollten sie zum Anlass nehmen, unser profitorientiertes Gesundheitssystem zu hinterfragen – und vor allem den sozialen Status, den wir als Bürger, Unternehmer oder Politiker den Zigtausenden Pflegekräften und Haushaltshilfen in Deutschland zubilligen. Die meisten von ihnen sind in einem unverschämten Maße unterbezahlt, überbeansprucht, überlastet. Ausbeutung ist kein zu großes Wort dafür. Das muss sich ändern, und 500 Euro extra von Herrn Söder reichen dafür nicht. Diese Menschen sind nicht weniger systemrelevant als Banken, Autofirmen oder andere mit Steuermilliarden gepäppelte Unternehmen. Wenn das Corona-Schlamassel dazu führt, dass wir alle das einsehen und den Missstand in der Pflege nachhaltig beheben, dann könnte diese Krise am Ende sogar doch noch etwas Positives bewirken.
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Quelle T-Online, Redakteur Florian Harms
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