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Startseite » Forenübersicht » Treffpunkt » Café d`Image » VF lichtstärker als APS-C? Es ist wohl doch komplizierter....
 
 
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Alt 01.04.2023, 16:44   #11
DerGoettinger

Themenersteller
 
 
Registriert seit: 02.04.2019
Ort: Lübeck
Beiträge: 1.207
Vorab: ja, das YT-Video ist von der Aufmachung her grausam, und dem Youtuber ist auch nur sehr schwer zu folgen. Das macht es kompliziert.

Ich empfehle dringens, sich eher den Artikel von Mark Wieczorek unter https://medium.com/ice-cream-geometr...y-5ae3851b9986 durchzulesen.

Zitat:
Zitat von embe Beitrag anzeigen
Der Denkansatz ist irreführend, weil er die Schärfentiefe als allein zu vergleichende Massstab definiert, und dann aus einem darauf zugeschnittenen Versuchsaufbau eine allgemeine Aussage zu ganz anderen Größen ableitet, die so allgemein halt nicht stimmt.
Nein, die Schärfentiefe ist nicht der allein zu vergleichende Maßstab. Die Schärfentiefe wird zu Bildwinkel, Blendenwert, Belichtungszeit und ISO-Wert mit hinzugenommen.

Um mal auf das zitierte ZEISS-Dokument einzugehen. Dort heißt es auf Seite 3:
Zitat:
Schärfentiefe beruht auf erlaubter Unschärfe und damit ganz wesentlich auf willkürlicher Festlegung. Es ist aber keineswegs so, dass die Bildschärfe innerhalb einer bestimmten Raumtiefe wirklich konstant ist und dann davor und dahinter aufhört. Schärfe ändert sich immer kontinuierlich mit der Objektentfernung.
Das ist richtig. Und gerade deswegen möchte ich noch mal auf den Versuchsaufbau in dem YT-Video verweisen.
  1. Der Youtuber verwendet ein Zoom, das er auf einem Stativ fixiert hat. Damit fällt das Argument "Schärfe ändert sich immer kontinuierlich mit der Objektentfernung." ja weg, denn die Entfernung zwischen Sensor und Objekt ist in allen Fällen immer identisch
  2. Der Youtuber "misst" ja nicht den "tatsächlichen Schärfebereich" (der ja entlang der Objektivachse gemessen werden müsste und an seinen Enden ja auch irgendwie "ausfranst"), sondern nimmt die Größe der Bokeh-Bubbles als hilfweisen, aber sehr gut vergleichbaren Maßstab.

Zitat:
Zitat von embe Beitrag anzeigen
Aber wie sagt der Mensch im Video doch:
bei 8:58 '... weil Vollformat ist im Endeffekt aber doch wieder lichtstärker...'
und bei 10:11 '.. ein Vollformatsensor ist erstmal lichtstärker als ein APS-C-Sensor, bei gleicher Megapixel-Anzahl, allerdings kommt beim Vollformatsensor nur halb so viel Licht an...'
An der Stelle bin ich auch geistig ausgestiegen, weil er schlampig mit den Begriffen arbeitet. Ich hab lange gebraucht um zu verstehen, was er genau meint, und hab es auch erst verstanden, nachdem ich den englischen Artikel herangezogen habe, den ich wirklich dringend zu lesen empfehle! Er ist besser als das Video!

O.k., ich will es kurz machen: An welchem Punkt bin ich jetzt, auch unter Berücksichtigung Eurer Gegenargumente?

Sind Vollformat-Sensoren "lichstärker" als APS-C-Sensoren?
Kurzfassung: Nein. Vollformat-Sensoren haben zwar ein besseres Rauschverhalten, aber ein schlechteres Lichtmenge-Fläche-Verhältnis. Beides hebt sich gegeneinander auf, so dass im Ergebnis Vollformat- und APS-C-Sensoren gleich "lichtstark" sind.

Langfassung: Zwar kann man bei identischen ISO-Werten bei Vollformat-Sensoren ein geringeres Rauschen messen (der Sensor ist also "scheinbar lichtstärker"), aber dieser (scheinbare) Vorteil entspricht genau dem schlechteren "Lichtmenge-Fläche-Verhältnis" (die gleiche Menge Licht fällt auf eine größere Fläche, wodurch die ausgeleuchtete Fläche im Vergleich dunkler ist). Da für die im Vergleich zu APS-C nur halb so stark ausgeleuchtete Fläche muss zum Ausgleich der ISO-Wert verdoppelt werden, heben sich beide Effekte im Ergebnis gegeneinander, da das Rauschverhalten eines APS-C-Sensors bei ISO X dem eines Vollformat-Sensors bei ISO 2*X entspricht.

Wenn also In der Praxis also nicht der identische ISO-Wert verglichen werden kann, sondern im Verhältnis APS-C zu VF beim Vollformat-Sensor der doppelte ISO-Wert herangezogen werden muss (bzw. im Verhältnis MFT zu VF der vierfache ISO-Wert), sind alle drei Sensoren hinsichtlich ihrer "tatsächlichen Lichtstärke" nahezu identisch.

Wann ist also Vollformat im Vorteil?
Zwei Dinge fallen mir da besonders ein:
  1. Wenn es um "Freistellung" geht
    Wir hatten weiter oben schon mal festgestellt, dass ein 50mm/f1.2 für Vollformat allgemein erhältlich ist, dass wir aber auf ein äquivalentes 33mm/f0.8 für APS-C noch seeeeehr lange werden warten müssen. Umgekehrt entspräche das allseitsbekannte Sigma 30mm/f1.4 eigentlich einem 45mm/f2.1 für Vollformat. Ist Freistellung wichtig, muss der Griff zum Vollformat erfolgen.
  2. In besonders hellen Situationen
    Das scheint überraschend, aber aus dem lange hergeleiteten Ergebnis eigentlich nur logisch. In hellen Lichtsituationen besteht häufig die Notwendigkeit, eine kurze Belichtungszeit mit einem geringen ISO-Wert zu kombinieren. Nehmen wir einmal an, dass ein Motiv mit einer Belichtungszeit von 1/100 Sek. fotografiert werden soll, und von dieser Belichtungszeit kann auch nicht abgewichen werden. Hierfür steht uns zwei ansonsten identische Kameras mit APS-C- bzw. VF-Sensor zur Verfügung. Und nehmen wir zudem an, dass an beiden Kameras der kleinste ISO-Wert bei 100 liegt. Was passiert, wenn jetzt "zu viel Licht im Spiel" ist? An der APS-C-Kamera habe ich keine Möglichkeit mehr, dieses zu kompensieren, da ich nach Vorgabe weder die Belichtungszeit (z. B. auf 1/200 Sek.) noch den ISO-Wert (z. B. auf ISO 50) senken kann. An der Vollformat-Kamera hingegen steht mir ISO 100 noch zur Verfügung.
Und um noch mal auf mein Eingangsosting einzugehen:
Ja, die Behauptung, VF sei lichtstärker als APS-C, ist zumindest so nicht mehr in Gänze haltbar. Hinsichtlich der "Lichtstärke" sind die Unterschiede zwischen den Sensoren marginal, die besonderen Stärken und Vorteile der unterschiedlichen Sensorgrößen liegen woanders.

Und ja, die Sache mit der "Lichtstärke" von Vollformat und APS-C ist definitiv kompliziert. Rauschverhalten ist nicht identisch mit Lichtstärke, und es reicht auch nicht, nur auf die absolute Lichtmenge zu schauen, die auf "den Sensor" fällt, sondern man muss den Sensor auch als "auszuleuchtende Fläche" sehen: je größer die Fläche wird, die ausgeleuchtet werden muss, desto dunkler wird die Fläche insgesamt ausgeleuchtet, wenn die Lichtmenge selbst gleich bleibt.
__________________
"Die ersten 10.000 Bilder sind die schlechtesten" - wahlweise Henri-Cartier Bresson, Jackson Pollock oder Helmut Newton zugeschrieben
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