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Alt 24.04.2007, 17:49   #1
Roland_Deschain
 
 
Registriert seit: 08.02.2006
Ort: Leipzig
Beiträge: 3.368
Sony 135 F2.8 [T4.5] STF

Hallo zusammen,

es ist jetzt schon ein paar Tage her, dass mich der Wahnsinn gepackt hat und ich mir ein mordsteures, Objektiv, dessen Potential ich mit meiner Fotografie überhaupt nicht ausreizen kann und das an einer DSLR voller Tücken steckt angeschafft habe.

Zeit für ein Resumée also. Und da es langweilig ist, das im Selbstgespräch zu machen, lasse ich euch daran teilhaben.

Hier also mein Erfahrungsbericht zum

Sony 135mm F2.8 [T4.5] STF

Ich weiß gar nicht mehr, wann es war, als ich das erste Mal etwas von diesem Objektiv gehört habe. Ich weiß nur, dass ich mir daraufhin die Berichte bei Dyxum zum Minolta STF und dem Nachfolger von Sony angeschaut habe, ebenso wie die dort angegebenen und äußerst informativen Folgelinks.

Die Bilder dort waren schon beeindruckend, gerade der Vergleich mit anderen Objektiven im Dyxum-Bericht zeigten deutlich die Qualitäten des STF auf.

Aber was ist das eigentlich, dieses STF? STF steht für Smooth Transition Focus und dies bedeutet, dass das Objektiv in der Lage ist, ein außerordentlich weiches Bokeh zu erzeugen. Der Verlauf in der Unschärfe ist einfach wesentlich homogener als bei "normalen" Objektiven. Dabei wird die Schärfe des Hauptmotivs nicht beeinflußt.

Außerdem verfügt das Objektiv über zwei Blenden, eine normale Springblende, die über die Kamera gesteuert wird und einen manuellen Blendenring, der eine sehr runde Blende erzeugt und den Bereich von T4.5 bis T6.7 abdeckt (dazu später noch ein Wort).



Es kommt aber immer nur eine Blende zum Einsatz, der Effekt wird nicht, wie manchmal mißverständlich angenommen, durch die parallele Nutzung der beiden Blenden erzeugt. Vielmehr geht der Effekt auf eine spezielle Linse zurück, die hinter der Blende sitzt und sich als gradueller Graufilter umschreiben lässt, der nach außen dicker wird.

Dieser Graufilter ist auch für die relative Lichtschwäche des Objektivs verantwortlich. Die Freistellung des Objektivs entspricht bei Offenblende dem eines vergleichbaren Objektivs bei F2.8, durch den Lichtverlust durch die Speziallinse beträgt die Lichtstärke, mit der man arbeitet allerdings nur 4.5, dies wird durch die T-Werte am Blendenrings ausgedrückt.

Ebenfalls durch diese Speziallinse bedingt lässt sich das Objektiv nur manuell fokussieren. Die Erklärung dafür ist mir ehrlich gesagt noch etwas schleierhaft, da auch Suppenzooms mit F6.3 noch AF haben, aber es ist nunmal so.

Das soll zur Technik von meiner Seite reichen, wer mehr Infos wünscht wird bei Dyxum und den dort verlinkten Seiten bestens bedient.

Also zurück zu meinen Eindrücken. Nachdem ich also von den Online-Berichten schon einigermaßen angefixt war, wollte ich das Teil unbedingt mal auprobieren. Ein Fehler. Ich hätte nämlich nicht gedacht, dass mich ein manuelles Objektiv mit einer an einer Crop-DSLR so unpraktischen Brennweite derart begeistern würde.
Also bin ich bei Gelegenheit mal bei Foto-Gregor vorbei und die hatten sogar eins da. Erster Eindruck war super, toll verarbeitet, angenehmes Gewicht. Ein paar Bilder gemacht und dann mit dem Gedanken, dass ich doch wohl nicht ersthaft soviel Geld für ein Objektiv ausgeben könne, wieder heim, um die Bilder anzuschauen. Das war schon ganz angenehm. Auch ohne Übung waren einige der MF-Bilder sehr ordentlich scharf und der STF-Effekt war nicht von der Hand zu weisen. Allerdings war ich noch der Überzeugung, dass das Bokeh nicht so wahnsinnig besser sei als bei meinem Minolta 100/2.0.

Aber der Gedanke ließ mich nicht los und so ging ich ein paar Tage später mit 100/2.0 und Laptop bewaffnet zurück zu Gregor, in der Hoffnung, das STF gegen Gebühr vielleicht mal ausleihen zu können. Das ging leider nicht, aber ein geduldiger Mitarbeiter hat sich eine ganze Weile neben mich gestellt, während ich vor der Tür nach Lust und Laune Bilder machen konnte, immer im Wechsel STF und 100/2.

Danach habe ich mich höflich bedankt und mir ein nettes Café gesucht, in dem ich die Bilder verglichen habe. Was ich gesehen habe, war ein Desaster. Das Bokeh, dass ich am 100/2 immer für Spitze gehalten habe, ist gegen das STF komplett abgestunken.

Kurze Zeit später hatte der Wahnsinn dann komplett von mir Besitz ergriffen und nach einer Weile zähen Handelns ging ich mit einem metallicorangen Paket bei Gregor raus und machte mir Gedanken, wie ich es am besten meinem Forumstele beibringe, dass es sich wohl einen neuen Spielkamerade suchen muss.

Die Bilder von damals habe ich nicht mehr, aber ich habe heute mal ein paar Vergleichsbilder gemacht, die ich hier anhänge. Im Grunde zeigen sie genau das, was ich auch damals gesehen habe. Das Bokeh ist einfach noch weicher und homogener. Und meiner Meinung nach kommt der Effekt besonders zum tragen, wenn in der Unschärfe Spitzlichter auftreten. Diese werden vom STF einfach wesentlich eleganter verarbeitet als von jedem anderen Objetiv, das ich kenne.

Hier also ein paar Aufnahmen:

Zuerst zwei Bilder, die ich Aufgrund der Bedienungsanleitung des STF gemacht habe, die in Ausschnitten auch im Dyxum-Artikel zu finden ist. Die Auflösung von Linien in der Unschärfe.

100/2: Sony STF:

Man sieht ganz gut, dass die Originalform beim STF besser erhalten bleibt, aber der WOW-Effekt pro STF stellt sich hier nicht ein.

Anders ist das meiner Meinung nach schon bei diesen Bildern, zum Vergleich hier auch noch das 50/1.7, das überhaupt nicht mithalten kann:

50/1.7: 100/2: Sony STF:

Während man hier über das Bokeh des 50er nicht weiter diskutieren braucht, sieht das Bokeh des 100er für sich allein genommen schon sehr ordentlich aus und war für mich lange Zeit das Mass der Dinge. Wenn man sich dann aber dem STF zuwendet, muss man doch feststellen, da geht noch einiges. Bzw. besser geht's nicht. Auf einmal erscheinen die Übergänge in den Grüntönen beim Bild des 100er vergleichsweise harsch, während beim STF alles einfach nur... ja smooth ist.

Als nächstes ein Bild, bei dem der Hintergrund im Fokus ist, um anhand der Sonnenreflexionen auf der Flasche den Effekt bei Spitzlichtern zu zeigen:

50/1.7: 100/2: Sony STF:

Auch hier fällt das 50er komplett durch. Das 100er macht einen wesentlich besseren Eindruck, die runden Blendenreflexe sind wesentlich angenehmer, aber der Flaschenhals z.B. wird komplett in einzelne Reflexionen zerlegt. Anders beim STF. Die originale Form bleibt erhalten und wird in weich auslaufende Unschärfe gebracht.

Zum Abschluss nochmal zwei etwas realitätsnähere Bilder, zuerst mit dem 100er, dann mit dem STF:



Der Kauf des Objektivs ist jetzt gut drei Wochen her, in denen ich kaum ein Anderes auf der Kamera gehabt habe. In der Zeit habe ich eigentlich kaum noch getestet, sondern nur genossen. Daher noch ein paar allgemeine Eindrücke.

Die gefürchtete manuelle Fokussierung klappt erstaunlich gut, dabei habe ich bisher ausschließlich freihand mit dem Objektiv gearbeitet. Klar, es klappt nicht immer beim ersten Mal, aber der Ausschuss ist nicht so hoch. Das liegt wohl auch an dem bestens gearbeiteten Fokussierring, der griffig und angenehm breit ist und eine gut Übertragung bietet, so dass der Fokusvorgang kaum ein Problem darstellt. Der vergleichsweise große Sucher der 7D trägt sicher auch seinen Teil dazu bei, wie es bei 5D und A100 aussieht, kann ich nicht beurteilen. Am Vollformat hingegen dürfte es traumhaft sein. Also nochmal im Klartext, ich war nie ein Freund des manuellen Fokussierens, auch bei Makros nicht. Aber mit dieser Linse macht es wirklich Spass.

Noch mehr Spass machen allerdings die Ergebnisse. Der Effekt ist einfach für meine Augen immer wieder traumhaft schön und unerreicht. Sowohl in der Naturfotografie als auch (oder sogar besonders) bei Portraits ist die Freistellung des Hauptmotivs sensationell schön. Trotzdem braucht man sich nichts vorzumachen, dem Betrachter fällt der Effekt nicht weiter auf. Ich habe verschiedene Bilder hier und in anderen Foren gezeigt und es sind nicht einmal die Worte "Schönes Bokeh!" gefallen. Das heißt, doch, nämlich als ich darauf hingewiesen habe, das die Bilder mit dem STF entstanden sind.
Es ist also nichts, was dem Betrachter direkt ins Auge fällt. Was auch verständlich ist, da sich der Effekt auf den vermeindlich unwichtigeren Teil des Bildes, den Hintergrund, auswirkt. Noch dazu wird der Hintergrund ja eher unauffälliger, je weicher das Bokeh ist. Es mag sich positiv auf den Gesamteindruck des Bildes auswirken, aber es ist definitiv kein Eyecatcher.

Nach all der Lobhudelei wäre es damit an der Zeit, auch mal die negativen Aspekte zu erwähnen.

Da wäre zunächst der Preis. Das Ding ist verdammt teuer und ich kann die Anschaffung eigentlich niemandem empfehlen, da die Linse eigentlich ein ziemlicher Exot und Spezialist ist, dessen Anschaffung eigentlich nur für Portraitfotografen Sinn macht. Trotzdem habe ich die Ausgabe nicht bereut (auch wenn ich dem Forumstele ein wenig hinterhertrauere). Mir macht das Objektiv einen Heidenspass und ich muss sagen, dass ich es verdammt gerne mal im Portraitbereich versuchen würde. Bisher fehlt mir leider ein passendes Opfer.

Dann die Brennweite, die an einer DSLR schon recht unhandliche 200mm ergibt. Im Naturbereich, in dem ich es hauptsächlich eingesetzt habe, ist das kein Problem, für Portraits muss man schon sehr auf Distanz gehen. Im Studio nicht machbar (aber im Studio hätte der Effekt eh kaum Auswirkungen) draußen wohl möglich, aber trotzdem dürfte es eine ziemlich unpraktische Distanz zwischen Model und Fotograf erzeugen.

Zuletzt der schon mehrfach erwähnte manuelle Fokus. Wie gesagt, er lässt sich bestens benutzen, dennoch wäre AF natürlich viel praktischer. In der Natur kann man sich ja Zeit nehmen beim Fokussieren auf Blümchen & Co, aber im Portrait-Bereich kann einem vielleicht schon so mancher Gesichtsausdruck durch die Lappen gehen. Ich habe zwar auch schon sich (langsam) bewegende Menschen damit "erlegt" und sogar bei einem Konzert sind ein paar wenige brauchbare Bilder entstanden, aber mit AF könnte die Ausbeute wesentlich höher sein.

Was kann ich also als Fazit sagen?

Mich begeistert das Objektiv, es ist teuer, unpraktisch und lichtschwach, aber die Bildergebnisse sprechen für sich. In der Preisklasse mag das Zeiss 135/1.8 eigentlich die klügere Wahl sein, weil es wesentlich flexibler ist, aber auch das kann mit den Spezialeigenschaften des STF nicht mithalten.

Ob einem das Objektiv den hohen Preis wert ist, muss jeder selber entscheiden. Ich habe es nicht bereut und die Neukaufeuphorie hat bisher bei keinem Objektiv so lange angehalten wie beim STF. Dabei habe ich erst einen Teil der Möglichkeiten dieses Objektivs abgegrast.

Deswegen kann ich nur sagen, das Teil ist seinen Preis wert. Kaufempfehlung? Jein. Wenn man gerne mit Unschärfe arbeitet, gibt es nichts Besseres. Alle Anderen wären wahrscheinlich mit dem 135/1.8 besser bedient.

Zum Abschluss noch ein paar Bilder (bzw. Links zu bereits existierenden Threads):





Und zu guter Letzt noch zwei Quasi-Portraits. Sorry wegen der Schwärzung, aber das sind Privatbilder. Der Effekt der Freistellung kommt trotzdem gut raus.

Erst das STF: Und zum Vergleich mit dem 100-200/4.5:


NACHTRAG 24.05.2007:

Heute konnte ich mal etwas machen, was mich schon lange gereizt hat und was laut den Foren auch viele User interessiert: Einen Vergleich

Sony 135 STF vs. Carl Zeiss 135/1.8

Das Ganze ist wenig wissenschaftlich, ich habe mehr die Kamera in die gleiche Richtung gehalten, einmal mit dem CZ, einmal mit dem STF. Viel Zeit hatte ich leider auch nicht, da ich nur zwischen zwei Terminen in einem Fotoladen zufällig das CZ entdeckt hatte, aber ich glaube, die Bilder sind trotzdem einigermaßen aussagekräftig, auch wenn es nicht jeweils der perfekt gleiche Ausschnitt ist.

Die Bilder sind (außer bei Serie 1) jeweils das CZ 135/1.8 bei 1.7 (das steht jedenfalls in den EXIFs ), dann der besseren Vergleichbarkeit wegen bei 2.8 und schließlich das 135 STF bei 2.8 (T4.5).

Serie 1:

CZ 135@1.7: 135STF@2.8:

Serie 2:

CZ135@1.7: CZ135@2.8: 135STF@2.8:

Serie 3:

CZ135@1.7: CZ135@2.8: 135STF@2.8:



Fazit:

Das Freistellungsvermögen des CZ 135 bei Blende 1.8 ist absolut beeindruckend. Allein dadurch wird das fotografierte Objekt bestens vom Hintergrund abgetrennt und der Effekt reicht schon ziemlich nah an den des STF heran. Es gibt zwar die Andeutung der üblichen runden Blendenreflektionen, aber die finde ich vom "Störfaktor" nicht schlimmer als die beim STF durch die kleinere Anfangsblende auftretende stärkere Detailerhaltung. Das ist für mich besonders bei Serie 3 zu erkennen, bei Serie 2 ist der Hintergrund einfach zu unterschiedlich gewählt . Serie 1 zeigt allerdings, dass bei ausreichend Abstand zwischen Vordergrund und Hintergrund das STF gegenüber dem CZ nochmal ne Schüppe drauflegen kann und einen in meinen Augen angenehmeren Hintergrund produziert.

Schaut man sich dagegen die Bilder des CZ bei Blende 2.8 an (was ja der Offenblende des STF entspricht), sieht die Sache schon ganz anders aus. Hier kann das STF in meinen Augen voll auftrumpfen und das CZ sieht bokehmäßig kein Land mehr.

Dazu gilt es zu bedenken, dass Blende 1.7 bei 135mm schon einen winzigen Schärfebereich bedeutet, so dass man, zumindest bei "normalen" Portraits mit Sicherheit gerne etwas abblenden wollen wird.

Außerdem ist mir aufgefallen, dass ich mit dem AF beim CZ ungefähr genausoviel fehlfokussierten Ausschuss hatte wie ich durch den MF am STF erzeuge. Besonders bei den Offenblendbildern war es sehr schwer, die Schärfe richtig zu setzen, aber auch bei 2.8 gab es ungewöhnlich viel Ausschuss.
Vielleicht habe ich da irgendeine Form von Gurke erwischt, aber dadurch ist der AF beim CZ für mich kein sonderliches Kaufargument gegenüber dem STF. Außerem waren in meinen Augen (die zugegebenermaßen vielleicht eine kleine STF-Brille aufhaben) auch die schärfsten Bilder, die das CZ produziert hat nicht so knackig wie die korrekt fokussierten mit dem STF. Wobei dies eine Sache ist, die nur in 100%-Ansicht auffällt.

Also, abschließend würde ich sagen, dass es sich bei beiden Linsen um echte Exoten handelt, die beide ihre Spezialgebiete haben. Wer Wert auf Lichtstärke, Available Light und maximale Freistellung legt, wird am CZ seine wahre Freude haben.

Was das Bokeh angeht, führt aber weiterhin kein Weg am STF vorbei.
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Geändert von Roland_Deschain (24.04.2007 um 18:04 Uhr)
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