[Stefan4]

Das muss ich mal kurz loswerden: mein Gott, habe ich mich geärgert.

Gestern abend war Bobby McFerrin bei uns in Saarbrücken innerhalb der Musikfestspiele Saar zu Gast. Meine Frau und ich hatten für teures Geld Plätze in der ersten Reihe ergattert. Ich war ca. 5 Meter vom Künstler entfernt. Vorher hatte ich überlegt, Kamera und 70200 SSM einzupacken, las aber auf der Homepage der Festspiele, dass jegliche Ton-, Foto- und Blitzaktionen untersagt sind. Gut. Ich artig.

Dann nahmen 4 Fotografen der hiesigen Blätter auf dem Fußboden Platz. 2 dicke Nikons und 2 noch dickere Canons mit riesigen Trümmern von Objektiven (da Blitzen untersagt war). Man stelle sich nun vor: ein Mann sitzt vorne allein auf einem Stuhl und singt mit ganz leiser Brust-, Kopf- und Falsettstimme im ständigen Wechsel ein Thema einer Flöte gepaart mit einem Cello, schlägt ein wenig Rhythmus auf seiner Brust und das Publikum ist so still, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte. Und schon geht's los: das Serienbild-Rattern der DSLRs. Das ist so dermaßen störend, dass einem die Wut ob des kaputtgemachten Hörgenusses hochkommt. Das geht dann ca. 20 Minuten so, dann haben die Fotografen genug gesehen und sind, Gott sei dank, verschwunden. Ich muss sagen, ich hätte nicht im Traum daran gedacht, als Fotograf solch eine intime Darbietung zu stören. Zumal jene Fotografen ganz andere Bilder verpasst haben, wären sie denn geblieben.

Bei Rockkonzerten mag das Auslösegeräusch der Kameras ja irrelevant sein, aber auch Fotografen (meist schimpfen sie sich ja auch Künstler) sollten soviel Fingerspitzengefühl haben, Situationen zu erfassen.

Dann kam die Entschädigung in Form der Bitte McFerrins, er hätte gerne etwa 20 Sängerinnen und Sänger auf der Bühne. Darauf hatte ich gewartet. So durfte ich gestern abend zusammen mit Bobby McFerrin auf der Bühne singen (stolz ). Es war ein Erlebnis, unter diesem Mann vor ca. 1000 Menschen singen zu dürfen.

[Omegamaniac]

Na dann war´s ja schlußendlich doch noch ein tolles Erlebnis, für das ich Dich beneide

lg
Christian

[binbald]

Gratuliere zum Erlebnis, toll!

Aber was Du beschreibst, habe ich auch schon oft erlebt. Als Fotograf ist man Störenfried. Egal wie sorgfältig man versucht sich zu verstecken (oder auch nicht). Ich habe bei uns bei manchen Veranstaltung auch schon Fotografen rausgeschmissen, weil mir die Gäste wichtiger waren als die.

[Stempelfix]

Pressefritzen mit Fingerspitzengefühl? Gibt´s sowas?

Ich kann Deinen Ärger teilen, aber gottlob hat der Abend dann ja noch eine hocherfreuliche Wendung erfahren... Also hat sich´s unterm Strich gelohnt...

Gruß, Uwe

[Jens N.]

Das waren wohl (mehr oder weniger) professionelle Fotografen, die nur für die beschriebenen 20 Minuten akkreditiert waren - das läuft meistens so. D.h. diese Bilder werden vom Künstler oder seinem Management gewünscht, da sie für die Presse oder was auch immer verwendet werden. Auf jeden Fall aber werden sie -anders als sonstige Fotografen- geduldet. Das hat also mit mangelnder Rücksichtnahme dieser Fotografen nichts zu tun: die haben einfach nur ihren Job gemacht und sie hatten auch ihre Gründe, wieso sie nur 20 Minuten geblieben sind. Das die Fotografen ausgerechnet in den ruhigeren Passagen gestört haben ist ärgerlich, da hätten sich Künstler/Management vielleicht mehr Gedanken über die Setlist, bzw. über den Zeitpunkt, zu dem die Fotografen reingelassen werden, machen können. Obwohl die glaube ich häufig anfangs fotografieren. Konzertpix kann da sicher mehr zu sagen.

So oder so müsste sich deine Kritik jedenfalls weniger an die Fotografen, als mehr an Veranstalter/Management/Künstler richten. Das die Fotografen in den 20 Minuten, in denen sie fotografieren dürfen, versuchen gute Bilder zu bekommen und dafür auch ein paar mehr machen, ohne vielleicht auf lautere Musikpassagen zu warten, kann man jedenfalls verstehen, auch wenn der Ärger der Zuhörer natürlich auch verständlich ist. Da zeigt sich aber auch: es ist nicht immer von Vorteil, ganz vorne zu sitzen

[About Schmidt]

Hallo Stefan,

da ich von deiner Liebe zur Musik weiß, denke ich mir, das war ein Erlebnis, von dem du noch lange zehren wirst. Ich freue mich für dich und mit dir, dass du so etwas erleben durftest

Gruß Wolfgang

[konzertpix.de]

Ich werde heute Nacht vom Mac etwas dazu schreiben, wenn Mikosch mir nicht zuvor kommt. Jetzt nur soviel: bin statt in München nun in Ulm, denn verarschen kann ich mich selber. Und das macht dann wenigstens Spaß.

Lg, Rainer

[Fotorrhoe]

Zitat von Stefan4

Dann kam die Entschädigung in Form der Bitte McFerrins, er hätte gerne etwa 20 Sängerinnen und Sänger auf der Bühne. Darauf hatte ich gewartet. So durfte ich gestern abend zusammen mit Bobby McFerrin auf der Bühne singen (stolz ). Es war ein Erlebnis, unter diesem Mann vor ca. 1000 Menschen singen zu dürfen.

Glückwunsch,

Bobby McFerrin ist nicht nur ein begnadeter Musiker, sondern auch ein charismatischer Bandleader und ein einfühlsamer Musikpädagoge. Die Chance, von ihm angeleitet zu werden, wiegt alles auf!

Da wäre ich auch gerne gewesen,

Fotorrhoe

[Stefan4]

Schön, dass ich Euer Verständnis habe. Wenn auch die Berufsfotografen ihren Job machen müssen, kann ich als Zuhörer erwarten, dass ein wenig Rücksicht genommen wird. Der Musiker McFerrin hat es jedenfalls mit geschlossenen Augen ganz entrückt musikalisch wegmeditiert. Statt Zugabe (seine Stimme sei etwas angegriffen) hat er übrigens eine Fragestunde veranstaltet, wo ihn Zuhörer fragen konnten, was sie wollten.

Und ja, Bobby McFerrin ist eine charismatische Person und ich bin wirklich froh, den Mut gehabt zu haben, einfach auf die Bühne zu gehen. Er hat zum Veranstalter nachher gesagt, dass er noch nie so ein musikalisches Publikum hatte wie hier in Saarbrücken. Wahrscheinlich sagt er das in allen Städten.

Vielleicht sollte es für die Fotoindustrie ein nicht zu verachtendes Ziel sein, das Auslösegeräusch versuchen zu minimieren. Wie, weiß ich natürlich nicht.

Ein musikalischer Gruß

[About Schmidt]

Zitat von Stefan4

... Wie, weiß ich natürlich nicht...

Ganz einfach mit Sucherkameras. Hast du schon einmal eine Sucherkamera mit Wechselobjektiven ausgelöst? Die hört sich besser an, als ein Schweizer Uhrwerk. Alles machbar.

Gruß Wolfgang