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#1 |
Registriert seit: 07.04.2014
Beiträge: 984
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Orion
Hallo zusammen,
Ende letzter Woche war wieder Neumond und das Wetter hat mitgespielt. Am Donnerstagabend bestand wieder die Möglichkeit den Sternenhimmel zu fotografieren. Dieses Mal hatte ich zum ersten Mal die Möglichkeit eine Nachführung (iOptron Skytracker) zu verwenden, die ich vor einigen Wochen günstig „bei Ebay geschossen“ habe, aber noch nie verwenden konnte. Um die lange Anfahrt und die geplante Belichtungszeit besser überbrücken zu können, war ich nicht allein unterwegs. Ihm Nachhinein keine gute Entscheidung, denn ich habe auf diese Person Rücksicht genommen, mich ablenken lassen ![]() Den Skytracker auszurichten war nicht so einfach wie gedacht. Nachdem ich das Ding zusammengeschraubt und auf das Stativ montiert hatte waren meine Finger bereits vor Kälte abgestorben. Mit der Android-App Polarfinder sollte die Ausrichtung ein Kinderspiel sein, dachte ich. Mein größtes Problem war, dass ich den Polarstern nicht im Polsucher finden konnte und stattdessen sogar einen falschen Stern angepeilt hatte. Die ersten Testbilder waren vollkommen für die Tonne. Ich hatte gleich die Vermutung, dass ich nicht den Polarstern anvisiert hatte und dass die Polhöhe falsch eingestellt war. Ein Versuch das noch mal per Smartphone im Internet nachzuschauen scheiterte daran, dass ich keine Verbindung aufbauen konnte. Ich bin fast wahnsinnig geworden. Das kann doch nicht sein. Ich bemühte nochmal etwas mein Gedächtnis und hatte etwas mit 50 Grad im Kopf. Warum sagt die App 39,8 Grad? Da ich keine andere Möglichkeit sah, bin ich einfach mal von 90 Grad minus 39,8, also knapp 50 Grad ausgegangen. Endlich wurde ein heller Stern im Polsucher sichtbar, den ich dann auf der Skala des Suchers so positionierte, wie die App das anzeigte. Das erste Testbild war dann auch scharf und nach und nach habe ich die Belichtungszeit erhöht. Meine Begleitung hatte sich schon längst wieder ins warme Auto zurückgezogen. Ich habe die Kamera dann unterschiedlich auf den Himmel ausgerichtet und mit ISO 1600 und 90 Sekunden Belichtungszeit (Blende 4) Bilder gemacht, die mich bereits auf dem Kameradisplay umgehauen haben. ![]() Am nächsten Tag habe ich gebetet, dass das Wetter hält, denn so wirklich zufrieden war ich doch nicht. Es sah so aus als hatte ich Glück, und ich bin abends nochmal zu meiner Fotolocation gefahren. Die Fahrt, fast eineinhalb Stunden, war sehr anstrengend weil es sehr nebelig war. Angekommen, habe ich erstmal alles soweit bereits im warmen Auto zusammengeschraubt und warme Kleidung angezogen. Da ich vorhatte es diesmal durchzuziehen und länger zu bleiben, habe ich erstmal die RX100III auf den Zenit ausgerichtet, um eine Zeitrafferaufnahme zu mache. (Die Standspinne meines Sirui-Einbeinstativs in Verbindung mit einem Manfrotto-Getriebeneiger hat sich dafür als sehr tauglich erwiesen.) Anschließend baute ich mein Stativ mit dem Skytracker auf. Die Ausrichtung auf den Polarstern war diesmal innerhalb von 5 Minuten erledigt. Ich habe dann erstmal ein paar Testaufnahmen gemacht und die Belichtungszeit auf 3 Minuten gesteigert. Anschließend habe ich den Fernauslöser programmiert und aufgepasst, dass mir niemand die Kamera klaut. Es waren doch noch sehr viele Leute unterwegs was mich doch sehr überrascht hatte. Insgesamt habe ich bestimmt 2 Stunden belichtet. Achja, ich habe übrigens das Sternbild Orion fotografiert. Dieses Sternbild ist nicht nur sehr auffällig, es besteht auch nur im Winter die Möglichkeit es zu fotografieren. Zur Zeit der Sonnenwende müsste es eigentlich am höchsten über dem Horizont stehen. Ich habe also wirklich Glück gehabt. Ich habe insgesamt 30 Bilder mit 3 Minuten Belichtungszeit bei Blende 4 und ISO 800 gemacht. Die Bilder habe ich mit Deepskystacker gestackt, mit Fitswork, Photoshop-Elements und Lightroom nachbearbeitet. Die Nachbearbeitung war alles andere als einfach. Ich bin kein Photoshop-Experte und mit der Bearbeitung von Astrofotos habe ich bisher nur wenig Erfahrung. Es war deshalb viel probieren nötig, und ich weiß nicht, ob ich das nochmal so hinbekomme bzw. wie ich da noch mehr rausholen kann. Das größte Problem war die horizontnahe Lichtverschmutzung zu entfernen, was mir schließlich mit Fitswork gelungen ist. Die a99 ist auch nicht gerade die beste Kamera, da der SLT-Spiegel Licht schluckt. Den Spiegel auszubauen, habe ich mich ehrlich gesagt nicht getraut. Obwohl die Kamera nicht astromodifiziert ist, bin ich mit Ergebnis dennoch sehr zufrieden. ![]() Als Optik diente das Walimex 35mm f/1,4, und das Bild ist etwas gecropt. Lange Rede - hier das Bild: ![]() → Bild in der Galerie
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Gruß Stephan |
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#2 |
Registriert seit: 13.12.2007
Ort: Ö; Deutsch-Wagram
Beiträge: 12.375
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GRATULATION zum ersten "richtigen" DeepSky Bild!!!
![]() Ja, und Lehrgeld mussten wir alle zahlen. Oder besser gesagt: müssen wir! Denn ich war für eine Woche zum Schifahren inkl. Astro-Equipment und habe zwei wichitge Adapter vergessen und konnte - trotz super Wetter und Hochgebirge - kaum was machen. ![]() Zum Bild: die Nachführung dürfte passen, so weit man das in der geringen Auflösung sehen kann. Wenn das das gesamte Bildfeld ist, bildet das Objektiv super ab! Mich wundert dass du so viel H-Alpha drauf hast obwohl es keine modifizierte Cam ist. Bei der Ausarbeitung hast du noch ein wenig Luft nach oben. Die Farben und der Kontrast sind mMn zu übertrieben.
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#3 |
Registriert seit: 30.10.2010
Ort: Mitten im Spreewald
Beiträge: 2.261
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Der Aufwand ist ja gewaltig, das Ergebnis aber durchaus interessant. Ich habe mal ne Frage als Unwissender. Warum ist denn der linke Schulterstern des Orion im Gegensatz zu den anderen Gelb. Oder gehört der garnicht zum Sternbild des Selben.
Und natürlich ein gesundes Neues.
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Gruß Hans-Werner Der Naturfotograf mag oft mit leeren Händen heimgehen - aber nie mit leerem Herzen.. (Franz Bagyi) Naturfotografie im Spreewald |
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#4 |
Registriert seit: 01.10.2011
Ort: Alf / Mosel
Beiträge: 17.882
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Beeindruckendes Ergebnis und wunderbar ausführliche Beschreibung deiner Vorgehensweise. Für den Leser nicht ohne Witz
![]() Nach deiner intensiven Recherche nach Outdoor Kleidung gehe ich davon aus, daß du da nicht sooo erfahren bist. Vielleicht ist deshalb so etwas als Ergänzung für dich sinnvoll. Ich liebe dieses "Made in Japan"-Teil: https://www.globetrotter.de/search/?...FXAz0wod_Q8PvQ ......und nicht vergessen trockenes, gespaltenes Holz mitzunehmen ![]()
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Kritik und Kommentare an meinen Bildern sind immer willkommen. Euer Feedback hilft mir, mich fotografisch weiter zu entwickeln. Grüße aus Alf an der Mosel Peter |
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#5 |
Registriert seit: 18.04.2012
Ort: A-4981 Reichersberg
Beiträge: 4.524
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Beeindruckendes Ergebnis und witzig zu lesen. Ich bin auch gerne alleine unterwegs, weil man wirklich mal 2h alleine ist mit seinen Gedanken
![]() Mein schlimmstes Erlebnis beim Sterne Fotografieren war mal in einem Feld, wo mitten in der Nacht ein Rudel Rehe plötzlich vielleicht einen Meter neben mir vorbei gelaufen ist. ![]()
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www.instagram.com/schullerjohannes |
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#6 |
Registriert seit: 13.12.2007
Ort: Ö; Deutsch-Wagram
Beiträge: 12.375
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Der Stern links oben im Orion ist der Beteigeuze, ein sog. "Roter Riese", daher seine eher gelbliche Farbe. Rote Riesen sind eher "kühl" mit ca. 2000-3000K. Die anderen Sterne sind eher bläulich-weiß, weil sie wesentliche heißer sind (>10000K). Sterne eines Sternbildes sind eher selten auch physikalisch "nahe stehend", sondern haben alle eine andere Entfernung. Im Orion befinden sich Sterne zwischen ca. 20 und 3000 Lj. Beteigeuze ist ca. 640Lj entfernt.
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#7 |
Registriert seit: 28.02.2007
Ort: Lörrach
Beiträge: 872
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gelungene Aufnahme vom Orion. H-alfa kommt bei der Aufnahme gut rüber, das bei der nicht modifizierten Kamera.
Gruß Wolfgang |
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#8 | ||
Themenersteller
Registriert seit: 07.04.2014
Beiträge: 984
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Danke für euer Lob.
![]() Das stimmt und ich hatte ganz vergessen zu erwähnen, dass ich natürlich noch Biasframes und Darkframes beim Stacking mit verarbeitet habe. 20 Biasframes, (Bilder mit kürzest möglicher Belichtungszeit bei gleichem ISO-Wert und aufgesetztem Objektivdeckel) waren innerhalb einer Minute auf der Speicherkarte. 15 Darkframes (Bilder mit gleicher Belichtungszeit bei gleichem ISO-Wert und aufgesetztem Objektivdeckel) habe ich direkt danach angefangen zu erstellen. Während ich praktisch noch das ganze Geraffel abgebaut habe, hat die Kamera also schon fleißig Darkframes produziert. Ich bin dann, ohne die Heizung einzuschalten ![]() Astrofotografie ist vielerlei Hinsicht sehr aufwendig. Da ich aber Herausforderungen mag, habe ich auf jeden Fall Blut geleckt. Ein schönes Bild gemacht zu haben, ist für mich die beste Motivation. Ich muss mir jetzt mal überlegen, was ich als nächstes Himmelsobjekt fotografieren könnte. Ich habe auch schon meine Lehren für das nächste Mal gezogen:
Zitat:
Eine Feuerschale, wie von dir verlinkt, kommt bei der Astrofotografie sicher nicht in Frage. Der Lichtschein des Feuers ist wahrscheinlich nicht einmal das Problem. Aber wenn der Rauch vor die Linse zieht und dieser vom Feuerschein leicht erhellt wird, ist das Bild möglicherweise bereits ein Fall für die Tonne. Zum Thema "Warme Kleidung": Komischerweise habe ich an diesem Abend nicht wirklich gefroren. Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich fast schon vor Langeweile angefangen habe Kniebeugen zu machen. ![]() Zitat:
Falls das Bild etwas zu bunt daher kommt, war das sogar Absicht meinerseits. Beim Fotografieren versuche ich stets über das „Dokumentarische“ hinaus etwas zu machen. Ob es dann gefällt, ist Geschmackssache. Dennoch werde ich nächstes Wochenende nochmal an das Bild rangehen. Ich habe noch 15 Lightframes, die nur 60 Sekunden lang belichtet, aber nicht mit gestackt wurden. Vielleicht kann ich M42 noch etwas schöner darstellen.
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Gruß Stephan |
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