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Polfilter einfach erklärt
Ich habe eben einen längeren Absatz zum Thema Polfilter in einem anderen Thread geschrieben, vielleicht zu schade, dass er aufgrund des eher unpassenden Thread-Titels (Vignettierung an der RX100) von Ratsuchenden übersehen wird. Daher kopiere ich meinen Text mal hierher unter eine passende Überschrift. Ergänzungen, Korrekturen, Erläuterungen sind willkommen.
Zitat:
Licht kannst Du Dir als Mischung aus zwei Wellen (wie beim wackeln an einem langen Seil) vorstellen, bei einer schwingt das Seil rauf und runter, bei der anderen nach links und rechts. Der Polfilter ist nun so etwas wie ein Gullideckel mit Schlitzen, je nach dem, wie Du ihn drehst, passen die (Seil-)Wellen horizontal oder vertikal durch.
Sinn macht das ganze, weil bei der Reflexion von Licht (an nicht metallischen Oberflächen, also Staubteichen, Glas, Wasser, ...) die horizontalen oder vertikalen Wellen besser oder schlechter reflektiert werden (abhängig vom Winkel unter dem das Licht einfällt / reflektiert wird).
Es gibt einen Winkel (abhängig vom Material, Stichwort Brewster-Winkel), bei dem nur Licht in einer Schwingungsebene reflektiert wird (das licht in der Schwingungsebene senkrecht dazu wird absorbiert), wenn man genau diesen Winkel trifft und dann den Polfilter so dreht, dass diese Welle nicht durchs Gitter passt, verschwindet eine evtl. störende Spiegelung.
Das gleiche funktioniert auch bei Reflexen von z.B. glänzenden Blättern, die dadurch mit Polfilter deutlich satter in der Farbe sind.
Sonnenlicht, dass durch unsere Atmosphäre kommt trifft auf Wassertröpfchen / Staubteilchen o.ä. in der Luft und wird gestreut, auch dabei wird eine Polarisationsebene bevorzugt (abh. vom Winkel). Mit dem Polfilter können wir nun das Streulicht mehr oder weniger ausblenden.
Was ich oben beschrieben habe ist der Effekt des eigentlichen Polfilters, oder auch linearen Polfilters.
Beim zirkularen Polfilter passiert genau das gleiche, aber dahinter (Richtung Sensor) wird das Licht wieder "verwirbelt", so dass es wieder in beide Richtungen schwingt (Stichwort Lambda-Viertel).
Zweck der Übung ist, dass z.B. Licht, das zum AF-Sensor oder Belichtungsmesser gespiegelt wird, nicht mehr polarisiert ist, denn wenn man Pech hat würde dabei gerade die andere Polarisationsebene verschluckt). Bei einer DSLR braucht man immer einen zirkularen Polfilter, bei einer SLT vermutlich auch, bei Kameras, die alles auf dem Sensor messen und keinen Spiegel haben, braucht man den eigentlich nicht (aber es schadet auch nicht).
Einen zirkularen Polfiter erkennt man daran, dass er - wenn man ihn falsch herum hält und mal etwas hin und her dreht - keinen Effekt hat (außer dass er Licht schluckt). Das liegt daran, dass das durch die Reflektion polarisierte Licht ja erst verwirbelt wird bevor der Polfilter einen Teil herausfiltern soll.
Wenn man zwei (zirkulare) Polfilter so voreinander hält, dass die Vorderseiten zueinander zeigen, bewirkt der erste, dass nur Licht einer Schwingungsebene durch kommt, den zweiten kann man dann so drehen, dass er diese Licht ebenso gut durchlässt oder (um 90° verdreht) genau diese Ebene sperrt, damit hat man ein (fast) undurchsichtiges Filterpaket. Die beiden Polfilter bilden also zusammen einen Graufilter mit veränderlicher Dichte (abhängig davon wie die Filter stehen). Das Problem ist, dass ein Polfilter nicht perfekt bzgl. der Farbechtheit ist und dieser Graufilter einem echten Graufilter optisch deutlich unterlegen ist. Für Spielereien ist es aber eine feine Sache (noch einfacher ist es, als ersten Filter einen linearen Polfilter zu nutzen, da wird nichts verwirbelt und es ist egal wie rum man ihn aufsetzt, man kann ihn also einfach aufschrauben (bei zwei zirk. Polfiltern muss ja Frontgewinde gegen Frontgewinde zeigen).
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LG Jan
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