Zitat:
Zitat von binbald
Ich verstehe Deinen Gedanken, aber dennoch: Genau das halte ich für einen folgenschweren Irrtum in der neueren Kunst.
Welche Fragen stellt ein Brandenburgisches Konzert? Welche Fragen stellen das Nilgänsemosaik aus Amarna in der Echnatonzeit? Welche Fragen stellt ein ottonisches Wandgemälde auf der Reichnau? Welche Fragen stellen die vergrößerten Comicbilder eines Roy Lichtenstein?
Wenn ich Dürers betende Hände betrachte und stelle mir keine Fragen - ist das dann Kunst oder Kitsch?
Ich finde, Kunst darf auch ganz einfach gefallen und braucht keine intellektuelle Überhöhung. Und weil das erste vernachlässigt, das zweite überbetont wird, kann ich mit moderner Kunst auch wenig anfangen. Kunst wirkt auch einfach schon durch ihre Anwesenheit (genauso wie eine schöne Frau  ). Und genauso tut es auch Kitsch - nur eben bei anderen Menschen.
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Kitsch ist natürlich zeitgebunden. Was vor unserer Zeit entstand entzieht sich für uns seinem eigenen Kontext und ist somit auch nicht mehr erfahrbar in seiner damaligen Aktualität und dem damit verbundenen zeitgenössischen "Wert".
Es entschiedet immer auch der Kontext über wohl und wehe. Die betenden Hände als Stickbild? Roy Liechtenstein als Seifenverpackung? ein verballhornter Miro als Stu-Stu-Studio Line Haarfestiger? Die Brandenburgischen z.B. von Andre Rieu gespielt?
Alles Kitsch. Aber nur durch den Kontext resp. die Ausführung. Die Werte und Inhalte sind kein Kitsch sondern ihre Umsetzung kann sie dazu machen.