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Zitat Andreas Feininger:
"Meiner nicht unbeträchtlichen Erfahrung nach gibt es zwei Arten von Fotografen: Solche, die an den technischen Aspekten des Fotografierens interessiert sind, und andere, für die das Bild das Wichtigste ist. Die einen, zu denen leider die meisten Amateure gehören, sind vernarrt in Präzisionskameras, funkelnde Objektive, Feinkornentwickler usw. Sie haben die beste Ausrüstung, das letzte Kameramodell, die lichtstärksten Objektive und alles nur erdenkbare Zubehör. Sie sind wandelnde Lexika fototechnischen Wissens und besonders stolz darauf, aus einem Kleinbildnegativ eine kornfreie 40 x 50 Vergrößerung herausholen zu können. Außerdem sind die genau auf dem laufenden über die Vor- und Nachteile des verschiedenen Systemkameras und geben ihre eigene Kamera regelmäßig in Zahlung für das jeweils neuste Modell (wobei sie den finanziellen Verlust mit Würde tragen). Aber sie haben oft keine Ahnung, was sie überhaupt fotografieren sollen, und machen selten Aufnahmen, die der Mühe wert sind.
Die anderen fotografieren um der Bilder willen, genauer gesagt, der Motive wegen, an denen sie interessiert sind. Im Gegensatz zu den Erstgenannten, die nur von der Technologie fasziniert sind, gilt ihr Interesse bestimmten Motiven – Menschen, Naturobjekten, Landschaften, Straßenszenen, Bauwerken, Insekten, Vögeln usw. Solche Motive begeistern sie, sie möchten sie im Bild festhalten und damit besitzen, nach Hause mitnehmen, immer wieder betrachten und ihre Freude daran mit anderen Menschen teilen. Nur weil ihnen andere Gestaltungsmittel wie Malen oder Zeichnen fremd sind oder nicht praktikabel erscheinen, verfallen sie auf das Medium der Fotografie. Und da sie einsehen, daß technisch einwandfreie Fotos das Motiv ihrer Wahl zwangsläufig besser wiedergeben als mangelhafte Ausführungen, lassen sie sich auch auf die technische Seite der Fotografie ein. Trotz allem sind aber sie die besseren Fotografen, auch wenn sie kein tieferes Interesse am Medium der Fotografie äußern, denn sie verstehen Aufnahmen zu machen, die den Betrachter fesseln …"
Wenn ich das lese habe ich irgendwie ein Deja-vu Erlebnis, auch wenn diese Worte weit vor der digitalen Fotografie verfasst wurden.
Gruß Roland
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