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Startseite » Forenübersicht » Kreativbereich » Fotostories und -reportagen » Wüste, Tiere, Apfelkuchen. Ein Reisebericht aus Namibia
 
 
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Alt 08.04.2023, 14:52   #31
ingoKober

Themenersteller
 
 
Registriert seit: 14.06.2005
Ort: 64521 Groß-Gerau
Beiträge: 11.127
Was heute folgt ist eines meiner absoluten Highlights der Reise, danke Chantelle Bosch für die tolle Führung.
Wir fuhren also morgens, nachdem wir etwa die Häfte der Luft aus den Reifen gelassen hatten, erstmal in die Wüste bei Swakopmund


Bild in der Galerie

Die Namib beginnt ja direkt am Meer. Der aus der Antarktis kommende nährstoffreiche aber kalte Benguelastrom fängt ja alle Wolken vor der Küste ab und zwingt sie durch Abkühlung zum Ausregnen. So kommt kein Regen ins Land und der Strand geht unmittelbar in die Wüste über.


Bild in der Galerie

Dennoch ist die Namib reich an Tierleben. Wie kommt das? Nun, es dringt zwar kein Regen über die Küstenlinie, aber jeden Morgen steigt Nebel auf und wird in die Wüste geweht. Viele Tiere leben von dessen Kondenswasser und gerade Insekten und Reptilien haben Methoden entwickelt, den Nebel direkt auf sich kondensieren zu lassen und zum Trinken zu nutzen.


Schon bald fanden wir erste Lebensspuren und zwar unter einigen herumliegenden Kotkötteln.
An der Unterseite fast eines jeden fand man einen kleinen Mistkäfer der Familie Ptiniadae


Bild in der Galerie


Höchstens 3mm groß waren die.


Das erratische Muster, das wir als nächstes im Sand sahen, verriet durch seine Gestaltung dem Kenner sicher, wer da wohnt.


Bild in der Galerie

Es war der fast beinlose Skink Typhlacontias brevipes.



Bild in der Galerie

Durch Stromlinienform und geschützte Augen und Ohröffnungen perfekt an das Leben im Sand angepasst:


Bild in der Galerie

Andere Spuren im Sand sahen seltsam aus:


Bild in der Galerie

Was war da wohl vorbeigekommen? Nun, es war eine der seitenwindenden Schlangenarten. Wüstenschlangen in Afrika und Amerika haben diese Technik unabhängig voneinander entwickelt. Der Körper berührt nur an zwei kleinen Punkten gleichzeitig den Sand, so verbrennt die Schlange sich nicht und kommt erstaunlich schnell vorwärts.
Am Ende der Spur taucht sie ab in den Sand. Ihre Augen und Nasenlöcher liegen ganz oben auf dem Kopf, so kann sie gut sehen uns riechen, ohne selber gesehen zu werden.
Es ist die hier häufige kleine Viper Bitis peringueyi


Bild in der Galerie

Man sieht sie nur, wenn mans weiss.
Wehe, man tritt drauf……..dann ist die kleine Schlange tot.
Tritt man knapp daneben, stirbt man zwar nicht, der Biss ist aber durchaus schmerzhaft und man kann jahrelang mit den Spätfolgen so eines Giftbisses zu kämpfen haben.

Hier noch zwei Phasen aus dem nur Sekunden dauernden Eingrabevorganges


Bild in der Galerie


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Und hier noch einmal ein Porträt, das gut die verschobene Lage von Augen und Nase zeigt.


Bild in der Galerie

Um den nächsten Wüstenbewohner zu entdecken brauchten wir schon Chantelles Erfahrung. Nachts findet man sie leicht, doch tags muss man sie ausgraben: Die sandschwimmenden Geckos der Art Pachydactylus rangei. Durch Schwimmhäute zwischen den Zehen und druch vorstehende Schuppen geschützte Nasenlöcher ist dieser zarte Gecko bestens an das Schwimmen unter der Sandoberfläche angepasst:


Bild in der Galerie


Bild in der Galerie

Der gelbe Seitenstreifen fluoreszier tim UV Licht, so dass man ich nachts mit einer UVA Taschenlampe gut finden kann. Er stellt sich morgens in den kalten Nebel um zu trinken. Das Kondenswasser wird in den Schuppenzwischenräumen durch Kapillarkräfte bis zum Mundwinkel geleitet und der Gecko braucht nur noch zu schlucken.

Ganz genauso trinkt die nächste Reptilienart, das Wüstenchamäleon, Chamaeleo namaquensis. Mit allen Spezialanpassungen seiner baumbewohnenden Vorfahren ausgestattet führt diese Art dennoch ein strikt bodengebundenes Leben. Die Tiere sind recht flink und haben große Territorien, die vor allem die Männchen regelmäßig abgehen. Bei Hitze halten sie sich im Schatten kleiner sukkulenter Büsche auf. Die Art ist langlebiger und wächst viel langsamer als fast alle anderen Chamäleons. Es dauert mehrere Jahre bis zur Geschlechtsreife.
In der Coronazeit wurden die Tiere leider vermehrt gewildert und nach Chantelles Aussagen sind derzeit nur noch ca 10% der Individuen von vor vier Jahren übrig.
Natürlich kannte sie den Stammsitz eines dieser Exemplare und mittels einiger mitgebrachter Mehlwürmer lockte sie den jungen Herrn ins Freie.
Sorry, aber von dem muss ich einfach mehr Bilder zeigen.


Bild in der Galerie


Bild in der Galerie


Bild in der Galerie


Bild in der Galerie


Bild in der Galerie


Bild in der Galerie


Bild in der Galerie

Natürlich waren auch hier wieder Wüstenrenner unterwegs und zwar ausschliesslich solche der Art Meroles anchietae


Bild in der Galerie

Da Chantelle täglich in der Wüste unterwegs ist – und immer Mehlwürmer dabei hat, hatte sei mit der Zeit auch einige Vögel so an sich gewöhnt, dass sie auf Zuruf herbeikamen.


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Es waren Oranjeschmätzer, wobei ich den englischen Namen Tractac chat viel schöner finde, zumal er lautmalerisch ist.

Das Weibchen sammelte eifrig Mehlwürmer ein….


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Um sie dem Nachwuchs zu verfüttern.


Bild in der Galerie

Der Kleine hatte eine große Fluchtdistanz, daher auch wieder der Hitzeflimmereffekt.
Interessant übrigens, denn von den Eltern konnte er die Scheu vor Menschen ja nicht gelernt habe.

Was es noch gab, waren diverse Schwarzkäferarten die hektisch die Dünen auf und ab rasten und entsprechend schwer zu knipsen waren.
Man nennt die zuerst gezeigte Art auch fog basking beetles, da auch sie sich morgens mit hochgerecktem Hinterleib in den Nebel stellen und eben auch die Kondenströpfchen trinken, die an ihren Flügeldecken herunterlaufen.


Bild in der Galerie


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Zum Schluß fuhren wir noch ein wenig durch die grandiose Dünenlandschaft


Bild in der Galerie


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Die changierenden Farben der Dünen kommen zum Teil durch einen hohen Anteil an feinkrümeligem Magnetit zustande, der feine Schatten auf die Dünen legt.
Mit einem starken Magneten kann man ihn leicht einsammeln und vorführen:


Bild in der Galerie

Kurz vor Schluß genossen wir noch die Aussicht von einem hohen Dünenkamm und hielten dazu unmittelbar vor der fast senkrechten Abbruchkante. Uff, manche von uns dachten schon, wir kippen darunter. Aber noch rechtzeitig gehalten


Bild in der Galerie

Als es dann weiterging, bekamen wir dann doch noch etwas Herzplopfen, denn wir furhren einfach über den Kamm nach unten….ser achterbahnmäßiges Feeling, aber erstaunlicherweise kippt das Auto dabei nicht um. Das taten wir noch mehrfach, bis wir dann einfach aus der Wüste auf die Küstenstraße und zum Hotel fuhren.
Schön wars …danke Chantelle!
__________________
Viele Grüße

Ingo
____________________________
Kober? Ach der mit den Viechern!

Geändert von ingoKober (08.04.2023 um 14:59 Uhr)
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