![]() |
|
|
![]() |
|||||||||||||
![]() |
||||||||||||||||
|
|
![]() |
#1 | |
Registriert seit: 07.09.2003
Beiträge: 20.043
|
Moin, moin,
Zitat:
Es gibt beim Datenschutz zentrale Fragen, die immer wieder zu klären sind. Eine davon ist, ob es für die Erfassung und Erhebung der personenbezogenen Daten ein objektiv berechtigtes Interesse gibt. Die Mobilfunknetz-Betreiber haben eines, das durch Technik (Einbuchung Funkzellen), Abrechnung und getzliche Auflagen (z.B. zur Strafverfolgung) begründet ist. Aber die Mobilfunknetz-Betreiber sind nicht die, die ein berechtigtes Interesse haben, die Aufenthaltsorte zur Pandemiebekämpfung auszuwerten, und sie sind auch nicht die, denen eine unfiltrierte, massenhafte Weitergabe im feinsten Detailierungsgrad an Dritte erlaubt wäre. Die nächste, spannende Frage wäre auch, wer denn dieser/diese Dritte wäre/n. Durch wieviele und wessen Systeme müssten die Daten gehen, damit man zu Ergebnissen kommt? Des weiteren sollte man mal die Mär vergessen, dass man mit Mobilfunkdaten Personen punktgenau verfolgen kann. Die Mobilfunk-Betreiber kennen die Funkzellen, in denen man sich aufhält und mittels Triangulation lässt sich die Position verfeinern, aber Funkzellen sind nicht konstant in der Größe (insbesondere LTE-Zellen, die atmen je nach Auslastung und Wetterbedingungen), sind im ländlichen Bereichen sehr groß und hinterlassen immer noch reichlich blinde Flecken auf der Landkarte. Hinzukommt, dass man nur den Aufenthalt der SIM-Karte kennt, aber nicht weiß, wer mit ihr unterwegs ist. Während es in einigen Nutzerschichten eine hohe Korrelation zwischen Mobilfunkvertragsinhaber und genutzem Mobilfunkgerät samt SIM gibt, ist es in anderen Schichten (Verträge für Familien, Kinder, Partnerschaften) eher ein Rätselraten. Die Mobilfunkdaten haben für die Mobilfunkbetreiber durchaus einen wirtschaftlichen Wert, der deutlich höher als "kein Cent" ist. Wäre dem nicht so, würden sie nicht Tochterunternehmen zur Verarbeitung und Veredelung gründen oder die Daten an Dritte verkaufen. Allerdings sind hier dank des Datenschutzes die Hürden sehr hoch, und die Daten dürfen nur in einer derart hoch aggregierten, anonymisierten Form verkauft werden, dass sie für die Nachverfolgung einzelner Personen und die Pandemiebekämpfung nicht mehr taugen. In Zeiten, wo wir nicht einmal sauber erfasst bekommen, wer alles gepiekst worden ist, braucht man sich keine Hoffnung machen, bei einem derart komplexen und rechtlich wackeligen Ansatz zu einer Lösung zu kommen. Hier müssten immense Massendaten von einigen, verschiedenen Datenquellen zusammengeführt, bereinigt und verarbeitet werden, um zu zeitnahen und für die Nachverfolgung brauchbaren Ergebnissen zu kommen. Meines Erachtens eine Illusion! Wie heißt es immer so schön: "Man kann das morgige Wetter zu 99,99% genau vorherbestimmen - allerdings dauert die Berechung 48h." Dat Ei
__________________
![]() "Wer mit Euch ist, ist nicht ganz bei sich." |
|
![]() |
![]() |
Sponsored Links | |
|
![]() |
#2 | |
Registriert seit: 24.10.2007
Ort: Kehl und Oftringen
Beiträge: 3.092
|
Zitat:
Es geht mir hier überhaupt nicht um Mobilfunk-Bewegungsdaten sondern um die ganz allgemeine Paranoia der Speicherung und Nutzung von Daten. Z.B. In einem Restaurant werden die Gäste per Zettel erfasst werden und dann passiert vor dem Fenster ein Verbrechen. Die Polizei nimmt später die Zettel um die Gäste als ZEUGEN zu befragen ob sie vielleicht etwas beobachtet haben. Das finde ich eine sehr gute Idee und absolut nützlich, was ist so schlimm daran wenn man gefragt wird? Wenn man noch anwesend ist wenn die Polizei kommt wird man auch befragt. Bei uns allerdings führt das zu einem Aufschrei in allen Medien weil man doch gesagt hat die Restaurantdaten NUR zur Kontaktverfolgung zu nutzen. Da fehlt einfach das Augenmass. Das sind die Fälle die mich den deutschen Datenschutz Paranoia nennen lassen. Der gemeine Deutsche hat mehr Angst davor dass eine ominöse dunkle Macht die mit seinen Daten reich wird weiss wo er gestern gegessen hat als davor sich unwissend mit einer gefährlichen Infektionskrankheit angesteckt zu haben und damit eine Gefahr für seine mitmenschen zu sein. Da denke ich eben anders - ich möchte UNBEDINGT wissen wenn ich potentiell infiziert bin und da ist mit der Datenschutz sowas von egal, es geht um Menschenleben. Man stelle sich vor man hat Donald Duck angegeben als Kontaktadresse, wird deshalb nicht informiert über einen Risikokontakt, und steckt dann z.B. eine ältere Person an die erkrankt und stirbt. Ich würde meines Lebens nicht mehr froh werden. Aber meine Daten habe ich geschützt.
__________________
Some say I don’t play well with others… |
|
![]() |
![]() |
![]() |
#3 | |
Registriert seit: 07.09.2003
Beiträge: 20.043
|
Moin, moin,
Zitat:
In Deutschland haben wir leider die schreckliche Erfahrung gemacht, dass Informationen, die vermeintlich recht unkritisch sind, wie z.B. die Religion, die politische Gesinnung, die sexuellen Vorlieben, gesundheitliche Defizite etc. pp. über Nacht zu einem Filter über Leben und Tod wurden. Nie wieder darf das passieren!!! Dat Ei
__________________
![]() "Wer mit Euch ist, ist nicht ganz bei sich." |
|
![]() |
![]() |
![]() |
#4 | |
Registriert seit: 24.10.2007
Ort: Kehl und Oftringen
Beiträge: 3.092
|
Zitat:
Es gibt Gesundheitsdaten die absolut sensibel und privat sind. Aber für mich gehört z.B. der Impfstatus NICHT dazu. Genauso wie es bei Covid sehr hilfreich wäre Daten über Gesundheitszustand, Vorerkrankungen und Krankheitsverlauf IN DER GROSSEN ZAHL, anonymisiert, zu analysieren um Zusammenhänge zu finden die es am Ende erlauben Massnahmen genauer zu fassen. Aber bei uns geschieht das nicht, es sind noch nichtmal Dinge bekannt wie ob jemand sich zum zweitenmal infiziert hat. Alle Studien und damit Erkenntnisse auf solchen Daten kommen aus dem Ausland, z.B. aus GB wo der NHS sehr gut ist im Erfassen von statistischen Daten. Man stellt sich vor wo wir heute wären wenn alle Länder so gut im Schützen vor Erkenntnissen wären wie Deutschland. Für mich hat man die beste "Waffe" die wir heutzutage haben, big data und die analysemöglichkeiten, leichtfertig aus der Hand gegeben indem Datenschutz zum Supergrundrecht erklärt wurde. Während man mir z.B. verboten hat abends aus dem Haus zu gehen. Und dem fiktiven "irgendwann könnte mal jemand böses kommen und mit den Daten das Falsche tun" sollten wir verhindern indem wir nicht zulassen dass dieses "Böse" die notwendige Macht bekommt, nicht indem uns die Hand lähmen lassen durch die Angst davor.
__________________
Some say I don’t play well with others… Geändert von frame (17.10.2021 um 11:44 Uhr) |
|
![]() |
![]() |
![]()
|
|
|