[raul]

Wow, erstmal herzlichen Dank an alle für die tollen Komplimente und den Input!

Zitat von Norbert W

...und da mir diese Entfernerei oft auch gewaltig auf den Nerv geht - lass es wie es ist

Denke ich auch, vor allem weil man sich sonst noch fragt, wo die gelbe Reflektion an der unteren Decke herkommt. Und wenn ich die auch noch wegmache, brauch ich bald gar nicht mehr zu fotografieren, sondern mal mir die Welt gleich ganz, wie sie mir gefällt.

Zitat von Harry Hirsch

Ich war noch nie da, will es unbedingt sehen, aber scheue mich vor Massen, Rummel und Kitsch. Ich nenne es "Venedig-Effekt".

Das trifft es ganz gut, aber im Gegensatz zu Venedig gibts in Prag jederzeit die Möglichkeit in stillere und nicht weniger schöne Ecken abzutauchen. Da ich mir aber durchaus bewusst bin, dass manche vielleicht diesen Thread als Inspiration zur eigenen Reise lesen könnten, gehe ich heute mal ein wenig auf die Touristenmassen ein, damit man sich rechtzeitig ein realistisches Bild machen kann, was einen erwartet. Normalerweise tilge ich die eher aus Bildern so gut es geht.

So sieht die Karlsbrücke ohne Tilgerei aus:

→ Bild in der Galerie

Wenn man sich allerdings den Mut fasst und sich mitten auf die Brücke hockt um sich von den Touristen für eine Langzeitaufnahme fast über den Haufen rennen zu lassen (etwas eigene Körpermasse hilft, rotes Polohemd als Warnsignal war auch nicht schlecht ), sieht das schon etwas leerer aus:

→ Bild in der Galerie

Am witzigsten dabei war ein furztrockener Kommentar einer älteren vorbeigehenden Dame, die kurz gluckste als sie mich entdeckte und mir dann ein "Good luck" wünschte, schliesslich sind in den 20 Sekunden ca. 100 Leute an mir vorbeigeströmt.

Ohne ND Filter kann man sich natürlich noch die längere Belichtungszeit bei Nacht zunutze machen. So sah die Teynkirche am Altstädter Ring bezüglich Touristenansturm eigentlich zu jeder Uhrzeit aus:

→ Bild in der Galerie

Und hier ein Beispiel für die Touristenreduktion durch 8s Belichtung bei Nacht:

→ Bild in der Galerie

Die Prager Einwohner konnte man meistens leicht von den Touristen unterscheiden, sie waren nämlich fast alle mit genervtem Gesichtsausdruck in der Menschenmenge unterwegs. Den hätte ich wahrscheinlich auch, wenn ich diese Massen jeden Tag durchqueren müsste.
Den "Rummel und Kitsch" gibt es leider überall wo Touristenmassen auftauchen. Man sehe sich dieses Bild an...

→ Bild in der Galerie

... und versuche sich dabei vorzustellen, dass die Hare Krishna Typen vorne links einem gerade das Trommelfell bluten lassen und dabei fröhlich strahlen, als ob das was positives wäre, während diverse Aktionskünstler auf dem Platz, wie der silberne Bauarbeiter, sich bei 25°C einen abschwitzen um weitere Menschenmassen anzulocken. Die Müllabfuhr rechts hinten im Bild war gefühlt zu jeder Zeit aktiv, jedenfalls haben wir sie auch nachts um 3 Uhr noch in Aktion gesehen, dann allerdings ohne den Ghettoblaster an Bord auf volle Lautstärke zu drehen. Wir dachten zuerst, das wäre ein fahrender Discoservice. Jetzt fehlt nur noch der leckere Smog in der Nase, gemischt mit dem Geruch von Speisen aus aller Herren Länder und ihr habt damit einen halbwegs realistischen Eindruck des absoluten Hotspots von Prag.

Aber: auch von hier aus kann man mit ca. 50m Fußweg in wenig frequentierte Gassen schlendern um sich vom Dauerlärm zu erholen. Sofern die "HAAAAREEE... HAAAAAREEE"-Typen nicht den gleichen Weg wählen.

Durch die vielen Museen, Ausstellungen, sogar Aktionskünstler (eine Dame ist völlig entblättert an uns vorbei durch die Prager Altstadt geschritten und hat sich dabei von einem Team filmen lassen, vielleicht war das aber auch ein Sozialexperiment ), Cafes in zweiter und dritter Reihe, in denen meist gar niemand sitzt, einer flächendeckend tollen und alten Stadtarchitektur, die eben nicht nur auf die Hauptplätze beschränkt ist und massenhaft anderweitigen kulturellen Angeboten jeglicher couleur, findet wirklich jeder etwas in Prag, das ihn anspricht. Also nur Mut und rein ins Vergnügen!

Gruß,
raul