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Alt 28.01.2017, 20:04   #51
XG1
 
 
Registriert seit: 06.04.2008
Beiträge: 2.361
Aus dem verlinkten Artikel:
Zitat:
„Hier, schau, das ist übrigens das Holocaust-Mahnmal!“, und Assaf drehte sich zu mir um, runzelte seine Stirn und fragte: „Was hat das mit dem Holocaust zu tun?“ „Keine Ahnung“, antwortete ich und fuhr los, als die Ampel auf Grün schaltete. Das Mahnmal ist wohl auch nicht für uns Juden gebaut worden, so las ich vor ein paar Tagen, sondern für die Deutschen. Vielleicht deshalb unsere Schwierigkeit, einen Zusammenhang zwischen schwarzen Steinblöcken und sechs Millionen toter Menschen herzustellen. Aber nicht nur Assaf und mir scheint es emotional unmöglich, auch vielen deutschen wie nicht-deutschen Besuchern des Mahnmals. Warum ich das denke? Weil Menschen dort rumknutschen, Selfies machen, Kinder Fangen spielen, auf die Steinblöcke geklettert wird und vieles andere, das man vielleicht nicht täte, würde man emotional berührt, würde also in dem Moment, wie man sich zwischen diesen Steinstehlen befindet, das Leid und der Schmerz der Millionen Ermordeten sowie ihrer Nachfahren und die Unmöglichkeit Verständnis für diese Jahrhundertkatastrophe aufzubringen, plötzlich offenbar werden.

Geändert von XG1 (29.01.2017 um 01:11 Uhr)
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Alt 28.01.2017, 21:03   #52
SteffDA
 
 
Registriert seit: 03.09.2011
Ort: Groß-Gerau
Beiträge: 1.161
Ich finde das Kunstprojekt super gut.
Allein die Diskussion hier im Forum zeigt, dass dieses Projekt seinen Zweck erfüllt.

Das Mahnmal finde ich seit seinem Bestehen super-überflüssig.
Warum?
  1. Es gab/gibt genug Mahnmale.
  2. Das Gedenken an die Opfer gehört in die Herzen und Köpfe der Menschen und nicht delegiert an ein Feld aus Betonklötzen.
  3. Historische Verantwortung lässt sich m.E. ebenfalls nicht delegieren oder wahrnehmen durch errichten von Denkmälern. Unsere historische Verantwortung als Deutsche besteht nicht darin mit gebeugtem Haupt durchs Leben zu gehen und sich permanent irgendwelche Schuld an den Ereignissen zwischen 1933 und 1945 vorhalten zu lassen.[/br]
    Unsere historische Verantwortung besteht darin, genau das nicht wieder zuzulassen.

Grüße
Steffen
SteffDA ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.01.2017, 21:59   #53
BeHo
verstorben
 
 
Registriert seit: 11.08.2004
Ort: Woinem
Beiträge: 32.059
Zitat:
Zitat von SteffDA Beitrag anzeigen
[...]Unsere historische Verantwortung besteht darin, genau das nicht wieder zuzulassen.[...]
Und genau das ist der Sinn von Mahnmalen.

Wie kommst Du auf die Idee, dass die Absicht dahinter sein soll, dass die Menschen mit gebeugtem Haupt durchs Leben gehen sollen?
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Alt 28.01.2017, 23:27   #54
SteffDA
 
 
Registriert seit: 03.09.2011
Ort: Groß-Gerau
Beiträge: 1.161
Zitat:
Zitat von BeHo Beitrag anzeigen
Und genau das ist der Sinn von Mahnmalen.
Richtig, aber davon gab es bereits vor dem Holocoust-Mahnmal genug. Ich halte es für eine politische Alibi-Veranstaltung.
SteffDA ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.01.2017, 23:42   #55
BeHo
verstorben
 
 
Registriert seit: 11.08.2004
Ort: Woinem
Beiträge: 32.059
Ich habe Deine Meinung zur Kenntnis genommen, teile sie aber nicht.

So wahnsinnig viele Mahnmale gibt es nun wirklich nicht gerade, und die meisten davon sind den wenigsten überhaupt bekannt.

Warum man ein Mahnmal in unserer heutigen Hauptstadt, die damals zur „Reichshauptstadt Germania“ in einem "Imperium Germanicum" umgebaut werden sollte und von der aus viele Gräueltaten koordiniert wurden, als unnötig betrachtet, kann ich wirklich nicht verstehen.
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Geändert von BeHo (29.01.2017 um 00:04 Uhr)
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Alt 29.01.2017, 11:13   #56
Harry Hirsch
 
 
Registriert seit: 24.08.2014
Ort: Stuttgart
Beiträge: 3.535
Danke. So konnte ich das Projekt auch noch ansehen. Ich finde es gut. Einzig die Frage nach dem Persönlichkeitsrecht (der Selfie Personen) würde ich kritisch sehen, aber da bin ich kein Experte.

Kurt hatte diese Diskussion ja schon mal angestoßen -> Klick
Ist noch gar nicht so lange her.

Ich selbst bin mit dem Thema Selfies und Gedenkstätten mittlerweile ambivalent. Eigentlich vertrete ich die Meinung: Geht gar nicht. Es erscheint mir respektlos. Im Zusammenhang mit dem Holocoust reflexartig "erst recht".

Aber ist das richtig?

Ich vermute, dass viele von uns hier, so wie ich, zur sog. "Nachkriegsgeneration" gehören.
Wir sind zu einer Zeit aufgewachsen, als die Nachwehen des zweiten Weltkrieges noch präsent waren. Viele von uns haben die Folgen von Verlusten in der Familie noch unmittelbar erfahren. Eltern, Onkel, Tante und Großeltern konnten häufig von Ihren Erlebnissen des Krieges berichten. Schule und Umfeld haben auch ihren Teil dazu beigetragen.
In meiner Heimatstadt gab es noch bis Ende der 70er Jahre eine ausgebombte Hausruine.
Einige von uns haben den Bau der Mauer, fast alle deren Fall erlebt. Unmittelbare Folge des schrecklichen Krieges. Er war vorbei, aber doch noch sichtbar.

Ich gehe automatisch in eine Art demütige schämende Haltung (auch innerlich), wenn die Gräueltaten des deutschen Volkes aus jener Zeit, thematisiert werden. Das ist ein Reflex, ich steuere das nicht.

Aber: Kann ich das von der heutigen Generation erwarten? Die Spuren des letzten Weltkrieges sind verschwunden. Für unsere Kinder und Enkel ist er unendlich lange her und einfach irreal. Ihnen ist dieser Automatismus fremd. Ist das gut oder schlecht? Weder noch. Das ist der Gang der Dinge.

In unserem Bekanntenkreis wurden die Eltern eines Klassenkameraden unseres Sohnes vor einigen Jahren in die Schule zitiert, weil der Sohn "scherzhaft" den Hitlergruß gemacht hat. Sie waren furchtbar wütend auf ihn. Bis zu seiner Frage, was denn daran so schlimm ist. Denn das wusste er nicht. Es folgte dann die Aufklärung usw., er hat es dann auch nicht mehr gemacht. Er weiß, dass es falsch ist, aber die beschriebene "Demutautomatik" hat er nach wie vor nicht.

Es gab vor einigen Jahren mal einen sehr guten Artikel in der Zeit dazu. Leider finde ich den nicht mehr.

Man muss berücksichtigen: Selfies sind etwas völlig normales für die "Generation Y". Sie zeigen: Schaut her, ich war z.B. am Holocaust Mahnmal oder in Auschwitz. Das mag vielen von uns an solchen Orten respektlos erscheinen. Aber ich denke, es ist falsch, eine Absicht zu unterstellen. Nach dem Motto: "Jetzt verhöhne ich mal die Opfer und mache ein Selfie" (meinetwegen mit Sprung). Meiner Meinung nach, trifft das nicht zu. Ein Selfie ist so normal wie die Uhr abzulesen.
Es fehlt hier aber die Verknüpfung zu den Opfern und den Gräueltaten.

Diese Verbindung stellt Shahak Shapira mit seinem Projekt her. Und die Reaktionen der Selfie Macher unterstreichen seinen Wirksamkeit.
Und die -glücklicherweise bisher nicht aus dem Ruder laufende- Diskussion hier auch.

Ich halte übrigens -im Gegensatz zu Steffen- das Mahnmal in Berlin für richtig und auch für wichtig. Das wir in der Hauptstadt des Grauens (1933-1945) an selbiges erinnern, ist nur recht. Und zu viele Mahnmale sehe ich nicht. Ich stolpere jedenfalls selten mal über eines.

Die Aussage von Björn Hocke (AfD) würde ich leicht anpassen wollen:

Die Deutschen sind ein Volk, das den Mut und die Courage hat, sich ein Denkmal in das Herz seiner Hauptstadt zu setzen, um an die Gräueltaten der Vergangenheit zu erinnern und seiner Opfer zu Gedenken.
__________________
Grüße Joachim
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Das Leben ist einfach...einfach zu schwer. Es wäre so einfach, wenn es einfacher wär' (Lindemann)
Harry Hirsch ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.01.2017, 11:17   #57
BeHo
verstorben
 
 
Registriert seit: 11.08.2004
Ort: Woinem
Beiträge: 32.059
Zitat:
Zitat von Harry Hirsch Beitrag anzeigen
[...] Ich stolpere jedenfalls selten mal über eines.[...]
Aber Du läufst oft drüber, nämlich über die Stolpersteine.
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BeHo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.01.2017, 11:45   #58
wwjdo?
 
 
Registriert seit: 25.01.2006
Ort: Friedberg/By.
Beiträge: 11.539
http://www.audiatur-online.ch/2017/0...den-holocaust/

Ich persönlich kann mit Aussagen von Zeitzeugen, sie werden leider rar, mehr als mit Denkmälern anfangen.

Unvergessen wird mir auch der Abend sein, an dem ich Mietek Pemper: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Mieczysław_Pemper

gelauscht habe - in der Verfilmung Schindlers Liste wurden zwei Personen, eben Pemper und Stern, zu einer Figur (Stern) verschmolzen.

Ich kenne die Argumentation, dass man sich heute nicht mehr schämen will, etc. auch, halte sie aber für eine unzulässige Verkürzung.
Wer sich nur ein wenig mit Geschichte beschäftigt hat, der weiß doch, dass ohne ein gründliches Wissen um das 3.Reich weder unsere aktuelle Zeitgeschichte noch die Zeit davor verstanden werden kann.

Eine Geschichtsmüdigkeit ist hingegen eine pädagogische Herausforderung.

Alarmierend genug ist ohnehin der wieder aufstrebende und wohl nie ganz getilgte Antisemitismus in Europa.

Deutschland hat bei diesem Thema m.E. eine vorbildhafte Vorreiterrolle inne. Dass sich andere Lânder so wenig mit ihrer unrühmlichen Vergangenheit auseinandersetzten (z.B. Türkei mit dem Genozid an den Armeniern, China mit der Terrorregime von Mao, etc.) ist traurig und für die Menschheit und nachwachsende Jugend beschämend genug...
__________________
LG
Matthias
wwjdo? ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.01.2017, 11:53   #59
BeHo
verstorben
 
 
Registriert seit: 11.08.2004
Ort: Woinem
Beiträge: 32.059
Diesen Beitrag kann ich unterschreiben.

Mahnmale sehe ich als Anreize, sich zu informieren. Mahnende Zeitzeugen gibt es ja nach einiger Zeit keine mehr.
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BeHo ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.01.2017, 12:09   #60
Harry Hirsch
 
 
Registriert seit: 24.08.2014
Ort: Stuttgart
Beiträge: 3.535
Zitat:
Zitat von wwjdo? Beitrag anzeigen
Ich persönlich kann mit Aussagen von Zeitzeugen, sie werden leider rar, mehr als mit Denkmälern anfangen.
Ja, keine Frage. Denkmäler können Zeitzeugen auch niemals "ersetzen". Aber sie werfen Fragen auf und machen hoffentlich neugierig, insbesondere, wenn es die Zeitzeugen nicht mehr gibt.

Zitat:
Zitat von wwjdo? Beitrag anzeigen
Ich kenne die Argumentation, dass man sich heute nicht mehr schämen will, etc. auch, halte sie aber für eine unzulässige Verkürzung.
Wer sich nur ein wenig mit Geschichte beschäftigt hat, der weiß doch, dass ohne ein gründliches Wissen um das 3.Reich weder unsere aktuelle Zeitgeschichte noch die Zeit davor verstanden werden kann.
"Will" unterstellt eine gewisse Absicht: Ich will mich nicht erinnern, trotz besseren Wissens.
Ich halte diesen Ansatz aber bei der heutigen Generation für falsch. Die Jugend von heute (Gott, wie klingt das denn ), hat i.d.R. keinen persönlichen Bezug mehr zum Krieg. Siehe meine Ausführungen oben.
Bei mir war es so, dass meine Oma und meine Mutter den zweiten Weltkrieg erlebt (Bombennächte in Hamburg) haben. Ihre Erzählungen waren lebendig (Stichwort Zeitzeugen). Die Emotionen, die da mit rüber gekommen sind, haben mit und in mir (uns) etwas bestimmtes gemacht.
Und das können wir unseren Kindern nicht mehr so weiter geben. Weil wir es nicht erlebt haben. Daher ist die Distanz der heutigen Heranwachsenden viel größer. Dafür können sie aber nichts.
Natürlich ist Aufklärung, schon als Warnung und Vorbeugung wichtig und richtig, aber der persönliche Bezug, der lässt sich nicht mehr herstellen.
__________________
Grüße Joachim
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Harry Hirsch ist offline   Mit Zitat antworten
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