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#1 |
Registriert seit: 01.04.2008
Ort: Drabenderhöhe
Beiträge: 10.671
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Der Zusammenhang von Blitzabbrenndauer, Verschlusszeit und HSS-Blitzen will noch einmal erklärt werden; ich versuche es mal mit meinen Worten. Ich weiß nicht genau, wie lange ein Blitz tatsächlich Licht abgibt, wenn er gezündet wird. Es ist jedenfalls eine sehr kurze Zeit. Und diese Zeit verkürzt sich nochmals, wenn der Blitz in seiner Leistung heruntergeregelt wird.
Die Frage stellt sich nun, warum braucht man denn 1/160 sec Belichtungszeit? Das klingt erstmal nicht logisch. Die Antwort liegt ganz einfach in der Verschlusstechnik begründet. Ein Kameraverschluss hat zwei Vorhänge. Der erste öffnet sich, so dass Licht auf den Sensor fallen kann, und der zweite schließt die Öffnung wieder, so dass der Sensor wieder im Dunklen liegt. Nun ist es so, dass die Vorhänge sich nicht unendlich schnell bewegen können, das würde keine Mechanik schaffen und auch nicht aushalten. Der erste Vorhang braucht etwas kürzer als 1/160 sec (bei manchen Kameras sogar kürzer als 1/250), um den Sensor komplett zu öffnen. Einen sehr kurzen Moment später beginnt der zweite Vorhang, die Öffnung wieder zu schließen. Es gibt aber Situationen, die kürzer belichtet werden müssen, und das lässt sich mit dieser Verschlusstechnik realisieren, indem der zweite Vorhang dem ersten bereits folgt, wenn der noch gar nicht komplett geöffnet hat. Hierbei entsteht praktisch ein Schlitz, dessen Öffnung nur einen Teil des Sensors zur Belichtung freigibt. Eine weitere Verkürzung der Belichtungszeit bedeutet, dass der Schlitz schmaler gemacht wird. Die Geschwindigkeit der Vorhänge bleibt also bei jeder Belichtung gleich, egal, ob das eine ganze Sekunde ist oder 1/8000. Nun kommt der Blitz ins Spiel. Ein sehr kurzer Blitz. Der Moment, das Bild mit einem einzigen Blitz zu belichten, kann nur stattfinden, wenn der Sensor während der Abbrendauer komplett geöffnet ist, und genau das ist bei 1/160 sec oder allen längeren Zeiten gegeben. Im hier gezeigten Beispiel wurde ebenfalls mit 1/160 sec belichtet, allerdings ohne Blitz, und bei ISO 3200. Würde man den ISO-Wert auf 100 oder 200 begrenzen, dann wäre das Bild fast schwarz. Nur der sehr kurze Blitz zur rechten Zeit würde das Bild belichten, und zwar so kurz, dass alle Tropfen wie eingefroren wirken. Wozu braucht man dann HSS, und warum kann das der eingebaute Blitz nicht? HSS braucht man, wenn man bei sehr hellem Umgebungslicht die Schatten aufhellen möchte. Die Belichtungszeit kann man aber nicht auf 1/160 stellen, weil das Bild damit bei Sonnenschein schon völlig überbelichtet wäre. Man ist also gezwungen, kürzere Zeiten zu wählen. In diesem Fall muss der Blitz so gesteuert werden, dass trotzdem ein korrekt belichtetes Bild möglich wird. Das funktioniert, indem der Blitz sehr schnell hintereinander feuert, so dass jeder Moment, in dem der offene Verschluss-Schlitz über den Sensor wandert, mit einem Blitzlicht versorgt wird. Die Elektronik ist in der Lage, die Blitzfolge so schnell hintereinander auszulösen, wie es kein mechanischer Verschluss könnte. HSS ist also ein Stroboskop-Blitz, und das Bild, was damit entsteht, ist im Grunde eine mehrfache Teilbelichtung des ganzen Bildes. Die Leistung des Systemblitzes muss dabei stark reduziert werden, sonst wäre diese schnelle Blitzfolge gar nicht möglich. Das ist auch der Grund dafür, dass der eingebaute Blitz für HSS nicht verwendet werden kann, denn er ist insgesamt zu schwach dafür. Es versteht sich auch von selbst, dass man mit HSS nur direkt blitzen und nicht bouncen kann. So viel Leistung steckt auch nicht in einem starken Systemblitz. Neben alledem muss man noch wissen, wie man die Helligkeit des Bildes richtig hinbekommt. Jedes Blitzlicht ist in unmittelbarer Nähe sehr stark, nimmt aber in zunehmender Entfernung rapide ab. Man muss die Helligkeit also anders regeln als bei Sonnenschein, der überall mit gleicher Intensität vorhanden ist. Zum Regeln des Blitzlichts gibt es mehrere Möglichkeiten: 1. Man kann die Blende weiter öffnen oder schließen 2. Bei manchen Blitzen kann die Leistung geregelt werden (etwa von 1/1 bis 1/32) 3. Der ISO-Wert kann angepasst werden 4. Der Abstand zwischen Blitz und Motiv kann verändert werden 5. Die Belichtungszeit kann verlängert werden. Dadurch wird das Blitzlicht nicht heller, aber der Anteil des Umgebungslichts steigt an und gibt dem Hintergrund die richtige Helligkeit. Das Jonglieren mit diesen Möglichkeiten ist ein eigenes langes Thema, und ich will hier nicht tiefer darauf eingehen. Vielleicht hilft dieses Hintergrundwissen, geblitzte und eingefrorene Bewegungen besser zu verstehen.
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Gruß Gottlieb |
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#2 |
Registriert seit: 11.04.2012
Beiträge: 3.086
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@der_knipser
+1 Wow vielen Dank für diesen überaus informativen Beitrag. Endlich verstehe ich diese Untergrenze bei der Synchronzeit. Du könntest locker eine informative Webseite aus deinen Beiträgen machen. |
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#3 |
ehemaliger Moderator
Registriert seit: 19.05.2004
Ort: Jüchen-Otzenrath
Beiträge: 11.408
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Gottlieb, vielen Dank für die super Erklärung.
Um das Ganze noch zu veranschaulichen, kann man sich noch die Animation auf dieser Seite anschauen. Das linke Beispiel (vollständig geöffneter Sensor) entspricht dabei den Verhältnissen bei der Blitzsynchronzeit.
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Gruß Jörg Jubel, Trubel, Heiterkeit - seid zur Heiterkeit bereit (Bugs Bunny) |
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#4 | |||
Registriert seit: 03.09.2011
Ort: Groß-Gerau
Beiträge: 1.161
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Zitat:
Agfatronic 643 CS dialog Zitat:
Agfatronic 383 CS Zitat:
Grüße Steffen |
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#5 | |
Registriert seit: 15.03.2004
Ort: Hamburg
Beiträge: 12.012
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Zitat:
ich hoffe Gottlieb...das ich ein paar kleine Korrekturen anbringen darf ![]() # die normale Abbrennzeit bei Kleinblitzen liegt zwischen 1/800s und etwa 1/1.200s # dieser Zeitwert gilt für heutige Systemblitze # es gibt aber auch welche, wie diese Zwitter, die billigen China-Portys... die kommen nur mit langsamer 1/200s Abbrennzeit ![]() # runtergeregelt gehen einige Blitze wie z.B mein SB80Dx bei 1/128 bis runter auf 1/41.600s # Maßeinheit ist in der Regel der T-Wert der Sinuskurve....t0.5 heißt dann> die genaue Mitte des "Berges"(der S-Kurve) also zwischen der breiten Basis des "Berges" und seiner "Kuppe"(Spitze) # die Leistung des Blitzes in der "Höhe des Berges" ist eigentlich immer gleich... man schneidet beim Regeln nur die Flanke etwas ab also simple gesagt>>> die Systemblitze sind schon schnell....allerdings wird die Abbrennzeit ständig falsch interpretiert... selbst für Sport und Action reicht sie meist aus.... will man was spezielles, also noch schneller...geht es nur durch runterregeln..... und Ausgleich durch zusätzliche Blitze die im Verbund arbeiten ![]() Mfg gpo |
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#6 |
Registriert seit: 01.04.2008
Ort: Drabenderhöhe
Beiträge: 10.671
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Gerd, Du bist sehr herzlich willkommen, Dein Wissen hier beizutragen!
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Gruß Gottlieb |
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