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Zitat von Justus
Hallo,
diese Frage bschäftigt mich schon seit Jahren latent: Vorrausgesetzt ich arbeite an Bildern in einer optimal farbausgerichteten Umgebung (Monitor kalibriert etc.), wie kann ich feststellen, daß meine eigenen Augen "kalibriert" sind?
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Deine Augen (resp. dein Gehirn) kalibrieren sich dynamisch: Ein weißes Blatt Papier ist immer weiß. Egal, ob du es im Licht einer Magnsiumfackel oder eines Kerzenstummels betrachtest. Von daher gesehen kannst du nicht feststellen, ob du "farbrichtig" siehst.
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Zitat von Justus
Wenn ich mich richtig erinnere erscheinen Farben weniger kräftig, wenn ich sie mir länger anschaue, und ähnliches müßte doch auch für farbstichige Bilder gelten. Irgendwann haben sich die Augen an den Farbstich gewöhnt und man bemerkt ihn nicht mehr.
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Das ist eine dieser genialen Lösungen, die die Evolution (oder was bzw. wer auch immer) bei der Reizverarbeitung gefunden hat: Je gleichmäßiger ein Reiz ist, desto weniger stark wird er wahrgenommen - unabhängig von der Intensität (Letzteres gilt natürlich nur in gewissen Grenzen).
Wenn du neben einem frisch gegülltem Feld aus dem Auto aussteigst, wirst du vor Gestank die Nase zuhalten. Der Bauer auf dem Trecker mit dem Jauchefass nimmt den Geruch gar nicht mehr wahr, weil er schon zu lange mit der selben Stärke in seine Nase stickt.
Genauso wie mit dem Gestank verhält es sich, wenn du länger auf ein Bild schaust: Es wird immer schwächer wirken.
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Zitat von Justus
Wie lösen Profis das? Haben die einen Graukeil und eine Farbtabelle neben dem Monitor platziert und schauen alle 30 Sekunden drauf?
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Die Profis, die ich kenne, lösen das genau anders herum: "Mach dir nix aus dem Rotstich, im Druck kommt das Bild perfekt". Hier kompensiert das Profi-Gehirn automatisch den Farbstich und "sieht" nur das Ergebnis.
Ansonsten wird ein Profi Farben messen. Bei einem reinem Grauton müssen z.B. alle drei RGB-Werte gleich sein.
Fazit: Unser Sinnesapparat und das Gehirn funktionieren gänzlich anders (und viel "geschmeidiger") als eine Kamera.
Konnte ich ein wenig weiterhelfen?
Martin