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#24 | |
Registriert seit: 24.08.2014
Ort: Stuttgart
Beiträge: 3.535
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Zitat:
Kurt hatte diese Diskussion ja schon mal angestoßen -> Klick Ist noch gar nicht so lange her. Ich selbst bin mit dem Thema Selfies und Gedenkstätten mittlerweile ambivalent. Eigentlich vertrete ich die Meinung: Geht gar nicht. Es erscheint mir respektlos. Im Zusammenhang mit dem Holocoust reflexartig "erst recht". Aber ist das richtig? Ich vermute, dass viele von uns hier, so wie ich, zur sog. "Nachkriegsgeneration" gehören. Wir sind zu einer Zeit aufgewachsen, als die Nachwehen des zweiten Weltkrieges noch präsent waren. Viele von uns haben die Folgen von Verlusten in der Familie noch unmittelbar erfahren. Eltern, Onkel, Tante und Großeltern konnten häufig von Ihren Erlebnissen des Krieges berichten. Schule und Umfeld haben auch ihren Teil dazu beigetragen. In meiner Heimatstadt gab es noch bis Ende der 70er Jahre eine ausgebombte Hausruine. Einige von uns haben den Bau der Mauer, fast alle deren Fall erlebt. Unmittelbare Folge des schrecklichen Krieges. Er war vorbei, aber doch noch sichtbar. Ich gehe automatisch in eine Art demütige schämende Haltung (auch innerlich), wenn die Gräueltaten des deutschen Volkes aus jener Zeit, thematisiert werden. Das ist ein Reflex, ich steuere das nicht. Aber: Kann ich das von der heutigen Generation erwarten? Die Spuren des letzten Weltkrieges sind verschwunden. Für unsere Kinder und Enkel ist er unendlich lange her und einfach irreal. Ihnen ist dieser Automatismus fremd. Ist das gut oder schlecht? Weder noch. Das ist der Gang der Dinge. In unserem Bekanntenkreis wurden die Eltern eines Klassenkameraden unseres Sohnes vor einigen Jahren in die Schule zitiert, weil der Sohn "scherzhaft" den Hitlergruß gemacht hat. Sie waren furchtbar wütend auf ihn. Bis zu seiner Frage, was denn daran so schlimm ist. Denn das wusste er nicht. Es folgte dann die Aufklärung usw., er hat es dann auch nicht mehr gemacht. Er weiß, dass es falsch ist, aber die beschriebene "Demutautomatik" hat er nach wie vor nicht. Es gab vor einigen Jahren mal einen sehr guten Artikel in der Zeit dazu. Leider finde ich den nicht mehr. Man muss berücksichtigen: Selfies sind etwas völlig normales für die "Generation Y". Sie zeigen: Schaut her, ich war z.B. am Holocaust Mahnmal oder in Auschwitz. Das mag vielen von uns an solchen Orten respektlos erscheinen. Aber ich denke, es ist falsch, eine Absicht zu unterstellen. Nach dem Motto: "Jetzt verhöhne ich mal die Opfer und mache ein Selfie" (meinetwegen mit Sprung). Meiner Meinung nach, trifft das nicht zu. Ein Selfie ist so normal wie die Uhr abzulesen. Es fehlt hier aber die Verknüpfung zu den Opfern und den Gräueltaten. Diese Verbindung stellt Shahak Shapira mit seinem Projekt her. Und die Reaktionen der Selfie Macher unterstreichen seinen Wirksamkeit. Und die -glücklicherweise bisher nicht aus dem Ruder laufende- Diskussion hier auch. Ich halte übrigens -im Gegensatz zu Steffen- das Mahnmal in Berlin für richtig und auch für wichtig. Das wir in der Hauptstadt des Grauens (1933-1945) an selbiges erinnern, ist nur recht. Und zu viele Mahnmale sehe ich nicht. Ich stolpere jedenfalls selten mal über eines. Die Aussage von Björn Hocke (AfD) würde ich leicht anpassen wollen: Die Deutschen sind ein Volk, das den Mut und die Courage hat, sich ein Denkmal in das Herz seiner Hauptstadt zu setzen, um an die Gräueltaten der Vergangenheit zu erinnern und seiner Opfer zu Gedenken.
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Grüße Joachim ------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist einfach...einfach zu schwer. Es wäre so einfach, wenn es einfacher wär' (Lindemann) |
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