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Registriert seit: 24.05.2005
Beiträge: 1.203
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Wollte mir mal ein Bild machen
Hallo Auslösende, Bildende, Schuß- und Aufnahmebereite !
Ein neuer Thread ? Kein bloßer Spaß, nein auch im Ernst. Man mag mir Sendungsbewußtsein zurufen oder Belehrung; das liegt mir telefern. Ich eröffne diesen Thread schlicht, um hier einen Dialog über die "Motivation an der Fotografie" anzustoßen. Mal sehen, wie sich das entwickelt. Habe keine konkreten Erwartungen. Erste Themensuche (wie's mir einfiel) - Punkte 1 - 5: 1) Warum fotografieren, abbilden ? 2) Was fotografieren und warum gerade das ? 3) Welche Erwartung habe ich mit meiner Bildmacherei an mich / oder andere ? 4) Bilden Fotos nur etwas ab oder bilden Fotos etwas aus ? 5) Vorschlägesammlung für eine weitere (evtl. neue) Art - oder Theorie - des Bild-Sehens Ich glaube, eine "lockere" Kommunikation für diese Ebene im Forum kann ein Auslöser für eventuelle spätere Dialoge bei Usertreffen sein, und kann hier im Forum so manches an Kreativität bewirken. Was bewirken? - Mal sehen . . . machen wir uns zuvor ein Bild von der Weite rund um die Fotografie. Zunächst möchte ich hier einige wenige Zitate anbringen (aus einem Buch des Malers und Autoren John Berger, das er gemeinsam mit Jean Mohr geschrieben hat. Titel: "Eine andere Art zu erzählen"; Photos/Essays, Carl Hanser Vlg. 1984. Neuauflage 2000 bei Fischer Taschenbuch Vlg.: ISBN:3-596-14595-3. J. Bergers Buch beinhaltet kurze oder längere Essays, eine kleine Bildergeschichte sowie eine längere in 150 Fotografien - ohne Worte. John Berger hat Romane, Drehbücher u.v.a geschrieben. Und er photographiert auch. Zitate aus seinem Kapitel "Erscheinungen": >>...Die Kamera wurde 1839 erfunden. Auguste Comte beendete gerade seinen Cours de Philosophie Positive. Der Positivismus, die Kamera und die Soziologie wurden gemeinsam groß...<< Damals glaubte man, alles erfahren zu können, alles interpretieren zu können; das Machbare machbarer machen zu können. Das Zeitalter der Aufklärung kam auf Touren. Seither spukt Größenwahn in vielen Köpfen des "Homo-Laber-Imperium". - ![]() Heute versetzen Schlagworte wie: Künstliche Intelligenz, Beherrschung hoch-komplexer Technologien, Globalisierung durch "Kapitalismus pur", etc. Zukunftsgläubige in Bewegung(en), in Begeisterung oder zuzeiten in seltsame, unnatürliche Zustände, wie etwa in Euphorie. / Hier einige nüchterne AnSichten: >>J.Berger: ...Dennoch wurde das positivistische Utopia nicht erreicht. Und die Welt ist heute weniger durch Experten kontrollierbar, die das, was sie deren Mechanismen nennen, beherrschen, als im 19. Jahrhundert. Was erreicht wurde, war ein noch nie dagewesener wissenschaftlicher und technischer Fortschritt und schließlich die Unterordnung aller anderen Werte unter die eines Weltmarkts, der alles - die Menschen, ihre Arbeit, ihr Leben und ihren Tod eingeschlossen - als Ware behandelt...<< Fotos sind allerorten ebenso zu Ware verkommen -, mit Ausnahmen. "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte", so heißt es. In den Medien und insbesondere der WerbeIndustrie "sprechen" Bilder in sehr wenigen Worten dem darbenden Beziehungsgestreßten wie auch dem Einsamen zu: Laufe. Kaufe. Sammle zuhauf. J.Berger: >>...Die unerreichte positivistische Utopie wurde statt dessen zum globalen System des Spätkapitalismus, in dem alles, was existiert, quantifizierbar wird - nicht nur, weil es zu einem statistischen Fakt reduziert werden kann, sondern auch weil es bereits zu einer Ware reduziert worden ist. In so einem System ist kein Platz für Erfahrung. Die Erfahrung jedes einzelnen bleibt ein individuelles Problem. Auf die einzelne Person bezogene Psychologie ersetzt Philosophie als Erklärung der Welt...<< Was haben solche Aussagen mit diesem Forum und mit der Digitalen Fotografie zu tun? - Alles. Immer hat eins mit allem zu tun und gegenpolig; wie -, das mag ein jeder auf seine Weise sehen, erkennen, verstehen. Man kann sich freilich abgrenzen. Man kann Bauchnabelfotografie machen. Oder nur aus seinem Fenster heraus, im Zimmer, im Hause verbleibend, Äußerliches ablichten. Nicht mehr aus sich heraus... gehen. Ber - Iwo -, das Zimmerhocken ist wohl eher Ausnahme, und nicht sehr förderlich für das Sozialwesen Mensch. Wir fotogafierenden "Augenmenschen" wollen in der Regel 'raus, etwa um das Innere im Außen sehend zu erleben. Und freilich Weiteres. >> J.Berger: ...Die Art, wie Photographie heute verwendet wird, ergibt sich aus der Unterdrückung der sozialen Funktion von Subjektivität und verstärkt diese zugleich. Photographien sagen die Wahrheit, heißt es. Aus dieser Vereinfachung, durch welche Wahrheit zur Sache eines Augenblicks reduziert wird, folgt, daß, was eine Photographie über eine Tür oder einen Vulkan aussagt, die die gleiche Art Wahrheit enthält, wie das, was sie über einen weinenden Mann oder den Körper einer Frau aussagt. Wenn bislang kein theoretischer Unterschied gemacht wurde zwischen der Photographie als wissenschaftlichem Beweis und der Photographie als Kommunikationsmittel, so ist das weniger ein Versehen als ein Vorschlag. Der Vorschlag lautete (und lautet), wenn etwas sichtbar ist, dann ist es eine Tatsache, und eine Tatsache enthält die einzige Wahrheit...<< Unsichtbares zu fotografieren ist in der Tat ein nie gesehenes Phänomen. Außer man zieht in "Betracht", daß im "Inneren Erleben" Unsichtbares abgebildet wird, indes, ohne eine Hardware-Kopie davon machen zu können. Das Innere aber ist wohl wahr. Andererseits überträgt sich etwas auf das Bild, das man sich macht, sobald man fotografiert. Und das betrachtet man anschließend . . . möglicherweise mit anderen Augen. >>J.Berger: ...Photographie als öffentliches Medium ist das Kind positivistischer Hoffnungen geblieben. Verwaist wie sie war - denn diese Hoffnungen sind nun tot - wurde sie vom Opportunismus des etablierten Kapitalismus adoptiert. Es ist wahrscheinlich, daß die Verleugnung der jeder Photographie innewohnenden Vieldeutigkeit eng zusammenhängt mit der Verleugnung der Subjektivität als sozialer Funktion...<< Zum Schluß noch ein anderes, älteres Zitat aus John Bergers Buch: >>Es gibt in unserem Zeitalter kein Kunstwerk, das so aufmerksam betrachtet würde, wie die Bildnisphotographie des eigenen Selbst, der nächsten Verwandten und Freunde, der Geliebten, hat schon im Jahre 1907 Lichtwark geschrieben und damit die Untersuchung aus dem Bereich ästhetischer Distinktionen in den sozialer Funktionen gerückt. Nur von hier aus kann sie weiter vorstoßen. [Walter Benjamin, Kleine Geschichte der Photographie (1931)]<< Gilt das heute auch? Sind wir weiter vorgestoßen, ohne Gutes und ohn Notwendig-Machbares zu vergessen? Nun denn. Wer macht den Anfang und postet (s)eine Ansicht ?! Vielleicht zu den oben angedachten 5 Punkten bzw. einfach frei nach Lust oder Laune ! P.S.: Ach so - warum ich fotografiere ? Erstens -, um nicht im Lesen und Schreiben zu versinken, sondern um die Welt zu sehen ... je nach dem, was ersichtlich ist - oder - nicht übersehen sein sollte, bzw. nicht beachtet werden könnte. Zweitens -, um nicht im Wust von Bildern zu versinken, der mir täglich feilgeboten wird. Drittens -, weil ich aus lauter Unlust über Plakate, Schilder und Werbeflächen, Mediengestaltung, Designgewitter und Hochglanzglattschüsse wieder SEHEN lernen mag !!! (mehr dazu später, jetzt kommstu, kommen Sie) Denn mal los, wie beim Schnappschuß oder wie in der Makrofotografie, wie beim Lichtmalen, wie beim Schwarz... nee. Lautmalen. Mit freundlichen Grüßen, Tschüss - bis gleich Eyelander |
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