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Alt 27.01.2019, 16:03   #8
ingoKober

Themenersteller
 
 
Registriert seit: 14.06.2005
Ort: 64521 Groß-Gerau
Beiträge: 11.148
Oops...da habe ich was losgetreten.
Ja, Neozoen sind ein sensibles Thema. Und ja, es gibt Orte, wo Nutrias fernbleiben sollten und ich bin absolut dafür, sie dort abzuschießen.
Es gibt aber in meinen Augen auch Orte, wo sie eher eine Bereicherung, als ein Schaden sind. Unser Dorfstinkebach gehört für mich dazu!
Da Nutrias längst über das Stadium hinaus sind, in dem man sie bei uns noch komplett ausrotten kann- was durchaus sinnvoll wäre-, bin ich für angepasstes Management mit lokalen Unterschieden.

Und auch wichtig: ja, Fachleute - daher der Name- wissen meist mehr als Otto Normalverbraucher und mussten sich dieses Wissen meist aufwändig erarbeiten.

Was Neobiota angeht sind die Zusammenhänge komplex. Es gibt in der Tat welche, die sich als weitgehend harmlos für heimische Ökosysteme erweisen (zB. Alexandersittich), ebenso wie welche, die schlicht katastrophal sind (zB. amerikanische Flußkrebsarten). Dazwischen alle Übergänge (Waschbären, Japanisches Schaumkraut, Nutrias) und auch Arten, die erstmal schnell großen Schaden anrichten, um dann in die Unauffälligkeit zu verschwinden (Wasserpest, Wollhandkrabbe).
Die intuitive Einschätzung des Schadenspotentials einer neuen Art liegt oft weit daneben. Selbst die Fachleute tun sich mit Vorhersagen oft schwer. Aber der Laie irrt eben doch nich um so vieles leichter, denn der "gesunde Menschenverstand" versagt fast imemr bei der Einschätzung des Gefahrpotentials eines Neobions. Wir sollten die Entscheidung über Einstufung und Maßnahmen daher erstmal Fachleuten überlassen und nur mitmischen, wenn eindeutig falsche Entscheidungen getroffen wurden, weil eben keine echten Fachleute, sondern eher Politiker handelten (z.B die Liste der Die Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 über invasive Arten .....eine Liste mit katastrophalen Auswirkungen für manche Pflanzen- und Tierhalter. Das wäre natürlich hinzunehmen, wenn sie nicht einen erstaunlich großen Prozentteil an Arten enthielte, die hierzulande nachweislich nicht das geringste Invasionspotential haben).

Und die Ansiedlung ehemals heimischer aber lokal ausgerotteter Arten (Biber, Wolf, Wanderfalke etc) ?
Nun, die lebten mal hier. Länger als wir. Sie sind Teil unserer natürlichen Ökosysteme.
Wir haben sie ausgerottet, weil sie uns in unbequemer Weise im Weg waren.
Kommen sie wieder, sind sie natürlich wieder im Weg...komisch, dass das für viele unerwartet kommt.
Erstaunlich, wie gering die Bereitschaft vieler Menschen ist, das hinzunehmen.
Wieviel Platz sind wir bereit, solchen natürlichen Mitbewohnern zu opfern? Wieviel "Schaden" hinzunehmen?
Wir zahlen inzwischen recht gern auch hohe Summen für Naturschutz- und fühlen uns gut danach. Warum zahlen wir soviel weniger gerne für Schaden, den eine wiedererstandene Natur dann anrichtet? Im ersten Fall ist ein Erfolg stehts ungewiss. In zweiten Fall beweist der Schaden doch den Erfolg. Ein Grund zum Freuen und gerne zahlen doch, oder etwa nicht?
Nun ich bin erschreckt, wie stark sich hier Theorie und Praxis unterscheiden. So mancher große Naturfreund wird zum Rufer nach der Flinte, wenn sich der liebe Neubürger vor seiner Haustür zeigt oder gar an seinem Eigentum bedient.Natur ja...aber doch bitte nicht störend.
Selbst solche, die es verurteilen, wenn in Indien der Leopard im Hühnerstall abgeknallt wird, verlangen vom Wolf im Schafspferch das selbe.
Wir können offenbar sehr gut mit dem Finger auf andere zeigen und sagen, "achtet Eure Natur", und selber alles abknallen wollen, was uns persönlich stört.
In Deutschland werden über 1,5 Millionen Schafe gehalten. Selbst, wenn wir wieder eine naturnahe Wolspopulation hätten, die Wölfe hätten größte Schwierigkeiten ein Prozent davon abzugreifen. Und ein Prozent würden wir ihnen natürlich nie im Leben gönnen. Soviel ist uns die Natur nicht wert.
Biber verursachen Schäden. Aber sie renaturieren auch und legen Feuchtgebiete an, die ökologisch wertvoll sind und deren künstliche Schaffung und Erhalt Unsummen kosten würden. Die wären viele bereit aufzubieten. Aber dass der Biber sich einfach selbst aussucht, wo er siedelt....unfassbar!
Derzeit leben endlich wieder ca 20 000 Biber in Deutschland, also gibt es ca 8000 Biberburgen.
Deutschland hat ca 360 000 Quadratkilometer. So ein Biberpaar beansprucht in etwa einen halben Quadratkilometer als Revier...und nur in einem Teil davon richtet es potentiell ernsteren Schaden an. Aber ein oder zwei Promille Deutschlands mit den Bibern teilen? Offenbar unfassbar.
Größere Biberschäden sind zudem seltene Einzelfälle, aber die Presse liebt sie und so meint Otto Normalverbraucher, der Schaden wäre enorm. Ist er nicht!
Täglich gibt es Wildunfälle mit oft vielen Tausend Euro Schaden pro Fall. In der Presse findet man sowas nur ganz selten mal. Da muss schon jemand ernstlich verletzt werden.
Wenn aber zB, wie im Unterallgäu geschehen, Biber einige Quadratmeter Mais vernichten, ist das sofort einen mehrspaltigen Artikel über "ausufernde Biberschäden" wert. Ich erwähne den Fall, da am Ende die Gesamtschadensumme bekannt wurde: 6 (ja, sechs) Euro!

In der Wahrnehmung unserer Umwelt - nicht nur- durch die Presse liegt einiges in Argen fürchte ich.

Viele Grüße

Ingo
__________________
Viele Grüße

Ingo
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Kober? Ach der mit den Viechern!

Geändert von ingoKober (27.01.2019 um 16:10 Uhr)
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