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#15 |
Registriert seit: 01.04.2008
Ort: Drabenderhöhe
Beiträge: 10.673
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Ein Einbein ist ein ziemlich kompliziertes Gerät. Man sieht es ihm nur auf den ersten Blick nicht an. Als ich noch keins hatte, habe ich die Leute belächelt, die so ein unstabiles Ding unter ihre Kamera schnallen. Nach meiner damaligen Meinung konnte es keinesfalls ein Dreibein ersetzen, und dann kann man auch genauso gut freihändig fotografieren. So einen halbherzigen Kompromiss braucht kein Mensch...
Später habe ich einige Beiträge (die meisten von Winsoft) hier im Forum gelesen, die mein Interesse weckten. Da schien es jemanden zu geben, der aus dem Gebrauch des Einbeins eine Wissenschaft machte. Und das hat meinen Ehrgeiz herausgefordert. Ich kaufte mein erstes gebrauchtes Einbein, natürlich mit Monostatfuß. Dann begann ein sehr langer Lernprozess. Die Anleitungen, wie man das Ding richtig hält, ohne längere Belichtungszeiten zu verwackeln, wollten bei mir einfach nicht funktionieren. Der Frust der ersten Versuche führte erstmal dazu, dass das Ding in der Ecke verstaubte. Ich fotografierte weiter freihändig, und abends nahm ich lieber das Dreibein mit. Ich weiß nicht mehr, zu welcher Gelegenheit das war, aber eines Tages hatte ich nochmal Lust, und gab dem Gerät eine Chance. Hatte schließlich Geld gekostet. Ich nahm es mit in die Dämmerung, und versuchte mein Bestes. Ich verglich meine Freihandbilder mit den Einbeinbildern, und sah, dass es eindeutig ruhiger hielt. Aber so still wie Dreibein-Aufnahmen? Nein. Bei weitem nicht. Es war ein langer Weg, um zu entdecken, wie ich Ruhe in die Bilder bekomme. Viele kleine Schritte waren nötig, um ein Gefühl dafür zu bekommen, und bei jedem Schritt wurde mir klar, dass da noch etwas mehr drin steckt. Es hat 1-2 Jahre gedauert, bis ich damit effektiv umgehen konnte, und ich bin sicher, dass ich noch ein paar weitere Feinheiten herausfinden werde. Es gibt Fotografen, die können und wollen mit einem Einbein nichts anfangen. Es ist sinnlos, ihnen eines zu empfehlen. Es ist für sie ganz leicht, zu beweisen, dass es nichts bringt. Man muss sich auf dieses Hilfsmittel einlassen, und viel Gefühl entwickeln, damit es funktioniert. Nur nicht entmutigen lassen. Nur, was ich nicht empfehlen kann, dass man sein frisch erworbenes Einbein gleich nach zwei Wochen mit in den Urlaub nimmt, und glaubt, dass man was Tolles hat. Die reihenweise unscharfen Bilder erzeugen zu viel Frust. Nach 1 Jahr Heimat-Einsatz darf es erst mit auf die Reise, und dann weiß man die Vorteile gegenüber dem Dreibein zu schätzen: Man nimmt es überall mit, weil es klein und leicht ist. Das Einbein hilft mir nicht nur bei langen Belichtungszeiten, die Kamera still zu halten. Über die Möglichkeiten, andere Perspektiven zu erreichen, habe ich in der letzten Zeit mehrfach geschrieben. Ich möchte noch einen Punkt erwähnen, wofür ich es einsetze. Es gibt immer wieder Motive, die eine absolut genaue geometrische Ausrichtung erfordern. Ich gehöre zu denen, die das freihändig partout nicht hinbekommen. Ich stehe bei symmetrischen Aufnahmen (z.B. Architektur) nicht genau in der Achse, schwenke die Kamera zu weit nach links oder rechts, oder verdrehe sie, so dass die Senkrechten und Waagerechten schräg sind. Dann sind da noch die Linien, die ich genau in den Bildecken haben möchte, und nicht ein Stück daneben. Zu guter letzt verwackle ich das Bild, weil ich mich auf zu viele Dinge gleichzeitig konzentrieren muss. Unter solchen Bedingungen hilft mir das Einbein sehr. Ich kann alle genannten Punkte nacheinander sorgfältig ausrichten, und mich in aller Ruhe auf das ruhige Auslösen konzentrieren. Ich bewundere die Fotografen, die das alles freihändig schaffen! Wer sein Einbein nur mit langen Telebrennweiten benutzt, braucht nach meiner Meinung keinen Kugelkopf, und noch nicht mal einen Neiger. Das Einbein kann direkt ins Stativgewinde geschraubt werden. Die Hauptrichtung bei Teleaufnahmen ist meistens geradeaus, wenn auch mit kleineren Abweichungen nach oben oder unten. Diese kleinen Winkel bekommt man hin, wenn man das Einbein etwas neigt. Mit Teleobjektiven ist es auch kaum empfehlenswert, das Einbein anders als aufrecht stehend zu halten. Bei Normalbrennweiten kommt man damit leicht über die Köpfe hinweg. Ein Klappdisplay ist dabei nützlich. Mit Weitwinkelobjektiven ist das noch interessanter. Man bekommt Dinge in den Vordergrund, die das gesamte Bild verändern. Perspektiven, die man sonst nur bauchliegend oder mit einer Leiter erreichen kann. Für einige dieser Perspektiven ist ein Schwenkdisplay wie an der A77 ein Vorteil. Und ein Funkauslöser ist eigentlich Pflicht, um das Motiv in Ruhe ausrichten zu können. Für erste Versuche geht natürlich auch der 10-sec-Selbstauslöser. Hier nochmal zum Appetitmachen mein Kugelpanorama unter dem Triumphbogen, das ohne Einbein nicht möglich gewesen wäre.
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Gruß Gottlieb |
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