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#18 |
Themenersteller
Registriert seit: 03.03.2008
Ort: Wesel
Beiträge: 464
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So, nun wie versprochen die Anleitung.
Zunächst mal einiges Wissenswertes über Rehe. Rehwild ist unser kleinstes heimisches Schalenwild, stellt eine eigene Gattung dar und ist nicht das Kind vom Hirsch, wie von manchen Leuten gedacht wird. Rehe sind Kulturfolger, siehe auch die Bemerkungen von Christian. Rehe sind (ähnlich wie Hasen) Fluchttiere, deutlich zu sehen an den stark ausgebildeten Hinterläufen. Rehwild sieht schlecht, hört und riecht aber ausgezeichnet und Rehwild gewöhnt sich sehr schnell an seine Umgebung. Das bedeutet, es akzeptiert Autos (solange sie fahren), den Jogger oder Spaziergänger (solange er sich bewegt) und auch den Spaziergänger mit dem angeleinten Hund, ebenfalls solange er sich bewegt. Das alles aber nur in einem bestimmten Sicherheitsbereich, der sich so zwischen 50 und 100 m bewegt. Rehwild sieht schlecht.... das bedeutet, ein still stehender Mensch vor dunklem Hintergrund wird nicht wahrgenommen, ABER: Rehwild riecht und hört sehr gut. Das bedeutet, menschlicher Geruch, der Geruch von Hunden und z.B. Zigarettenrauch ist ihm zuwider. Ebenfalls reagiert es auf einen knackenden Zweig sofort mit Flucht, während ein sich unterhaltendes Pärchen außerhalb der Fluchtdistanz toleriert wird. Was bedeutet das für den Fotografen? Ein gutes Bild bekommt man mit zwei Varianten: Man geht an dem in sicherer Entfernung stehenden Reh vorbei bis in die nächste Deckung, bleibt dort stehen (oder geht einige Schritte zurück, aber ohne knackende Zweige) um dann zum "Schuß" zu kommen. Die wichtige Voraussetzung: Der Wind (und sei es nur ein Hauch) geht vom Reh zur eigenen Position. Geht der Wind von der eigenen Position zum Reh, sollte man sich ein anderes Motiv suchen. Variante zwei: Man setzt sich an einen Waldrand am sichersten vor einen dicken Baum und wartet auf das Austreten der Rehe, auch hier unbedingt die Windrichtung beachten! Nun gibt es auch noch die Variante zwei a: Man verständigt sich mit dem Jagdpächter und läßt sich einen Hochsitz zuweisen, von dem aus man Fotografieren kann, natürlich wieder unter Berücksichtigung der Windrichtung. Hierbei noch ein Schmankerl: Rehwild sieht nur ganz selten nach oben! Zusammengefasst: Rehwild reagiert auf "Bedrohungen" wie leises Knacken, Schleichgeräusche und menschlichen Geruch mit Flucht, ich wiederhole: Es riecht und hört sehr gut! Bitte beim Fotografieren kein Dauerfeuer, das bedeutet Flucht, Einzelaufnahmen im Abstand einiger Minuten werden in der Regel ausgehalten. Was ist das Besondere an dieser Jahreszeit? Das weibliche Rehwild hat Anfang bis Mitte Mai Kitze gesetzt. Diese werden nicht mitgeführt, sondern auf einer Wiese (deshalb werden sie auch ausgemäht) oder am Waldrand abgelegt und etwa alle zwei Stunden gesäugt. Muss das Reh flüchten, fällt so eine Mahlzeit aus, das Kitz bleibt schwächer, seine Überlebenschancen nehmen ab. Kitze haben während der ersten Lebenswochen keinen Eigengeruch, werden also von z.B. Füchsen nicht wahrgenommen. Noch etwas zu den süssen und lieben Rehen: Böcke sind Einzelgänger, verjagen Geschlechtsgenossen. Ricken verjagen ebenfalls Geschlechtsgenossinen, auch ab Anfang Mai ihre vorjährigen Kitze. Manchmal hört man im Wald etwas, das sich anhört wie Hundebellen, das ist das Schrecken von Rehen, die Imponiergehabe zeigen, um ihr Territorium zu verteidigen. Lediglich im Winter schließen sich Rehe zu sogenannten Sprüngen (aus Sicherheitsgründen) zusammen. Noch einige Bemerkungen zur Jagd (Hier nur verantwortungsbewusste Jäger!): In aller Regel werden im Frühjahr schwache einjährige Stücke (männlich und weiblich) erlegt. Im Sommer und Herbst werden auch stärkere Böcke erlegt, hier geht es um die 6jährigen oder älter (Lebenserwartung eines Bockes: 8-9 Jahre). Aufgeteilt wird die Jahresstrecke: 80 % einjährige bzw schwache Kitze( die natürlich im Herbst) und 20% mehrjährige. Nun noch etwas zum Schuß: Erstaunlicherweise reagiert Rehwild auf einen Schuß mit einmal aufblicken... und dann weiteräsen. Ich hatte mal auf einer Wiese einen schwachen Bock erlegt, der von einem stärkeren gejagt wurde. Der schwache Bock fiel quasi vor dem Stärkeren, was tat der? Er rammte dem Gefallenen sein Gehörn in den Leib, wohl 10 Minuten lang. Noch einige Bemerkungen zum Rotwild(Hirsche): Alles was ich zum Rehwild geschrieben habe, gilt auch für Rotwild, nur das es auf Störungen wie oben beschrieben noch mehr reagiert, es sucht sich sehr schnell einen anderen Einstand, ist also weg nach der Devise: Der Klügere gibt nach.... Schwarzwild bekommt im März/April Nachwuchs. Im Normalfall reagiert auch Schwarzwild auf den Menschen mit Flucht. Die Ausnahme: Der Mensch befindet sich zwischen der Bache und den Frischlingen, dann greift die Bache kompromisslos an, häufige Verletzungen: Zerbissene Kniegelenke. Für den Menschen bleibt nur die Flucht auf einen Baum. Die Angriffslust gilt auch für angefahrenes Schwarzwild, dort gibt es jedes Jahr einige schwerverletzte Menschen. Meine letzte Bemerkung: Ich würde hier sehr gerne auf sachlicher Basis weiterdiskutieren!
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Viele Grüße Werni Geändert von werni1949 (08.06.2009 um 11:49 Uhr) |
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