Moin, moin,
Zitat:
Zitat von Porty
Wenn die Bahnvorstände Vorgaben bekommen, wo Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit praktisch keine Rolle spielen, dann sind die Vorgaben durch die aufsichtsführenden Organe, also durch den Bund und die Länder falsch gesetzt. Bahnvorstände sind auch nur Menschen, und wenn die eigenen Boni halt davon abhängen, dass man Geld spart, sind einem die Fahrgäste und die verladende Industrie reichlich egal. Und wenn man dann nach ein paar Jahren den Sessel räumt, hat man halt verbrannte Erde hinterlassen, aber das ist dann das Problem des Nachfolgers, siehe Mehdorn.
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die Bahn ist ein Konzern und eine AG, die zu 100% in Bundeshand liegt. Dieser Konzern hat mehr Geschäftsfelder als nur den Personenverkehr und von den 7 Vorständen (plus Vorstandsvorsitzendem) sind zwei für den Personenverkehr (Fernverkehr und Regionalverkehr) zuständig. Hinzu kommen fünf Aufsichtsratsausschüsse. Auch wenn die Bahn privatisiert wurde, regiert die Bundespolitik immer noch in das Unternehmen hinein, sei es durch die Auswahl der Konzernspitze, sei es durch direkte/indirekte Ziel- oder Strategievorgaben, sei es durch Geldtöpfe, die bewilligt oder beschnitten werden. Dass ein politischer Wille nicht immer uneigennützig, sachgetrieben oder Ausdruck fachlicher Kompetenz ist, wurde all zu oft bewiesen. Ich nenne hier mal beispielhaft die Wiedereinführung der BahnCard nach der Tarifreform oder das Deutschlandticket - beides Maßnahmen, um der Wählerschaft zu gefallen.
Mit Aussagen zu den Gehältern und Boni bei der Bahn mag ich mich nicht wiederholen. Für die Verantwortung und die Größe des Unternehmens sind die Gehälter samt Boni eher bescheiden. Solche Positionen sind in anderen Großunternehmen ganz anders dotiert, auch wenn das nach der bei Managern typischen, narzisstischen Charaktereigenschaft klingt, das eigene Gehalt durch die Höhe des Gehalts eines Dritten zu rechtfertigen und Relationen zu verlieren.
Das war jetzt ein stark verkürzter Blick nur auf das Zusammenspiel des Bunds als Eigentümer, Finanzier, Politikgestalter und Wahlabhängiger und der Bahn, welcher die anderen Interessen und Interessenskonflikte weiterer Beteiligter außenvorgelassen hat. Leider wird es dann noch komplizierter.
Aber nochmals zur Auffrischung: auch ich bin mit Bahnens und ihrer Leistung im Personenverkehr nicht zufrieden, aber ich habe beruflich bedingt - ohne selber Mitarbeiter der Bahn zu sein - einen kleinen Einblick hinter die Kulissen und weigere mich daher, das Thema nur einseitig zu betrachten, die Bahn als alleinigen Schuldigen zu sehen, oder den ad-hoc-Lösungsansätzen von Politikern, Bahnfreunden, Bahnverfechtern oder Bahnnutzern in Stammtischmanier Glauben zu schenken - die Erfahrung lehrt mich anderes.
Dat Ei