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Zitat von berlac
Es gibt hier natürlich die "Experten" die behaupten ohne Atomkraft nur mit größtenteils erneuerbaren Energien geht es nicht. Es gibt aber auch genug, die das Gegenteil behaupten. Und der Mythos vom besonders günstigen und versorgungssicherem Atomstrom, hält sich mit einem Blick über die Grenze nach Frankreich auch nicht so gut.
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Da du mit "Experten" sicher auch mich meinst, will ich dir gern antworten.
Die von vielen als Allheilmittel angesehenen erneuerbaren Energien in Form von Wind und Solar haben nun mal systembedingt den Nachteil, das Erzeugung und Verbrauch in unseren Breiten nicht in Einklang zu bringen sind. Ich denke, da sind wir uns einig?
Dazu kommt noch, dass der Flächenbedarf für diese Energieerzeugung gern unterschätzt wird und man denkt, dass die an einen Windigen, sonnigen Tag erzeugte Energiemenge etwas über die Erzeugung an einen Trüben Herbsttag aussagt und viele Leute meinen, dass das Stromnetz ein riesiger, kostenloser und unerschöpflicher Energiespeicher wäre. Sonst würde man sich nicht an irgendwelchen Statistiken der Energieerzeugung über ein Quartal erfreuen und rummosern, wenn dann jemand einen normalen sonnigen Herbsttag als Vergleich heranzieht.
Wie will man nun aus diesem Dilemma herauskommen?
Die vermeintlich einfache Lösung, die immer wieder angeboten wird: Wir schalten einfach die großen Verbraucher ( bitte nicht meine Wohnung und auch nicht an meinen Arbeitsplatz) ab, wenn der Saft knapp wird. Jeder halbwegs realistisch denkende Mensch wird nach kurzen Nachdenken erkennen, dass das mit dem Leben, welches wir jetzt führen beim besten Willen nicht vereinbar ist.
Es sei denn, er träumt von einer gar nicht so guten alten Zeit, wo man wirklich noch ohne Strom auskam.....
Also müssen wir ausreichend Energie für die dunklen, Windarmen Monate November bis Januar herbekommen. Die aktuelle Lösung ist, wir kaufen aus Polen und Tschechien Kohlestrom und aus Frankreich Atomstrom. Ob das für die deutsche Klimabilanz hilfreich ist? für die Weltweite sicher nicht. Da hilft es auch nicht, die energieintensive Industrie irgendwo in die 3. Welt auszulagern. Im Gegenteil, während hier der Energieverbrauch bereits seit Jahrzehnten auf ein Minimum gedrückt wurde, zählen wo anders nur die Kosten und Energie aus Tagebau- Kohle ist billig.
Bleibt also noch Speicherkapazitäten aufzubauen. Da sollte man sich aber keinen Illusionen hingeben, mit ein paar Akkus im Keller kommen wir da nicht weit. Im Gegenteil, um die Energie eines einzigen großen Kraftwerkes für 24 Stunden zu puffern braucht es 300 000 große Tesla- Akkus. Das jetzt bitte mal 14 Tage und 50 Kraftwerke......
Also fangen wir schon mal an......
Auch der so gern beschworene Wasserstoff hat so seine Tücken. Klar kann man die vorhandenen Gaskavernen für Erdgas dafür nutzen, nur blöderweise ist die volumetrische Energiedichte von Wasserstoff nur ein Drittel der Energiedichte von Erdgas (10,8 gegenüber 31,7 MJ/m³), also brauche ich drei mal so viel Speicherkapazität und auch drei mal so viele Pipelines. Und einfach an Stelle von Erdgas Wasserstoff zu verfeuern geht auch nicht, da man im Gasbrenner für die gleiche Leistung drei mal so viel Wasserstoff bei annähernd gleicher Luftmenge verbrennen muss.
Als bei uns uns vor gut 30 Jahren von Stadtgas (50% Wasserstoff) auf Erdgas umgestellt wurde mussten alle Gasherde und Gasheizungen umgestellt werden. Bei den Herden reichte es die Düsen zu tauschen, die Heizungen bekamen neue Brennereinheiten. Da Wasserstoff auch deutlich heißer verbrennt muss man gerade bei Großfeuerungen weitreichende Anpassungen vornehmen, um den Stickoxid- Ausstoß in Grenzen zu halten und was z.b Gasturbinen dazu sagen, wage ich nicht zu beurteilen. Sicher alles machbar, aber es kostet hat Geld und vor allem viel Zeit, die wir eigentlich nicht haben.
Abgesehen davon fällt Wasserstoff bei Lagermengen ab 5 t unter die Störfallkategorie A, ab 50 t unter die Kategorie B. Das heißt, dass alle Anlagen zur Lagerung und Verarbeitung von Wasserstoff in nennenswerten Mengen eines aufwendigen Genehmigungsverfahren bedarf, mit umfangreichen Mitwirkungsrechten der betroffenen Anlieger und natürlich entsprechenden Einspruchsmöglichkeiten. Was das bedeutet, kannst du dir sicher ausmalen. Ich fürchte, eher bekommst du das Genehmigungsverfahren einer neuen Schnellfahrstrecke einschließlich Tiefbahnhof für Frankfurt durch, wie für eine große Elektrolyseanlage nebst Speicher und Pipeline.
Dass Wasserstoff in dieser Störfallstufe gelandet ist, ist keine Bosheit der Atomlobby sondern dem Gefährdungspotential von Wasserstoff zu verdanken. Die 50 t H2 haben den Energieinhalt einer taktischen Kernwaffe (1kt TNT) wenn da was richtig schief läuft, möchte ich nicht in der Nähe sein.
Die Störfallverordnung (früher Seveso ll genannt) geht auf die Chemiekatastrophen von Seveso und Basel in den Achtzigern zurück.
Alles andere kann man wegen mangelnder Energiedichte eigentlich abhaken.
Bleibt also als Übergangstechnologie nur noch die Kernkraft, die auch nicht gewollt ist......
Aber selbst Greta Thunberg hat ja inzwischen die Abschaltung der Kernkraftwerke in Deutschland als Fehler bezeichnet.
P.S. Ich war früher auch ein Fan von Wind und Solar, bis ich in Dänemark mal 4 Wochen neben einen Windpark übernachten durfte. Wir hatten damals eine Forma im Westen Lollands und ich durfte regelmäßig dort die Anlagen betreuen. Von den ehemals gut 30 Windrädern, die sich an der Süd- West- Küste Lollands hin zogen sind nur noch 5 übrig geblieben, die weit genug von den Siedlungen entfernt liegen. Irgend wann hab ich dann angefangen nachzurechnen, was uns da verkauft werden soll und seit dem sehe ich die Sache etwas kritischer. Das Nachrechnen ist kein Hexenwerk, wer in Physik auch nur etwas aufgepasst hat, sollte das können und die entsprechenden Zahlen findet man heute problemlos im Internet.