Sony hat 2006 die unrentable und trotz prima Bedienkonzept und Handling relativ erfolglose Fotosparte von Minolta übernommen. Diese musste nun weiterntwickelt und wieder wirtschaftlich werden. Dafür war ein Elektronikkonzern angesichts der künftigen Entwicklung genau richtig. Schon damals hat Sony gesagt, dass in den Kameras zuviel Mechanik ist und durch Elektronik ersetzt werden müsse. Diesen Weg haben sie konsequent und inzwischen auch erfolgreich verfolgt.
Für den A-Mount gab es tolle Kameras mit beachtlichen Innovationen, zuletzt die A99II. Wenn sie aber schwer verkäuflich sind, ist das kaum durchzuhalten. Die spiegellose Sparte lief hingegen gut. Da ist es nur logisch, diese zu fokussieren, wenn man in einem schrumpfenden Kameramarkt überleben will. Als A-Mount Kunde weiß ich, dass ich meine Objektive adaptieren kann, ein guter Grund, bei Sony zu bleiben. Sony hat zunehmend gelernt, auf die Wünsche der Fotografen zu hören und diese zu berücksichtigen. Das war ein Schlüssel zu ihrem Erfolg.
Canon hatte 2006 einen ganz anderen Ausgangspunkt: Ein riesiger Marktbestand in ihrem System, so dass der Verkauf fast von selbst lief, wenn man nicht große Fehler machte. Führend im AF und auch gute Sensoren. Am AF haben sie fleißig weitergearbeitet, ansonsten wurden sie altbacken. Die Kunden liefen ihnen mehr und mehr weg. Angesichts der Marktposition tat das zunächst noch nicht so weh und Kundenwünsche interessierten wenig. Nun sind sie aufgewacht und haben mit großen Zeitversatz erkannt, wo der Weg langgeht und werden genau das gleicht tun wie Sony: DSLR langsam absterben lassen und auf DSLM setzen.
Ich kann daraus im wesentlichen nur eins schließen: Canon hat gepennt und sich wenig bewegt, so dass Sony ansetzen konnte, vorbeizuziehen. Sony ist mit etwas Ignoranz, aber den richtigen Zielen in die Fotosparte eingestiegen und hat dadurch den Minoltaromantikern den A... gerettet, für die sonst 2006 Schluss gewesen wäre. Mit einem sich langsam für die Kunden öffnenden Ohr hat Sony einen erfolgreichen, zukunftsorientierten Weg eingeschlagen, der das langfristige Überleben der Kamerasparte ermöglicht. Alles andere wäre logischerweise tödlich gewesen.
Es ist ziemlich abwegig, die Kamerasparte mit den Vaio PCs zu vergleichen. Die Kamerasparte ist ein System, während ein PC ohne Verluste durch einen PC einer anderen Marke zu ersetzen ist. wn interessiert es, ob es Vaio gibt oder nicht? Wozu sowas weiterproduzieren, wenn es sich nicht lohnt? Über eins muss man sich im Klaren sein: Wenn sich Canons Kamerasystem nicht mehr rentiert, wird da auch bald der Laden dicht gemacht, denn sie drucken das Geld nicht selber, auch wenn das mit ihren Farbkopierern vielleicht möglich wäre. Auch dort werden die Kameras nicht aus wohltätigkeit gebaut. Genau deswegen kommen die neuen Kameras. Mit ihrem veralteten Angebot hätten sie nicht mehr lange bestehen können.
Letztendlich ist Sony den kundenfreundlicheren Weg gegangen, hat frühzeitig erkannt, wo es lang geht und kein verkorkstes EOS M System herausgebracht. Seit 14 Jahren wird darüber schwadroniert, dass Sony aus dem Kameramarkt wieder aussteigen wird, aber nichts dergleichen ist passiert. Im Gegenteil: Sony hat viel investiert und vorangebracht und und ein hervorragendes und zukunftssicheres Kamerasystem etabliert. Das ist die beste Voraussetzung, damit es langfristig Bestand hat.
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