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Alt 18.04.2020, 16:42   #2
ddd
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moin,
Zitat:
Zitat von Ecce Beitrag anzeigen
Prof. Streeck gibt eine Zuverlässigkeit des verfügbaren Tests auf Antikörper nahe 100% an.
Zitat:
Zitat von amateur Beitrag anzeigen
Es ist meines Wissens aktuell noch nicht einmal bekannt, welche Testart verwendet wurde.
nur kurz dazu:

es gibt keine infektiologischen Tests mit einer Zuverlässigkeit auch nur in der Nähe von 100%.
Die besten Tests erreichen einen Sensitivität um 98%, d.h. ca. 2 von 100 durchgeführten Tests sind "falsch negativ" und eine Spezifität ebenfalls um 98%, d.h. ca. 2 von 100 "Nachweisen" sind "falsch positiv".
Man kann an den "Schrauben" drehen, und z.B. bei Suchtests die Quote der "falsch negativen" auf Werte unter 1% verringern, erkauft dies aber mit einer höheren Quote von "falsch positiven", die mit anderen Methoden (Bestätigungstest) überprüft werden müssen.
So wird es z.B bei HIV-Ak-Tests gemacht, die "first-line"-Tests sind gut, finden fast alle Infizierten (Sensitivität >99,5%), aber die "positiven" müssen grundsätzlich mit aufwändigeren Tests bestätigt werden, und alle dann inkonsistenten werden mit weiteren Tests abgeklärt. Zum Schluss bleiben immer Einzelfälle, die sich nicht klären lassen.

Es ist von Prof. Streek angegeben worden, welche Tests in der von ihm geleiteten Studie verwendet werden. Es handelt sich um den Euroimmun-Ak-Test, der seit 27.03.2020 zertifiziert ist und seit 01.04.2020 in kleinen Stückzahlen verfügbar ist. Das Labor, für das ich arbeite, setzt diesen Test ebenfalls ein. In DE sind zur Zeit meines Wissens keine anderen Ak-Tests lieferbar, und auch das RKI wird diesen Test für seine laufenden und geplanten Ak-Studien verwenden.
Es handelt sich um einen IgG-Ak-Test und einen IgA-Ak-Test. Der IgG-Test scheint brauchbar zu funktionieren, der IgA-Test liefert viele unplausible, vmtl. aufgrund von Kreuzreaktionen, vmtl.(!) falsch positive Ergebnisse.

Es ist im Moment nicht möglich, diese Ergebnisse zu überprüfen, da es keine Bestätigungstests gibt!

Der "Goldstandard" zur Validierung von Erregenachweisen (bei SARS-CoV2 rtPCR aus Rachenabstrich) ist die Vermehrung des Erregers im Labor. Bei manchen Bakterien auf Agar-Platten möglich (bewährt und in der Routine üblich), bei manchen Viren auf Brutei (aufwändig, nicht in der Routine), usw.
Der "Goldstandard" für Ak-Nachweise ist schwieriger und hängt von der Fragestellung ab: geht es um den Nachweis der Infektion oder um den Nachweis einer erworbenen Immunität?

Uns alle (weltweit) interessiert eigentlich nur die Immunität, denn nur die entscheidet über alle weiteren Maßnahmen. Die kann man nur durch den Nachweis neutralisierender Ak führen, und dafür gibt es Stand heute (18.04.2020) keinen Test für SARS-CoV2.

Bei manchen Erregern ist bekannt, dass der Nachweis von hinreichend hohen IgG-Ak-Spiegeln eine Immunität erwarten lässt. Es gibt auch Erreger, für die dies nicht gilt.
Bei SARS-CoV2 ist darüber im Moment nichts bekannt, bzw. es gibt begründete Zweifel an "einfachen" Annahmen.

Es hilft nur abwarten, bis mehr Studien mit allen Daten veröffentlicht werden. Normalerweise dauert dies bei "neuen" Erregern Jahre bis Jahrzehnte, diesmal wird es wohl schneller gehen, aber Monate wird es brauchen.

-thomas
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gruesze, thomas -das Leben ist zu kurz, um sich über kostengünstige, mittelmäßige Objektive zu ärgern- ... ich moderiere nicht, ich bin hier nur der Hausmeister.
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