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Alt 27.12.2019, 16:51   #2613
ibisnedxi
 
 
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Zitat von perser Beitrag anzeigen
…..Wir sind uns wohl alle einig darin, dass die rote Linie dort verläuft, wo Wildtiere wirklich noch wild leben können …...

Für mich sind die Wildtiere einfach faszinierend in ihrer natürlichen Umgebung. Und das heisst, dass sie in ihrem Lebensraum von mir respektiert werden. Und auch nicht bedrängt, um sie fotografieren zu können.

Das absolut eindrucksvollste Erlebnis war auf meinem "Hausberg", als wir den von Wandertouristen stark frequentieren Gipfel überschritten und ins unwegsame Steilgelände kamen.

Ich habe eigentlich ständig meinen Hund dabei, früher eine Malinoishündin, jetzt einen franz.Schäferhund, einen Beauceron. Man sollte meinen, eigentlich eine Unmöglichkeit, mit einem Hund Wildtiere zu beobachten.

Wir stiegen dann dem Grat entlang - links und rechts teilweise bis zu 1000 Meter hohe Felsflanken. Irgendwann kamen wir auf eine immer noch recht steile Hochfläche und eine Herde Steinböcke, alte Böcke, Jungtiere, Geissen und Kitze versperrten uns ein Weitersteigen. Als haben wir uns dort niedergelassen und die Jause ausgepackt. Der Hund lag neben mir, vollkommen entspannt. Rundherum Steinböcke, ich habe über 40
Stück gezählt. Die ästen rundherum seelenruhig weiter, teilweise nicht mehr als 5 Meter von mir und dem Hund entfernt.


Bild in der Galerie

Am Ende waren wir komplett von ihnen eingekreist, es war, als wären wir Teil der Herde.

Sie waren völlig entspannt. Offenbar haben sie instinktiv gespürt, dass von uns keine Gefahr droht und dass wir ihnen mit Respekt begegnen und sie den Abstand selbst bestimmen konnten.

Aber man sollte sich da keine Illusionen machen. Das sind wildlebende Tiere und keine Streichelzooexemplare.

Genau in diesem Gebiet hat ein alter Steinbock, als der Hund eines Touristen glaubte, ihn verbellen zu müssen, den Hund mit einem kurzen Hörnerstoss in den Abgrund befördert. Das ging so blitzschnell, der Steinbock ging ganz ruhig und scheinbar gelassen ein paar Schritte auf den bellenden Hund zu, legte den Kopf schief und mit einem Schlenker der 1,40 langen Hörner war der Hund weg und ward nicht mehr gefunden. Den mehrere hundert Meter hohen Absturz hat er mit Sicherheit nicht überlebt.

Im Gegensatz zu anderen Tieren im Hochgebirge sind die Steinböcke keine Fluchttiere. Die bleiben beinhart stehen und lassen Dich nicht vorbei. Und sie zeigen Dir an, wenn Du nahe genug dran bist. Das muss respektiert werden. Es ist ein Irrtum zu glauben, sie wären zutraulich, das sind sie nicht. Sie sind nur so selbstsicher in diesem steilen Gelände, dass sie sich nicht fürchten, nicht flüchten sondern einfach seelenruhig stehenbleiben.
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HP



Geändert von ibisnedxi (27.12.2019 um 16:54 Uhr)
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