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Alt 16.12.2018, 13:46   #775
Dat Ei
 
 
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Moin Mainecoon,

erstmal vielen Dank für Deinen Kommentar.

Zitat:
Zitat von Mainecoon Beitrag anzeigen
Dat Ei||Wie schade, dass du nicht noch ein wenig zurückgehen und den Abgrund hinzunehmen konntest, vor dem der Felsen liegt. Man ahnt es zwar, aber erst Tante Gugel hat mir gezeigt, warum der Felsen angeblich nur noch von einem Haar Buddhas gehalten wird. Sind die Männer da, um zu beten, oder um weitere Goldplättchen aufzukleben? Leider kann man das nicht genau erkennen. Aber dass die Lichtstimmung perfekt eingefangen wurde, das sehe sogar ich ;-). Danke, dass du uns immer wieder solche Eindrücke von einem doch eher mit negativen Schlagzeilen belegten Land zeigst!
Der Grund, dass nicht mehr Abgrund zu sehen ist, ist nicht, dass ich nicht weiter zurück konnte, oder nicht eine weitwinkligere Optik dabei hatte oder nicht den Abgrund zeigen wollte, sondern der Grund liegt in der Illumination des Felsen. Von der Seite des Abgrunds her wird der Felsen mit großen Natriumdampflampen beleuchtet, die man dann zwangsläufig im Ausschnitt hat, wenn man ihn großzügiger wählt. Unten links in der Ecke kann man den Effekt, den ich schon in der EBV gedämpft habe, noch erahnen. Davon ab sieht man um die Uhrzeit und bei dem Licht nichts mehr von dem Abgrund bzw. von dem Tal.
Der Goldene Felsen ist ein bedeutender Ort für die einheimischen Buddhisten. Während man vor Jahren nur zu Fuß oder Sänfte zum Goldenen Felsen kam und mit mindestens 4h Aufstieg rechnen musste, fahren heute Trucks mit Bänken auf der Ladefläche die Menschen über die brutal steile, einspurige Straße nach oben. Seit diesem Jahr gibt es ab etwa 2/3 der Höhe Myanmars erste und einzige Seilbahn. Entsprechend hat auch der Besucherstrom zugenommen - mehr und mehr Einheimische und auch Touristen besuchen diesen Ort. Es hat sich auf dem Bergrücken eine Infrastruktur gebildet, bestehend aus Ständen, die Opfergaben, Spendenmaterial und Souvenirs verkaufen, drei Hotels und natürlich einem kleinen Verladebahnhof für die Trucks. Bereits morgens zum Sonnenaufgang trifft man Scharen von Menschen an. Vor ein paar Wochen sollen laut unserem Guide zum Vollmond (wichtig im Buddhismus) rund 100.000 Menschen den Felsen besucht haben.
Die Menschen beten und bringen Spenden da. Die bestehen aus Nahrungsmitteln, Blumen, Kerzen und Räucherstäbchen. Auf die Plattform des Felsens dürfen nur Männer treten. Dies ist weniger eine Ungleichbehandlung der Frauen, die aus dem Buddhismus heraus kommt, sondern eine Regelung, die durch die Verantwortlichen der jeweiligen Gebetsstätte getroffen wird. So haben wir auch andere Pagoden und Tempel gesehen, wo es mal gewisse Einschränkungen und mal überhaupt keine für den Zugang von Frauen gab.
Die schlechten Nachrichten aus Myanmar sind sicherlich alles andere als gut, aber man muss sie auch hinterfragen und im Kontext sehen, was sie in Teilen wieder relativiert. In Myanmar leben 135 verschiedene ethnische Gruppen, die mit einer Ausnahme friedlich zusammenleben. Die Ausnahme bildet das Zusammenleben zwischen den muslimischen Rohingyas im Grenzgebiet zu Bangladesch und der restlichen Bevölkerung. Myanmar sieht die Rohingyas als bengalische Flüchtlinge, Bangladesch bezeichnet sie als burmesische Bevölkerung. Dazu mischt sich eine terroristische, islamistische Vereinigung namens Arakan Rohingya Salvation Army, die gewaltsam für einen eigenständigen, muslimen Staat kämpft, und ein burmesisches Militär, das nicht lange fackelt. Die letzten Friedensbemühungen, u.a. unter Mitwirkung von Kofi Anan, wurden wenige Tage nach dem Zustandekommen einer Lösung mit gewalttätigen Angriffen auf etliche Polizeistationen konterkariert. Gewalt ist keine Lösung - egal von wem sie ausgeht - egal wo sie stattfindet.
Aber Myanmar auf dieses Gebiet, zu dem Touristen eh keinen Zugang bekommen, zu reduzieren, wird dem Land nicht gerecht. Da müssten wir z.B. auch die USA auf die mexikanische, oder einige europäische Länder auf ihre EU-Außengrenze reduzieren. Wir haben auf unserer Rundreise nur sehr freundliche, zurückhaltende Menschen getroffen, nicht einen einzigen Streit beobachtet oder Eltern, die mit ihren Kindern schimpften. Die Einheimischen erinnern von ihrem Auftreten, ihrer Zurückhaltung und ihrer menschlichen Wärme her sehr an die thailändische Bevölkerung.


Dat Ei
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