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Zitat von ha_ru
Hallo,
als Vater von zwei G8-Kindern melde ich mich mal hier auch zu Wort, den Artikel habe ich schon vor langer Zeit gelesen.
Das Problem ist nicht, ob man das Abi in 8 ioder 9 Jahren macht, das Problem ist, dass die Politik nicht genug Geld rausrückt, um die Schule sinnvoll zu organisieren.
Da wird die Kapazität der Schulhäuser so geplant, dass man von Montags 7:30 bis Freitags 17:00 die Schulstunden verteilen muss, um den Unterricht unterzubekommen, ganz schlimm im Sport.
Da werden Schülerströme so geleitet, dass bei uns in den Klassen 5 die Klassenstärke immer 30 oder mehr Schüler beträgt, nach oben nur wenig auf vielleicht 27-28 absinkt.
Da gibt es in BaWü faktisch ein Ganztagesgymnasium, die Mensa wird bei 1.300 Schülern aber nur für 200 Essen ausgelegt, gekocht wird von den Eltern.
Da wurde zu wenig Zeit in die Planung des Stoffes gesteckt mit dem Argument, das der Selbstverantwortung der Schulen zu überlassen. Nur haben weder die Stunden noch das KnowHow es zu organisieren. So kommt, dass meine Söhne bestimmte Zeitformen in Englisch durchnahmen, bevor sie in Deutsch behandelt werden. Mein jüngerer Sohn hatte in der Klasse 6 auf einmal englische Satzstellungen im Deutschaufsatz. Nun ja dafür hat er ja in Klass 3 mit Englsciuh angefangen. So kommt dass in Phyisk manche Themen zweimal angefangen werdenn müssen, weil zum Rechnen die mathematischen Grundlagen erst später kommen. So kommt, dass man um den Zeitdruck zu nehmen neue eingeführte Stunden wie Lerntechniken etc. wieder streicht, aber nicht den Stoff entrümpelt. Weil der Stoff des späteren landeseinheitlichen Abiturs muss ja am Ende durchgenommen sein
Da werden neue Fächer im Bereich Informatik eingeführt, aber keine Lehrer adäquat ausgebildet. Durch die zurückgehenden Schülerzahlen kommt eh zu wenig Auffrischung durch Junglehrer an die Schulen.
Da werden zum Teil 9-10 Schulstunden an einen Tag gepackt, dass aber nach spätestens 6 Stunden an dem Tag nichts zusätzlich aufgenommen werden kann ohne anderes zu verdrängen interessiert die Pädagogen keine Spur.
Die Fächer so anordnen, dass man Wissenfächer und Fächer wie Sport oder Musik an den richtigen Zeitpunkt am, Tag positioniert geht nicht, zu weing Räume, zu wenig Lehrer.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass unsere Politiker gar nicht daran interessiert sind die Schule sinnvoll und stetig wieterzuentwicklen, sondern daran mit einen vorgegeben Budget auszukommen und im Ranking der Bundesländer nicht ganz hinten zu stehen.
Ob G8 oder G9 ist da eigentlich nebensächlich.
Hans
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Du hast die Probleme ziemlich treffend benannt und den wichtigsten Punkt ganz oben genannt: Bildung kostet Geld, sehr viel Geld. Und solange man das nicht investieren will, handelt man sich nur Probleme ein. Leider scheint Schule bei vielen Verantwortlichen in der Landespolitik aber nur als Einsparpotenzial oder als Spielwiese für die eigene Profilierung wahrgenommen zu werden.
G8 an sich ist eine sehr sinnvolle Sache, aber man muss es halt vernünftig angehen. Das ist aber mit der Umsetzung in Baden-Württemberg (wo ich es als Lehrer und Vater täglich erlebe) nicht getan worden. Die neuen Bildungsstandards sind nicht besonders durchdacht und ich habe den Eindruck, dass unter dem Deckmäntelchen der gestärkten Schulautonomie den Schulen der schwarze Peter zugeschoben wurde, die Fehler in diesen Standards auszubügeln.
Was fehlt, ist ein sinnvolles Konzept. Alle wollen die Ganztagesschule. Aber keiner denkt darüber nach, wie diese Nachmittage sinnvoll gefüllt werden sollen und so kommt es so, wie es nun ist. Die Nachmittage sind mit Unterricht gefüllt, danach stehen noch Hausaufgaben an und dann bleibt nicht mehr viel Freizeit. Das kann nicht Sinn der Sache sein. Ich habe selber erlebt, dass gerade auch viele gute Schüler aus weiteren Angeboten wie Chor, Begabtenförderung etc. aussteigen, weil keine Zeit mehr da ist. Denn solche Leute wollen sich auch persönlich entfalten und auch ein Leben außerhalb der Schule führen. Aber dazu lässt G8 in der aktuellen Form eben kaum Spielraum. Toll wäre es, wenn die Schulen den Ganztagesbetrieb nutzen könnten, den Schülern eben diesen Spielraum zur persönlichen Entfaltung zu geben und Angebote über die reine Wissensvermittelung hinaus machen könnten. Damit könnten auch Schüler, die ihre Freizeit sonst sinnlos vertrödeln, vielleicht zu ihrem Glück gezwungen werden. Aber das Problem ist: das kostet Geld...
Gruß
Jan