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bossi40 29.09.2009 06:38

Darf ein Fotograf mir das fotografieren verbieten?
 
Hallo zusammen.


Mir ist am WE folgendes passieret:
Ich war auf einer Hochzeit eingeladen und wurde im Vorfeld vom Brautpaar gebeten Fotos zu erstellen.
Rein privat und ohne Entgeld, als Freundschaftsdienst.
Zusätzlich hat das Brautpaar einen Berufsfotografen für die standesamtliche Zeremonie engagiert.
Vor der öffentlichen Maschinenhalle, in der die Trauung vollzogen wurde, habe ich von den Familien und dem Brautpaar Fotos erstellen wollen.
Der Profi war mit einer Helferin auch vor Ort.
Er hat dann die Personen gebeten sich zu positionieren.
Als seine Helferin mich sah, kam sie auf mich zu und hat energisch darauf hingewiesen, dass ich keine Fotos erstellen darf, solange der Profi Bilder schießt.
Er hatte außer seiner Kamera keine anderen Hilfsmittel eingesetzt, die ich hätte ausnutzen können.
Keine zusätzliche Beleuchtung oder Hintergründe.
Da ich die Feier nicht stören wollte, habe ich meine Kamera über der Schulter gelassen und mich geärgert.
Das Helferlein sagte mir, "Wir sind ja schließlich gebucht worden und nicht sie!"
Als ich ihr sagte, dass ich vom Brautpaar auch gebeten wurde Fotos zu erstellen, antwortete Sie, dass kann ich ja später noch, wenn wir fertig sind. Es wäre mir nicht gestattet Bilder zu erstellen, während der Profi arbeitet.
Die Szene wiederholte sich noch einmal, als das Brautpaar in das Auto stieg.

Habe ich einen Fehler begangen, als ich Fotos machen wollte und der "Profi" da war?

MfG

Bossi

Stempelfix 29.09.2009 07:11

Verbieten sicher nicht, aber ich denke schon daß er im Recht war... zumindest moralisch.

Zum Fotografieren gehört auch das Stellen und Positionieren einer Person, Gruppe oder Paares, dieses unter Berücksichtung von gegebenem Licht und der Location. Auch muss ein Fotograf die Menschen, die er fotografiert animieren und motivieren, sodaß sie auf dem Foto gut rüberkommen. Die Menschenfotografie, ob nun Hochzeit, Portrait oder was auch immer, ist ein wenig mehr als nur das bloße Scharfstellen, Bildausschnitt wählen und Auslösen.

Von daher sehe ich es persönlich als unfein quasi über die Schulter des Fotografen, Bilder "abzustauben"...

Bei reiner Reportagefotografie indes darf IMHO jeder "draufhalten" wie er will... Sobald aber ein Bild arrangiert wird, sollte es demjenigen vorbehalten sein, der federführend die Leute positioniert.

Gruß, Uwe

klaeuser 29.09.2009 07:17

Genrell ist es auch schwierig wenn 2 Fotografen am Werk sind. Die Personen achten dann vielleicht auf den 2. Fotografen und schauen nicht in die kamera wie vielleicht gewünscht.
Wenn ein Zweiter im Hintergrund fotografiert um das Making Of festzuhalten ist das finde ich ok. Ansonsten würde ich ihn auch (obwohl ich bestimmt kein Profi bin) freundlich bitten sich etwas zurück zu halten.

Aber wie immer - besonders der Ton macht die Musik. Die Assistentin scheint ja nicht besonders freundlich gewesen zu sein.

bossi40 29.09.2009 07:20

Zitat:

Zitat von Stempelfix (Beitrag 898319)
Verbieten sicher nicht, aber ich denke schon daß er im Recht war... zumindest moralisch.

Zum Fotografieren gehört auch das Stellen und Positionieren einer Person, Gruppe oder Paares, dieses unter Berücksichtung von gegebenem Licht und der Location. Auch muss ein Fotograf die Menschen, die er fotografiert animieren und motivieren, sodaß sie auf dem Foto gut rüberkommen. Die Menschenfotografie, ob nun Hochzeit, Portrait oder was auch immer, ist ein wenig mehr als nur das bloße Scharfstellen, Bildausschnitt wählen und Auslösen.

Von daher sehe ich es persönlich als unfein quasi über die Schulter des Fotografen, Bilder "abzustauben"...

Bei reiner Reportagefotografie indes darf IMHO jeder "draufhalten" wie er will... Sobald aber ein Bild arrangiert wird, sollte es demjenigen vorbehalten sein, der federführend die Leute positioniert.

Gruß, Uwe


Hallo Uwe,

das war mir so nicht bewusst, ist aber verständlich.
Danke für deinen Hinweis!

MfG

Bossi

binbald 29.09.2009 07:35

Begründung wurde schon genannt, noch eines: wenn zwei Fotografen rumwuseln, wissen die Leute oft nicht, in welche Kamera sie nun schauen sollen - das verwirrt und macht die Bilder nicht immer besser.
Im Prinzip könnte er darauf pochen, dass er einen Exklusivvertrag hat und dann gar keine Bilder machen, solange Du da bist - aber das Brautpaar muss dennoch zahlen. Willst Du das wirklich?

bossi40 29.09.2009 07:54

Zitat:

Zitat von binbald (Beitrag 898326)
Begründung wurde schon genannt, noch eines: wenn zwei Fotografen rumwuseln, wissen die Leute oft nicht, in welche Kamera sie nun schauen sollen - das verwirrt und macht die Bilder nicht immer besser.
Im Prinzip könnte er darauf pochen, dass er einen Exklusivvertrag hat und dann gar keine Bilder machen, solange Du da bist - aber das Brautpaar muss dennoch zahlen. Willst Du das wirklich?

Nein,

darum habe ich ja auch meine Kam über der Schulter gelassen, und erkundige mich hier, damit ich Niemandem schade.
Man lernt ja Nie aus.
Ich denke, dass dieses Thema auch andere Hobbyknipser betreffen könnte.
Noch eine Frage zu dem Exklusivvertrag: Gilt der nur, wenn man bezahlt wird?
Sicherlich ist eine Hochzeit kein Anlass so etwas zu diskutieren.

Aber wie schon oben geschrieben wurde: Oft macht auch der Ton die Musik.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, daß der bezahlte Profi Angst hatte, ich könnte ihm Konkurenz machen.
Das kann ich als Hobbyknipser doch garnicht.
Er hat es gelernt, ich habe nur learning by doing.

Ach ja, die anderen anwesenden Gäst haben mit ihren Bridge Kameras fleissig knipsen dürfen!?
Eines habe ich gelernt.
Werde meinen weissen Riesen umlackieren in schwarz....:lol:


MfG

Bossi

binbald 29.09.2009 08:07

Zitat:

Zitat von bossi40 (Beitrag 898331)
darum habe ich ja auch meine Kam über der Schulter gelassen,

ok, ich hatte das so verstanden, dass Du erst danach die Kamera weggesteckt hattest, aber evtl. davor noch damit unterwegs warst. Und da hätten die Leute dann schon Schwierigkeiten gehabt, in zwei Kameras gleichzeitig zu schauen. Mein Missverständnis.

Zitat:

daß der bezahlte Profi Angst hatte, ich könnte ihm Konkurenz machen.
Das kann ich als Hobbyknipser doch garnicht.
doch genau das - er steht mit einfacher Ausrüstung da und muss Abdrücken und Entwickeln in begrenzter Zeit erledigen, damit er überhaupt Gewinn macht.
Du aber hast ein Hobby, ohne dass Dich die Kosten interessieren müssen. Du hast bessere Objektive, mehr Zeit, kennst die Leute besser, etc. etc. Die größte Konkurrenz für kleine Eventfotografen sind nicht die anderen Berufsfotografen, sondern die ambitionierten Hobbyfotografen, die ohne Blick auf Aufwand und Kosten alles machen können - aus purer Spaß an der Freud.
Und viele Bilder lassen sich durchaus vergleichen - man hat viele Möglichkeiten zu lernen (z.B. durch Abschauen von Techniken...)

bossi40 29.09.2009 08:21

Zitat:

Zitat von binbald (Beitrag 898334)
ok, ich hatte das so verstanden, dass Du erst danach die Kamera weggesteckt hattest, aber evtl. davor noch damit unterwegs warst. Und da hätten die Leute dann schon Schwierigkeiten gehabt, in zwei Kameras gleichzeitig zu schauen. Mein Missverständnis.



doch genau das - er steht mit einfacher Ausrüstung da und muss Abdrücken und Entwickeln in begrenzter Zeit erledigen, damit er überhaupt Gewinn macht.
Du aber hast ein Hobby, ohne dass Dich die Kosten interessieren müssen. Du hast bessere Objektive, mehr Zeit, kennst die Leute besser, etc. etc. Die größte Konkurrenz für kleine Eventfotografen sind nicht die anderen Berufsfotografen, sondern die ambitionierten Hobbyfotografen, die ohne Blick auf Aufwand und Kosten alles machen können - aus purer Spaß an der Freud.
Und viele Bilder lassen sich durchaus vergleichen - man hat viele Möglichkeiten zu lernen (z.B. durch Abschauen von Techniken...)


Danke Michael für deine, von mir nicht bedachten, Gedanken.
Ich möchte Niemandem das Brötchen stehlen.
So hab ich mein Hobby noch nicht betrachtet.
Hast aber bestimmt Recht.

Ein tolles Forum hier!

MfG

Bossi

steve.hatton 29.09.2009 09:44

Ich denke hier wäre auch wichtig zu wissen, was die Intention des Brautpaares war.

Warum 2 Photographen?

Einen für die "professionellen" Hochzeits-Bilder und einen für das Drumherum ?

Ich denke das beste wäre eine Absprache mit den dreien vorab gewesen, um eventuell Grenzen zu stecken.

Ob der beauftragte Profi Dir das photographieren verbieten darf, entzieht sich meiner Kenntnis, hängt sicher aber auch von der Art des Vertrages ab. Es sei denn, bei Photographen sind nur "Alleinaufträge mit Konkurrenzausschlußklausel" üblich.

Auf jeden Fall finde ich Deine Vorgehensweise sehr besonnen, um den Event nicht zu stören - schade ist es dennoch un hinterlässt beim Beauftragten Zweiten ein komisches Gefühl denke ich....

chri$ti@n 29.09.2009 09:51

Zitat:

Zitat von bossi40 (Beitrag 898331)
Aber wie schon oben geschrieben wurde: Oft macht auch der Ton die Musik.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, daß der bezahlte Profi Angst hatte, ich könnte ihm Konkurenz machen.
Das kann ich als Hobbyknipser doch garnicht.
Er hat es gelernt, ich habe nur learning by doing.

Ach ja, die anderen anwesenden Gäst haben mit ihren Bridge Kameras fleissig knipsen dürfen!?
Eines habe ich gelernt.
Werde meinen weissen Riesen umlackieren in schwarz....:lol:

Hallo Bossi,
irgendwie hat da das Brautpaar einen Fehler gemacht, denn solche Dinge müssen einfach vorher besprochen werden, und zwar mit dem Profi ("... darf unser Freund ...") und mit dem Freund ("... der Profi hat zugestimmt, dass du ....")

Dass der Profi Angst hatte, dass du ihm Konkurrenz machen könntest, ist nicht ganz unbegründet. Wer sagt, dass ein ambitionierter Hobbyknipser per Definition die schlechteren Bilder macht. Ok, als Profi hatte er das Vorrecht auf den idealen Platz, aber wenn dann das Brautpaar mal da und mal dort hinsieht, dann ist die Situation schon mal brenzlig.

Ich wurde auch voriges Jahr von sehr guten Freunden gebeten, ihre Hochzeit zu fotografieren, wobei sie mir gesagt hatten, dass sie eigentlich eine Hauptfotografin haben (keine Professionistin!). Damit war für mich die Sache sonnenklar und habe ihnen das auch geschildert: "Die Fotos kommen eigentlich von der Fotografin und alles von mir ist optionaler Mehrwert". Dem Brautpaar war dieser mögliche Zwist gar nicht klar.

Was habe ich dann überhaupt getan?
  • Beim gestellten "Shooting" habe ich das "Making-Of" dokumentiert und ein paar spontane Schnappschüsse mit größerer Brennweite geholt.
  • In der Kirche habe ich mich zurückgehalten und kein einziges Mal den Altarraum betreten. Hier habe ich mich auf die anwesenden Mitfeiernden konzentriert, bin zum Chor raufmarschiert (recht steile und nicht ganz ungefährliche Stiege) und habe aus großer Entfernung teils vom Stativ Pfarrer und Brautpaar (natürlich mit dem Rücken zu mir) fotografiert.
  • Alles nach der Kirche war dann mein Teil, weil mit der Kirche die Aufgabe der Haupt-Fotografin beendet war.

Jedenfalls war das Brautpaar superhappy mit meinen Bildern, welche ihnen sogar besser gefallen haben als jene von der Haupt-Fotografin. Dies ist teils auch ausstattungsbedingt zu begründen, weil die Haupt-Fotografin mit dem 18-200 und internem Blitz unterwegs war, ich jedoch u.a. mit einigen Festbrennweiten und externem Blitz.

Jedenfalls war es unglaublich entspannend, vieles zu dürfen und nichts zu müssen. Ich konnte seelenruhig Festbrennweiten wechseln und musste keine Angst haben, irgendetwas wichtiges zu versäumen, weil ich entweder am falschen Ort bin oder die falsche Linse montiert habe. Auf diese Weise Hochzeitsfotografie betreiben zu dürfen kann ich ruhigen Gewissens weiterempfehlen!


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