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Reisefoto 25.07.2019 15:57

Augenschäden durch LED Monitor
 
Sowohl im Beruf als auch im Hobby (Foto) sitze ich viel am Bildschirm, oft 12 oder mehr Stunden am Tag. Dass sich die Augen darüber nicht freuen, ist klar. Trockene /gereizte Augen gab es machmal. Seit ich aber im letzten Jahr meinen alten Sony 19" mit konventioneller Hintergrundbeleuchtung durch einen wesentlich größeren Eizo CS2730 LED Monitor ersetzt habe, habe ich vermehrt gereizte Augen / tränende Augen, oder auch trockene Augen. Ich schob das zunächst darauf, dass ich möglicherweise noch mehr als vorher am Bildschirm sitze, weil ich viele Bilder bearbeitet habe (letzteres in kalibrierter Monitoreinstellung, bei der der Monitor heller als in meiner Office-Einstellung ist).

Durch andere Dinge wurde ich aber darauf aufmerksam, das LED Monitore (übrigens auch LED Lampen; letztere habe ich im Arbeitszimmer) ein unnatürlich starkes Blauspektrum haben, das für Haut, Augen und besonders auch die Makula schädlich sein kann. Recherchiert man, findet man von Artikeln, die vor Makuladegeneration und letztendlich Erblindung warnen bis zu Artikeln, denen zufolge das kein Probem sei, unterschiedliche Meinungen. Ein Hersteller von Filterfolien für Monitore sieht die Situation natürlich besonders dramatisch.

Da Makuladegeneration eine schwerwiegende Sache ist und meine Mutter darunter leidet (ohne Bildschirmarbeit), beunruhigt mich das Problem. Als ersten Schritt habe ich unter Windows 10 (Rechtsklick Desktop, Anzeigeeinstellungen) den Nachtmodus aktiviert (reduziert den Blauanteil). In den Einstellungen für den Nachtmodus habe ich den Zeitplan so eingestellt, dass der Nachtmodus immer an ist. In der Voreinstellung mit dem Farbregler in Mittelstellung sieht das Bild dann unerträglich aus und ist anstrengend anzusehen, aber wenn ich den Farbregler etwas nach rechts schiebe, komme ich zu einer angenehmen, immer noch wärmeren Farbdarstellung. Solange ich keine Bilder bearbeite, arbeite ich so den ganzen Tag. Die Probleme mit den Augen sind weitgehend verschwunden. Den Nachtmodus kann ich daher unbedingt empfehlen! Wenn ich Bilder bearbeite, schalte ich dazu vorübergehend den Nachtmodus aus.

Ob das schon reicht um die Makula zu schonen? Es gibt spezielle Folien, die bestimmte Bereiche des Farbsprektrums wegschneiden, auch in Richtung UV. Ob der Nachtmodus genauso effizient ist? Auf meinen Bildbearbeitungsmonitor möchte ich keine farbverfälschende Folie aufkleben, aber für andere Arbeiten werde ich demnächst ohnehin überwiegend an einem anderen Monitor sitzen, den ich mit einer solchen Folie bestücken könnte. Unnötig möchte ich das aber nicht tun.

Für Euch nun zum Lesen:

https://mitralicht.de/led-monitor/

https://www.nature.com/articles/eye2015261

Wie sind Eure Erfahrungen, könnt Ihr Erkenntnisse beitragen? Ist die Makula tatsächlich gefährdet?

jms 25.07.2019 16:25

Servus,

schweres Thema. Bei mir selber wurde vor etwa 18 Monaten AMD diagnostiziert - auch wenn sich die Krankheit schon seit ca. 8 Jahren bemerkbar machte.

Als ich dann vor 18 Monaten mich näher beschäftigt habe, bin ich auch auf den Punkt gestoßen wegen zu viel blauem Licht. Mein Monitor zuhause (für Bildbearbeitung) habe ich nicht umgestellt. Ist ja kalibriert :)
Im Büro habe ich dann die Helligkeit runter gedreht und etwas rötlicher abgestimmt.

----
Nun etwas off topic: Nach 3 Spritzen hat sich etwa 1 Jahr alles sehr gut und stabil gehalten. In den letzten 3 Monaten hat es sich wieder stark verschlechter. Unterschied - ich habe mit einem Nahrungsergänzungsmittel aufgehört. Ohne dass das natürlich nun wissenschaftlich belegbar ist halte ich die Ernährung in Punkt auf AMD wesentlich wichtiger als die Wirkung von blauem Licht. (da mein "Monitor-Konsum" sich nicht geändert hat.)

Beste Grüße

raul 25.07.2019 16:33

Der softwareseitige Nachtmodus ist sicherlich sinnvoll und in puncto Blauanteil augenschonender als im Normalbetrieb.

Interessanterweise hatte ich passend zum Thema heute ein Gespräch mit meiner Optikerin und sprach sie, ebenfalls wegen der Bildschirmarbeit, auf die Diskrepanz zwischen dem wissenschaftlichen Tenor, dass der Blauanteil im Sonnenlicht deutlich stärker wäre als jeder Bildschirm emittieren könnte und der Empfehlung von Optikern und Augenärzten, man solle eine Bildschirmbrille mit Blaulichtfilter tragen, an. Sie meinte, es wäre eine andere Wellenlänge und daher eine Filterbrille dennoch sinnvoll. Es ist allerdings möglich, dass sie das nur aus Verkaufsgründen so dargestellt hat.

Gänzlich zu verteufeln ist das Blaulicht jedenfalls auch nicht, denn es steuert wichtige Anteile des Hormonhaushalts und damit den Wach-/Schlafzyklus und auch die Stimmungslage (wie man eindrucksvoll im Winter hier im Forum beobachten kann ;)).

Gruß,
raul

KSO 25.07.2019 16:38

Ich habe mir eine Bildschirmarbeitsplatzbrille machen lassen mit speziellen Zeiss Brillengläsern: DuraVision BlueProtect

Link auf Zeiss Seite

Die verschiebt natürlich den Bildeindruck in Richtung wärmere Farben. Wenn man sie trägt, gewöhnt man sich dran, aber wenn man sie abnimmt, wirkt dann doch alles extrem kühl. Bei Bildbearbeitung kann das natürlich schwierig werden. Habe ich aber noch nicht gemacht, ich nutze sie primär bei der Arbeit.
Also wenn ich hier was über falschen Weißabgleich fasel, wisst ihr wieso. :lol:

Rudolfo 25.07.2019 16:52

Ich schlage vor, erst einmal einen allgemeinen wissenschaftlich fundierten Grundsatzartikel zur Makukadegeneration zu lesen und dann in die Diskussion einzutreten.
Risikofaktoren

Unabhängig von einer Pro- und Kontradiskussion:
Was hintert dich daran, eine UV-Licht absorbierende Klarsichtbrille zu tragen? Dann hast du bereits eine Menge getan, um deinen UV- und Blaulicht strahlenden LED-Bildschirm zu entschärfen. Dann kannst du auch wieder den vollen Farbumfang genießen.

Ich muss eine Brille tragen und habe in der Vergangenheit immer auf vollem UV-Schutz bei der Anfertigung bestanden. Bei meinen UV-Lichtexperimenten habe ich zusätzlich noch eine Schutzbrille mit seitlicher Abdeckung darüber getragen. Wegen erhöhtem Augendruck lasse ich die Makuladicke alle zwei Jahre messen. Eine Augenarztleistung, die ich selbst bezahlen muss. Dank augendrucksenkender Medikamente ist eine weitere Degeneration bisher ausgeblieben.

Rudolfo 25.07.2019 17:06

Zitat:

Zitat von KSO (Beitrag 2077448)
Die verschiebt natürlich den Bildeindruck in Richtung wärmere Farben. Wenn man sie trägt, gewöhnt man sich dran, aber wenn man sie abnimmt, wirkt dann doch alles extrem kühl. Bei Bildbearbeitung kann das natürlich schwierig werden. Habe ich aber noch nicht gemacht, ich nutze sie primär bei der Arbeit.

Ich kann keinen Unterschied in den Farben erkennen, wenn ich die Brille abnehme. Warum dass bei dir anders ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich habe auch keine Vermutung. Meine Gläser sind, glaube ich, von Zeiss. Müsste ich noch mal nachsehen.

KSO 25.07.2019 17:29

Zitat:

Zitat von Rudolfo (Beitrag 2077455)
Ich kann keinen Unterschied in den Farben erkennen, wenn ich die Brille abnehme. Warum dass bei dir anders ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich habe auch keine Vermutung. Meine Gläser sind, glaube ich, von Zeiss. Müsste ich noch mal nachsehen.

Dann hast Du eventuell keine Dura Vision Blue Protect Gläser drin? Es gibt von Zeiss beliebig viele Brillengläser....

rudluc 25.07.2019 18:13

Bei Apple heißt das "Night Shift". Ich kann das nur dringend empfehlen. Es schaltet sich unmerklich und allmählich ein und fällt bei Kunstlicht überhaupt nicht auf.

Eikazon 25.07.2019 20:06

Zitat:

Zitat von rudluc (Beitrag 2077468)
Bei Apple heißt das "Night Shift". Ich kann das nur dringend empfehlen. Es schaltet sich unmerklich und allmählich ein und fällt bei Kunstlicht überhaupt nicht auf.

Benutze ich auch (jedenfalls Abends). Allerdings nur bei Textarbeiten, Programmierung usw.; bei Bildbearbeitung habe ich damit Probleme – die Farben sind schon deutlich wärmer, ich würde den Weißabgleich ganz anders einstellen.

ingoKober 26.07.2019 08:12

Also erstmal keine Sorge wegen UV. LEDs emittieren - leider leider (aus Terrarianer und Vogelhaltersciht) absolut kein UV. Unter 420 nm ist Schluß!
Zu Blaulicht zwischen 400 und 500nm und Makuladegeneration....das wird heiss diskutiert. Allerdings muss man in Bezug auf LEDs bedenken: Man redet hier vom relativen Blauanteil. Der ist in der Tat im weissen LED Licht relativ groß. Die absolute Lichtmenge, die so ein Monitor im Blaubereich emittiert, erreicht aber nur den Promillebereich dessen, was die Sonne uns am Boden liefert. Deshalb bin ich erstmal nicht besonders besorgt.

Eine ganz neue Metastudie findet ein blaulichtverknüpftes Risiko dann auch vor allem bei Leuten, die viel natürlichem Sonnenlicht ausgesetzt sind und nicht bei Bildschrimarbeitern:

Modenese A, Gobba F. Macular degeneration and occupational risk factors: a
systematic review. Int Arch Occup Environ Health. 2019 Jan;92(1):1-11


Allerdings legen einige Tierstudien nahe, dass der Blauanteil von LEDs trotz der geringen Intensitäten schädlich sein könnte. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass diese Studien durchweg an Albinomäusen und -Ratten gemacht wurden, denen ja nahezu sämtliche Schutzpigmente im Auge fehlen und die auch unter natürlichem Sonnenlicht oft in jungem Alter erblinden:

Krigel A, Berdugo M, Picard E, Levy-Boukris R, Jaadane I, Jonet L,
Dernigoghossian M, Andrieu-Soler C, Torriglia A, Behar-Cohen F. Light-induced
retinal damage using different light sources, protocols and rat strains reveals
LED phototoxicity. Neuroscience. 2016 Dec 17;339:296-307

Kim GH, Kim HI, Paik SS, Jung SW, Kang S, Kim IB. Functional and morphological
evaluation of blue light-emitting diode-induced retinal degeneration in mice.
Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol. 2016 Apr;254(4):705-16.

Diese Ergebnisse sind für viele alarmierend. Man vergisst dabei aber, dass hier bewusst extrem sensitive Tiere gewählt wurden, um ein leicht händelbares MODELL für die Verhältnisse beim an Makuladegeneration erkrankten Menschen zu haben. Es heisst NICHT, das beim Menschen ebenfalls Schäden bei vergleichbaren Blaulichtexpositionen zu erwarten wären. Das sagen auch die Autoren:

"Animal models commonly used to evaluate light-induced degeneration allow mechanisms analysis but are not relevant for human pathology."

Wenn man Menschen mit angenommenem Makulardegenerationsrisiko - eben auch LED Bildschirmarbeitern- Brillen verpasst, die die als schädlich angenommenenen Teile des blauen Lichtes nachweislich effizient ausfilterten, kann keinerlei positiver Effekt solcher Brillen nachgewiesen werden:

Lawrenson JG, Hull CC, Downie LE. The effect of blue-light blocking spectacle
lenses on visual performance, macular health and the sleep-wake cycle:
a systematic review of the literature. Ophthalmic Physiol Opt. 2017
Nov;37(6):644-654

Wenn man aber wieder zu den Albinomäusen zurückkehrt, die mit hohen LED Lichtintensitäten konfrontiert werden, dann hilft so ein Blaufilter, Augenschäden zu vermeiden. Man sieht, das ist eben eine andere Situation:

Vicente-Tejedor J, Marchena M, Ramírez L, García-Ayuso D, Gómez-Vicente V,
Sánchez-Ramos C, de la Villa P, Germain F. Removal of the blue component of light
significantly decreases retinal damage after high intensity exposure PLoS One.
2018 Mar 15;13(3):e0194218

Lange Rede kurzer Sinn: Wahrscheinlich besteht kein großer Grund zur Sorge. Zwar ist nach Kenntnis der Wissenschaft blaues Licht ein relevanter Risikofaktor für Makulardegeneration in höherem Alter und definitiv ist das Risiko durch Sonnenlichtexposition erhöht.
Ob und inwiefern LED Licht aber ebenfalls das Risiko erhöhen (Vergessen wir aber nicht, dass viele Leuchtstoffröhren, die ja schon lange im Gebrauch sind, ebenfalls einen hohen Blauanteil im relevanten Spektrum haben, ebenso hatte das der klasssiche Röhrenfernseher oder- Bildschirm) ist bisher nicht besonders gut untersucht. Die Intensitäten sind gering, die Expositionszeiten allerdings oft lang. Und Dosis= Intensität mal Zeit!.
Wahrscheinlich birgt das kein großes Risiko...zumindest nicht annähernd vergleichbar mit dem, das man hat, wenn man im Sommer regelmäßig draussen ist- aber es besteht eben noch Forschungsbedarf.

Ich zitiere mal abschließend eine zwar schon ältere Studie...der Erkenntnisgewinn seitdem ist aber nicht sehr groß:

Zitat:

LEDs will most probably become the main light sources. Beside blue LEDs that are used commonly for decorative purposes, white LEDs provide retinal exposures to violet, indigo and blue light at much higher levels than in previous light sources. This is the first time that the population will be exposed to such substantial bluelight. Whether such retinal exposure will induce increased maculardegeneration? Aggravation of glaucoma neuropathy? Perturbationsof circadian cycles? Nobody can say today, but when analyzing all the knowledge that has been accumulating on blue-light hazards,we cannot rule out a yet undiscovered risk for chronic day-long,life-time exposure since photochemical damages may not induce any visible changes but cumulatively induce photoreceptors loss. There is an urgent need for a better evaluation of potential light toxicity, depending on the different artificial light sources available,and upon chronic exposure of different populations to define clear guidelines for domestic light manufacturers.
Aus

Behar-Cohen F, Martinsons C, Viénot F, Zissis G, Barlier-Salsi A, Cesarini JP,
Enouf O, Garcia M, Picaud S, Attia D. Light-emitting diodes (LED) for domestic
lighting: any risks for the eye? Prog Retin Eye Res. 2011 Jul;30(4):239-57


Viele Grüße

Ingo


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