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Saitenschuft 04.11.2015 11:29

Zitat:

Zitat von weselit (Beitrag 1754798)
Ich habe mir die zahlreichen Für und Wider gar nicht erst durchgelesen.
Ich finde diese Instrumentalisierung der Kreatur pervers und abstoßend.

Übrigens: Emotionen bekomme ich bei jedem Tiertransporter auf den Straßen, das reicht für meine Übelkeit und nun auch noch so etwas hier:flop:

Das Wie und Warum interessiert nicht, du möchtest einfach deinem tierschützerischen Eifer Ausdruck verleihen?
Du reagierst genauso auf Bilder die das Sterben und Leiden der Kriegsopfer zeigen?
Du reagierst genauso, wenn abschreckende Bilder von Unfallopfern gezeigt werden?
Du reagierst genauso, wenn gestorbene Menschen aufgebahrt gezeigt werden?

Was hat ein gestorbener Singvogel eigentlich mit Tiertransporten zu tun?

Ravus 04.11.2015 11:36

Zitat:

Zitat von weselit (Beitrag 1754798)
Ich habe mir die zahlreichen Für und Wider gar nicht erst durchgelesen.
Ich finde diese Instrumentalisierung der Kreatur pervers und abstoßend.

Übrigens: Emotionen bekomme ich bei jedem Tiertransporter auf den Straßen, das reicht für meine Übelkeit und nun auch noch so etwas hier:flop:

Ich gehe mal nicht davon aus das sich das Füchslein auf die Jagd gemacht hat und den Vogel auf den Balkon erlegte.
Das Tier ist dort verendet und sie hat ihn gefunden.
Das sie den Kadaver jetzt genutzt hat kann man schön oder auch nicht finden - es aber auf eine Stufe zu stellen mit eventuell auch noch unsachgemäßen Tiertransporten finde ich schon sehr grenzwertig.
Das eine ist gerade bei unsachgemäßen Tiertransporten Tierquälerei aus Profitsucht.
Das andere ist eine wie ich finde durchaus auch künstlerischer Umgang mit dem Tod - der ja bekanntermaßen zum Leben gehört, was wir in unserer Gesellschaft heute gerne mal ausblenden. Dem Vogel dürften die Bilder jedoch recht wenig gestört haben.

p.s. Zitat eingefügt weil Saitenschuft schneller war

traeumerle 04.11.2015 11:51

Also ich finde die Bilder Stark, von der Aussage natürlich die Tellervariante am besten, vom Bildaufbau und der Wirkung die Glasvariante.

Ich würde in die Kritik einsteigen, wenn der Vogel für die Bilder getötet wurde aber da dies nicht so war, kann ich das ganze nicht mehr kritisieren, als das Essen von Tieren, die für diesen Zweck getötet wurden.

Auch wenn die Bilder teilweise ein Unwohlsein bei mir hervorgerufen haben, frage ich mich: Warum ein sauber ausgenommenes gebratenes Hähnchen mit Marinade in gleicher Position bei mir eher das Gegenteil hervorruft. Es mag das Umfeld gewesen sein, in dem ich aufwuchs. Wären meine Eltern z.B. Vegetarier gewesen, sähe es nun wohl anders aus.

AlopexLagopus 04.11.2015 13:48

Heckenbraunelle



Du warst noch warm und du hast gezuckt und ich habe dich ungläubig in meinen Händen gehalten, ich habe dich gespürt. Deine Winzigkeit und die vollkommene Schönheit deines kleinen Leibes.

Ich habe geschrien und dann habe ich geweint ,denn ich meinte du würdest es vielleicht noch spüren, aber du konntest es nicht weil du dir an unserer gläsernen Terrassentür dein Genick gebrochen hattest.

Der Blick deiner Augen war noch so klar und ich blickte in diesen Spiegel und da erkannte ich mich und ich hielt inne:

Etwas in meinem Innersten war tief berührt und es trauerte stärker als ich es hier gerade in der Außenwelt tat: es war ein kleines Kind, dass da weinte und schrie.

Das den Tod noch nicht begriffen hatte.
Das das Böse noch nicht erkannt.
Das unendlich alleine war und so hilflos.



Wir dürfen die Augen nicht verschließen.
Wir müssen hinsehen, auch wenn es unbequem ist.
Wir müssen aufmerksam sein und wir müssen uns zu jedem Zeitpunkt in Erinnerung rufen, dass unser Handeln zu jedem Zeitpunkt eine Konsequenz hat.


Wenn wir heute nach der Arbeit das günstige Schnitzel im Viererpack kaufen, dann sollten wir einen Augenblick innehalten und an die vielen Schweine denken die ihr Leben dafür lassen mussten.

Wenn wir günstige Kleidung einkaufen, dann sollten wir einen Moment innehalten und an die Arbeiterinnen und Arbeiter in Indien und Taiwan denken.

Wenn wir an der knienden Frau die in gestellter Demutspose vor dem Supermarkt vorbeigehen , der wir doch wirklich nie in die Augen geblickt haben, dann sollten wir innehalten und uns die Busse und Kleintransporter vor Augen halten mit denen diese Frau und viele andere gezielt in Städte zum betteln gekarrt werden. Für einen Hungerlohn.
Der Würde beraubt.

Dann sollten wir hinsehen und wir sollten zumindest ein Lächeln verschenken, eine Geste der Barmherzigkeit. Ein kleines Zeichen setzen.

Wenn wir im Fernsehen bei der gefühlt 120 Reportage über die Morde an Jüdischen Menschen, an Frauen und Kindern, an Sinti und Roma und vielen anderen Gegnern des Regimes in der Schlacht von Babij Jar umschalten, weil wir es nicht ertragen, dann sollten wir einen Augenblick innehalten. Nicht mit erhobenem Zeigefinger über die Untiere schimpfen die das zu verantworten hatten.
Nein.

Wir müssen in uns gehen und uns fragen warum und wieso konnten diese unvorstellbaren Grausamkeiten geschehen?

Der Mensch ist ein Herdentier und er ist sehr leicht zu manipulieren.
Er hat moralische Hürden und Grundsätze, aber er kann sie sehr leicht überwinden, es bedarf eines politischen Systems und massiven Druckes von Außen und ein bislang unbescholtener Familienvater tötet weinende Kinder die sich an den Händen halten.



Es ist darum ganz wichtig hinzusehen.

Nicht wegschauen.


Auch wenn es unbequem ist.

Das Leiden beginnt vor unserer Haustür.




Bild in der Galerie


Bild in der Galerie


Bild in der Galerie

tgoebel 04.11.2015 15:05

Requiem für eine Heckenbraunelle.

Musste die Tränen unterdrücken...

Hinschauen!

:top:

daeumling 04.11.2015 15:39

Sehr starke Worte!:top:

Mir sind auch die Tränen gelaufen!

Das kann ich zu 100% unterschreiben!

Diana

Saitenschuft 04.11.2015 16:41

Danke für einen gefühlvollen Nachruf auf ein kleines, leider verstorbenes, Lebewesen in diesem schönen Garten Eden.

Kurt Weinmeister 04.11.2015 17:35

Zitat:

Zitat von weselit (Beitrag 1754798)
Ich finde diese Instrumentalisierung der Kreatur pervers und abstoßend.

Es tut mir aufrichtig leid, dass ich mit meinem Post #485 möglicherweise der geistige Brandstifter für die nachfolgenden Bilder war und Menschen, die eine andere Art der Ehrfurcht vor dem Leben und dem Tod haben, damit verletzt habe.

Sehe ich mir aber das Resultat in #504 an, so würde ich es heute immer wieder genau so noch einmal tun.
Was kann der armen toten Braunelle Besseres passieren, als dass jetzt sehr viele Menschen um sie trauern und wir sie im digitalen Gedächnis wahrscheinlich auf Jahre hinaus im Gedächnis behalten?

Wegschauen ist keine Lösung.

Irmi 04.11.2015 18:34

Fuchs, Du solltest Bücher schreiben :top:

Dana 04.11.2015 19:08

Hach, was haben wir hier doch für einen Gewinn gemacht. Literarisch und "personell". Freu mich einfach nur mit warmem Herzen.


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