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RainerV 20.07.2012 15:01

Ich verlinke mal diesen Artikel von Ken Rockwell zu dem Thema:
http://www.kenrockwell.com/tech/how-...ide-lenses.htm

Du bekommst sowohl in der Breite als auch in der Höhe etwa 50% mehr aufs Bild. Das ist ne Menge. Gerade bei Landschaft aber vielmals auch durch ein Pano zu machen. Wenn Platz nach hinten ist, kann man auch den Abstand zum Motiv vergrößern. Das ist nur ein Aspekt. Nicht so spannend.

Der wesentliche Aspekt ist aber, daß die "üblichen" Abstandsbegriffe, die unser Gehirn kennt, nicht mehr funktionieren. Alle Abstände vergrößern sich. Aus dem kleinen Raum wird ein Saal, das Winzauto zum Großraumvan, der schmale Weg zum breiten Boulevard. Geht man entsprechend der Brennweitenänderung näher an ein Motiv ran, dann wird der Hintergrund fast ausgeblendet, er rückt weiter vom Objekt weg. Kann man alles im verlinkten Artikel ganz schön sehen. Und man muß lernen, das einzusetzen, das ist nicht einfach. Die Tiefe des Raumes ändert sich. Alles wird größer, kann aber auch absurd überzeichnet wirken. Z.B. der rostige Wagen in Rockwells Artikel, von dem wir wissen, daß er keine 5m lange Haube hat, obwohl die so wirkt. Würde man aber den Abstand zu dem Rostauto vergrößern, dann ist es zwar nicht mehr so "entstellt", aber es ist dann einfach zu klein im Bild.

Und das ist nicht unsere gewohnte Sehweise. Somit gleichermaßen "unnatürlich" für unser Gehirn, andererseits aber eben genau deswegen auch spannend.

Technische Themen wie stürzende Linien (sehr spannend wenn man mal nach unten(!) kippt, dann laufen die Gebäude nach oben auseinander!) oder die bekannt "breiten" Personen am Rand sind da das geringste Thema.

Das war das, was ich mit extrem bezeichnete. Beim 11er an APS-C sind alle Entfernungen etwa dreimal so groß, wie unser Hirn sich das so "vorstellt".

Rainer

usch 20.07.2012 15:42

Zitat:

Zitat von RainerV (Beitrag 1343103)
Der wesentliche Aspekt ist aber, daß die "üblichen" Abstandsbegriffe, die unser Gehirn kennt, nicht mehr funktionieren.

Weil das Verhältnis zwischen Betrachtungsabstand und Bildgröße nicht mehr paßt. Wenn du das Bild auf einen Meter Breite vergrößerst, dich dann 45cm davor stellst und ein Auge zuhältst, stimmen die Proportionen wieder. :cool:

RainerV 20.07.2012 15:47

Zitat:

Zitat von usch (Beitrag 1343120)
Weil das Verhältnis zwischen Betrachtungsabstand und Bildgröße nicht mehr paßt. Wenn du das Bild auf einen Meter Breite vergrößerst, dich dann 45cm davor stellst und ein Auge zuhältst, stimmen die Proportionen wieder. :cool:

Richtig, irgendwann haben wir den 2400-MP-Sensor und können problemlos mit einem einzigen Objektiv - einem Ultraweitwinkel - fotografieren. Und dann legen wir am PC den Ausschnitt fest. Wir brauchen keine weiteren Objektive mehr. Aber bis so viel Auflösungsreserve da ist, dauerts noch ein wenig.

Rainer

Blues 20.07.2012 15:48

@Rainer: Herzlichen Dank für Deine Erläuterungen. Der Artikel von Ken Rockwell ist ebenfalls eine große Hilfe. Habe jetzt verstanden, dass ein UWW mehr Kopf- und Augenarbeit vor dem Auslösen notwendig macht, um gute Ergebnisse zu erzielen, diese dann aber umso eindrucksvoller sein können. Eine Herausforderung, die mich schon sehr neugierig macht auf's Ausprobieren.

Jan 20.07.2012 15:51

Dann müssen wir zwar nicht mehr zoomen, aber der Einfluss des Abstandes auf die Perspektive bleibt, wir entscheiden also wo wir stehen wollen, den Rest (Wahl von Brennweite/Bildwinkel) machen wir anschließend per Crop.

Jan

Blues 20.07.2012 16:00

Zitat:

Zitat von RainerV (Beitrag 1343122)
Richtig, irgendwann haben wir den 2400-MP-Sensor und können problemlos mit einem einzigen Objektiv - einem Ultraweitwinkel - fotografieren. Und dann legen wir am PC den Ausschnitt fest. Wir brauchen keine weiteren Objektive mehr. Aber bis so viel Auflösungsreserve da ist, dauerts noch ein wenig.

Rainer

Zitat:

Zitat von Jan (Beitrag 1343124)
Dann müssen wir zwar nicht mehr zoomen, aber der Einfluss des Abstandes auf die Perspektive bleibt, wir entscheiden also wo wir stehen wollen, den Rest (Wahl von Brennweite/Bildwinkel) machen wir anschließend per Crop.

Jan


Ich warte dann auch noch auf diese Innovation hier: http://www.ralfonso.de/Fotoschule/fotoschule106.html

Macht unser Leben noch einfacherer.

;)

RainerV 20.07.2012 16:04

Zitat:

Zitat von Blues (Beitrag 1343123)
Eine Herausforderung, die mich schon sehr neugierig macht auf's ausprobieren.

Aber bedenke eines. Das Bild von dem rostigen Auto zeigt es meiner Meinung nach ganz schön. Weit weg und das Bild ist langweilig. Nah ran und das Auto ist häßlich verzeichnet. Also ist die Brennweite einfach zu kurz. Es gibt Leute, die das immer so empfinden, und die sich deswegen eben mit solch einer extremen Brennweite nicht anfreunden können.

Sollte sich herausstellen, daß Du dazu gehörst, dann wärs ein Fehlkauf.

Das Bild von dem Brunnen in dem Saal in Las Vegas gefällt mir persönlich zum Beispiel sehr gut, das zweite wäre mit einer längeren Brennweite nicht möglich gewesen. Aber es ist dennoch natürlich deutlich "überzeichnet".

Rainer

RainerV 20.07.2012 16:10

Zitat:

Zitat von Jan (Beitrag 1343124)
Dann müssen wir zwar nicht mehr zoomen, aber der Einfluss des Abstandes auf die Perspektive bleibt, wir entscheiden also wo wir stehen wollen, den Rest (Wahl von Brennweite/Bildwinkel) machen wir anschließend per Crop.

Genau das. Das Ultraweitwinkel erlaubt uns einem Objekt extrem auf die "Pelle" zu rücken und es dabei dennoch komplett auf dem Film/Sensor erfassen zu können. Und schon hat man dieses extreme Entfernungsverhältnis (Kamera-Objekt) zu (Kamera-Hintergrund).

Wenn ich mit einem Extremweitwinkel und einem Tele dasselbe Motiv vom selben Stanndort mit einem idealisiert unendlich auflösenden Sensor aufnehme, dann ist die Bildwirkung identisch. Deshalb reicht dann das Weitwinkel und das Tele wird durch den Crop ersetzt. Das gilt dann sogar für die Schärfenausdehnung bei identischer Blende.

Rainer

cdan 20.07.2012 16:22

Ob sich diese 6 Millimeter weniger lohnen ist eine Frage die man im Grunde selbst herausfinden muss, denn das hängt doch sehr von dem individuellen Fotografierverhalten ab. Andererseits muss man sich auch Zeit geben um den Blick für passende Motive zu schärfen. Also ausprobieren und dann mal mehrere Tage nur mit dem UWW fotografieren. Spätestens dann weiß man ob sich die 6mm weniger gelohnt haben.

Bei Aufnahmen mit einem UWW sollte man nach Möglichkeit auch nach einem spannenden Vordergrund suchen, denn oft wirken diese Aufnahmen zwar beeindruckend, allerdings auch etwas langweilig.

Jan 20.07.2012 16:36

Es fehlt noch der Hinweis auf Polfilter und WW, das geht meist schief, der Polfilter-Effekt ist Winkelabhängig, bei großem Bildwinkel funktioniert das Auschalten von Spiegeklungen nur in einem kleinen Bereich des Bildes, bzw. der Himmel wird in einem kleinen Breich des Bildes zwar wunderbar blau, in großenTeilen des Bildes bleibt er jedoch so blass wie ohne Polfilter.
Ich habe mir für einen USA-Urlaub das Sigma 10-20 als Ergänzung zum 17-55 (Nikon) geleistet (günstig gebraucht), das hat sich unbedingt gelohnt, es hat manches Bild erst möglich gemacht (z.B. Horseshoe-Bend) und seither verusche ich immer mal wieder mit dem UWW (und Blick auf den Vordergrund) zu gestalten, was richtig Spass macht.
Fehlendes Tele/Makro kann man halt ggf. auch mal durch einen Crop ersetzen, fehlendes UWW nicht, auch ein Pano hilft nur sehr begrenzt bzw. der Aufwand für ein Pano mit Einbeziehung von extrem nahem Vordergrund ist gewaltig.
Jan


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