PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sind Fotografen Terroristen?


Pittisoft
05.01.2010, 13:19
Hallo,

gerade gelesen

http://www.compossible.de/2010/01/wes-lied-ich-sing-des-bild-ich-mach-oder-auch-nicht/

http://www.presseurop.eu/de/content/news-brief-cover/149461-bobbies-konfiszieren-ihre-schnappschuesse

http://photographernotaterrorist.org/

Für uns mögen die Vorgänge in Großbritannien derzeit noch wenig relevant sein – die Möglichkeit, dass man auch hierzulande zu solch angstgetriebenen Maßnahmen greifen könnte, scheint mir nicht übermäßig weit hergeholt.

binbald
05.01.2010, 13:34
Terroristen nicht, aber sie können andere schon ganz gut terrorisieren.

Und mit Verlaub - so wie manche Kollegen um Objekte rumschleichen... wenn ich da nicht als Insider schmunzeln müsste, würde ich mir als Unbedarfter auch meine Gedanken machen, was das denn nun soll. Da sind wir teilweise auch selbst schuld.

Das ganze Terroristengebabbel legt sich in ein paar Jahren auch wieder, da muss man jetzt halt durch. War auch schon so mit den Kinderschändern, wenn Du mit dem weißen Tele in Kinderspielplatznähe unterwegs warst. Alles Modeerscheinung.

Anaxaboras
05.01.2010, 13:37
Bitte keine gesellschafts-politischen Diskussionen im SonyUserforum :top:.

Martin

amateur
05.01.2010, 13:41
Terroristen nicht, aber sie können andere schon ganz gut terrorisieren.

Bitte nicht bagatellisieren. Die knallen da gerade wirklich durch und solche Gesetze (sehr schwammig) sind nur dazu geeignet Grundsätze einer freiheitlichen Gesellschaft zu zerstören. Der ein oder andere Fotograf hat auch schon einige Stunden in Untersuchungshaft verbracht.

Es gibt noch einen weiteren Gummiparagraph der so etwas wie "nicht-soziales"-Verhalten behandelt. Ursprünglich gedacht, um Jugendliche mit übermässigem Alkoholkonsum von bestimmten Plätzen zu verdammen, wird der jetzt wohl in Großbritannien auch immer öfter gegen Fotografen eingesetzt, weil das Gesetz eben so schwammig ist.

Ich hätte zur Zeit keine Lust eine Fototour nach London zu machen.

Viele Grüße

Stephan

amateur
05.01.2010, 13:43
Bitte keine gesellschafts-politischen Diskussionen im SonyUserforum :top:.


Der Bezug zur Fotografie ist doch wohl so was von 100%! Ansonsten kann man sich ja tatsächlich bald nur noch über die Enttäuschung in Bezug auf die Featureliste irgendeines neuen Sony-Kameramodells unterhalten.

Viele Grüße

Stephan

binbald
05.01.2010, 13:49
Es gibt noch einen weiteren Gummiparagraph der so etwas wie "nicht-soziales"-Verhalten behandelt.
Passt doch. Hast Du in den Großstädten schon mal Fotografen beobachtet? Da wird das Stativ breit auf dem Bürgersteig aufgebaut, man kriecht mit dem Auge am Sucher (oder starr auf dem Display) quer durch die Massen ohne sich umzuschauen. Da wird ohne zu fragen auf interessante Gesichter von Einheimischen gezielt, evtl. noch mit der langen Tüte aus dem Hinterhalt; manche Streetfotografen laufen rum und blitzen die Passanten an...

Stell Dich an St. Paul's Cathedral, beobachte 10 Fotografen und drumherum wollen die Leute mit Andacht in/aus der Andacht. Noch schlimmer in Westminster. Ein Haufen Fotografen (ich auch) besuchen den Gottesdienst nur, weil dann der Eintritt kostenlos ist.

Manchmal schämt man sich echt für die eigene Zunft - nicht alle, aber viele sind auf der Suche nach einem genau passenden Bild und nehmen dafür keine Rücksicht. So manches haben wir uns selbst eingebrockt.

cdan
05.01.2010, 13:54
Das Verhalten von Fotografen ist hier nicht der Stein des Anstosses. Hier geht es um etwas Grundsätzliches und da sehe ich die Information von Peter schon als wichtigen Hinweis für Leute die eine Reise nach London planen.

Über das Verhalten oder Fehlverhalten von Fotografen gab es schon reichlich Diskussionen, die können ja mal wieder entstaubt werden.

binbald
05.01.2010, 14:08
Das Verhalten von Fotografen ist hier nicht der Stein des Anstosses.
Doch genau das ist der Hintergrund. Wenn ich in einem Land, in dem auf Grund seiner politischen Situation sowieso schon die Nerven blank liegen, auch noch ausgerechnet auf einem Flughafen Weihnachtsmänner fotografieren muss, halte ich das für ein Fehlverhalten und eine Missachtung von Anstand und Respekt. Genau dadurch reize und provoziere ich. Die im Ausganspost verlinkten Inhalte sind in meinen Augen nur eine logische graduelle, quantitative Weiterführung, aber keine grundsätzlich neue Qualität.

alberich
05.01.2010, 14:28
Das Thema ist aber schon eine ganze Weile "unterwegs".

Februar 2009:
Fotografieren ist in England gefährlich (http://gesichtet.net/2009/02/fotografieren-ist-in-england-gefahrlich/)

und noch was zum Thema:
Police stop church photographer under terrorism powers (http://www.guardian.co.uk/uk/2009/dec/08/police-search-photographer-terrorism-powers)

und noch eine Zusammenfassung des "Counter Terrorism Act 2008" bei wikipedia. (http://en.wikipedia.org/wiki/Counter-Terrorism_Bill_2008)

SprinterMadl
05.01.2010, 14:34
Doch genau das ist der Hintergrund. Wenn ich in einem Land, in dem auf Grund seiner politischen Situation sowieso schon die Nerven blank liegen, auch noch ausgerechnet auf einem Flughafen Weihnachtsmänner fotografieren muss, halte ich das für ein Fehlverhalten und eine Missachtung von Anstand und Respekt. Genau dadurch reize und provoziere ich. Die im Ausganspost verlinkten Inhalte sind in meinen Augen nur eine logische graduelle, quantitative Weiterführung, aber keine grundsätzlich neue Qualität.

Grundsätzlich geb ich Dir Recht, aber 1. hat der keine Weihnachtsmänner fotografiert, sondern war als Weihnachtsmann verkleidet und hat fotografiert und 2. was ist dabei einen Weihnachtsmann zu fotografieren, der ist doch zu Weihnachten genauso ne Attraktion wie die Bobby´s sonstwann?
Ich war dieses Jahr auch in England und meine Kamera stand nicht still, wenn man in der Innenstadt ist gibt es nunmal soooooooviel zu fotografieren, und wir waren mit Sicherheit nicht die Einzigsten....

Viele Probleme sind mit Sicherheit hausgemacht, man sollte einfach nur unterscheiden welcher Schlag von Fotografen das sind, eben Fotografen oder Paparazzi´s, und England ist eine Geschichte für sich, rührt vielleicht auch ein bisschen von der Geschichte her was mit Lady Diana passiert ist....

amateur
05.01.2010, 14:36
Doch genau das ist der Hintergrund. Wenn ich in einem Land, in dem auf Grund seiner politischen Situation sowieso schon die Nerven blank liegen, auch noch ausgerechnet auf einem Flughafen Weihnachtsmänner fotografieren muss, halte ich das für ein Fehlverhalten und eine Missachtung von Anstand und Respekt.

Es geht nicht nur um Flughäfen und London, sondern auch um Provinzstädte. Es geht auch nicht darum, dass ein Fotograf aufgefordert wird, sein Verhalten an die Umgebung anzupassen, sondern darum, dass das Fotografieren an sich geahndet wird und so verdächtig macht, dass man erkennungsdienstlich behandelt wird mit allem Drum- und Dran der Datenspeicherung von Fingerabdrücken und ähnlichem.

Hier noch ein Link:

http://www.guardian.co.uk/uk/2009/dec/11/snapshot-special-branch-terror-suspect

Viele Grüße

Stephan

alberich
05.01.2010, 14:44
dass man erkennungsdienstlich behandelt wird mit allem Drum- und Dran ....
Viele Grüße
Stephan

Nur noch schnell zur Präzisierung ...
Mit "allem Drum und Dran" bedeutet vor dem Hintergrund des "Counter Terrorism Act" bis zu 42 Tage Haft ohne Anklage und dem Wegfall des Rechtes zu Schweigen.

Roland_Deschain
05.01.2010, 14:55
Na da bin ich ja mal gespannt, ich bin nächste Woche in London.
Aber ich werde eh nur die kleine Kamera (G1) mitnehmen, weil ich nicht primär zum Fotografieren hinfahre.

Eberhard123
05.01.2010, 15:02
Guten Tag,

Es ist keine einfache Situation für die Verantwortlichen in der UK, deren Aufgabe es ist für die Bevölkerung, soweit wie möglich Sicherheit gewähren. Jede Art von Sicherheitsmaßnahmen hat, mal mehr mal weniger, negativen Einfluss auf die allgemeine Bevölkerung (siehe Kontrollen auf den Flughäfen etc.).

In diesem Fall ist die Frage ob Fotogafieren zu den sicherheitsgefährdenten Tätigkeiten gehört oder nicht. Eine andere Frage ist es ob sich eine Einschränung oder sogar Verbot durchsetzen lassen.

Als Beispiel London. Ich kann mir vorstellen das London mehrere Millionen Besucher pro Jahr hat. Kein Wunder es ist ja auch eine tolle Stadt. Aber läßt es sich durchsetzen das in bestimmten Gegenden (ich gehe davon aus das gerade die interessanten von den Touristen meist besuchten Gegenden geschützt sind) nicht fotografiert wird? Ich denke nicht.

Was ich schlimmer finde ist die potentzielle Einschränung von journalistischer Fotografie. Wie in dem einen Beitrag gesagt wurde:

The photographer had been covering a small and peaceful protest by environmental campaigners in Santa outfits at the airport. He was arrested in the middle of filing pictures to national newspapers.

Es ist eine Aufgabe von (Foto)journalisten von Demonstrationen zu berichten. Gesetzliche Einschränkung jeglicher Art für (Foto)journalisten sollte darum vermieden werden.

Auch wenn die UK im Moment ein gutes Beispiel ist, wir sollten nicht vergessen das in anderen Staaten die Aufname von Fotos am falschen Ort, zur falschen Zeit mit dem falschen Motive zu Probelme geführt hat. Man muß sich halt auf die Gegebenheiten einstellen.

Gruß,
Eberhard

chess
05.01.2010, 15:24
Guten Tag,

Aber läßt es sich durchsetzen das in bestimmten Gegenden (ich gehe davon aus das gerade die interessanten von den Touristen meist besuchten Gegenden geschützt sind) nicht fotografiert wird? Ich denke nicht.

Auch wenn die UK im Moment ein gutes Beispiel ist, wir sollten nicht vergessen das in anderen Staaten die Aufname von Fotos am falschen Ort, zur falschen Zeit mit dem falschen Motive zu Probelme geführt hat. Man muß sich halt auf die Gegebenheiten einstellen.

Gruß,
Eberhard

Ich frage mich, ob es in Zeiten von Google Earth usw. überhaupt noch Sinn macht, Fotografierverbote durch zu setzen. Jeder Terrorist, der mal schnell ein wichtiges Gebäude checken will, geht einfach mal auf Google Street View oder so...

Ich hab mal in Genf/CH von öffentlichem Grund aus das amerikanische Konsulat fotografiert. Dafür dass der Wachmann ca. 40 Kilo Übergewicht hatte, war er aber schnell bei mir und verlangte die Speicherkarte.....(hat sie überigens nicht gekriegt..:))....wäre es nach ihm gegangen, hätte ich ein oranges Kombi gefasst und wäre auf eine Insel in die Karibik verfrachtet worden..:shock:

Pittisoft
05.01.2010, 15:45
Ich frage mich, ob es in Zeiten von Google Earth usw. überhaupt noch Sinn macht, Fotografierverbote durch zu setzen. Jeder Terrorist, der mal schnell ein wichtiges Gebäude checken will, geht einfach mal auf Google Street View oder so...

Ich hab mal in Genf/CH von öffentlichem Grund aus das amerikanische Konsulat fotografiert. Dafür dass der Wachmann ca. 40 Kilo Übergewicht hatte, war er aber schnell bei mir und verlangte die Speicherkarte.....(hat sie überigens nicht gekriegt..:))....wäre es nach ihm gegangen, hätte ich ein oranges Kombi gefasst und wäre auf eine Insel in die Karibik verfrachtet worden..:shock:


Bei uns in Berlin habe ich vor ein paar Wochen noch ganz cool den Wachmann vor der US-Botschaft gefragt ob er nicht mal ein paar Meter zur Seite gehen könne wärend Kabuto sich mit den Polizisten die ganz in der nähe standen unterhielt.

Der Wachmann hatte nichts gegen ein paar Bilder, aber nur mit ihm drauf da er seinen Posten nicht verlassen durfte.:cry:

Wenn ich dieses Video vorher gesehen hätte von Mr. Security wäre ich bestimmt nicht auf die Idee gekommen zu Fotografieren bzw. auch noch zu fragen.

http://www.blog.datenwachschutz.de/2009/02/mr-security-vom-kunstler-zum-terroristen/

Tuergriff
05.01.2010, 16:29
Das ist ein Dauerthema und taucht nahezu jede Woche im Amateur Photographer auf.

Gerade heute gibt es etwas lustiges:

http://www.amateurphotographer.co.uk/news/Amateur_photographer_Council_stance_a_breath_of_fr esh_air_news_293426.html

Auf Englisch und Walisisch :top:

Tuergriff