Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Barberinischer Faun -II-
Moin, moin,
ich hatte ja bereits vor drei Wochen mal zwei Bilder des Barberinischen Fauns (http://www.sonyuserforum.de/forum/showthread.php?t=58183) gezeigt. Heute gibt´s einen kleinen Nachschlag.
Schlaf:
1027/20080816_D3L11220_Kopie.jpg
-> Bild in der Galerie (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=62149)
Körperspannung:
1027/20080816_D3L11236_Kopie.jpg
-> Bild in der Galerie (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=62150)
Dat Ei
come_paglia
16.09.2008, 22:56
Hey Frank,
Statuen so in Szene zu setzen, dass sie nach der Aufnahme auch noch etwas ausstrahlen, finde ich persönlich alles andere als einfach.
Ich fang' mal mit dem zweiten an:
Du hast hier zwar ziemlich mit der Linienführung gespielt (die verlängerte Trennlinie der Brust-/Bauchmuskulatur Richtung rechte untere Ecke, diagonal dazu verlaufend die Struktur des Hintergrunds, der rechte Arm parallel zur senkrechten Bildkante, etc.), aber trotzdem wirkt das Bild nicht besonders harmonisch auf mich - was für mich persönlich gerade bei Statuen aus Antike und Renaissance eigentlich die Faszination ausmacht. Irgendwie wirkt die Körperhaltung hier auf mich völlig unnatürlich.
Ganz anders dagegen das erste, das zeigt für mich genau diese Harmonie!
Der durchtrainierte Körper, der durchaus auch Körperspannung zeigt einerseits, verbunden mit der genießerischen Pose und dem Eindruck des Halbschlafs andererseits. Wenn das Licht noch etwas mehr von rechts käme, würde es das meines Erachtens noch stärker unterstreichen.
Fein, gefällt mir sehr! :top:
LG, Hella
Schei.... Lightbox - zumindest wenn man kommentieren will. Gerade einen ausführlich Kommentar geschrieben und aus Versehen das Fenster mit dem Text geschlossen. :evil:
Jetzt aber nochmals zum Bild:
Von der Belichtung her sowie perspektivisch und ausschnittsmäßig finde ich die beiden Bilder allererste Sahne! Da lebt die alte, von Meisterhand geschaffene Skulptur wieder richtig auf! Chapeau dafür! :top:
Mit der Schärfentiefe und der jeweils gewählten Schärfeebene habe ich aber ein kleines Problem. Wo schaust Du denn Männern beim Schlafen hin? :shock:
Bei "Körperspannung" mag die Schärfe auf der Brust noch passen, aber ich finde es dennoch schade, dass das Gesicht etwas in der Unschärfe verschwindet.
Ich glaube, eine etwas kleinere Blende würde mir hier besser gefallen. Das ist aber nur meine persönliche Meinung und sicherlich sehen das Andere ganz anders.
Viele Grüße,
Bernd
Schei.... Lightbox - zumindest wenn man kommentieren will. Gerade einen ausführlich Kommentar geschrieben und aus Versehen das Fenster mit dem Text geschlossen. :evil:
:lol: das ist mir auch gerade eben ergangen.... aber denke nicht das war das erste Mal, bin gespannt wann wohl der Lerneffekt eintritt :roll:
Ich find beide Bilder von der Perpektive her sehr schön eingefangen :top: nur was mir aufgefallen ist, dass ich beim ersten Bild direkt auf die Männlichkeit gestarrt habe... da hätte ich das Licht etwas weiter nach oben platziert damit man von einem Punkt zum anderen wandern kann und somit mehr vom Bild hat. Sonst sind es aber sehr gelungene Aufnahmen :top:
Erstmal das Positive: Die SW-Umsetzung finde ich in beiden Fällen sehr gelungen, richtig klassisch.
Zu #1: Auch für mich ist die Lage der Schärfeebene nicht optimal. Den ganzen Körper scharf abzubilden ist ohne Fachkamera hier wohl nicht möglich, bei selektiver Schärfe hätte ich mich wahrscheinlich auf Gesicht/Brust konzentriert. Das Gemächte so zu betonen war sicherlich nicht die Absicht.
#2: Die Linienführung ist, wie Hella schon angemerkt hat, gut aufgenommen. Mir ist der Ausschnitt hier zu unentschieden: nicht ganz eng, aber auch nicht weit genug um die Linien auslaufen zu lassen ("bleu et beau" war hier konsequent). Die Schärfeebene liegt nicht optimal, für mein Empfinden hätte sie weiter hinten im Gesicht liegen müssen.
Ich finde beide Ansätze vielversprechend. Die Statuen halten ja die Pose und sind dauerhaft verfügbar - also gute Chancen auf einen neuen Versuch :top:
Gruß - Markus
Moin, moin,
zunächst einmal herzlichen Dank für die Anmerkungen. Dann versuch ich mal zu beschreiben, was ich über die Bilder denke bzw. was ich mir bei der Aufnahme gedacht habe.
Es war durchaus mein Ansinnen, bei Bild 1 eher den macho-haften, männlich markanten Aspekt der Skulptur zu unterstreichen und zu zeigen. Der muskolöse Kerl ergießt sich breitbeinig und ohne Anzeichen von Scham auf seinem Sockel. Für mich steht das Gemächt nicht im Mittelpunkt meines Konzepts, sondern ist nur ein Teil dessen. Die sexuelle Ausstrahlung der Aufnahme sehe ich nicht nur in diesem vermeintlichen Mittelpunkt begraben. Es gibt im Web einige Aufnahmen, wo die Photographen etwas weiter rechts stehen, und die Linienführung noch mehr auf das Gemächt ausgerichtet ist. Diese direkte, platte Form der Darstellung wollte ich aber eigentlich vermeiden, aber ich habe wohl die optische Gravitation des guten Stücks unterschätzt bzw. die landläufige Meinung, daß es "darauf" nicht ankomme, überschätzt.
Zu der Belichtung gibt es zu sagen, daß alle Aufnahmen bei "available light" und ohne weitere Hilfsmittel aufgenommen wurden. Die Hauptlichtquelle ist ein Fenster, das sich in der Kuppel des runden Türmchens befindet, in dem der Faun seinen Platz gefunden hat. Das Wetter war sehr bedeckt, so daß man ein wunderbar weiches Licht hatte. Die zweite Lichtquelle war ein breiter Durchgang zur rechten Seite des Fauns, wo es in die weiteren Räume (mit Fenstern) ging.
Die Schärfentiefe habe ich hier wohl ein bißchen knapp bemessen. Das Bild entstand mit Blende f/1.8 und hätte durchaus eine halbe bis ganze Blende mehr vertragen. Die Schärfe läuft mir bei nochmaliger Betrachtung zum Kopf hin zu schnell aus. Daß der Fuß nicht scharf abgebildet ist, finde ich hingegen nicht nachteilig, sondern verstärkt m.E. die Plastizität der Skulptur. Eine Fachkamera bzw. ein Tilt-Shift-Objektiv fehlt leider in meinem Equipment.
Bei Bild 2 geht die Intention wieder weg vom sexuell angehauchten Machismo. Es rückt verstärkt die Kraft und die Körperspannung in den Mittelpunkt. Hella bemängelte die fehlende Harmonie und die Unnatürlichkeit der Körperhaltung. Vollkommen richtig, aber gerade der zweite Aspekt war meine Absicht. Gerade weil die Körperhaltung nicht natürlich ist, gibt sie der Haltung eine Spannung und erinnert ein Stück weit an eine Dehnübung. Der bogenförmige Verlauf vom seitlichen Brustkorb zum Ellenbogen spannt in meinen Augen den Körper. Ich hätte gerne noch den Bauchnabel in der Verlängerung des Brustbeins gesehen, aber dadurch, daß der Oberkörper des Schlafenden gegenüber dem Becken eingedreht ist, gibt es diese Linie an der Skulptur nicht.
Die Schärfe erstreckt sich über die Brust, den angewinkelten Arm bis hin zum Mund. Im unteren Bereich fällt sie Richtung Bauchnabel ab, im oberen etwa ab dem Nasenbein in Richtung Augen. Wie auch bei "bleu et beau" war der Mund als Abschluß der Schärfe gewollt. Die vollen Lippen verleihen dem Gesicht eine gewisse Markanz und Sinnlichkeit, vielleicht sogar etwas Weibliches. Die Augen, die eh geschlossen sind, unterstreichen mit etwas Unschärfe den Eindruck, daß schläft und sich der Faun im Lande der Träume befindet.
Ich mag diese Skulptur sehr, da sie m.E. viele, sehr unterschiedliche Aspekte beinhaltet - vom klassisch ästhetischen über das sinnliche bis hin zum machohaften - das Werk eines Meisters. Wahrscheinlich lassen sich noch andere Aspekte herausarbeiten, wenn man sich die Zeit nimmt.
Dat Ei
come_paglia
17.09.2008, 10:42
Moin Frank,
Gerade weil die Körperhaltung nicht natürlich ist, gibt sie der Haltung eine Spannung und erinnert ein Stück weit an eine Dehnübung.
Einspruch! Zumindest mein ästhetisches Empfinden und mein Verständnis für die Antike sind da anderer Meinung. ;)
Die antiken bzw. auf antiken Darstellungen basierenden Skulpturen die ich bisher gesehen habe, stellen immer den perfekten Menschen/Körper dar. Selbst bei der größten Anstrengung strahlen diese Skulpturen meiner Ansicht nach immer noch eine unheimliche Leichtigkeit und Eleganz bzw. Anmut bei der Bewegung aus, und genau das geht mir persönlich bei Deiner Interpretation einfach verloren.
LG, Hella
Ich möchte Hella da Recht geben.
Beim zweiten Bild spannt man unwillkürlich alles an Bauchmuskeln an, was man hat.
Dadurch, dass kein Bezug gesetzt wird, weiß man nicht, wie der Körper in diese schräge Form gekommen ist, was mir eher eine unangenehme als eine angenehme Spannung impliziert.
Das erste Bild halte ich, abgesehen vom abgeschnittenen Fuß (andere Aufnahmehöhe vielleicht wählen?) für besser.
Schärfereserven haben beide noch.
Hey Hella,
Einspruch! Zumindest mein ästhetisches Empfinden und mein Verständnis für die Antike sind da anderer Meinung. ;)
Die antiken bzw. auf antiken Darstellungen basierenden Skulpturen die ich bisher gesehen habe, stellen immer den perfekten Menschen/Körper dar. Selbst bei der größten Anstrengung strahlen diese Skulpturen meiner Ansicht nach immer noch eine unheimliche Leichtigkeit und Eleganz bzw. Anmut bei der Bewegung aus, und genau das geht mir persönlich bei Deiner Interpretation einfach verloren.
die Körperspannung ist auch so im Faun verhanden. Die Antike hat auch viele Werke hervorgebracht, die man als Körperstudien interpretieren kann, die voller Kraft und Anspannung sind (z.B. klassische Darstellungen von Diskuswerfern). Ich habe die Körperspannung nur noch mehr betont und in diesem Falle in den zentralen Mittelpunkt meines Bildes gestellt, indem ich die Kamera gedreht habe, die Muskeln sprechen lasse und dem Oberkörper eine instabile Lage gebe, in der er sich nur unter Krafteinsatz halten kann. Sicherlich verliert man dadurch den Bezug zur Originalskulptur, wenn man diese nicht kennt.
Dat Ei
Hey Dana,
Ich möchte Hella da Recht geben.Beim zweiten Bild spannt man unwillkürlich alles an Bauchmuskeln an, was man hat.
dann habe ich mein Ziel erreicht!:top:
Dadurch, dass kein Bezug gesetzt wird, weiß man nicht, wie der Körper in diese schräge Form gekommen ist, was mir eher eine unangenehme als eine angenehme Spannung impliziert.
Als einzelnes Bild, das repräsentativ für den Faun sein soll, würde ich diese Aufnahme auch nicht wählen. Diese Bild braucht den Kontext einer kleinen Serie.
Das erste Bild halte ich, abgesehen vom abgeschnittenen Fuß (andere Aufnahmehöhe vielleicht wählen?) für besser.
Der Gute hat leider gar keinen zweiten Fuß. Von daher habe ich hier aus der Not eine Tugend gemacht, in dem ich den Stumpen, der eh ins schwarze lief, als Bildgrenze gewählt habe.
Schärfereserven haben beide noch.
Ich gehöre nicht zur Fraktion der Überschärfer und gehe eher in Richtung Film-Look, also einer moderaten Schärfe. Bei der Muskel- und Körperspannungsstudie sind die Augen sowas von egal und nebensächlich, da es kein klassisches Portrait ist.
Dat Ei
come_paglia
17.09.2008, 15:30
Hey Frank,
Ich habe die Körperspannung nur noch mehr betont und in diesem Falle in den zentralen Mittelpunkt meines Bildes gestellt, indem ich die Kamera gedreht habe, die Muskeln sprechen lasse und dem Oberkörper eine instabile Lage gebe, in der er sich nur unter Krafteinsatz halten kann.
Und damit hast Du die Sicht auf die Skulptur auf einen einzelnen Aspekt reduziert und den anderen Teil ausgeblendet, richtig. Das ist das was ich oben mit für mich fehlender Harmonie bezeichnet habe.
Durchaus genauso eine legitime Interpretation (nur halt nicht meine bevorzugte :oops:, aber das muss sie ja auch nicht sein.).
Sicherlich verliert man dadurch den Bezug zur Originalskulptur, wenn man diese nicht kennt.
Selbst wenn man sie kennt, kann es schwierig werden.
Auf jeden Fall kann man sich an dem Ding gründlich abarbeiten, interessant ist es allemal...
LG, Hella