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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Funktionsprinzip drahtloses Blitzen


abec
02.03.2006, 08:58
Hallo,

ich habe jetzt eine Weile hier im Forum rumgesucht, trotz der vielen Beiträge zum drahtlosen Blitzen aber keine Antwort gefunden. Mich würde das Funktionsprinzip hinter der drahtlosen Blitztechnik interessieren.

Mir ist klar, dass der entfesselte Blitz durch den Lichtimpuls eines aufgesteckten bzw. Kamera-internen Blitzes gezündet wird. Wie aber funktioniert die TTL-Steuerung? Gibt es dazu eine Funk- / Infrarotverbindung zwischen Kamera und Blitz oder werden die Daten komplett durch modulierte Lichtsignale übertragen?

Vielleicht hat jemand einen Link zu einer Webseite oder einem Foren-Beitrag der das erklärt.

Vielen Dank
Axel

Peanuts
02.03.2006, 09:15
Die nötige Blitzmenge wird per Vorblitz-TTL ermittelt und die Leistung, die der Blitz während der Aufnahme abgeben soll, wird mit einer Serie von kurzen Blitzen von der Kamera an den/die Blitze übermittelt. Im Prinzip nichts anderes als ein spezielles serielles Protokoll zwischen Kamera und Blitz.

PeterHadTrapp
02.03.2006, 09:19
dass der entfesselte Blitz durch den Lichtimpuls eines aufgesteckten bzw. Kamera-internen Blitzes gezündet wird.
Hinzuzufügen ist noch, dass bei den digitalen, also Dimage D7x, Ax und Dynax 5/7d kein externer aufgesteckter Blitz als Master fungieren kann, sondern nur der eingebaute.

PETER

markloecker
02.03.2006, 09:32
dass der entfesselte Blitz durch den Lichtimpuls eines aufgesteckten bzw. Kamera-internen Blitzes gezündet wird.
Hinzuzufügen ist noch, dass bei den digitalen, also Dimage D7x, Ax und Dynax 5/7d kein externer aufgesteckter Blitz als Master fungieren kann, sondern nur der eingebaute.

PETER

.....ausser, Du benutzt Metz-Blitze. Dann fungiert der externe Blitz auf der Kamera als Master, der die Slaves steuert.

Mark

A2Freak
02.03.2006, 09:39
.....ausser, Du benutzt Metz-Blitze. Dann fungiert der externe Blitz auf der Kamera als Master, der die Slaves steuert.

Mark

Was dann aber ein anderes Funktionsprinzip ist als das Wireless-Blitzen mit 5600/3600.

abec
02.03.2006, 09:50
Die nötige Blitzmenge wird per Vorblitz-TTL ermittelt und die Leistung, die der Blitz während der Aufnahme abgeben soll, wird mit einer Serie von kurzen Blitzen von der Kamera an den/die Blitze übermittelt. Im Prinzip nichts anderes als ein spezielles serielles Protokoll zwischen Kamera und Blitz.

Danke Peanuts. Also eine Datenübermittlung rein über Lichtsignale. Wieso muss dann ein Channel am Blitzlicht eingestellt werden?

Dimagier_Horst
02.03.2006, 10:05
[quote=Peanuts]Wieso muss dann ein Channel am Blitzlicht eingestellt werden?
- weil sonst mehrere Fotografen immer alle Blitze auslösen
- weil man mit unterschiedlichen Kanälen unterschiedliche Aufbauten von Beleuchtungssituationen abrufen kann

Peanuts
02.03.2006, 10:34
- weil man mit unterschiedlichen Kanälen unterschiedliche Aufbauten von Beleuchtungssituationen abrufen kann
Das stell ich mir etwas umständlich vor. Der Kanal wird ja am Blitz eingestellt. Damit die Kamera weiss, mit wem sie es zu tun hat, muss man den Blitz im WL-Modus mal kurz auf die Kamera stecken. Die Kamera 'lernt' dann den Kanal vom Blitz.

Dimagier_Horst
02.03.2006, 10:44
Das stell ich mir etwas umständlich vor.
Frag mich nicht nach Ergonomie, ich habe die Dinger nicht gebaut :mrgreen: : mit zwei Kameras geht das ganz gut ;)

Peanuts
02.03.2006, 10:51
Ich stell hier mal was rein, was ich vor Jahren :!: mal über das damals aktuelle Wireless Flash Protokoll geschrieben habe. Das aktuelle Verfahren ist etwas anders, aber vielleicht hilft das, um einen gewissen Einblick in die Technik zu bekommen.

Drahtloses TTL-Blitzen: wie funktioniert's?

Anmerkung: die Oszillogramme sind mit einer Digitalkamera direkt vom Oszilloskop abfotografiert und entsprechend schlecht. Es war aber die einfachste und schnellste Methode, die Kurven in den PC zu bekommen.

Minoltas drahtloses TTL-Blitzsystem arbeitet mit einem simplen seriellen Protokoll, das mit Lichtblitzen vom Master (kamerainterner Blitz oder Blitz auf der Kamera oder Blitzfernsteuergerät) zu einem oder mehreren Slaves übertragen wird. Das Protokoll unterstützt 4 Kanäle, d.h. 4 Fotografen können das System in einem Raum nutzen, ohne sich gegenseitig zu stören. Der Kanal wird durch den Abstand der Blitze des Initialisierungssignals codiert.

Das Initialisierungssignal besteht aus 2 Blitzen in 1, 2, 3 oder 4 ms Abstand, entsprechend den Kanälen 1-4. Die Bilder 1 und 2 zeigen die Initialisierungssignale für die Kanäle 1 bzw. 2.

Bild 1: Initialisierungsblitz für Kanal 1http://www.d7userforum.de/phpBB2/4images/data/thumbnails/6/init1ms.jpg (http://www.d7userforum.de/phpBB2/4images/details.php?image_id=24391)
Bild 2: Initialisierungsblitz für Kanal 2http://www.d7userforum.de/phpBB2/4images/data/thumbnails/6/init2ms.jpg (http://www.d7userforum.de/phpBB2/4images/details.php?image_id=24392)

Diese beiden Blitze werden ca. 18ms vor Öffnen des Verschlusses gesendet, um die Slaves vorzubereiten. Die Bilder 3 u. 4 zeigen zwei komplette Blitzsequenzen für Kanal 1 bzw. 2. Man beachte die veränderte Zeitskala von 5ms/div. Die unterschiedlichen Längen der Impulsketten sind durch leichte Variationen im Aufbau zwischen den beiden Aufnahmen bedingt.

Bild 3: Komplette Sequenz für Kanal 1http://www.d7userforum.de/phpBB2/4images/data/thumbnails/6/blitz1ms.jpg (http://www.d7userforum.de/phpBB2/4images/details.php?image_id=24388)
Bild 4: Komplette Sequenz für Kanal 2http://www.d7userforum.de/phpBB2/4images/data/thumbnails/6/blitz2ms.jpg (http://www.d7userforum.de/phpBB2/4images/details.php?image_id=24389)

Ist der Verschluss offen, wird nur noch ein einzelner Blitz gesendet, der die Slaves zum Aussenden einzelner Blitze im Abstand von 400µs veranlasst . Diese Blitze werden von der Kamera gemessen und aufintegriert, bis die Blitzbelichtung ausreichend ist. Danach sendet die Kamera ein Stoppsignal, dessen Breite so bemessen ist, dass es in die Pause von zwei Slave-Blitzen fällt. Dies veranlasst die Slaves, das Gewitter zu beenden (Bild 5). Die schwächeren Blitze zwischen den beiden stärkeren Steuerblitzen links und rechts stammen vom Slave.

Bild 5: Startblitz, Burst vom Slave, Stoppblitz http://www.d7userforum.de/phpBB2/4images/data/thumbnails/6/burst.jpg (http://www.d7userforum.de/phpBB2/4images/details.php?image_id=24390)

Um die drahtlose Verbindung zu testen, kann man an der Kamera die AEL-Taste drücken. Es wird eine Blitzfolge aus 3 Einzelblitzen im Abstand von 1...4ms (je nach Kanal) ausgelöst, die die Slaves veranlasst, verzögert einen Blitz auszusenden. Damit kann man visuell überprüfen, ob die Slaves empfangsbereit sind (Bild 6 und 7).

Bild 6: Testblitz für Kanal 1http://www.d7userforum.de/phpBB2/4images/data/thumbnails/6/init1ms.jpg (http://www.d7userforum.de/phpBB2/4images/details.php?image_id=24391)
Bild 7: Testblitz für Kanal 2http://www.d7userforum.de/phpBB2/4images/data/thumbnails/6/init2ms.jpg (http://www.d7userforum.de/phpBB2/4images/details.php?image_id=24392)

abec
02.03.2006, 11:00
Sorry Horst, vielleicht habe ich die Frage falsch formuliert. Mir ist klar wozu ich mehrere Kanäle benötige. Mir ist aber nicht klar, wie bei einer reinen Kommunikation der Geräte über Blitzfolgen (Lichtsignale) die Kanäle getrennt werden.

Stellt man sich vor, dass die Geräte (Kamera und Blitze) sich über eine Funk-Verbindung unterhalten, realisiert man das indem man auf verschiedenen Trägerfrequenzen sendet. Verwendet man als Datenträger aber eine Reihe gleichartiger Lichtblitze, so ist eine Zuordnung der Daten doch nur über die zeitliche Abfolge und gegebenenfalls die Länge der Lichtsignale möglich. So eine Art Morsecode also. Eine Aufteilung auf verschiedene Kanäle (Frequenzen, Träger) ist dafür nicht erforderlich und IMHO auch nicht möglich.

Mir kommt das ganze etwas seltsam vor.
- Per Vorblitz wird die Situation ausgemessen.
- Dann werden die erforderlichen Blitzleistungen für die entfesselten Blitze berechnet. (In der Kamera oder jeder Blitz selbst für sich?)
- Dann werden sicher eine ganze Reihe Daten ausgetauscht (eingestellte Blende und Zeit, Brennweite)
- Das Ganze für 4 Blitze gleichzeitig.

Schwer vorstellbar, dass so viele Daten in so kurzer Zeit durch eine Abfolge von Licht-Impulsen übertragen werden, die nich einmal auf einer definierten Strecke direkt übertragen werden. Der Sensor des Blitzgerätes sieht doch eigentlich nur eine Helligkeitsschwankung, die abhängig von der Szenerie (Reflexionen, Grundhelligkeit, Anordnung der Blitze) völlig undefiniert ist. Wie funktioniert das?

Tobi.
02.03.2006, 11:06
Was dann aber ein anderes Funktionsprinzip ist als das Wireless-Blitzen mit 5600/3600.
Nein, wieso? Nur ein anderes Protokoll, sonst ist das das gleiche.
Bei TTL-fähigen Kameras ist das dann auch echtes WL-TTL, bei nicht-TTL-fähigen Kameras (wie unseren digitalen Minoltas) misst der Master die benötigte Lichtmenge.

Tobi

abec
02.03.2006, 11:07
Aha, nach Peanuts ausführlicher Erklärung ist alles klar. Vielen Dank.

Dimagier_Horst
02.03.2006, 11:08
@Peanuts
sauber! :top: und danke, das ist Klasse zur Veranschaulichung.

@abec
Die Kamera steuert alle Blitze eines Kanals gleich, unterscheidet also nicht einzelne Blitzgeräte innerhalb eines Kanals.

Tobi.
02.03.2006, 11:09
- Per Vorblitz wird die Situation ausgemessen.
- Dann werden die erforderlichen Blitzleistungen für die entfesselten Blitze berechnet. (In der Kamera oder jeder Blitz selbst für sich?)
- Dann werden sicher eine ganze Reihe Daten ausgetauscht (eingestellte Blende und Zeit, Brennweite)
- Das Ganze für 4 Blitze gleichzeitig.

Der Anfang stimmt. Aber es werden keine Daten über die Aufnahme an den Blitz übermittelt, sondern prinzipiell nur, wieviel Licht er raushauen soll.

Lies dir mal Peanuts' Beitrag durch, der ist echt lesenswert! Danke Peanuts!

Tobi

Peanuts
02.03.2006, 11:15
So eine Art Morsecode also. Eine Aufteilung auf verschiedene Kanäle (Frequenzen, Träger) ist dafür nicht erforderlich und IMHO auch nicht möglich.
Morse-Code trifft's ziemlich genau.


Mir kommt das ganze etwas seltsam vor.
- Per Vorblitz wird die Situation ausgemessen.
- Dann werden die erforderlichen Blitzleistungen für die entfesselten Blitze berechnet. (In der Kamera oder jeder Blitz selbst für sich?)
- Dann werden sicher eine ganze Reihe Daten ausgetauscht (eingestellte Blende und Zeit, Brennweite)
- Das Ganze für 4 Blitze gleichzeitig.

So in etwa läuft das beim aktuellen Verfahren ab. Außer, das der Blitz über Brennweite, Blende und Verschlusszeit nichts wissen muss. Die Kamera kennt alle Parameter und sagt dem Blitz was er tun muss. Die Kanäle werden statisch in den Blitzgeräten eingestellt. Entweder über Mäuse-Klavier oder per Custom-Menu. Die Anzahl der Blitzgeräte ist theoretisch unbegrenzt, weil die Kommunikation eh nur in eine Richtung (Kamera->Blitz) läuft und die Blitze ganz brav nur auf die Steuerblitze von der Kamera warten.


Schwer vorstellbar, dass so viele Daten in so kurzer Zeit durch eine Abfolge von Licht-Impulsen übertragen werden, die nich einmal auf einer definierten Strecke direkt übertragen werden. Der Sensor des Blitzgerätes sieht doch eigentlich nur eine Helligkeitsschwankung, die abhängig von der Szenerie (Reflexionen, Grundhelligkeit, Anordnung der Blitze) völlig undefiniert ist. Wie funktioniert das?
Die Helligkeitsschwankung ist beträchtlich und extrem kurz (einige µsec).
Das lässt sich wunderbar aus 'natürlichen' Helligkeitsschwankungen herausfiltern. Den Rest erledigt ein Mikroprozessor.
Und was die Zeit angeht: das ganze dauert etliche Millisekunden, das ist in der Elektronik eine halbe Ewigkeit, um ein paar läppische Bits zu übertragen.

Meine Oszillogramme oben hab ich mit einer simplen Fotodiode aufgenommen, die direkt am Eingang des Oszilloskops hing. Ohne Messverstärker oder sonstige Elektronik dazwischen.

newdimage
02.03.2006, 11:33
Danke, das Du "Licht ins Dunkel" bringst.
Mir Techniklegastheniker ist das zwar immer noch recht theoretisch, dennoch kann ich mit Deinen Beiträgen was anfangen.

Gruß
Frank

abec
02.03.2006, 12:52
Lies dir mal Peanuts' Beitrag durch, der ist echt lesenswert!


:roll:


Danke Peanuts!


Genau. Super Erklärung. Vielen Dank Peanuts!

Sebastian W.
02.03.2006, 15:25
Ist der Verschluss offen, wird nur noch ein einzelner Blitz gesendet, der die Slaves zum Aussenden einzelner Blitze im Abstand von 400µs veranlasst . Diese Blitze werden von der Kamera gemessen und aufintegriert, bis die Blitzbelichtung ausreichend ist. Danach sendet die Kamera ein Stoppsignal, dessen Breite so bemessen ist, dass es in die Pause von zwei Slave-Blitzen fällt. Dies veranlasst die Slaves, das Gewitter zu beenden

Bezieht sich die Beschreibung auf analoges TTL oder digitales Vorblitz-TTL? Wie misst die Kamera bei offenem Verschluss die Blitzleistung um ein Stopsignal senden zu können? Die TTL-Belichtungssensoren stehen bei DSLRs während der Aufnahme nicht zur Verfügung. Eigentlich müsste die Blitzstärke schon vor der Belichtung feststehen.

Edit: Nochmal nachgelesen. Es scheint sich um das ältere Verfahren zu handeln, bei dem Belichtungssensoren das vom Film reflektierte Licht auswerten um das Stopsignal auszulösen.

Peanuts
02.03.2006, 16:17
Korrekt, altes Verfahren.

Beim neuen (hab leider keine Oszillogramme davon online) löst die Kamera drahtlos einen Vorblitz der Slaves aus, bestimmt daraus die nötige Blitzleistung und überträgt diesen Wert drahtlos an die Blitze. Die Blitzleistung wird AFAIK als zeitlicher Abstand zwischen zwei Blitzen innerhalb eines Pakets codiert. Wenn der Verschluss dann offen ist, kommt nur noch ein Trigger-Impuls, aber kein Stopp-Signal mehr.