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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hochzeit fotografieren? Na denn man tau ...


gmaniac
15.08.2021, 14:01
Ich bin hier meist stiller Mitleser, aber ich möchte nach langer Zeit doch einmal meinen Senf zu einem bestimmten Thema loswerden. Ich hoffe, ich tue das in der richtigen Kategorie.

Fangen wir an.

Hier und da stolpere ich über Beiträge von Forenmitgliedern, die sich (zum ersten Mal) aufmachen eine Hochzeit zu fotografieren und nach Equipment-Tipps fragen.

Und da fange ich mich immer an zu wundern. Denn es geht hier nicht nur um Technik. Es geht um so viel mehr. Vor allem geht es um Momente, die nicht wiederholbar sind und hinterher um vielleicht todunglückliche Brautleute.

Eine Hochzeit ist m.E. die Königsklasse der Fotografie. Nichts ist vorher planbar, so wie etwa im Studio. Wir haben es mit wechselnden Lichtverhältnissen zu tun, mit in Bewegung befindlichen Menschen, es ist mal hell, mal dunkel und und und.

Wir haben es mit LED-Licht zu tun, das wunderbare Streifen auf den Fotos hinterlässt - wenn man nicht weiß, wie man die einigermaßen in den Griff kriegt, falls man ohne A9 antritt. Ja dann eben mechanischer Shutter? Gute Idee. Mitten in der Kirche, klack, klack, klackididack. Warum nicht? Ging ja früher auch nicht anders. Ja, früher. Aber genau deswegen kriegt man heute recht oft Fotografie-Verbot vom Bediensteten Gottes oder den Standesbeamtinnen / Standesbeamten, weil die sich noch an die Klack-Orgien von früher erinnern und vor allem daran, dass manche Hochzeitsfotografen sich aufführten, als seien sie der Mittelpunkt der Hochzeit.

Es gibt Schlüsselszenen, die unbedingt festgehalten werden sollten. Kennt man diese nicht bzw. weiß nicht wann diese kommen, hat man sich möglicherweise nicht richtig positioniert und es geht in die Hose.

Dazu eine Geschichte von Onkel Bob, die ich ausnahmsweise als Gast auf einer Hochzeit erlebt habe.

Onkel Bob ist in Fotografen-Kreisen Synonym für einen Bekannten oder Verwandten, der sich anbietet (oder der gebeten wird), die Hochzeit zu fotografieren. Weil Onkel Bob ja diese tolle Spiegelreflex-Kamera hat und ein „Zoom-Objektiv“, mit dem man „ganz breit fotografieren und ganz nah heranzoomen kann“.

Nicht genug, dass Onkel Bob grundsätzlich falsch stand und Schlüsselmomente nicht mitbekam, nein, es mussten auch Szenen auf seine Ansage hin wiederholt werden.

Was auch kein Wunder war. Der Mann war mit einem extrem lichtschwachen Objektiv und einer sehr günstigen Kamera bewaffnet. Das ist, (nicht nur) in einer dunklen Kirche, in etwa so, als käme man mit einem Messer zu einer Schießerei.

Nicht nur nach diesem, sondern nach jedem Foto kontrollierte Onkel Bob das Ergebnis über das Kamera-Display und verzog das Gesicht in Pein.

Kein Wunder. Die Kamera-Automatik hat die ISO-Einstellungen vermutlich auf Maximum geschraubt, weil es mit dem ISO-Wert und der Blendenvorgabe des Objektivs für die arme Kamera nicht anders machbar war. Und ich fürchte, als Onkel Bob die Fotos zu Hause dann in der Vollansicht sah, hat sich sein Gesichtsaudruck nicht zum Besseren gewandt.

Auf einen Ausschuß von über 80 Prozent möchte ich wetten. Verrauscht, unscharf, unterbelichtet.

Und gehen wir weiter davon aus, dass die Kamera so eingestellt war, dass sie gleich JPEGs ausgeworfen hat. Damit ist im Nachgang kaum noch etwas anzufangen, weil sich nur in RAW geschossene Fotos wirklich vernünftig bearbeiten lassen. Unscharfe Fotos lassen sich aber auch dann nicht mehr retten. Die sind verloren und damit der Moment. Für immer.

Und nun doch noch ein paar Worte zur Technik.

Die Geschichte oben zeigt, dass man sein Equipment blind beherrschen muss. Erst mal rumfummeln, bis man die richtigen Einstellungen gefunden hat, geht nicht.

Weiter: man muss mit Redundanz aufwarten. Mindestens zwei Kameras, mit jeweils zwei Kartenslots. Objektive am besten Festbrennweiten und mit f4 braucht man gar nicht erst anzutanzen. In der Kirche mit irgendeinem f4 bis f-Schlagmichtod Suppenzoom aufzutauchen, geht sehr sicher in die Hose (s. oben). Kirchen sind oft dunkle Löcher. 2.8, 1.8, 1.4. Alles andere ist nur selten zu gebrauchen. Okay, auf der Party ist f8 angesagt, mit Blitz und mit immer gleichem Abstand zu den Tanzenden mitten ins Gesicht. Aber sonst ... eher nein.

Ich garantiere, dass die Verwandten, Bekannten et al Erwartungen haben - auch wenn sie das Gegenteil behaupten und einen so in Sicherheit wiegen. Vermurkste Hochzeits-Fotos will keiner und das fällt ganz sicher auf einen zurück.

Achja. Thema "Bearbeitung". Auch da kann man viel falsch machen. Tonnenweise Fancy-Presets (von angesagten Hochzeitsfotografen teuer gekauft) drüberklatschen, jedes mit einer anderen Stilistik, Klarheit 100%, Vignette bis zum Anschlag und Color-Key als Sahnehäubchen. Nur ... das ist alles sowas von 90er - auch wenn das letzten Endes immer noch eine Geschmacksfrage ist.

Hier mal ein Artikel, den ich vor einiger Zeit zu dem Thema verfasst habe und in welchem ich mich in epischer Breite zur Frage auslasse, was Hochzeitsfotografie bedeutet.

https://www.ng-wedding-photography.de/hochzeitsfotografie-koenigsklasse/

Ich hoffe, niemand fühlt sich hier auf den Schlips getreten. Aber zu oft habe ich Anfragen von verzweifelten Brautleuten, die hoffen, ich könne ihre Bilder retten.

Ja, aber wie dann anfangen? Ganz einfach. Wenn man eine Hochzeit fotografieren will und keine Erfahrung hat, hängt man sich als 2nd Shooter an einen erfahrenen Hochzeitsfotografen dran - und das über mehrere Hochzeiten hinweg.

kilosierra
15.08.2021, 16:02
Na ja, ich habe letztens mit einer Profi diskutiert, die macht alles in jpg, ohne Nachbearbeitung und verlangt Geld dafür. Sie macht das hauptberuflich, glaubt auch was gelernt zu haben, weil sie eine Schule bezahlt hat. Die Diskussion mit ihr war traurig, denn sie verstand mich nicht wirklich. :D
Ich kenne andere junge Profis, die Füsse abschneiden wie Tante Odette bei Familienknipsbildern. Die haben auch ein Abi mit Fotografenausbildung.
Schlimmer kann es dein Onkel Bob dann auch nicht machen und wenn er es als Freundesdienst kostenlos macht, denn nicht jeder kann sich einen richtigen Fotografen leisten und eben nicht jeder, der Geld verlangt kann richtig fotografieren, dann finde ich das auch in Ordnung.
Mit deinen technischen Bemerkungen hast du natürlich weitgehend Recht. Allerding, weiter öffnen als f4 halte ich für gewagt, dann ist ja gar keine Schärfentiefe mehr übrig. Das ist nur in bestimmten Situationen angebracht. Für Bilder fürs Fotobuch taugt sogar die A6000 noch bei ISO 1600, erst Recht mit aktuellen Entrauschprogrammen. Nur bei schnellen Bewegungen wird es dann schlecht.

Püpel
15.08.2021, 17:22
Einige der "Bediensteten Gottes" sind mittlerweile (bei netter Nachfrage) auch gern bereit, die Taufhandlung / Ringtausch / Kuss / was es da so alles gibt, hinterher extra für den Fotografen nachzustellen, um sich piepsende klackernde Fotografen / Onkel Bobs zu ersparen, die sich während der Zeremonie zwischen Pastor und Trauleute drängen oder gleich ganz ins Taufbecken fallen.
Protipp von mir als Kirchenmitarbeiter, besonders an Onkel Bobs: Macht das Gepiepse aus, das ist unwichtig, und fragt nett nach, dann ist vieles auch entspannt im Nachgang möglich. Besser so, als wenn wegen der Fotos die Zeremonie gestört wird, das ist nämlich für alle doof. Und das kann man auch schon im Vorgespräch genauestens klären. Man darf auch vorher, wenn es zeitlich möglich ist, gern mit dem Küster / der Küsterin einen Termin ausmachen, um sich Kirche und Lichtverhältnisse schon mal anzuschauen und dann die Einstellungen und das Equipment anpassen.

Kleine Anekdote: neulich bei der Taufe drückte mir Onkel Bob seine teure Systemkamera in die Hand, damit ich die Taufhandlung festhalte. (Am Rande: ich hab durchaus während einer Taufe auch was zu tun, ich sitz da nicht gelangweilt rum). Nach kurzem Test Kamera weggelegt, Händi gezückt und unauffällig und lautlos das Wichtigste festgehalten, denn: Kamera war ohne Akku. :crazy:
Sie konnten hinterher auch noch Fotos nachholen, also nichts verpaßt.

guenter_w
15.08.2021, 18:10
Da möchte doch einer ganz ungeschminkt was verkaufen...

Platitüden wie die Story von Onkel Bob kennt jeder, der mal ernsthaft sich mit dem Thema Fotografieren bei Familienereignissen beschäftigt hat, über die Wertigkeit bzw. Sinnhaftigkeit von einzelnen Punkten lohnt es nicht zu diskutieren.

Es gibt hervorragende Hobbyfotografen und miserable Profis, aber auch Menschen, die meinen, ungefragt belehren zu müssen...

han
15.08.2021, 18:34
Ich kenne nicht eine einzige "Onkel-Bob-Geschichte". Noch nie habe ich ein Brautpaar getroffen, das jemanden wegen einer dicken Kamera engagiert hat. Gerade heutzutage ist doch nichts einfacher als Bilder zu präsentieren und zu sehen. Und wenn ein Verwandter oder Freund halbwegs ordentliche Bilder macht, kann man den auch fragen. Wie Kilosierra schon sagte, nicht jeder hat das Geld für einen professionellen Fotografen. Und viele Brautpaare wollen einfach ein paar Erinnerungen, das muss nicht perfekt oder extravagant sein.
Und auch das ist nicht repräsentativ, aber ich kenne einige Brautpaare die unglücklich mit einem Profi waren, aber keines mit der Arbeit eines Amateurs.
Die Zeiten haben sich einfach geändert. Profis müssen sich eben auch qualitativ von Amateuren unterscheiden oder ihre Nische finden.

gmaniac
15.08.2021, 21:55
Da möchte doch einer ganz ungeschminkt was verkaufen...



Da bin ich aber mal gespannt, was das sein soll ... :roll:

Man
15.08.2021, 21:56
Zuerst die Binsenweisheit: das (was nichts oder wenig kostet, ist auch nichts oder wenig) kann man pauschal nicht so sagen.

Und wenn man noch gewillt ist weiter zu lesen, ein paar Gedanken dazu.

Technik
Stimmt, Technik muss sein. Insbesondere gut abbildende Objektiv (e) mit möglichst großen Blendenöffnungen sind wichtig. Kameras mit guter High-ISO-Leistung mindern das Objektivproblem ein wenig – aber auch damit sehen Bilder mit 5-stelligen ISO-Werten nicht mehr so gut aus. Frage dabei ist, ob der geringere Dynamikumfang und die geringere Auflösung dem Käufer überhaupt auffallen.
Es gibt einige Fotografen, die mit 2 Vollformat-Mittelklassekameras bestückt mit 35er und 85er jew. F/1,8 oder F/1,4 ausgezeichnete Hochzeitsfotos machen.
Solche Kombis gibt es von vermutlich jedem Kamerahersteller – es muss nicht Sony sein.
Und selbst APS-C (Fuji ist da sehr beliebt) ist eine noch kostengünstigere und sicherlich auch nicht schlechte Alternative. Auch von einer professionellen Hochzeitsfotografin, die (von DSLR kommend) auf Mft-Equipment schwört, habe ich schon gelesen.

Fotograf
Blutiger Anfänger und Hochzeit – das wird eher nichts, auch nicht mit dem „geeigneten“ Equipment.
Langjähriger Hobbyfotograf, der seine Gerätschaften blind bedienen kann und noch ein Gespür für das richtige Timing und den besten (oder zumindest ziemlich guten) Blickwinkel hat – das kann was werden, wenn er mit dem Druck (die Bilder müssen etwas werden) umgehen kann.
Für EBV sollten ausreichende Kenntnisse vorhanden sein – wer jahrelang digital fotografiert, sollte das intus haben.
Erfahrung wird bei einem Profi, der von der Fotografie lebt, vorausgesetzt – Erfahrung (wenn auch nicht unbedingt bei der Hochzeitsfotografie) kann auch bei einem Hobbyfotografen vorhanden sein.

Auftraggeber
Sein Wille geschehe – egal ob der Auftragnehmer Profi ist oder nicht, er ist derjenige, dessen Wünsche es zu erfüllen gilt.
Und sein Wille muss nicht unbedingt exzellente Fotos heißen – vielleicht möchte er einfach nur Erinnerungsfotos – wie vom letzten Urlaub oder der letzten Familienfeier mit Onkel Bob.
Eigentlich reichen dafür die Handyfotos und-Filme von den Gästen.
Andererseits könnte man sich dann auch diverse andere Ausgabe sparen: Brautkleid/Anzug, Schuhe, Location, Essen, Tanz usw. – Straßenkleidung und ein Besuch bei der nächsten Frittenbude täten es ja auch.
Und da habe ich Probleme, den Gedankengängen des Auftraggebers zu folgen: für die Hochzeit mit Flitterwochen werden häufig 10.000 Euro und mehr ausgegeben – aber der Fotograf wird für unwichtig gehalten, jedenfalls entsprechend bezahlt. Die Relation bei den Kosten zwischen z. B. Sektempfang/Essen und Fotograf/Videograf stimmen da häufig einfach nicht.

Meiner Meinung nach können auch engagierte Hobbyfotografen ansehnliche Bildergebnisse liefern. Aber natürlich können (und wollen) das nicht alle Hobbyfotografen – und bei den „Profis“ für 500 Euro für den ganzen Tag (das kann doch wirtschaftlich keinen Sinn machen) würde ich als Auftraggeber meine Erwartungen vorsichtshalber nicht zu hoch schrauben.

gmaniac
15.08.2021, 21:58
Ich kenne nicht eine einzige "Onkel-Bob-Geschichte". Noch nie habe ich ein Brautpaar getroffen, das jemanden wegen einer dicken Kamera engagiert hat.

Habe ich das gesagt?

Gerade heutzutage ist doch nichts einfacher als Bilder zu präsentieren und zu sehen. Und wenn ein Verwandter oder Freund halbwegs ordentliche Bilder macht, kann man den auch fragen.

Klar. Wird auch gemacht. Und oft mit entsprechend enttäuschendem Ergebnis. Ich verweise auf meinen Text.

Wie Kilosierra schon sagte, nicht jeder hat das Geld für einen professionellen Fotografen. Und viele Brautpaare wollen einfach ein paar Erinnerungen, das muss nicht perfekt oder extravagant sein.

Ist ja dann auch in Ordnung.

gmaniac
15.08.2021, 22:00
Deinen Ausführungen habe ich nichts hinzuzufügen. Sehe ich auch so.

Zuerst die Binsenweisheit: das (was nichts oder wenig kostet, ist auch nichts oder wenig) kann man pauschal nicht so sagen.

Und wenn man noch gewillt ist weiter zu lesen, ein paar Gedanken dazu.

Technik
Stimmt, Technik muss sein. Insbesondere gut abbildende Objektiv (e) mit möglichst großen Blendenöffnungen sind wichtig. Kameras mit guter High-ISO-Leistung mindern das Objektivproblem ein wenig – aber auch damit sehen Bilder mit 5-stelligen ISO-Werten nicht mehr so gut aus. Frage dabei ist, ob der geringere Dynamikumfang und die geringere Auflösung dem Käufer überhaupt auffallen.
Es gibt einige Fotografen, die mit 2 Vollformat-Mittelklassekameras bestückt mit 35er und 85er jew. F/1,8 oder F/1,4 ausgezeichnete Hochzeitsfotos machen.
Solche Kombis gibt es von vermutlich jedem Kamerahersteller – es muss nicht Sony sein.
Und selbst APS-C (Fuji ist da sehr beliebt) ist eine noch kostengünstigere und sicherlich auch nicht schlechte Alternative. Auch von einer professionellen Hochzeitsfotografin, die (von DSLR kommend) auf Mft-Equipment schwört, habe ich schon gelesen.

Fotograf
Blutiger Anfänger und Hochzeit – das wird eher nichts, auch nicht mit dem „geeigneten“ Equipment.
Langjähriger Hobbyfotograf, der seine Gerätschaften blind bedienen kann und noch ein Gespür für das richtige Timing und den besten (oder zumindest ziemlich guten) Blickwinkel hat – das kann was werden, wenn er mit dem Druck (die Bilder müssen etwas werden) umgehen kann.
Für EBV sollten ausreichende Kenntnisse vorhanden sein – wer jahrelang digital fotografiert, sollte das intus haben.
Erfahrung wird bei einem Profi, der von der Fotografie lebt, vorausgesetzt – Erfahrung (wenn auch nicht unbedingt bei der Hochzeitsfotografie) kann auch bei einem Hobbyfotografen vorhanden sein.

Auftraggeber
Sein Wille geschehe – egal ob der Auftragnehmer Profi ist oder nicht, er ist derjenige, dessen Wünsche es zu erfüllen gilt.
Und sein Wille muss nicht unbedingt exzellente Fotos heißen – vielleicht möchte er einfach nur Erinnerungsfotos – wie vom letzten Urlaub oder der letzten Familienfeier mit Onkel Bob.
Eigentlich reichen dafür die Handyfotos und-Filme von den Gästen.
Andererseits könnte man sich dann auch diverse andere Ausgabe sparen: Brautkleid/Anzug, Schuhe, Location, Essen, Tanz usw. – Straßenkleidung und ein Besuch bei der nächsten Frittenbude täten es ja auch.
Und da habe ich Probleme, den Gedankengängen des Auftraggebers zu folgen: für die Hochzeit mit Flitterwochen werden häufig 10.000 Euro und mehr ausgegeben – aber der Fotograf wird für unwichtig gehalten, jedenfalls entsprechend bezahlt. Die Relation bei den Kosten zwischen z. B. Sektempfang/Essen und Fotograf/Videograf stimmen da häufig einfach nicht.

Meiner Meinung nach können auch engagierte Hobbyfotografen ansehnliche Bildergebnisse liefern. Aber natürlich können (und wollen) das nicht alle Hobbyfotografen – und bei den „Profis“ für 500 Euro für den ganzen Tag (das kann doch wirtschaftlich keinen Sinn machen) würde ich als Auftraggeber meine Erwartungen vorsichtshalber nicht zu hoch schrauben.

Dat Ei
16.08.2021, 07:36
Moin Niels,

Da bin ich aber mal gespannt, was das sein soll ... :roll:

der Link in Deiner Signatur verweist auf (D)eine gewerbliche, kommerzielle Website, auf der Du Deine Leistungen als Hochzeitsphotograph (Oh Wunder!) anbietest. Solche Links sind hier laut Forenregeln ohne Genehmigung durch den Betreiber nicht erlaubt. Für die Einblendungen von Werbelinks ist zunächst einmal der Betreiber zu kontaktieren.


Dat Ei

Lightspeed
16.08.2021, 08:37
Ich finde den Beitrag sehr erhellend und wichtig. Vor allem, weil ich ihm aus zwei Perspektiven zustimmen kann ...

meine eigenen Hochzeitsbilder wurden ruiniert
ich habe selber auf Anfrage aus dem Bekanntenkreis mal eine Hochzeit fotografiert und würde es nie wieder tun.

zu 1.: Ein befreundeter professioneller Fotograf (Spezialgebiet Produktfotografie) hat mit seiner damaliger "Topkamera" von Sigma Bilder produziert, die keinerlei Konzept, einen bis heute unentfernbaren Farbstich und keinerlei Flair haben. Die Bilder waren sozusagen sein Hochzeitsgeschenk an mich und damit kostenlos. Die Erwartungen unsererseits waren zwar nicht hoch, wurden aber problemlos weit unterlaufen. Fazit: Wie haben uns nicht gefragt, wer da fotografiert, haben gedacht, wir sparen Geld und waren und sind bis heute davon maßlos enttäuscht. Und sind damit mindestens zu 50% selbst schuld.

zu 2.: Auch aus dieser Erfahrung (1.) heraus, habe ich selbst vor 11 Jahren eine Anfrage als Hochzeitsfotograf angenommen. Ich fotografiere privat Menschen mit Schwerpunkt Porträt, habe zwei Jahre Fotografie an einer Kunsthochschule studiert und fotografiere beruflich für einen Reiseveranstalter Pressebilder der Firma, Hotels und Zielgebiete in Assistenz und Kooperation mit einer gelernten Fotografin.

Die Hochzeit habe ich mit meiner Frau als Assistenz "gewuppt". Die Bilder waren ansehnlich aber für heutige Standards nicht gut genug, das Paar zufrieden, das ausgehandelte "Honorar" von 300,- war nicht nur hart erarbeitet sondern auch ein Witz.

Meine Frau und ich waren von morgens 7:30 bis nachts 24:00 auf den Beinen und am darauffolgenden Tag zu nichts mehr zu gebrauchen. Schwere Beine und nicht nur allein vom Aufheller halten, sondern stehen, stehen, stehen - rennen - neue Orte suchen. Reagieren, beobachten, Technik checken usw. Das ist, wenn man es ernst nehmen will ein Knochenjob. Ganz abgesehen von dem ganzen Tag danach am Rechner sichten, auswählen, bearbeiten.

Und man man macht Fehler, wenn man das noch nie gemacht hat: Meine A900 hat damals die wunderbare Akustik der gothischen Kirchen voll ausgenutzt und immer wieder stand ich für Sekunden voll in der Aufmerksamkeit aller - klack-klack-klack. Nicht zu reden von ihrer schon damals kritischen High-ISO-Fähigkeiten, die in dem dunklen Bau die EBV hart an die Grenzen brachte. Die völlig falsche Kamera für die Anwendung.

Fazit:
Ich finde Niels' Beitrag extrem wertvoll für alle, die sich an einen solchen Auftrag heranwagen wagen wollen. Threads, in denen für das bevorstehende Hochzeitsshooting über mehrere Seiten Objektivtipps und Einstellungsvorgaben diskutiert werden, gehen am Thema vorbei. Es geht auch darum, aber auch um so viel mehr. Einfühlungsvermögen, Organisationstalent, Überblick und viel Kommunikation vor und während dem Einsatz und einen guten Bezug zum Hochzeitspaar. Körpereinsatz und Gespür für die Situation sollten nicht fehlen.

Ich habe heute eine Studiogemeinschaft mit zwei jungen Hochzeitsfotografen, die einen großartigen Job machen und denen ich alle Anfragen an mich weiterleite. Denn ich bin 25 Jahre älter, gehe eigentlich gar nicht so gerne auf Partys und komme gerade von einem Wochenende intensiver Hotelfotografie wieder, nach dem ich mich frage, wie lange ich sowas noch machen kann.

P.S.: Ich habe nichts gegen Geschäftslinks, vor allem, wenn sie direkt mit dem Thema zu tun haben. Vor allem sehe ich nicht, dass sich Niels irgendwie damit "empfehlen" wollte. Für mich unterstreicht das nur, dass hier jemand von etwas spricht, von dem er Ahnung hat.

gmaniac
16.08.2021, 10:26
Danke für den Hinweis. Das letzte Mal habe ich die Regeln vor ... ich weiß nicht wann gelesen. Aber ich glaube, das muss so 2009 gewesen sein.

Meine Zielgruppe findet sich ohnehin hier nicht. Den Link habe ich nur untergebracht (und das schon vor langer Zeit), weil auf meiner kommerziellen Seiten nun auch Fotos zu sehen sind. :)

Anyway. Nehme ich dann natürlich raus. Das juckt mich wirklich nicht.

Moin Niels,



der Link in Deiner Signatur verweist auf (D)eine gewerbliche, kommerzielle Website, auf der Du Deine Leistungen als Hochzeitsphotograph (Oh Wunder!) anbietest. Solche Links sind hier laut Forenregeln ohne Genehmigung durch den Betreiber nicht erlaubt. Für die Einblendungen von Werbelinks ist zunächst einmal der Betreiber zu kontaktieren.


Dat Ei

gmaniac
16.08.2021, 10:46
Einige der "Bediensteten Gottes" sind mittlerweile (bei netter Nachfrage) auch gern bereit, die Taufhandlung / Ringtausch / Kuss / was es da so alles gibt, hinterher extra für den Fotografen nachzustellen

Das ist für mich ein No-Go, weil nicht authentisch. Und so bleibt das denn Brautleuten auch immer in Erinnerung, wenn sie die Bilder betrachten. Mir wurde das Nachstellen in der Tat schon mehrmals angeboten, falls ich "den Schuss nicht richtig hinbekommen habe". Jedesmal habe ich mit einem Lächeln abgewunken.

Bei mir läuft es anders. Ich rede mit meinen Brautleuten im Vorfeld und bitte sie abzuklären, ob ich alles fotografieren darf. Wenn nicht, müssen sie das entweder hinnehmen oder die Kirche/das Standesamt wechseln.

Und jetzt rate, für was sich die meisten entscheiden? Genau. Letzteres.

Übrigens sind katholische Trauungen weit entspannter, als protestantische. Bei Ersteren habe ich die coolsten Pfarrer erlebt.

ayreon
16.08.2021, 11:02
Ja, ich hatte vor einem Jahr den Fall, dass die Fotos vom Profi ok waren, die EBV aber eigentlich nicht vorhanden so dass ich dann das Milchglas/Grauschleier entfernt habe.

Aber ich finde das umgekehrte Phänomen interessant, Amateure die von Freunden und Bekannten für lau für Hochzeitsfotos eingespannt werden und die aus Freude für diese Auszeichnung extra für das Event Equipment anschaffen/mieten wollen und sich einen Riesenstress machen um ja auch die Erwartungen der Brautleute für dieses wichtige Ereignis zu erfüllen. Nach meiner Wahrnehmung wurden diese Erwartungen von den Amateuren aber eher übererfüllt als enttäuscht. Auf der anderen Seite aber, es wurde hier auch erwähnt ist zum einen der Hochzeitstag ein Knochenjob und auf der anderen Seite die Arbeit vom überspielen der Fotos auf den Rechner bis zur Übergabe der Fotos auch nochmal ganz schön Arbeit. Ich selbst habe aber immer wieder die Erfahrung machen dürfen, dass die Wertschätzung für die Mühe und aufgewendete Zeit nicht wirklich wertgeschätzt wurde durch das Brautpaar.
Deswegen fotografiere ich (ausser für enge Freunde/Familie) nur noch gegen gemeinnützige Spende um das "Was nichts kostet ist nix wert" zu vermeiden

ayreon
16.08.2021, 11:03
Also Nachstellen von Kernszenen ist entweder durch Pfarrer bedingt, ansonsten würde ich es als eher peinlich für mich als Fotografieren empfinden weil ich es nicht während der Zeremonie hinbekommen habe

chefboss
16.08.2021, 11:15
Übrigens sind katholische Trauungen weit entspannter, als protestantische. Bei Ersteren habe ich die coolsten Pfarrer erlebt.

:shock:

kk7
16.08.2021, 13:10
:shock:

Ist doch klar - die müssen hinterher keiner Frau oder Mann Rede und Antwort stehen, warum sie sich so aufgeführt haben :shock::crazy::mrgreen::mrgreen:

DerGoettinger
16.08.2021, 14:38
[...]Hier und da stolpere ich über Beiträge von Forenmitgliedern, die sich (zum ersten Mal) aufmachen eine Hochzeit zu fotografieren und nach Equipment-Tipps fragen [...] es geht hier nicht nur um Technik. Es geht um so viel mehr. Vor allem geht es um Momente, die nicht wiederholbar sind und hinterher um vielleicht todunglückliche Brautleute [...] Königsklasse der Fotografie [...] wechselnden Lichtverhältnissen zu tun, mit in Bewegung befindlichen Menschen [...] klack, klack, klackididack [...] Schlüsselszenen, die unbedingt festgehalten werden sollten [...] Geschichte von Onkel Bob [...] sein Equipment blind beherrschen [...] Wenn man eine Hochzeit fotografieren will und keine Erfahrung hat, hängt man sich als 2nd Shooter an einen erfahrenen Hochzeitsfotografen dran - und das über mehrere Hochzeiten hinweg [...] Ich hoffe, ich hab das richig zusammengefasst :lol:

Ich bin ja einer der letztens Anfragenden, insofern ist es ja nur recht und billig, wenn ich darauf mal meine Situation und Position kundtue. Ich weiß nicht, ob Hochzeitsfotografie tatsächlich die "Königsklasse" ist, denn wechselnde Lichtverhältnisse bei nicht wiederholbaren Momenten gibt es auch anderenorts. Sicherlich stimmt, dass die Erwartungshaltung der Auftraggeber eine besonders emotioniale ist.

Ich bin mir der besonderen Verantwortung, die ich in dieser Situation habe, sehr wohl bewusst. Aber das ist nicht die erste Situation, in der ich für das "emotionale Empfinden" anderer Leute eine ziemliche Verantwortung getragen habe oder als "kurzfristiger Zulieferer ohne hinreichenden Background" trotzdem einen wichtigen Anteil am Erfolg oder Misserfolg einer Veranstaltung hatte. Gerade deshalb bereite ich mich sehr intensiv und im Rahmen des Möglichen möglichst umfangreich auf das Bevorstehende vor.

Das ist auch kein Stochern im Nebel für mich. Tatsächlich habe ich vor wenigen Jahren selbst erst geheiratet. Und gerade deshalb habe ich mich ja auch nicht darauf beschränkt, hier etwas ins Forum zu schreiben, sondern ich habe mich (nachdem mich die Anfrage ereilt hat) auch noch mal sehr umfangreich mit meinem damaligen Fotografen (der das beruflich macht) ausgetauscht. Außerdem habe ich am letzten Wochenende - schon länger geplant - an einem Workshop teilgenommen, das mir noch einmal geholfen hat (Portraitfotografie) und bei dem ich im Anschluss auch noch mal sehr intensiv mit dem dortigen Fotografen geredet habe. Außerdem werde ich in dieser Woche nicht nur mit den Brautleuten besprechen, sondern auch mit den Trauzeugen. Ja, viele Momente bei einer Hochzeit sind für den Fotografen so nicht planbar. Aber genau deshalb ist für mich die Vorbereitung und "der Plan" wichtig. Mit dem Plan befreie ich mich gedanklich vom "Normalfall" und bekomme den Kopf frei für die Situation, in der ich auf das "Unplanbare" reagieren muss.

Der Hinweis, erstmal einige Male als 2nd Shooter mitzugehen, ist sicherlich gut, aber in meinem Fall eher "nutzlos", denn die Hochzeit wird leider schon recht bald sein. Es fehlt also schlicht die Zeit, vorher noch ein paar Hochzeiten mit einzischrieben. Das ist auch eigentlich gar nicht so geplant gewesen, nur ist leider der eigentlich geplante Fotograf (befrendeter Hobbyfotograf vor Ort) leider kurzfristig ausgefallen, und Budget für einen Profi gibt es leider nicht. Ja, es heiraten auch Leute, die sehr spartanisch leben müssen und dennoch gerne heiraten würden, aber dennoch gerne Fotos ihrer Hochzeit hätten.

Ja, die Brautleute haben Erwartungen. Es geht um einen der wahrscheinlich emotionalsten Momente ihres Lebens. Und genau deshalb haben wir auch schon miteinander darüber gesprochen, welche Erwartungen ich davon erfüllen kann. Aber man kann es auch so sehen: wenn ich es nicht mache, werden sie wahrscheinlich keine Bilder haben, denn den anderen "Kameraherumtragern" in ihrem Umfeld trauen sie die Sache nicht zu - bzw. müssten auf so einen Fotografen zurückgreifen. Und dann ist doch die Frage, ob ich das Brautpaar diesem Schicksal aussetzen will.

duffy2512
16.08.2021, 14:58
Egal wie man es dreht und wendet, es wird sowohl bei sogenannten Amateuren und bei den Profis gute und weniger gute Fotografen geben.

Ich gehe mal davon aus, daß auch der TO einmal irgendwo angefangen hat und auch schon mal den ein oderen anderen Moment verpaßt hat.
Früher war das insofern sehr schmerzhaft, da es kaum Menschen gab die selbst fotografiert haben. Heute wo eh schon jeder trotzdem noch mit den Handy mit filmt oder fotografiert wird es auch den ein oder anderen Schnappschuß geben der Freude macht.

Püpel
16.08.2021, 16:36
Das ist für mich ein No-Go, weil nicht authentisch. Und so bleibt das denn Brautleuten auch immer in Erinnerung, wenn sie die Bilder betrachten. Mir wurde das Nachstellen in der Tat schon mehrmals angeboten, falls ich "den Schuss nicht richtig hinbekommen habe". Jedesmal habe ich mit einem Lächeln abgewunken.

Kann man machen. Wenn allerdings bei uns Pastor, Täufling, Paten, Eltern und Großeltern rund ums Taufbecken stehen, sieht der Fotograf entweder nix oder fragt mich nach ner Leiter. Oder klettert unter meiner Obhut ins Kirchendachgestühl und macht seine Fotos von senkrecht oben ins Taufbecken aus 12m Höhe. Die Idee hatte allerdings noch keiner, vielleicht sollte ich das mal anbieten.... :cool:
Ein erfahrener Fotograf kriegt das hin. Aber in der Mehrheit tauchen bei uns Amateure auf, die durchaus dankbar für das Nachstellen sind. Ich würde es also nicht allzu sehr verteufeln.
Bei Trauungen ist es einfacher, weil man von beiden Seiten des Altars ziemlich freie Sicht auf Pastor und Paar hat, da ist viel Raum, so dass ein sich bewegender Fotograf da nicht weiter stören würde.


Übrigens sind katholische Trauungen weit entspannter, als protestantische. Bei Ersteren habe ich die coolsten Pfarrer erlebt.

Das ist durchaus möglich, allerdings hängt das in allererster Linie von der Person des Pastors/Pfarrers ab und eher weniger von der Glaubenssparte. Ist bei den Küstern ähnlich. Was schmückende Schwiegermütter in "meiner" Kirche an Schmuck auffahren dürfen, wäre beim (ev.) Kollegen 30 km weiter ein absolutes No-Go.
Der Wechsel der Location, weil man in einer Kirche fotografieren darf und in einer anderen nicht: kann man machen. Dazu hab ich meine eigene Meinung, die ich hier nicht zur Diskussion stelle.
Wir haben wenig Trauungen, aber die, die es in unserer Kirche wollen, haben einen Bezug zu eben dieser Kirche und zum Ort und machen ihre Fotos dann eben hinterher.
Andere Kirchen in der Region sind ausgesprochene "Hochzeitskirchen", weil so klein und niedlich oder am Meer oder was weiß ich, da nehmen die Trauungen schon fast touristische Züge an und ja, da braucht es von Pastor und Küster klare Ansagen und Regeln, um nicht völlig zur reinen Dienstleistung zu verkommen. Denn das, und das wird gern vergessen, sind wir nun mal nicht.

matti62
16.08.2021, 18:43
Das ist für mich ein No-Go, weil nicht authentisch. Und so bleibt das denn Brautleuten auch immer in Erinnerung, wenn sie die Bilder betrachten. Mir wurde das Nachstellen in der Tat schon mehrmals angeboten, falls ich "den Schuss nicht richtig hinbekommen habe". Jedesmal habe ich mit einem Lächeln abgewunken.

Bei mir läuft es anders. Ich rede mit meinen Brautleuten im Vorfeld und bitte sie abzuklären, ob ich alles fotografieren darf. Wenn nicht, müssen sie das entweder hinnehmen oder die Kirche/das Standesamt wechseln.

Und jetzt rate, für was sich die meisten entscheiden? Genau. Letzteres.

Übrigens sind katholische Trauungen weit entspannter, als protestantische. Bei Ersteren habe ich die coolsten Pfarrer erlebt.

Niels, Du hattest in youtube mal ein wirklich gute Serie zur Hochzeitsfotografie eingestellt. Ich hab die x-mal angesehen, bevor ich meine erste Hochzeit fotografiert habe :D Ich hatte es in dem Thread auch schon erwähnt und kann es nur empfehlen, sofern die Videoserie noch drin steht....

Das Organisieren der Hochzeit, wann darf wo fotografiert werden, wie ist der Ablauf und wo möchte ich Bilder machen, halte ich für fast wichtiger als das Fotografieren. Denn zu dem ZEitpunkt wird vielen Paaren erst bewusst, was da entstehen kann und sie werden schauen, dass das klappt....

Tatsächlich kann man das so sehen, dass die H-Fotografie die Königsklasse der Fotografie ist. Man sollte viele Techniken können und einen Stil haben aber auch realisieren, dass sich die Ansprüche, wohl wegen der Smartphones, anpassen...

gmaniac
16.08.2021, 23:49
Niels, Du hattest in youtube mal ein wirklich gute Serie zur Hochzeitsfotografie eingestellt. Ich hab die x-mal angesehen, bevor ich meine erste Hochzeit fotografiert habe :D Ich hatte es in dem Thread auch schon erwähnt und kann es nur empfehlen, sofern die Videoserie noch drin steht....


Ja, das stimmt. Das war 2016. Dann habe ich das einschlafen lassen, einfach weil es unfassbar viel Aufwand ist. Und ich wollte ja kein Influencer werden. Der Kanal existiert noch, auch die Videos sind allesamt noch da, nur eben nicht mehr öffentlich. Wer weiß, vielleicht küsst mich irgendwan wieder die Muse. :)

michi_gecko
19.08.2021, 15:19
Also Nachstellen von Kernszenen ist entweder durch Pfarrer bedingt, ansonsten würde ich es als eher peinlich für mich als Fotografieren empfinden weil ich es nicht während der Zeremonie hinbekommen habe

Ja, das sehe ich auch so. Das wäre dann wie Wildlife Fotographie im naturhistorischen Museum. :roll:

Bzgl. Location: Der katholische Pfarrer hat uns gesagt: Geheiratet wird in der Kirche.
Es wurde dann protestantisch/ökomänisch im Weingut unter der Trauerweide. :crazy:


Wir hatten leider den falschen Profi engagiert. In der Region war auch die Auswahl etwas dünn. Die Projektmappe sah prima aus, aber unsere Fotos waren dann einfach nur grottig. Farblich und Belichtungs-technisch leider komplett daneben. Abzüge für die Dankeskarten nicht korrekt geschnitten, sondern mit schrägem weissem Rand und schief. Grauer Anzug war flächig schwarz, creme-farbenes Kleid sah aus wie eine reinweisse Tischdecke. Keine Termin der Lieferung eingehalten. Fotos kamen fast 2 Monate verspätet.
Nach vielen Telefonaten keine Rückmeldung/Info/Antwort. Erst nach Intervention über den Inhaber der Location bewegte sich was und ich bekam Fotos. Als ich ein Jahr später wieder dort vor der Türe gestanden bin, hab ich die RAW Files bekommen. Die CD sei am Postweg "verloren" gegangen. Da ließ sich mit viel Mühe noch etwas nacharbeiten.
Wir hatten Glück, daß einige trotzdem mit der Kompakt-Megazoom-Kamera geknipst haben. Die Fotos waren deutlich besser.

Püpel
19.08.2021, 20:54
Ja, das sehe ich auch so. Das wäre dann wie Wildlife Fotographie im naturhistorischen Museum. :roll:



Es gibt durchaus auch Pastoren, die fotografieren während der Zeremonie ganz ablehnen, weil es sie aus dem Konzept bringt / zu sehr ablenkt. Wenn man sieht, wie manche Fotografen durch den Raum turnen, ist das durchaus nachvollziehbar. Da ist Nachstellen immer noch besser als gar nix.

Noch ne Geschichte: Neben unserer Kirche ist ein städtischer Veranstaltungssaal, den man auch für private Feiern mieten kann. Eines Samstags hatten wir eine Veranstaltung in der Kirche und unser Portal stand offen, weil ständig Leute rein und raus sind etc. Da kam plötzlich ein Fotograf mit Brautpaar im Schlepptau, machte ohne irgendwas zu sagen das Portal zu und wollte nun davor Fotos mit dem Brautpaar machen. Da bin ich mal kurz aus dem Kittel gestiegen, weil er meinte, unsere Teilnehmer mal eben aus- bzw. einsperren zu können, weil das Brautpaar unbedingt Fotos vor der Kirchentür wollte (ohne kirchliche Trauung wohlgemerkt, Fassade ist alles).

Was ich damit sagen will: ruhig auch mal in die Schuhe des Leitenden der Trauung / der Taufe schlüpfen. Beide Seiten betrachten. Rücksicht nehmen. Im Zweifel erst fragen, dann machen. Der Fotograf ist nicht die Hauptperson einer solchen Veranstaltung und Fotos können eine zerschossene Stimmung auch nicht ersetzen.

Hans1611
23.08.2021, 21:42
Ach, dann trage ich auch noch mal was zur Hochzeitsfotografie bei.

So fing es an:

Ein netter Nachbar klingelte an unserer Haustür und sagte, dass er mich und meine Frau gerne zu seiner Hochzeit einladen möchte. Ich war gerührt, hatten wir doch - bis auf den lockeren nachbarschaftlichen Kontakt - keine nähere Beziehung, nicht zuletzt wegen des Altersunterschieds und des ansonsten auch völlig anderen Bekanntenkreises.

"Aber gerne", war meine Antwort. Und ich freute mich auf einen netten Tag und darauf, andere Leute kennen zu lernen.

Die Freude währte nicht lange: nachdem ich zugesagt hatte, gerne mit meiner Frau kommen wollen, kam - so ganz nebenbei - der Satz: "Du kannst doch ganz gut fotografieren, wie wäre es denn, wenn Du diesen Tag in Bildern festhälst? Das wäre doch ein nettes, kleines Hochzeitsgeschenk!"

Boah... muss der gleich wieder die ganze Freude über eine Einladung kaputt machen, war mein erster Gedanke.
Absagen war der zweite Gedanke. Nach irgendeiner Ausrede der dritte.

Ich wusste, was es bedeutet. Hatte ich doch vor 10 Jahren so was schon mal gemacht.

Aber irgendwie... es war ein netter Nachbar, ein sympatischer junger Mann und auch seine "Zukünftige" war eine ganz Liebe.

Also: Ok, kann ich machen.

Wie war´s? Meine Frau saß den ganzen Abend alleine am Tisch, ich sprang stundenlang rum, erst in der Kirche, dann im Saal, nachmittags, abends und bis spät in die Nacht, habe tausend Bilder gemacht, hinterher 2 Tage lang diese bearbeitet, sogar noch ein Fotoalbum mit 10x15-Abzügen von den besten 100 Aufnahmen hergestellt und war frustriert und irgendwie glücklich zugleich. Die Bilder waren gut. Fand ich jedenfalls. Jeder war mal drauf. Was wichtig ist. Und keiner sah blöd aus.

Doof war, dass sie sich nach einen Jahr haben scheiden lassen.

Ich habe nicht gefragt, wer das Album bekommen hat.

P.S. Ich habe alle Bilder mit der RX100 gemacht. Den Pfarrer und die Kirche kannte ich.

perser
23.08.2021, 21:48
Ach, dann trage ich auch noch mal was zur Hochzeitsfotografie bei.

Lustige Geschichte mit (leider) trauriger Pointe!

Ich habe alle Bilder mit der RX100 gemacht.

Ich hatte schon beim Lesen überlegt, ob Du dazu Deine RX100 verwendet haben könntest... ;) Respekt, Respekt! :top:

Hans1611
23.08.2021, 21:56
... ob Du dazu Deine RX100 verwendet haben könntest... ;) Respekt, Respekt! :top:

Ja, das war noch meine "alte" mit 1,8er Lichtstärke beim Weitwinkel und 28-105mm Brennweite. Für solche Zwecke durchaus geeignet. (Wenn man nicht höchste Ansprüche erwartet)

Kurt Weinmeister
25.08.2021, 10:43
P.S. Ich habe alle Bilder mit der RX100 gemacht. Den Pfarrer und die Kirche kannte ich.

Ich glaube, ich hätte mir das nicht angetan, wenn man so unverblümt aufgefordert wird, for free zu arbeiten.

Dein PS finde ich klasse. Den Pfarrer und die Kirche kanntest Du. Die RX100 nicht :crazy: