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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Freilaufende Hunde


Millefiorina
03.11.2018, 15:47
Ich bin ja sicher nicht die Einzige hier, die den "macht er sonst nie" "ist noch jung" "der will nur spielen" Tieren begegnet.

Hier ein meiner Meinung nach interessanter Artikel im Spiegel:

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/gerichtsurteil-was-darf-ich-tun-um-hunde-abzuwehren-a-1236237.html

conradvassmann
03.11.2018, 16:18
Ich hatte letztens zusammen mit meiner Frau beim Spazieren das Erlebnis, dass uns zwei große Hunde bei einem relativ einsamen Grundstück sehr aggressiv begegnet sind und ich mir wünschte, einen Schlagstock oder Tierabwehrspray dabeizuhaben. Das Grundstück war nicht abgesperrt die Hunde kamen heraus. Wir wurden zum Glück nicht gebissen, aber die Situation empfanden wir beide als ziemlich gefährlich und unkalkulierbar. Der Besitzer kam erst nach ca. einer dreiviertel Minute und pfiff die Tiere zurück.Erst dann getrauten wir uns, weiterzugehen.
Auch auf Rad und Wanderwegen außerhalb der Ortschaft treffen wir oft auf freilaufende Hunde und fühlen uns dabei nicht wohl.
Ich würde eine Tierhalter Erlaubnis ähnlich einer Fahrerlaubnis befürworten.

Robert Auer
03.11.2018, 17:23
Bevor ich selbst einen Hund hatte, ging es mir auch schon mal ähnlich. Heute weiß ich, dass man die Hunde nicht anschauen und normal weitergehen soll. Ich gebe aber auch zu, dass das bei großen Hunden schon eine Herausforderung sein kann. Zudem riechen Hunde die Angst. Bei einem Stock wollen manchmal Hunde spielen, was weitere Missverständnisse provozieren kann. Gleiches gilt für das Hochnehmen der Arme. Also alles vermeiden, was die Aufmerksamkeit der Hunde fördert.
Übrigens sind angeleinte Hunde mutiger und meistens auch noch aggressiver. Trotzdem bin ich natürlich für eine umfassende Leinenpflicht und Hundewiesen, wohl sind gut erzogene und ausgeglichene Hunde das Ziel eines verantwortungsvollen Hundehalters

embe
03.11.2018, 18:38
Zum letzten Satz, erste Hälfte, volle Zustimmung.

Zu den Ratschlägen davor, kann das denn der Weisheit letzter Schluß sein, dass der Nicht-Hundehalter sich so verhalten muss, dass er das Unvermögen oder die Uneinsichtigkeit des Hundehalters, der sein Tier nicht kontrollieren kann oder will, auszugleichen hat?
Oder habe ich Dich da falsch verstanden?

Hier in Baden-Württemberg gibt es leider keine allgemeine Leinenpflicht, in der gemeindlichen Polizeiverordnung steht drin wo Leinenpflicht herrscht und wo nicht und unsere Gemeindeverwaltung hat dankenswerterweise dazu eine Karte des Gemeindegebietes erstellt in der farbig eingezeichnet ist, wo die Hunde generell angeleint sein müssen.
Aber selbst daran fühlen sich einige Hundehalter hier nicht gebunden.:flop:

Ich habe zB. irgendwann keine Lust mehr gehabt den Weg unten am Fluß zum Joggen oder spazierengehen zu benutzen, weil ich alle paar hundert Meter stehen bleiben musste um nicht den Hasen für den nächsten freilaufenden Hund (dort keine Leinenpflicht) zu geben.
Und dann mach das ganze mit Kind, dem auch ein mittelgroßer Hund bis ans Gesicht kommt, und freue Dich über die bekannten Kommentare der Hundehalter, nachdem der Hund eben NICHT aufs Wort gehorcht und bei Fuß kommt, und freudig am vor Panik erstarrten Kind hochspringt.

Ausdrücklichen Dank an dieser Stelle an diejenigen Hundehalter, die in einer entsprechenden Situation den Hund zu sich rufen und festhalten oder eben auch anleinen.:top:
Die gibt es ja glücklicherweise auch. :D

Trügt mich da mein Eindruck, oder sind diejenigen Hundehalter die sich solcherart vernünftig verhalten auch meistens diejenigen, die Ihren Hund gut erzogen und offensichtlich auch unter Kontrolle haben (so von wegen Ähnlichkeiten von Hund und Herrchen/Frauchen :D)?

Ernst-Dieter aus Apelern
03.11.2018, 19:11
Der Besitzer eines Hundes muß immer mit einer unvorhersehbaren Aktion des Hundes rechnen.Hunde riechen wirklich wenn eine Person Angst hat.

BeHo
03.11.2018, 19:27
Idioten gibt es halt immer wieder. Vernünftige Menschen gibt es Gott sei Dank auch.

Ich erinnere mich gerade daran, wie wir vor einigen Jahren in den Vogesen erschöpft von einer 30km-Wanderung mit deutlich über 1.000 Höhenmetern zurück zum Parkplatz kamen und uns zwei große und kräftige freilaufende Hunde laut bellend entgegenkamen. Uns rutschte das Herz in die Hose, und kurz danach tauchte der Hundehalter mit dem Spruch "Keine Angst, die wollen nicht spielen. Die beißen nur." (Sic!) auf. Das fand der auch noch lustig. :twisted:

Die Hunde waren letztendlich nicht wirklich aggressiv, aber das kann man im ersten Moment schwer einschätzen, wenn man sie nicht kennt oder vielleicht keine großen Erfahrungen mit Hunden hat. Eine vielleicht falsche aber verständliche Notwehrreaktion kann zu schlimmen Konsequenzen führen. Dafür ist meiner Meinung nach selbstverständlich der Hundehalter verantwortlich, solange die Notwehr begründet werden kann. Der Spiegel-Artikel ist recht ausgewogen. Mit dem Thema sollte sich meiner Meinung nach auf jeden Fall jeder Hundehalter beschäftigen.

joker13
03.11.2018, 19:51
Ja, das ist ein ständiges Problem mit Hundehaltern. Wir sind häufig mit unserem Wohnmobil unterwegs.
Auf einem Wohnmobilstellsatz wurde ich kürzlich von einem freilaufenden Kampfhund angefallen, als ich mit dem Fahrrad auf Stellplatz zurückgekehrt bin. Der Hund ist knurrend auf mich zu gerannt, ist dann hoch gesprungen und hat mich mit den Krallen am Bein verletzt, er wollte sicher zubeißen. Ich konnte den Hund per kräftigen Fusstritt abgewehrt, was der Hundebesitzerin nicht gefallen hat. Sie hat mich wüst beschimpft. Ihr Ehemann hat mit Schläge angedroht. Der Hund wollte angeblich nur spielen!
Bei einem Kampfhund hört der Spaß auf!
Einige Hundehalter sehr nur ihren Liebling, alles andere soll sich gefälligst dem unterordnen. :roll:

ingoKober
03.11.2018, 20:05
Ich habe selber einen unverträglichen (kleineren) Hund, den ich auch nach intensivem Training nur zu 70-80% verbal unter Kontrolle habe...und der deshalb nie frei läuft.
Was meint Ihr wie oft ich schon "Tutnixe" jeder Größe geblockt, angeschrien und teils auch getreten habe, die in unterschiedlichster Absicht auf uns zustürmten.
....Und da meiner nicht friedlich ist, darf halt auch ein wirklicher Tutnix ihn nicht nach Belieben bedrängen.
Sowas sollte ja eigentlich selbstverständlich sein, aber das hat sich noch nicht rumgesprochen.
Da ich eher massiv und vor allem furchtlos bin, habe ich bisher noch jeden Hund ausreichend beeindruckt. Meist reicht Anbrüllen, aber spätestens ein Tritt wirkt dann. Und ich habe auch manchen Halter erlebt, der dann pampig wird. Aber auch mit denen werde ich fertig. Da ist mir nichts peinlich. Mir gehen inzwischen - zum Glück- so einige aus dem Weg..
Aber meiner Frau ist es schon passiert, dass sie einen Hund eben nicht blocken konnte und unsrer musste daraufhin in der Klinik ordentlich repariert werden. Keine Einsicht bei der Halterin des anderen Hundes, über den sie keinerlei Kontrolle hatte und auf einem Teil der Kosten sind wir auch noch sitzengeblieben.
Ich bin gern Hundehalter...muss mich aber doch für viele Hobbykollegen sehr schämen bzw mich über sie ärgern.
Hier auf dem Land ist es extrem. Jeder Hund darf frei laufen und viele, viel zu viele Leute haben, wenn Ihr Hund sich für irgendetwas ernsthaft interessiert, absolut Null Kontrolle über ihn. Was sie wie gesagt nicht davon abhält, ihn jederzeit frei laufen zu lassen. Egal, ob Chihuahua oder Dogge.
Ein täglicher (sic) Quell der Verärgerung.

Viele Grüße

Ingo

Dornwald46
03.11.2018, 20:07
Idioten gibt es halt immer wieder.

....was ja auch meist das größte Problem ist: Unvernunft, Uneinsichtigkeit, Unwille am anderen Ende der Hundeleine.

deranonyme
03.11.2018, 20:25
Es sind nicht immer nur die frei laufenden Hunde. Mancher Halter ist schlicht mit der Größe und Kraft des Hundes überfordert. Habe ich vor ein paar Jahren beim Joggen selbst erlebt. Auf dem Waldweg vor mir in einiger Entfernung ging ein älterer Herr mit einem Rottweiler Rüden auf mich zu. Bei meinem Erscheinen nahm er den Hund an die Seite des Weges die etwas höher lag. Ich war beruhigt und alles war gut. Als ich auf ca. 10-15 Meter ran war zog der Rüde plötzlich an. Der ältere Herr machte eine Bauchlandung und wurde mitgeschleift. Erst sehr kurz vor mit bekam der die Beine nach vorne und konnte den Hund stoppen. Ich bin heute noch froh das sein vierbeiniger Freund nicht mit mir spielen konnte. Aber nur um es mal zu sagen, es gibt auch viele verantwortungsvolle Hundehalter.

joker13
03.11.2018, 20:43
Aber nur um es mal zu sagen, es gibt auch viele verantwortungsvolle Hundehalter.

Natürlich :top:

Es sind ja nur einige unverschämte Deppen, die den Ruf der Hundehalter schädigen. :eek:

BeHo
03.11.2018, 20:55
Bei "nur" zehn Prozent unverantwortlich handelnden Hundehaltern wären wir in Deutschland schon im hohen sechs- bis niedrigen siebenstelligen Bereich. Ganz schön viel Konfliktpotential.

ingoKober
03.11.2018, 20:56
Es sind nicht immer nur die frei laufenden Hunde. Mancher Halter ist schlicht mit der Größe und Kraft des Hundes überfordert.

Aber das kann man lernen- und sollte man halt, wenn man einen kräftigen Hund hat. Hier im Ort hat eine Dame einen Mischling von ca 90 cm Schulterhöhe und bestimmt mehr als ihrem Eigengewicht. Dazu auch noch ein eher unverträglicher Kerl.
Aber sie hat ihn ohne Halti oder anderen Spezialkram jederzeit voll im Griff. Eine der vorbildlichen Halterinnen!
Unser Hund würde dem großen übrigens gerne mal zeigen, was ne Harke ist...ein Erzfeind. Allerdings könnte er Toto bestenfalls als Plombenfüllung benutzen. Aber Hunde haben oft keinerlei Vorstellung von der eigenen Größe und Kraft - und der des anderen.
Darum sind ernste Raufereien nochmal besonders gefährlich. Auch ein 80 kg Hund mag meinen, er kämpft von gleich zu gleich mit einem 10 kg Hund- und umgekehrt.

Viele Grüße

Ingo

steve.hatton
03.11.2018, 20:59
Das Hauptproblem ist m.E. dass viele Menschen Hunde haben von deren Rassemerkmalen sie keinerlei Ahnung haben und sich dazu auch noch viel zu wenig mit dem Hund geschäftigen.

Es gibt einfach Hunderassen die ausschließlich unter geschulter Führung aauf öffentlichen Grundstück, Wegen und Plätzen etwas verloren haben - deshalb Hundeführerschein.

Und das bezieht sich nicht auf klein = harmlos, groß = problematisch.

Schaut Euch mal die Beißstatistiken an !

Robert Auer
04.11.2018, 00:31
Das Hauptproblem ist m.E. dass viele Menschen Hunde haben von deren Rassemerkmalen sie keinerlei Ahnung haben und sich dazu auch noch viel zu wenig mit dem Hund geschäftigen.

Es gibt einfach Hunderassen die ausschließlich unter geschulter Führung aauf öffentlichen Grundstück, Wegen und Plätzen etwas verloren haben - deshalb Hundeführerschein.

Und das bezieht sich nicht auf klein = harmlos, groß = problematisch.

Schaut Euch mal die Beißstatistiken an !

Danke für die Klarstellung! :top:
Ich habe einen Bayer. Gebirgsschweisshund, einen sehr gut erzogenen Jagdhund. Dieser ignoriert Passanten, Jogger und Radler sowieso. Ja er ignoriert sogar Enten usw ganz, lässt sich auch nur von 3-5 Rüden in unserer Stadt provozieren und lässt sich auch nach einem Start zur Wildverfolgung noch ganz gut abrufen, notfalls mit Pfeife. Aber Katzen, Eichhörnchen und Mäuse hat er zum Fressen gern. Da würde er am liebsten Klettern lernen.
Bei uns besteht in der ganzen Stadt Leinenzwang, aber ich habe den Eindruck, dass ich einer der wenigen bin, die das beachten. Trotzdem habe ich in den letzten 3 Jahren schon zwei mal erlebt, dass er ihn anstarrende Kinder mit dunklen Augen als Bedrohung wahrgenommen hat und diese dann verbellt. Da gibt es Eltern die sich damit nicht auskennen und dem Hundehalter die Alleinschuld geben.

steve.hatton
04.11.2018, 00:55
Oh Vorsicht, Kinder ist ein teuflisches Thema, ein falscher Halbsatz und ...... ich bin raus:cool:

Conny1
04.11.2018, 01:11
Meine angeleinte Jagdhündin ist kürzlich von einer freilaufenden Katze attackiert worden.
Sie ist ihr von der gegenüberliegenden Straßenseite kommend, völlig unvermittelt auf den Rücken gesprungen. Sie ließ letztendlich nur durch mehrere gezielte Tritte von mir von meiner Hündin ab. Katzen unter Leinenzwang oder unter Dauerhausarrest, auch der Vögel wegen. :roll:

Robert Auer
04.11.2018, 01:13
Tja, ich weiß dass es ein heißes Eisen ist, aber es gibt halt auch immer wieder Eltern, die ihre Kinder nicht zurück halten wollen, wenn ihe Kinder Hunde für Plüschtiere halten und diese am liebsten noch streicheln wollen. Man kann nicht immer vor solchen Situationen flüchten.
Obwohl mein Hund als Kinderfreundlich bezeichnet wird, ist mir ein Passieren von fremden Kindern unangenehm. Ich habe natürlich die Verantwortung.

embe
04.11.2018, 10:39
Es gibt unbestritten auch Eltern, welche Ihren Kindern nicht beibringen, dass man fremde Hunde nicht einfach streicheln darf. Was nicht im Interesse der Kinder ist.:flop:

Aber das klingt ja jetzt so, als würde die Gefährdung von freilaufenden Kindern ausgehen.:lol:
Beim aufeinandertreffen von Kind (freilaufend) und Hund (freilaufend) wird, wenn denn im ungünstigsten Fall etwas passiert, in den meisten Fällen eher nicht der Hund einen Schaden erleiden.

Allerdings ging es hier um freilaufende Hunde, nicht um freilaufende Kinder.:D

Mögliches nicht 'hundegerechtes' Verhalten von Menschen ist einzuberechnen und dann doch umso mehr ein Grund für verantwortungsvolle Hundehalter, ihr Tier anzuleinen.

Panflam
04.11.2018, 11:43
Ich finde da darf es gar keine Diskussion geben.
Wenn Menschen sich nähern gehören Hunde angeleint.
Wie soll ein entgegenkommender Passant wissen ob ein Tier gefährlich ist oder nicht? Muss ich meinem Mitmenschen ein mulmiges Gefühl zumuten?
Wir haben selber zwei mittelgroße, temperamentvolle Hunde. Es wäre nicht artgerecht sie ständig an der Leine zu halten. Also haben wir sie von klein an erzogen zu hören und auf Ruf sofort zu kommen. Das ist natürlich Arbeit (macht aber auch Spaß), wenn man keine massiven Mittel (Teletakt ist ohnehin verboten) einsetzen will. Auch das jagen haben haben wir von kleinauf eingeschränkt, da wir direkt am Feld wohnen.

Hundeführerschein ist so eine Sache - soll die Oma mit ihrem Foxl, den sie ohnehin nur an der Flexileine führt, noch einen Hundeführerschein machen? Ich weiß nicht...

Man kann nur an die Vernunft appellieren und ansonsten —> Strafen aussprechen.


Gruß Jörg

@ Conny1: Volle Zustimmung!

Robert Auer
04.11.2018, 12:03
[QUOTE=Panflam;2029729]Ich finde da darf es gar keine Diskussion geben.
Wenn Menschen sich nähern gehören Hunde angeleint.
Wie soll ein entgegenkommender Passant wissen ob ein Tier gefährlich ist oder nicht? Muss ich meinem Mitmenschen ein mulmiges Gefühl zumuten?
[ex/QUOTE]

Ich bin ja bei dir und sogar auch für einen Leinenzwang von freilaufenden Wölfen! ;)

hpike
04.11.2018, 12:43
Wozu? Die beißen keine Menschen. Jedenfalls gibt es seit der Rückkehr der Wölfe keinen einzigen Fall in Deutschland. Sehr wohl aber 30-50 000 Hundebisse pro Jahr laut deutschem Ärzteblatt. Wozu dann Leinenpflicht für freilaufende Wölfe? Für Hunde fände ich das absolut angebracht und müsste meiner Meinung nach längst Gesetz in Gesamtdeutschland sein. Und vor allem mal ausreichend und vor Ort bestraft werden. Geldstrafen wirken immer. Wenn ich bei uns am See bin und dort herrscht Leinenzwang, laufen 9 von 10 Hunden ohne Leine. Mehrfach hab ich jetzt von verschiedenen Spaziergängern gehört, das ihnen gleich Prügel angedroht wurde wenn sie etwas gesagt haben. Sogar von Frauen Prügel angedroht wurde. Natürlich nicht von allen, aber dass das überhaupt passiert finde ich absolut schlimm.

Dana
04.11.2018, 13:05
Ich würde eine Tierhalter Erlaubnis ähnlich einer Fahrerlaubnis befürworten.

...weil alle, die eine Fahrerlaubnis haben, verantwortungsvoll fahren? ;)

Sorry fürs leichte Hopsnehmen, aber es gibt die Verantwortungslosen und Merkbefreiten in fast jeder Sparte. Sei es Tierhaltung, Fahrweise, Behandlung seiner Familie, Umgang mit Mitarbeitern, Gesundheitswesen was auch immer.

Das Blöde ist ja, dass die, die es betreffen würde, meist unter die Kategorie "da gehöre ich ja nicht dazu!" fallen und man daher kaum durch kommt.
Wie oft habe ich beim Gassigang dumme Leute getroffen, die nicht merken, was ihr Hund für eine Körpersprache hat und dann verwundert bis biestig reagieren. Die Situationen kennt jeder Hundehalter und jeder kann die dollsten Geschichten dazu erzählen.

Hier eine von mir:

Ich war mit Sam und ihrem Freund Snoopy (Pudel) im Feld. Beide unangeleint, weil Sam aufs Wort hörte und Snoopy darin auch immer besser wurde. Jedenfalls ließ er sich inzwischen rufen und anleinen, weshalb ich, wenn Hunde in Sichtweite kamen, ihn immer rief und anleinte.

Wir liefen einen Weg hinunter und ich hörte mehrfaches aggressives Bellen (also mehrere Hunde) und schaute um die Ecke.
Unten an der Straße lud eine ältere Dame drei Hunde aus ihrem Wagen. Zwei kleinere und ein mittelgroßer. Die drei gingen sofort aufeinander los, aggressiv bellend und rumspinnend. Ich nahm Snoopy an die Leine und wir liefen ein großes Stück zurück in den Weg hinein, weil ich eine Begegnung vermeiden wollte. Snoopy ist ein kleiner Angsthase, aber mit hohem Proll-Potential. Sam war von mir so erzogen, dass sie einfach vorbei ging.

Als die Dame mit ihren Hunden (alle frei laufend) an der Kreuzung vorbei ging, brüllte sie zu mir hinein: "DAS HÄTTEN SIE NICHT GEMUSST! DA TUT KEINER WAS!!" und dann etwas leiser etwas von "immer diese Übervorsichtigen..." Ich sagte freundlich in einer Lautstärke, dass sie es über die Entfernung auch verstehen konnte:
"Ich wollte in diesem Fall keine Begnung. Gehen Sie bitte weiter."

Die Dame tat dies, sichtlich pikiert und rummotzend...und ihre drei rannten ihr hinterher. Ich wartete, ging dann zurück zur Kreuzung, bog rechts ab, in die Richtung, aus der sie gekommen war. Snoopy und Sam ganz brav an meiner Seite, keiner der beiden machte einen Muks.

Plötzlich hatte ich ein ungutes Gefühl und drehte mich um. Ich sah, wie die drei, sicher 100m hinter mir, sich alle umgedreht hatten und uns fixierten. Plötzlich preschten alle drei gleichzeitig los... Ich nahm meine Hunde hinter mich, Snoopy an der Leine, Sam bekam einen Befehl...und dann machte ich drei Schritte auf die anrasende Meute zu, machte mich groß und brüllte sie sowas von an, dass alle drei von 100 auf 0 in zwei Sekunden runterbremsten und groß guckten. Hinten das Frauchen, das verzweifelt rumwimmerte, dass ihre drei lieben Süßen doch bitte wieder kommen sollten...

Die drei zogen eingeschüchtert ab und ich schrie nach hinten:
"Da sehen Sie, wie Ihre drei NICHTS MACHEN!!"

Sowas hat jeder schon mal erlebt, der einen Hund hat...und das wird sich auch nicht ändern. Auch nach solchen Artikeln nicht. Es gibt zu viele Hundehalter, die keine Ahnung haben, was ihr Hund macht. Wie oft habe ich Halter schon aufklären müssen, dass die Körpersprache ihres Hundes gerade NICHT freundlich, sondern fixierend und prollend wirkt...und es kein Spielverhalten darstellt. Selbst ein wedelnder Schwanz ist nicht immer "lieb". Und meist wird man belächelt, weil man seinen eigenen Hund ja besser kennt...

Seinen Hund besser lesen zu können, wäre wünschenswert, das hieße aber "Beschäftigung mit dem Thema"...und dafür nehmen sich viele leider nicht die Zeit. Zudem sollte genau überlegt werden, welche Art von Hund sich für einen eignet.
Wenn ich eine 50kg-Dame mit einem fast genauso schweren Ridgebackrüden sehe, der sie einfach nur hinter sich her schleift, dann frage ich mich, was die Frau geritten hat, als sie sich den kleinen süßen Welpen anschaffte... Oder eine Familie, die gassifaul ist, aber einen kleinen Terrier hat, der aus Bewegungsnot heraus total durchdreht...

Nunja...ein riesiges Thema.

baerle
04.11.2018, 13:26
Ich bin da ganz bei Dana - wir haben auch keinen Hund mehr nachdem wir uns vom letzten trennen mussten ... auch wenn es nach Jahren noch immer gelegentlich schwer fällt. Das hat zwei Gründe - zum einen Zeit und Aufwand und zum anderen das Theater mit anderen Hundebesitzern und Nicht-Hundebesitzern.

Unser Hund Kuro war auch sehr gut erzogen, hat die meisten anderen Hunde einfach ignoriert und sehr gut gefolgt - leider ist das nur bei den wenigsten der Fall. Und oft habe ich den Eindruck je kleiner der Hund desto kleiner die Ahnung von der Haltung :crazy:

Ich könnte da einige Geschichten erzählen ... eine der lustigsten war vielleicht die Oma mit ihrem kleinen WasWeißIchFürEineSorte-Hund ... mein Kuro läuft ganz cool an dem Köter vorbei, ignoriert den völlig. Als wir schon vorbei sind dreht sich der kleine Mistkerl um, verbellt meinen Hund und schnappt nach ihm. Der wiederrum dreht sich auch um, bellt 1x und zeigt die Zähne. Da schnappt sich die Oma das kleine Ding, reisst es sich auf die Arme und motzt mich an weil mein Hund aggressiv sei. Ich hab spontan meinen Hund auf den Arm genommen (40kg oder so, etwas kleiner wie Schäferhund), irgend sowas wie "Ihrer hat angefangen - Kuro wir gehen" gemurmelt, umgedreht und weggelaufen. Gesichtsausdruck von meinem Hund und Oma war unbezahlbar ... :lol:

Was die Zeit für den Umgang mit Hunden betrifft: wenn ich mir die heutigen Zustände mit Kita fast direkt nach der Geburt anschaue wundert mich das nicht. Und dann gibt es noch die anderen Extremfälle wo Hunde Kinder ersetzen - teilweise absurd und keineswegs zum Wohl des Tieres ...

Heisses Thema das ganze :?

LG Manuel

André 69
04.11.2018, 13:55
Hi,

es juckt mir gerade in den Fingern, also auch meine Meinung dazu:
Ich habe keine Angst vor Hunden, auch habe ich noch keine schlechten Erfahrungen mit Hunden machen müssen.
Es sind immer nur die Hundebesitzer, die nicht "bei ihrem Hund sind" - ich meine die Aufmerksamkeit die der Hund verdient hat, sei es nur ihm der Rudelführer zu sein, und nicht ihm diese Rolle zu überlassen.
Ein guter Freund von mir läuft seit Jahren lieber auf dem Laufband, als im nur wenige hundert Meter entfernten Park, da dort trotz Leinenpflicht immer wieder freilaufende Hund unterwegs sind, incl. jeder Menge gefüllter Plastiktüten, die die Wegränder sämen. Wegmachen wenn es jemand sieht, ins Gebüsch werfen wenn keiner hinschaut ...

Es sind sicher die meisten Hundebesitzer verantwortungsbewusst, aber eben zu viele nicht.

Gruß André

Robert Auer
04.11.2018, 13:59
@hpike: Das mit dem Leinenzwang für Wölfe war ein von dir nicht erkannter Scherz.
Seit Dana ihren zum Threadtitel passenden Beitrag geschrieben hat, bin ich hier wieder versöhnt! Nun kann ich mich auch wieder mit dem Fotografieren beschäftigen! :top:

hpike
04.11.2018, 14:12
Das hatte ich schon erkannt, so ist das nicht. Aber ich wollte die Gelegenheit nutzen, um nochmals auf meine Meinung des rigorosen Leinenzwanges hinzuweisen. ;) Ich hab relativ viele unangenehme Begegnungen mit Hunden gehabt bzw. mitbekommen. Bei den meisten war ich nicht mal selber beteiligt, musste es nur beobachten. Das fing an mit von großen, kräftigen Hunden umgerannte Kleinkindern und dazu noch lachenden Hundehaltern, bis hin zum laufen lassen von großen Hunden, während der Brutzeit der Großen Brachvögel im NSG. Ich bin da mittlerweile einfach nur noch sauer und absolut humorlos und rufe, Smartphones sei Dank, heute nur noch kommentarlos die Polizei. Da fehlt mir jegliches Verständnis.

Robert Auer
04.11.2018, 14:57
Das Smartphone ist oft die Ablenkung der Hundehalter. Als solcher muss man sich mit dem eigenen Hund und seinem erweiterten Umfeld beschäftigen.

Traumtraegerin
04.11.2018, 15:47
Der angeleinte Hund meines Sohnes wurde letzte Woche hier in Hamburg von einer „Listenhündin“ angefallen und verletzt. Sie hatte weder Leine noch Maulkorb, was hier aber vorgeschrieben ist. Der Hundehalter ist eindeutig dem Personenkreis zuzuordnen, dem man nicht gern begegnet und die Hündin wird illegal gehalten... In diesem Fall wurden alle Klischee bedient.
Aber es gibt dann noch diejenigen, die mit ihrem Familienhund eine Radtour machen. Der Hund läuft ohne Leine, der Halter telefoniert nebenbei und sieht entspannt zu, wie der harmlose Hund im Naturschutzgebiet auf Entenjagd geht.



Beide Halter handeln verantwortungslos und ohne Verstand und keiner ist einsichtig. Was soll man da noch machen außer einen großen Bogen laufen? :evil: