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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Blitzbrenndauer mit defekter Festplatte messen


elch
26.04.2017, 18:50
Hallo,

ein Festplattentod geht in der Regel mit einem fehlenden Backup einher und macht nur Probleme. Wenn man sich darüber genug geärgert hat, kann man, sofern nur die Daten weg sind und der Plattenmotor noch funktioniert, die defekte Platte doch noch sinnvoll nutzen.



Schritt 1:

die defekte Platte wird aufgeschraubt und der Plattenstapel freigelegt ohne die Elektronik der Motorsteuerung zu beschädigen. Dann kann die Platte bei Stromanschluss (im Bild noch eine alte IDE-Platte) rotieren



Schritt 2.

Auf den Plattenstapel wird ein feiner Strich (weisse Klebefolie oä) radial aufgeklebt

515/Platte_2.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=271771)


Schritt 3.

ein paar Überlegungen:
Die Platte rotiert zum Beispiel mit 7500 Umdrehungen/ min. (besser wäre eine schnelle SCSI - Platte mit 15000 Umdrehungen/min). Die Rotationsgeschwindigkeit wird von der Elektronik sehr genau stabilisiert.
7500 U/min entsprechen 120 Umdrehungen/sec; das bedeutet pro Sekunde legt der Zeiger auf der Platte 120*360° entsprechend 43200 Grad zurück. Mit 1° Unterschied kann also 1/43200 sec gemessen werden.



Schritt 4.

Die Belichtungszeit der Kamera wird auf 1/60 eingestellt; damit ist der Kameraverschluss gegenüber der Zeit in der der Blitz leuchtet fast unendlich lange geöffnet; die Belichtungsdauer des Sensors wird allein vom Blitz bestimmt

Schritt 5.

Der Blitz wird manuell auf minimale Leistung (1/128)eingestellt. Die geblitzte Aufnahme zeigt den Zeiger scharf. Das bedeutet die Blitzbrenndauer liegt in der Größenordnung von 1/40000 sec
515/Platte_4.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=271773)





Schritt 6.

die Leistung des Blitzes wird jetzt erhöht, zum Beispiel 1/16


515/Platte_3.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=271772)


statt eines scharf abgebildeten Zeigers sieht man auf der Aufnahme jetzt einen breiten hellen Sektor. Die Winkelbreite des hellen Sektors in Grad multipliziert mit den oben ermittelten 1/43200 ergibt die Brenndauer des Blitzes bei dieser Leistung


Schritt 7.

Die Synchronizität zweier Blitze kann auch überprüft werden. Beide Blitze werden synchron gezündet. Falls zwei Zeiger auf der Aufnahme zu sehen sind, zünden die Blitze asynchron. Der Winkelunterschied erlaubt wieder die Bestimmung der Zeitdifferenz.


Zwei meiner 3 Blitze liefern im Rahmen der 1/43200s exakt synchrone Bilder, der dritte Blitz ist wohl wegen anderer Elektronik trotz gleichen Typs Yongnuo 560 II asynchron

515/Platte_5.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=271774)




Weitere mögliche Spielereien mit der defekten Platte sind Experimente mit High speed Synchronisation, ETTL und die direkte Messung von Verschlusszeiten

Viel Spass bei eigenen Experimenten elch

BeHo
26.04.2017, 19:01
:top:

jms
26.04.2017, 21:04
Nerd :-)

Klasse "installation" - gefällt mir. Hab noch ein paar alte Platten - wenn es mir mal langweilig werden sollte baue ich das nach.

Grüße jms

BeHo
26.04.2017, 21:18
In den späten Achtzigern hatte ich mal versehentlich eine 30MB-Harddisk aufgeschraubt. Den Blick ins Innere werde ich nie vergessen, da mir da als armer Student der Gegenwert von fast 1.200 DM entgegenblickte. :shock:

Nach dem schnellen Wiederverschließen gab es noch eine kurze Zeit lang Probleme, bis das letzte Staubkorn den Plattenbereich verlassen hatte. Danach ging es mit leicht verminderter Kapazität weiter, wobei 30 MB damals am Atari ST ja gigantisch viel war.

klaramus
27.04.2017, 07:47
Das ist ja eine geniale Idee, muss ich demnächst ausprobieren.

Ich hatte mal eine 10Mb Festplatte, die klemmte zeitweise und musste dann aufgeschraubt und angestossen werden. Ging ohne Problem!
K.

Andronicus
27.04.2017, 08:44
Auf die Idee muss man erst mal kommen! :top:

Ist nix für mich (also zum ausführen), aber andere werden das bestimmt nachahmen.

Hoepping
27.04.2017, 10:27
Super Idee.

Ich meine aber, übliche Festplatten haben eine Drehzahl von 7200 rpm (nicht: 7500). Allerdings habe ich keine Ahnung, wie sehr man dabei den technischen Daten der Hersteller vertrauen kann. Eine Angabe der Toleranz habe ich dabei noch nicht gesehen.

Viele Grüße,
Paul.

sgtphil
27.04.2017, 11:10
Super Idee.

Ich meine aber, übliche Festplatten haben eine Drehzahl von 7200 rpm (nicht: 7500). Allerdings habe ich keine Ahnung, wie sehr man dabei den technischen Daten der Hersteller vertrauen kann. Eine Angabe der Toleranz habe ich dabei noch nicht gesehen.

Viele Grüße,
Paul.

Es waren mit Sicherheit auch 7200U/min gemeint, da sonst die Rechnung oben nicht aufgehen würde ;)
Tolles Projekt, da muss man wirklich erst mal draufkommen :top:

kersjo
27.04.2017, 11:14
7500 U/min entsprechen 125 Umdrehungen/s, 7200 dann 120 1/s

elch
28.04.2017, 17:52
DANKE für die Berichtigung. Die Drives laufenüblicherweise mit 7200 U/min.

BeHo
28.04.2017, 18:09
5.400 U/min sind auch recht häufig.