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10.06.2019, 19:09 | #101 |
Registriert seit: 10.11.2007
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Beiträge: 8.902
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Faszinierend, was hier dazugekommen ist!
Die Serie aus Nepal von Roland Hank hat mich ganz besonders beeindruckt! Eine hervorragende s/w Umsetzung.
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Einige meiner Bilder: Winter und Polarlicht Nordnorwegen 2016 . Australien . Von Kalifornien nach Montana . Grönland 2016 . Australien 2009 . Meine Homepage |
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19.06.2019, 09:19 | #102 | ||||||||
Themenersteller
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Gesichter Afrikas: Unter Tuareg in Mali (1)
Wahrscheinlich kennen die meisten hierzulande den Begriff Tuareg nur als SUV-Modell von VW (wobei der deutsche Autokonzern hierfür kurioserweise die französische Schreibweise Touareg gewählt hat). Wer sich für Politik interessiert und Zeitung liest, stößt auf Tuareg zudem praktisch nur noch im Zusammenhang mit Terror und Islamisten, vor allem wenn es um die westafrikanische Republik Mali geht.
Ich war vor ein paar Jahren drei Tage unter Tuareg. Anlass war das jährliche Festival au Désert, ein stark von Musikauftritten geprägtes Freiluftfestival mitten in der Sahara. Zugleich ist es aber auch ein großer Heiratsmarkt, ein Ort für Wettkämpfe auf Kamelen, ein Wiedersehenstreffen für die weitverzweigten Tuareg-Familien. So findet es reihum in den Hauptländern statt, in denen das Nomadenvolk grenzüberschreitend lebt: Algerien, Libyen, Niger, Burkina Faso und Mali. Ich erlebte das Festival in Mali, konkret in dem Oasendorf Essakane, 70 km westlich von Timbuktu. Hier fand es in der nackten Wüste, eingebettet in Sanddünen statt. Und ja, es war ein einzigartiges Erlebnis, das bis heute sehr lebendig in mir nachhallt. Wir waren nur wenige Touristen, vor allem Franzosen, auch US-Amerikaner, Israelis und halt Deutsche, und bald erkannte man diese nicht mehr. Denn um sich gegen den feinen Sand und die abends empfindlich aufkommende Kälte zu schützen, hatten wir uns auch bald alle in jenen Tagelmust der Tuareg-Männer gehüllt – ein großes Tuch aus Leinen oder Baumwolle, das wie eine Mischung aus Turban und Gesichtsschleier anmutet. Dieses Kleidungsstück kann bis 15 m lang sein. Beeindruckend war bereits der Einzug der verschiedenen Kamelkarawanen aus allen Himmelsrichtungen. Stolz und beherrscht saßen vor allem die Männer auf ihren weißen oder hellbraunen Dromedaren, die ihrerseits langsam und gemessenen Schrittes durch den Sand stakten. Es wirkte alles wie nicht (mehr) von dieser Welt.
Übrigens ist „Tuareg“ nur der Plural für dieses zu den Berbern zählende Volk. Der einzelne Mann heiß in ihrer Sprache Targi, die Frau Targia. Sie haben auch eine eigene Schrift: das Tifinagh, das offenbar auf alten phönizischen Buchstaben beruht. → Bild in der Galerie → Bild in der Galerie Einen der Höhepunkte gleich am ersten Tag bildeten kleine Wettbewerbe auf Kamelen, teils auch Pferden. Vor allem jüngere Männer versuchten hier ihr Können zu demonstrieren und wohl auch die Mädchen aus anderen Clans, Stämmen oder Gruppen zu beeindrucken. Zunächst stellten sie sich in breiter Front auf, so dass man an Schlachtformationen in alten Filmen („El Cid“) erinnert wurde. → Bild in der Galerie → Bild in der Galerie Dann begannen die Reiter ihre Spielchen. Am spektakulärsten wirkte es, wenn sie die Tiere im vollen Galopp zum Bremsen brachten.
Fraglos machten die Tuareg in den letzten Jahrzehnten auch Schlagzeilen mit Aufständen, Überfällen oder Kriegen. Doch das war stets nur ein Ergebnis ihrer Unterdrückung – im Norden ihres Verbreitungsgebietes durch die Araber, im Süden durch sesshafte Bauernvölker wie etwa die Bambara, Songhai oder Dogon. Stets wurden sie am Ende gedemütigt, in ihren Rechten beschnitten und militärisch verfolgt. Man behandelt sie bis heute als Aussätzige, ähnlich wie andernorts in Europa die Sinti und Roma. So flüchten sie sich teils auch in einem wahhabitischen Islam – eine besonders puristisch-traditionalistische Auslegung der sunnitischen Glaubensrichtung (ähnlich wie in Saudi-Arabien oder Afghanistan.) → Bild in der Galerie Die Bilder entstanden teils mit einer Konica Minolta Dimage Z3 und teils mit der Konica Minolta Dynax 5D. Auf meine erste Sony (Alpha 300) stieg ich erst kurz danach um.
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Gruß Harald Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. |
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19.06.2019, 10:18 | #103 |
Registriert seit: 12.07.2005
Beiträge: 16.214
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Klasse, wirklich tolle Aufnahmen. Natürlich kenne ich Tuareg. Die faszinieren mich schon seit meiner Kindheit. Damals gab es eine TV Serie, in der ein Junge der Tuareg die Hauptrolle spielte. Die war ziemlich spannend und ich hab keine Folge verpasst. Leider hab ich den Namen der Serie vergessen, aber deine Bilder, holten diese Erinnerung schnell wieder hoch.
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Gruß Guido A-Mount lebt! Es kommt anders wenn man denkt. |
19.06.2019, 10:36 | #104 |
Registriert seit: 12.07.2005
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Hab mal gegoogelt und wurde fündig. Die Serie hieß, Mussa, der Tuareg und lief 1968 . Vielleicht erinnern sich ja auch noch andere.
Hier, gibt es mehr dazu. https://m.imdb.com/title/tt6107462/episodes/?season=1
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Gruß Guido A-Mount lebt! Es kommt anders wenn man denkt. |
19.06.2019, 11:17 | #105 | |
Themenersteller
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Zitat:
Offenbar spielt die Serie in der Republik Niger. Dort haben wir die Jeeps und die Mannschaft gechartert und sind zwei Wochen durch Niger, Burkina Faso und eben Mali gerollt. Ich zeige nach und nach mal noch ein paar Fotos hiervon.
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Gruß Harald Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. |
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19.06.2019, 12:54 | #106 |
Registriert seit: 12.07.2005
Beiträge: 16.214
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Ach da hab ich gar nicht dran gedacht das du das gar nicht sehen konntest. Der Fall der Mauer ist schon wieder so lange her, unglaublich wie die Zeit vergeht. Hätte dir bestimmt gefallen die Serie. Die war gut gemacht soweit ich mich erinnere. Ich war da grad 10.
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Gruß Guido A-Mount lebt! Es kommt anders wenn man denkt. Geändert von hpike (19.06.2019 um 13:00 Uhr) |
20.06.2019, 19:41 | #107 | |||||||||||||||||||||||||||||
Themenersteller
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Gesichter Afrikas: Unter Tuareg in Mali (2)
Eine kleine Auswahl an Tuareg-Männern (Targi). Wie man sieht, bindet jeder seinen Tagelmust anders. Auch Farben und Materialien sind nicht vorgeschrieben.
Bei den Tuareg trägt quasi der Mann den Schleier, während die Frau mehr oder weniger Antlitz zeigt. Das hat sicher vor allem praktische Gründe. Denn der Targi ist halt viel in der Wüste unterwegs, ob mit einer Karawane, seiner Viehherde oder auf eher kriegerischen Pfaden. Und so dient das lange Tuch einerseits als Schutz vor dem feinen Sahara-Sand als andererseits auch vor dem Erkanntwerden - und damit einer möglichen Rache. Bei Frauen habe ich mich indes nicht so dicht herangetraut. Hier drum nur wenige Fotos von ihnen, die zum Teil auch etwas unscharf oder schlechter aufgelöst sind.
An der Stelle noch ein Wort zur Stellung der Frau in der Tuareg-Gesellschaft. Obwohl die Tuareg Moslems sind, ist eindeutig die Frau das dominierende Familienmitglied in ihren Clans und Familien. Sie ist wie gesagt nicht verschleiert, es gab bei den Tuareg auch nie Genitalverstümmelung, und selbst die Bedeutung eines Mannes in der Tuareg-Hierarchie richtet sich nach dem Rang seiner Schwiegermutter und damit seiner Frau.
Der Targia (Tuareg-Frau) gehören das Zelt und die darin befindlichen Einrichtungsgegenstände, sie erzieht die Kinder, sie empfängt und bewirtet die Gäste und auch beim Erben bevorzugt ein Targi die Brüder seiner Frau gegenüber den eigenen Söhnen. → Bild in der Galerie → Bild in der Galerie Da ich noch eher lichtschwache Kameras dabei hatte, konnte ich leider so gut wie nicht mehr abends fotografieren, als die Bands mit ihrem überraschend rockigen Wüsten-Groove loslegten. → Bild in der Galerie Vor allem aber begann dann am Rande der Musikbühne erst das richtige Leben. Tuareg-Mädchen müssen halt nicht keusch in die Ehe gehen, sondern sie dürfen sich problemlos und nach eigenem Gustus ausprobieren…
Und so sucht sich eine Targia ihren Ehemann auch selbst aus – und sie verstößt ihn unter Umständen auch wieder, wenn sie mit ihm nicht zufrieden ist… Und so sah ich unter Tuareg aus → Bild in der Galerie
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Gruß Harald Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. |
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20.06.2019, 20:51 | #108 |
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Beiträge: 16.214
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Tolle Bilder, gefallen mir richtig gut. Man sieht den Frauen ihre Selbständigkeit und ihren Stolz an, genauso wie den Männern. Irgendwie hab ich in Erinnerung, das dieses hellblau der Kleidung, typisch für die Tuareg sein soll. Ein stolzes, ehemals wohl auch kriegerisches Volk. Ein Lächeln entlockte mir der hohe Absatz vom Schuh eines der jungen Mädchen. Irgendwie ist das überall das gleiche mit den Schuhen und den Frauen.
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Gruß Guido A-Mount lebt! Es kommt anders wenn man denkt. |
22.06.2019, 16:49 | #109 | |
Themenersteller
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Danke, Guido, für die Anerkennung!
Zitat:
Hier noch ein kleiner Nachtrag. Auch das ist wohl unter jungen Männern weltweit so... → Bild in der Galerie
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Gruß Harald Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Geändert von perser (22.06.2019 um 16:56 Uhr) |
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13.07.2019, 09:09 | #110 |
Registriert seit: 01.10.2011
Ort: Alf / Mosel
Beiträge: 16.890
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Wenn Dana im Monatsthema, zu Recht, die häufig mangelnde Beteiligung in Bilderthreads bedauert, dann bist auch du mit diesem wirklich sehenswerten Thema ein Betroffener.
Mehr als 25000 Aufrufe und nur wenig Kommentare. Trotzdem toll, daß du immer wieder neue " Gesichter der Welt" zeigst. Ich genieße es immer, schreibe aber (zu) selten.
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Kritik und Kommentare an meinen Bildern sind immer willkommen. Euer Feedback hilft mir, mich fotografisch weiter zu entwickeln. Grüße aus Alf an der Mosel Peter |
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