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Alt 02.09.2022, 11:20   #1
DerGoettinger
 
 
Registriert seit: 02.04.2019
Ort: Lübeck
Beiträge: 1.006
Überlegungen darüber, warum Sony dieses Jahr keine APS-C-Fotokamera bringt

Ich weiß gar nicht, ob es wirklich für die Community interessant ist, aber aus einer gewissen persönlichen Enttäuschung hinsichtlich der sich abzeichnenden Veröffentlichungen habe ich gerade den Drang, laut zu denken. Wem das zu abgehoben ist, dem nehme ich es nicht übel, wenn er/sie gleich wieder wegklickt


Ich habe mir ehrlich gesagt sehr einen Nachfolger für die a6400/6600 gewünscht. Aber wenn die Gerüchte stimmen (wovon ich bei deren Nachdrücklichkeit davon ausgehe), bringt Sony als nächstes eine APS-C-Kamera für die FX-Serie 'raus und ebenfalls noch dieses Jahr eine weitere APS-C-Kamera aus der ZV-Serie. Die APS-C-Fotografen hingegen schauen in die Röhre. Einige Dystopien sehen sogar den Tod von Sonys APS-C-Fotografie. Aber ist dem so?

Auchg wenn ich schon recht enttäuscht darüber bin, dass Sony dieses Jahr mein Geld nicht will, sehe ich grundsätzlich dennoch nicht so schwarz. ZV- und FX-Serie sind auf Videografie hin konzeptioniert und zum Fotografieren meiner Einschätzung nach nur (sehr) eingeschränkt bis gar nicht "nützlich"/"tauglich". Beide Linien sind m.E. ungeeignet, die a6x00-Serie abzulösen. Das Thema a6400/6600 ist also nach wie vor offen. Aber heißt Sonys Konztentration auf Video-Cinegrafie jetzt automatisch, dass für Fotografen nichts mehr kommt?

Dazu muss man sich eigentlich drei Fragen stellen:
  1. Ist der spiegellose APS-C-Fotografie-Markt tot?
  2. Warum konzentriert sich Sony aktuell so sehr auf APS-C-Video-/Cinegrafie?
  3. Steigt Sony aus dem Markt der spiegellosen APS-C-Fotografie aus?
Um eine schnelle Antwort auf die erste Frage zu geben: nein, der Markt ist mitnichten tot.
Im Gegenteil. Die Sony-Konkurrenten verstärken ja gerade ihre Präsenz im APS-C-Fotosegment, und das würden sie nicht tun, wenn der Markt an sich keine Potentiale mehr hätte. Jetzt könnte man auf die Idee kommen, dass durch die Aktivitäten der Konkurrenz der Markt für Sony uninteressant wird. Aber auch das sehe ich nicht - und daran ist ausgerechnet der größte Konkurrent "schuld": Canon. Canon untersagt offenkundig Drittherstellern das Entwickeln von Objektiven für den RF-Mount. Ob das aus einer allgemeinen Marktsicht heraus klug ist, sei dahin gestellt, aber es entspricht durchaus einer in sich stringenten Canon-Logik, die (bei allen Nachteilen für den Markt) auch durchaus fürt Canon einige Vorteile bringt (um die es hier aber nicht gehen soll). Aber: wie wir ja bei der Einführung des E-Mounts von Sony gesehen haben, war am Anfang die Kritik "vollkommen uninteressant, weil keine Objektive", während jetzt "die größte Zahl an Objektiven" zu den zentralen Argumenten gehört, wenn es um die Attraktivität eines Mounts geht. Natürlich wird man auch RF-VF-Objektive an die APS-C-Kameras packen können, aber es ist halt nicht "klein und kompakt". Der Druck der Konkurrenten ist also da, aber doch nicht so stark wie selbst ich es gedacht habe.

Gehen wir einen kurzen Schritt zurück:
Ich denke, es ist nicht verkehrt, Sony im Bereich "spiegellose APS-C-Fotografie" eine gewisse Marktführerschaft zuzuschreiben (die a6400 zählte 2021 in Japan zu den meistverkauften Kameras in dem Bereich, und im Gebrauchtmarkt dominiert gefühlt die a6000 mit weitem Abstand). Dass die Konkurrenz dennoch in den Bereich APS-C-Fotografie einsteigt, zeigt mir, dass die Hersteller diesen Bereich als Markt wahrnehmen, der trotzdem Potentiale in sich trägt. Gleichzeitig sorgt die Canon-Strategie aber dafür, dass die Marktdurchdringung voraussichtlich eher langsam voranschreiten wird. Das hat zur Folge, das Sony in einer Position ist, in der sie nicht "hektisch noch 2022" antworten müssen (persönliche Ergänzung: leider). Der Konkurrenzdruck ist da und Sony ist auch nicht unangreifbar, aber dennoch ist ihre Position so gefestigt und der Druck insb. von Canon weniger hoch als gedacht, so dass es für Sony keine Gefahr mit sich bringt, wenn sie "erst später" eine neue Kamera für diesen Bereich bringen. Auch wenn ich es gerne anders hätte, ist es ein durchaus guter Schachzug, genau jetzt den Druck in einem anderen APS-C-Bereich zu erhöhen.

Ich kenne die Produkte von Canon/Fuji/wemauchimmer nicht wirklich umfassend, und auch das Thema Videografie ist jetzt eher ein Feld, das mich wenig bis gar nicht interessiert. Aber ich denke, ich liege nicht ganz falsch, wenn ich sage, dass Sony in der Video- und Cinegrafie das ist, was Canon früher in der Fotografie war: an ihm führt kein Weg vorbei. Gleichzeitig sehe ich, dass Fotografie und Videografie enger zusammenwachsen (wie sich z.B. Instragram entwickelt hat, ist ein gutes Beispiel). Damit einhergehend hat sich in gewisser Weise ein neuer Markt ergeben, nämlich der der "kompakten Video- und Cinegrafie". Und dieser Markt ist nicht nur so fruchtbar wie ein frisch gedüngter Acker, er ist vor allem noch "ungeerntet". Sony wäre ehrlich gesagt dumm, wenn sie nicht hingingen und auf diesem Markt jetzt Pflöcke in den Boden rammen würden, zumal hier die Konkurrenz noch weniger zu bieten hat. Ohne zu euphorisch klingen zu wollen wage ich zu behaupten, dass Sony die Chance hat, in diesem Marktsegment eine geradezu erdrückende Marktposition einzunehmen.

Zusammengefasst könnte man bis hier also sagen, dass sie nicht viel verlieren, wenn sie erst 2023 eine neue "spiegellose APS-C-Fotokamera" herausbringen, aber viel, viel mehr gewinnen, wenn sie jetzt möglichst viele "APS-C-Video- und -Cinekameras" annoncieren.

Es bleibt die Frage, ob Sony aus dem Markt der "spiegellosen APS-C-Fotografie" aussteigt. Nun, dagegen sprechen für mich mehrere Gründe:
  1. Wie gesehen ist im Bereich der Fotografie der APS-C-Bereich nach wie vor ein potenter Markt, auf dem Sony jetzt schon eine recht starke Position hat. Dafür, sich daraus zurückzuziehen, gibt es weder Dringlichkeit noch Notwendigkeit. Außerdem kann man davon ausgehen, dass ein Rückzug aus der APS-C-Fotografie auch die Marktposition im Bereich der VF-Fotografie schwächen würde.
  2. Der APS-C-Sensor an sich ist auch nicht tot, sondern insgesamt höchst attraktiv und definitv ein Sensor, in den Sony weiter Arbeit und Knowhow in umfangreichem Maße einbringen wird. Möglicherweise "mehr" mit Blick auf Video-/Cinegrafie, aber eine Dringlichkeit oder gar Notwendigkeit, APS-C hinsichtlich Fotografie sterben zu lassen, sehe ich deswegen auch nicht.
  3. Sony ist sowohl im Bereich Fotografie als auch im Bereich Video-/Cinegrafie extrem aktiv. In der Fotografie dominiert Vollformat, in der Video-/Cinegrafie offenkundig APS-C. Aber wir haben auch gesehen, dass beide Bereiche sich annähern. Damit ergeben sich zwei Schnittmengen, nämlich "Video-/Cinegrafie mit Vollformat" und "Fotografie mit APS-C", bei denen sich die jeweiligen Kompetenzen, Erfahrungen und vor allem Ressourcen mit relativ überschaubarem Einsatz zusammenfügen lassen.
Kurz gesagt: die APS-C-Fotografie ist kein Vorrangmarkt (mehr) für Sony, aber immerhin doch ein Mitnahmemarkt, der an sich immer noch lebendig ist und bei dem Sony mit immer noch gute Margen mit minimalem Aufwand erreichen kann.

Es gibt also immer noch gute Aussichten darauf, dass wir einen a6400/6600-Nachfolger sehen werden.
__________________
"Die ersten 10.000 Bilder sind die schlechtesten" - wahlweise Henri-Cartier Bresson, Jackson Pollock oder Helmut Newton zugeschrieben

Geändert von DerGoettinger (02.09.2022 um 13:42 Uhr)
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