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#111 |
Registriert seit: 11.02.2013
Ort: Südbaden
Beiträge: 5.410
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Hallo Rainer,
vielen Dank für Deine Besprechungen. ![]() ![]() Ja, unsere Äpfel kommen ans Ende ihrer Essbarkeit. Ich muss aus dem kläglichen Rest diese Woche mal noch schnell Apfelmus kochen. ![]() Ich nehme mir die Freiheit saizas Bild zu besprechen. Nur meine laienhafte Meinung, also nichts für ungut. ![]() Aufbauend auf Rainers Bildbeschreibung (s.o.) sehe ich teils scharf als Silhouette abgelichtete Äste eines schon einige Jahre alten Baumes gegen den Abendhimmel. Die Äste sind blattlos und tragen reichlich Knospen. Einige der Aststellen sind verdickt und tragen eine unregelmässige Struktur in der Silhouette. Der Bildtitel lautet Winterabend und das passt zum winterlichen Erscheinungsbild der Äste. Ähnlich wie bei Danas Bild direkt davor ist hier die bei Pflanzen oft jährlich wiederkehrende Folge von Ergrünen, Blühen, Fruchten, scheinbarem Absterben ablesbar. In den von Rainer vorgeschlagenen Eigenschaftsklassen nach Kniepe würde ich Vergänglichkeit (Abnutzung, Patina, Verwittert, Bewuchs, Alterserscheinungen, Rost, Verwelktes) Imperfektion (grobe Textur, feine Risse, Schmutz, Porös, Verwahrlosung, Fresslöcher in Blättern und Blüten, Fototechnische Fehler) Unvollständigkeit (Asymetrisch, Anschnitt, Unkontrollierbare Form, Schräglage, Beschnitt des Hauptmotivs) Natürlichkeit (natürliche Materialien, Erdtöne, keine Künstlichkeit, normale Brennweite, denotativer Bildinhalt, keine Retusche) Simplizität (Schmucklos, einfache Gestalt, geringe Schärfentiefe, Fokussierung auf Details, Farbreduzierung, Leerräume, Dunstig, ausgewaschen) Unergründlichkeit, Stille, Schatten (dunkel, unscharf, geringer Kontrast- und Tonwertumfang, negativer Raum, Über- oder Unterbelichtung, verhüllender Schatten) sehen (wollen). ![]() Kniepe sagt ja (sinngemäß, soweit ich das verstehe) je mehr der Bedeutungsattribute des Wabi-Sabi in einer Fotografie enthalten sind, desto größer ist der Bezug zum darüberliegenden Gesamtkonzept. Von daher sehe ich in saizas Bild einige der Attribute enthalten, aber durch andere Bildkomponenten wieder stark abgeschwächt. Das Bild Fokussiert sich nicht auf Details, es ist zu 'voll'. Durch die räumlich weit hintereinandeliegnden Astbereiche ergibt sich kein Verlauf der Schärfe, auch wenn es klar scharfe und unscharfe Bereiche gibt. Ich bin fast sicher, dass die Äste des Baumes Alterungszeichen (rissige Borke, Bewuchs) aufweisen, aber durch die Silhouettierung gegen den hellen Himmel sind diese Bereiche nicht sichtbar da stark unterbelichtet. Oben und unten sind dunkle Bereiche, welche stärker ausgeführt (Aufnahmeposition?) als Abschattung das eigentliche Motiv (welches?) stärker betonen könnten. Für den Betrachter des Bildes, also den Empfänger der Botschaft, ist, mMn, das Konzept Wabi-Sabi in diesem Bild nicht gut erkennbar. Wabi-Sabi-Ansatz ja, aber deutlich ausbaufähig. ![]() So, jetzt kommt die wilde Mutmassung und Interpretation mit einer Frage an saiza: Ist Dein Bild im Entstehungsland des Wabi-Sabi-Konzepts aufgenommen?
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Viele Grüße, Michael Do what you can, with what you've got, where you are. Bill Widener, of Widener Valley, Virginia, as quoted by Theodore Roosevelt in 'An Autobiography' |
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#112 | |
Registriert seit: 17.01.2024
Beiträge: 116
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Zitat:
So kann z.B. bei der perfekt durchchoreographierten, traditionellen Tee-Zeremonie ein Tässlein auch ein Mü "daneben" stehen; wer Wasi-Sabi lebt, akzeptiert die Imperfektion, und erkennt sie sogar respektvoll an. Die Geschichte von dem perfekt gefegten Hof, wo"mutwillig" ein paar Blätter liegen gelassen wurden, bringt das für mich auf den Punkt. Demnach fällt es mir schwer, das Bild in der fotografischen Umsetzung dieser Philosophie mit allen möglichen Attributen des Wasi-Sabi vollzuknallen. Deswegen begeistern mich hier ganz besonders Werke z.B. von Dana oder kiwi05, weil das Wenige im Bild ein Mehr ausmacht, und sich einige der Bilder auch bereits bei meinem ersten Blick sehr japanisch anfühlen, und auf den zweiten Blick dann eines oder mehrere der erwähnten Attribute erfahren lassen. |
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#113 |
Registriert seit: 29.07.2007
Ort: Ammersee
Beiträge: 706
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Spuren im Schnee
Ich möchte heute ein weiteres Bild zeigen, von dem ich glaube, daß es einige Wabi-Sabi Kriterien erfüllt: Spuren im Schnee
Vergänglichkeit: Ja (der Schnee wird wegschmelzen und die Spuren beseitigen) Imperfektion: Ja (die Abstände der Spuren sind teilweise unregelmäßig, die Schneeoberfläche ist rauh) Unvollständigkeit: Ja (die Spuren setzen sich außerhalb des Bildes fort) Natürlichkeit: Ja (auf dem Bild ist nur Schnee zu sehen, die Spuren stammen von einem Tier) Simplizität: Ja (das Bild ist fast monochrom und der Bildaufbau ist sehr einfach) Unergründlichkeit, Stille, Schatten: zumindest teilweise (wie geht es mit den Spuren außerhalb des gezeigten Bildes weiter?) ![]() → Bild in der Galerie
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Viele Grüße, Bruno |
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#114 | |
Registriert seit: 16.07.2017
Ort: Bayern
Beiträge: 459
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Zitat:
Um so mehr bedanke ich mich bei @embe für die sehr ausführliche Betrachtung, das ist ja schon fast zuviel der Ehre für das „ungeeignete“ Foto. Ja - das Bild habe ich in Japan aufgenommen, nachdem wir gegen Abend öfter mal rausgefahren sind auf der Suche nach schönen Sonnenuntergängen. Wabi-Sabi hatte ich indes noch nie gehört und habe es erstmal gegoogelt, auch mit Google-Bilder wabi-Sabi-sunset, dabei kamen einige Fotos raus, aus denen ich schlussfolgerte, meins könnte passen. Um noch weitere wabi-sabi-taugliche Fotos zu finden, müsste ich schon sehr tief in meinem Archiv graben oder extra was neu fotografieren. Schönen Abend noch.
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ひもかわ |
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#115 |
Registriert seit: 16.07.2017
Ort: Bayern
Beiträge: 459
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Trotz der Unvollkommenheit oder gerade deswegen sollte ein wabi-sabi Bild immer noch auch schön sein, und zwar beim Betrachten und nicht erst beim Interpretieren
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ひもかわ |
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#116 | |
Registriert seit: 11.02.2013
Ort: Südbaden
Beiträge: 5.410
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Zitat:
![]() Ich bleibe mal bei mir, da ist es sicher nicht mein Ziel 'ein Bild.. mit allen möglichen Attributen vollzuknallen', muss man ja auch nicht. Auch gehe ich davon aus, dass die meisten von uns hier im Forum (ich gehe auch diesbezüglich mal von mir aus ![]() ![]() Kniepe schreibt: "Der Sender der fotografischen Botschaft kann also nicht sicher sein, wie die Botschaft subjektiv interpretiert wird. Genauso wie sich der Leser nicht sicher sein kann, wie sie gemeint ist." Von daher sind die von ihm vorgeschlagenen Kriterien, welche man in einem Bild wahrnehmen kann, eben ein möglicher Hinweis auf die Konzeption des Wabi-Sabi, die das Bild darstellen soll, bzw. die in die Bildgestaltung eingeflossen sind. Gerade auch im Gegensatz zu unserer oft vorherrschenden Perfektions-Sucht in Fotos (perfekte Schärfe, kein Stäubchen, kein Fleckchen, kein Pickelchen/Fältchen). Da ist es doch eine gute Übung, bestehende Aufnahmen auch bewusst auf die Eignung der Darstellung des Wabi-Sabi-Konzepts nochmal 'abzuklopfen' oder zu versuchen, diese Konzeption (mit dem Hilfsmittel der Kriterien) bei neuen Bildern mit einfließen zu lassen. Learning by doing. ![]()
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Viele Grüße, Michael Do what you can, with what you've got, where you are. Bill Widener, of Widener Valley, Virginia, as quoted by Theodore Roosevelt in 'An Autobiography' |
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#117 |
Themenersteller
Registriert seit: 06.10.2008
Ort: Wetter (Ruhr)
Beiträge: 1.277
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Bevor die Diskussion um einzelne Bilder sich zum Zank entwickelt, möchte ich mich zunächst selbst zitieren:
In der Zwischenzeit habe 2 PowerPoint-Vorträge zum Thema gehalten (in Fotogruppen). Der erste war eine Katastrophe, der zweite, deutlich überarbeitete, ging dann. Was interessant daran war, waren die engagierten Diskussionen, die sich um Bilder zum Thema entwickelten. Das brachte mich auf die Idee, das offensichtlich kontroverse Thema als Monatsthema auszuwählen. (aus POST #56) Ich hielt ein kontroverses Thema für eine geeignete Methode, dem Forum vielleicht ein bisschen mehr Leben einzuhauchen, als es in den letzten Monaten gehabt hat. Ich erinnere dazu an Danas Aufruf zur Betreuung des Monatsthemas. Wie ich selbst an das Thema gekommen bin, kann man in Post '56 nachlesen und auch warum ich mich an die Buchvorlagen von Herrn Koren und Herrn Kniepe halte. Mit dem "Handtuch werfen" vor dem Bild von saiza wollte ich versuchen Auseinandersetzungen aus dem Wege zu gehen. Wir alle betreiben das hier als Hobby, so nehme ich das zumindest an, und zumindest ich muss meinen Kopf hier nicht um jeden Preis durchsetzten. Das wäre mir viel zu anstrengend und führt oft zu nichts als Ärger. Es gibt in diesem Forum genug Themen, wo man das nachlesen kann. Ich habe lediglich beschrieben, was ich in dem Bild gesehen habe, welche Fragen mir in den Sinn kamen und dann gebeten, dass jemand anders seine Meinung dazu äussert. embe hat das getan, vielen Dank dafür. Rainer
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Wenn Sie in meinen Texten einen Fehler finden, dürfen Sie ihn behalten. ![]() Rainer |
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#118 | |
Registriert seit: 11.02.2013
Ort: Südbaden
Beiträge: 5.410
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Zitat:
![]() ![]() Auf Japan bin ich gekommen, weil Du ja schon öfters Bilder von dort gezeigt hast, eine Signatur in Hiragana führst, und die Uhrzeit der Aufnahme (08:01 am 12. Januar) bei uns eher ein Sonnenaufgangsbild wäre, mit 8 Stunden Zeitversatz aber um 16:00 Uhr perfekt zum Abend in Japan passt. ![]()
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#119 | |
Registriert seit: 17.01.2024
Beiträge: 116
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Zitat:
Ich finde es allgemein lehrreich, über versch. photografische, und dessen Ursprung nach auch malerische Kunstrichtungen ausgiebig zu diskutieren. Danke ![]() |
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#120 |
Registriert seit: 10.02.2005
Ort: 31552 Apelern
Beiträge: 19.540
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Bei dem Monatsthema gibt man sich mehr Mühe beim Fertigstellen des Bildes auch mit dem Risiko daneben zu liegen, was aber dazu gehört.
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