Zitat von amateur
Hallo Peter,
für mich hat das Besprechen von Bildern einen doppelten Sinn. Zunächst einmal für den Kritisierenden, der sich in der intensiveren Auseinandersetzung mit einem (Deinem) Bild selbst Fragen stellen und analysieren muss, warum oder eben warum nicht bestimmte Dinge gefallen. Dies geht weit über das auf einen kurzen 1. Blick gefällte (empfundene) Urteil des Betrachters hinaus.
Also muss man jede Besprechung auch als Nutzen für den Schreiber betrachten und nicht nur für den Fotografen, der ein Bild eingestellt hat. Und hier kann auch einmal ein schlechtes Bild (kann technisch oder aber auch dar Motiv sein) helfen.
Hauptadressat ist natürlich der Fotograf eines Bildes. Dieser sollte sich die Bemerkungen schon gut durchlesen und sein eigenes anfängliches Urteil bzgl. seines Bildes bei jeder Kritik hinterfragen.
Das heisst aber noch lange nicht, dass man sich dem Urteil anderer anschliessen oder gar anpassen sollte. Vielleicht resultiert das Hinterfragen des eigenen Bilds aus der Perspektive eines anderen, dass man das Bild in Zukunft anders machen würde. Aber vielleicht auch anders, als der Kritisierende es als Verbesserung vorgeschlagen hat. Vielleicht ist man nach einer solchen Kritik aber noch gefestigter in der ursprünglichen Auffassung des eigenen Bildes.
Und dann finde ich es auch wichtig, auf welcher Ebene sich der Fotografierende sich bewegt. Wenn man die Technik noch kaum beherrscht, aber gleich Fotos machen möchte, die mit allgemeinen Gestaltungsgrundsätzen fast immer brechen, obwohl diese selbst noch nicht verinnerlicht sind, halte ich dies für den falschen Ansatz.
Gestaltungsregeln und Technik sollte erst dann teilweise gebrochen werden, wenn man diese tatsächlich beherrscht und dies also eine wirklich Intention und nicht Zufall ist. Anfänger tun meiner Meinung nach also gut daran, erst einmal vielen zu gefallen, da die Sicht der vielen oft eben die Synthese allgemeiner Regeln darstellt.
Ist man soweit, dass das technisch gekonnte Foto einem selbst nicht mehr ausreicht, dann muss man sich eben von der Meinung aller befreien können und sich eine Nische suchen. Durch die Beherrschung von Technik entsteht hier aber in der Regel auch ein gewisseses Selbstvertrauen. In diesem Stadium kann teilweise die Meinung eines geschätzten Anderen mehr wert sein, als Lob oder Kritik von 10 Kritikern, mit denen man nicht auf einer Wellenlänge liegt.
Ganz ohne Bestätigung durch Dritte kann ich mir das Hobby Fotografieren allerdings für mich nicht vorstellen.
So, und nun zu dem Beispielbild:
Ich finde es für ein Selbstportrait schade, dass man das Gesicht nicht sehen kann. Tina hat da ein schönes Bild in der Bratislava-Serie gemacht, wo sie die Kamera bei der Auslösung vor den Oberkörper gehalten hat. Es ist weiterhin ein Portrait eines Fotografen, aber er versteckt sich nicht hinter der Kamera. Ohnehin ist der Blick durch die Kamera doch eine Pose, die beim Fotografieren seltener ist, als mit der Kamera in Bereitschaft die Umgebung zu beobachten.
Und dann finde ich den rechten Teil des Bildes (die Dinge im Regal) nicht im Zusammenhang mit der Säge. Wäre im Regal auch Werkzeug zu sehen, hätte ich eine klare Assoziation, dass die Kamera eben auch ein Werkzeug für Dich ist. So wirkt das ein wenig zufällig. Der Bildaufbau an sich inkl. Schärfeverlauf gefällt mir gut. Aber lass Dich davon nicht allzu sehr beeinflussen ;-)
Viele Grüße
Stephan
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