Es kommt zunehmend häufiger die Frage nach einem Immerdrauf.
Gemeint ist aber ein Objektiv, das den Wunsch nach einem möglichst großen Brennweitenbereich bedient. Ziel ist es, alles mit einer Linse zu erschlagen, von der Übersichtsaufnahme mit weitem Blickwinkel über Potraits bis zum Tele-Foto.
Ich glaube mittlerweile, daß dies ein Irrweg ist. Diese meine persönliche Einsicht ist Ergebnis eines ständigen Spagats zwischen
1. meinen Kompositions(un

)fähigkeiten,
2. meiner maximalen Nutzlast,
3. Ansprüche an die technische Qualität der potentiellen Bilder,
4. tolerierbarer Zeitaufwand im Umgang mit der Technik vor Ort ...
Die Nummerierung soll hier keine Wertung sein.
Physikalisch / technisch kontrollieren kann ich davon die Punkte 2, 3, 4.
Unkontrollierbar in physikalischer Hinsicht ist Punkt 1.
Hier hilft nur lernen. Dazu gehört meiner Meinung nach auch ein wenig "Enthaltsamkeit". Ich hab' mir hin und wieder die Frage gestellt, was passiert, wenn ich etwas nicht fotografiere, weil ich beim besten Willen entweder nicht in der Lage war, ein Bild zufriedenstellend zu gestalten, den notwendigen Abstand zum Motiv herzustellen oder weil meine Absicht aufgrund mangelnden Glases zur richtigen Zeit am richtigen Ort nicht realisierbar war. Tatsächlich bleibt es in meinem Fall fast immer ohne Konsequenz. Kein Foto ist meistens besser als ein schlechter Kompromiß.
Darum würde ich als Immerdrauf eine Festbrennweite empfehlen, die praktisch die Entwicklung der Gestaltungsfähigkeiten beinhahe erzwingt. Das Minolta 1.7/50mm paßt beinahe zu jedem Geldbeutel und liefert technisch gesehen tolle Bilder.
Mir ist klar, daß dieser Standpunkt nicht unbedingt sofort auf Gegenliebe stößt, der aktuelle Trend geht eindeutig in eine andere Richtung.
Um nicht allzu weltfremd zu wirken möchte ich zugeben, daß mir dies für Reportagen auf Reisen auch auf keinen Fall genügen würde, aber das wäre dann auch kein Immerdrauf sondern ein Haudrauf
Gruß Sven