[cdan]

Realsatire ist, wenn du früher über das Lied Maschendratzaun nur ungläubig den Kopf geschüttelt hast und dir deine Nachbarin heute in einem Anfall von Irgendwas deine Hecke von stattlichen 170 Zentimetern auf geschmeidige 70 Zentimeter einkürz. Wohlgemerkt meine Hecke auf meinem Grundstück. Nicht, dass sie den Heckenabschnitt anschließend feinsäuberlich, still und leise entsorgt hat in der Hoffnung „Das fällt doch nicht auf“, nein, weit gefehlt, der lag neben der Hecke auf meinem Grundstück bereit zur Kompostierung.


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Im ersten Moment fallen einem da sehr grausame Dinge ein, doch Auge um Auge, Zahn um Zahn, die Zeiten sind lange vorbei und wir befinden uns schließlich im zivilisierten Europa des 21. Jahrhunderts, da macht man so etwas nicht mehr. Heute ist unsere Waffe das Wort in Schrift und Ton.

Inzwischen blicke ich schon viel gelassener über die Hecke und empfinde sogar so etwas wie Mitleid für die Täterin. Die muss jeden Tag in einem Finanzamt ihren Dienst verrichten. Da kann man schon mal einen Wutausbruch bekommen – nur warum ausgerechnet an meiner Grundstücksgrenze? Schließlich ist ihre Hecke zum nächsten Nachbarn stattliche zwei Meter hoch. Ich dagegen muss mich nun für meine klägliche Hecke in der ganzen Nachbarschaft schämen, und das wo doch nicht einmal 50 Zentimeter neben meiner kleinen Hecke eine Ansammlung von Beerengewächsen meiner Finanzamtsnachbarin im Abstand von nur 10-12 Zentimetern in den brandenburger Himmel ragen und nicht nur dort hin, sondern auch auf mein Grundstück hinüber. Ja sogar Wurzeln hat das Grün unlängst in meinen Grund und Boden geschlagen um dort inzwischen zu wuchern und sich zu verbreiten.

Nun sitze ich hier, bei einer heißen Tasse Kaffee, lasse meinen ungebremsten Blick zum Horizont schweifen und schreibe euch diese Zeilen. Nicht um neben den bald reifen Beeren noch Mitleid zu ernten, nein, es ist die pure Verzweiflung, denn gegen Bosheit gibt es kein probates Mittel – nicht einmal das geschriebene Wort.