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#31 |
Registriert seit: 01.04.2008
Ort: Drabenderhöhe
Beiträge: 10.672
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Angenommen, der Boykott ist so groß, dass Amazon darauf aufmerksam wird, und sich genötigt fühlt, zu reagieren. Wie sieht denn die Reaktion aus? Ich glaube nicht, dass sich die Umstände tatsächlich bessern werden, vielleicht mal kurz, um eine pressewirksame Aktion zu starten. Wenn weniger Leute dort kaufen, dann stellen sie eben weniger Leiharbeiter ein, denen es genauso ergeht wie den Tausenden bisher. Die Überflüssigen werden wieder arbeitslos. Ist damit tatsächlich jemandem gedient?
Wer fair trade kaufen will, muss sich das auch leisten können. Bei schmalem Einkommen ist das nicht mal eben schnell entschieden. Zudem muss man sich gezielt informieren, was und wo man tatsächlich fair kaufen kann, und das quer über den gesamten Einkaufszettel. Viele haben nicht die Zeit und das Geld dazu. Und an die Garantie, dass das wirklich fair ist, mag ich auch nicht so recht glauben. Auch in diesen Bereichen wird es zunehmend schwarze Schafe geben, wenn sie einen Weg finden, dort höhere Gewinne einzustreichen, weil einige Gutgläubige bereit sind, für fair trade mehr zu bezahlen. Es gibt ganz sicher auch krumme Wege, sich dieses Etikett zu sichern.
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Gruß Gottlieb |
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#32 |
Registriert seit: 01.01.2011
Beiträge: 132
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Hängt auch damit zusammen, dass man den Wert einer Ware einfach nicht mehr zu schätzen weiß. Vielleicht sollte jeder mal ein T-Shirt nähen, bevor der Spruch "das ist aber teuer" kommt.
Beispiel: Wir produzieren Hundeschuhe aus qualitativ hochwertigen Materialien in kleinen Stückzahlen. Selbst entworfen, selbst genäht, wir hatten nur nicht mit der Nachfrage gerechnet und mussten 2011/12 die Segel streichen, weil es ein zu großer Zeitaufwand wurde. Mittlerweile haben wir dafür eine Näherin in Polen. Die hat so wenig verlangt, dass wir 1/3 mehr pro Set draufgeschlagen haben, weil wir wissen, was das für eine Arbeit ist (einige Stunden/Set). Entsprechend kostet ein Set auch über 50 EUR. Dann gibt es vereinzelt immer wieder Leute, die sich über den Preis beschweren (vor allem über die Preiserhöhung, weil wir vorher viel zu billig angeboten haben, da es ursprünglich mehr ein "Freizeitprojekt" war), Vergleiche mit Hundeschuhen billigerer Qualität anstellen (dann sollen sie doch die kaufen!) und meinen, man verdiene sich dumm und dusselig. Hätten wir feste jährliche Stückzahlen im dreistelligen Bereich, würde es sich lohnen, einen Agenten in China zu finden, die Ware zum Bruchteil zu beziehen, den Preis unter 40 EUR zu senken und die Gewinnmarge mehr als zu verdoppeln. Geändert von Herr Tur Tur (15.02.2013 um 13:23 Uhr) |
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#33 |
Forendiva
Registriert seit: 04.02.2009
Ort: Hamburg
Beiträge: 3.060
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@ dey: Nee, sicher werde ich nicht so weitermachen. Aber blinde Aktionswut hilft auch nicht weiter.
Ich werde meinen Account nicht löschen, kann aber eine Mail senden, dass ich den Bericht wahrgenommen habe und dass ich vorerst nichts bestellen möchte, solange Amazon keine Erklärung abgibt, wie mit diesem Thema umgegangen wird und welche Beschäftigungsverhältnisse man in Zunkunft anstrebt. Mir war immer klar, dass die Preise und kostenloser Versand etc. nur zustande kommen, wenn die Beschäftigten einen geringen Lohn für harte Arbeiit erhalten. Wer jetzt behauptet, dass sei ihm niemals bewusst gewesen, der belügt seine Mitmenschen und sich selbst. Wir haben alle einen populistisch anmutenden Bericht der ARD gesehen, die sich in der letzten Zeit zur Aufgabe gemacht hat, längst bekannte "Skandale" aufzudecken und die Einschaltquote zu erhöhen. Aber wir haben noch keine Stellungnahme von Amazon bekommen. Ich will nicht behaupten, dass der Bericht eine einzige große Lüge ist. Und Amazon muss sich der Verantwortung stellen und reagieren. Aber in meinen Augen tragen wir alle einen Teil der Schuld durch unser Konsum-Verhalten. All diejenigen, die jetzt ihre Accounts löschen, haben zuvor von der bequemen Onlinebestellung und den günstigen Preisen profitiert. Jetzt auf Amazon rumzuhacken, ist meines Erachtens nicht die Lösung. Der Teil mit den vorherigen Lohnangeboten und der kurzfristigen "Planänderung" inklusive der Tatsache, dass die Leute weniger Lohn erhalten haben,als zuvor vereinbart wurde, dass sie fremdsprachige Verträge unterschreiben mussten, dass es über die Zeitarbeitsfirma ging und die Umstände zum Bustransfer und die Rolle der Firma H.E.S.S. haben auch mir Bauchschmerzen gemacht. Welche Entscheidungen dabei von Amazon getroffen wurden und wieviel Amazon pro Leiharbeiter an die Zeitarbeitsfirma gezahlt hat, wurde nicht bekannt gegeben. Ich bin mit einem Mann verheiratet, der seit Mitte letzten Jahres bei einem "Sklaven-Verleih" (den Begriff hatte ich irgendwann einmal aufgebracht) beschäftigt ist, nachdem er seine Selbständigkeit aufgeben musste. Er bekommt einen ähnlichen Lohn wie die Arbeiter in dem Beitrag, allerdings ohne Kost und Unterkunft. Die Zentrale des "Sklaven-Verleih-Imperiums" stellte der Firma, bei der er letzte Woche schaffen musste, 38,50 € / Std. In Rechnung. Diese Firma hatte übrigens grad 95 Festangestellte vor die Tür gesetzt und leiht sich diese jetzt bei Bedarf über die Zeitarbeitsfirma wieder aus. Ich gehe davon aus, dass Amazon ähnlich oder zumindest nicht viel weniger berappen musste. Manchmal ist mein Mann als Leihkraft in Firmen, deren fest angestellten Mitarbeiter weniger Lohn bekommen als er. Er erzählt Geschichten, die einem wirklich Angst machen können. Mein Mann hat an manchen Tagen keinen "Einsatz". Dann bleibt er halt zu hause und wird trotzdem bezahlt. Leider hat sich die im Amazon-Beitrag gezeigte Firma nicht so korrekt verhalten. ![]()
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Gruß aus Hamburg von Sabine Rettet die Wälder, esst mehr Biber! |
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#34 |
Registriert seit: 03.12.2003
Beiträge: 8.945
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Im Prinzip ist klar, dass das auch bei anderen Unternehmen so läuft. Nur steht man halt als Mensch immer vor der Frage, unterstütze ich das, dulde ich das oder helfe ich mit, das abzustellen. Die Leute haben derzeit keine Wahl, wir aber schon. Ist keine dramatische Veränderung der Lebenszmstände, die nächste Kamera später oder woanders zu kaufen.
Es ist nichts gegen Saisonarbeit grundsätzlich einzuwenden, es ist auch wenig gegen eien vereinbarte, allenfalls relativ niedrige Bezahlung einzuwenden. Es geht wie schon weiter vorne jemand erwähnt hat, um die Begleitumstände. Einerseits, dass die Leute in der Grauzone hängen, dass sie tlw. um ihre Geld betrogen werden und dann noch von rechtnationalem Abschaum um ihre Menschenrechte gebracht werden. Die dabei gesparten Kosten sind am VK genausowenig merkbar, wie der gerechte Lohn bei einem T-Shirt. Da hat "cui bono" letztlich Amazon die Verantwortung, auch wenn sie sich Subfirmen bedienen. Sie sind mir gegenüber verantwortlich, dass sie die in solchen Firmen auf edlem Papier vorhanden Grundsätze und Leitbilder nicht nur propagieren, sondern sie auch durchsetzen. Solidarität ist soundso der absteigenden Ast, den wir uns derzeit absägen. Wenns uns egal ist, dürfen wir uns auch nicht wundern, wenn wir diese Solidarität dann vergeblich einfordern, wenns uns dreckig geht. Und da braucht man kein Prophet zu sein, die fetten Jahre sind auch bei uns vorbei und der wirtschaftliche Schwerpunkt verschiebt sich in den Osten. Nebenbei halte ich auch nichts davon, den Account zu kündigen. Da kommen genügend Neue nach. Aber als guter Kunde mitzuteilen, vorerst nichts mehr zu kaufen, bis Amazon dahingehend Klarheit schafft, ob sie solche Methoden unterstützen bzw. welche Schritte sie setzen um sicherzustellen, dass man wieder mit gutem Gewissen mit amazon Geschäfte machen kann, halte ich für wirksamer. Wir brauchen Amazon oder wie immer sie heißen nicht zum Leben, sie aber unser Geld schon. Geändert von mrieglhofer (15.02.2013 um 13:27 Uhr) |
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#35 |
Registriert seit: 09.04.2009
Ort: Unten am Hotzenwald
Beiträge: 518
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Sicherlich sind die vom genannten Unternehmen gezeigten Praktiken nicht gutzuheissen.
Darüber gibt es keine Diskussion. Andererseits frage ich mich dann wie auch schon mancher Vorredner hier, warum bei allem geknausert wird? Vor allem hier, in einem Fotoforum in dem vermutlich weniger als 1% der Mitglieder ihr Geld mit den diskutierten Geräten verdienen sondern sie als Hobbygerät benutzen. Warum wird zum Beispiel etliche Seiten lang darüber diskutiert wie viel eine a99 kostet? Für mich sind 2800 Euro eine riesige Summe. Ich wollte mir die Kamera aber leisten weil es mein Hobby ist. Dafür verzichte ich aus so manches Andere. Wenn ich sie nicht bezahlen könnte, dann könnte ich auch keine 2300 oder 2000 Euro dafür ausgeben. So, und jetzt fragt Euch mal, wo die 500 Euro eingespart werden müssen, wenn jemand die gleiche Kamera billiger haben will? Bei Sony? Sicher nicht. Und falls doch, dann am Sony-Personal und nicht nicht dort, wo es später in den Gewinnbilanzen wieder auftaucht. Anderes Beispiel: Unzählige Discounter-Einkäufer gehen mir jeden Tag auf den Zeiger indem sie sich über eine lange Schlange an der Kasse aufregen. Leute Leute, wenn ihr schnell und kompetent bedient werden wollt müsst ihr eben in einen Laden mit realistischen Preisen gehen. Oder die Nachteile ertragen, die diese Preise mit sich bringen! Die Leute die sich wirklich nur die Discounter-Produkte leisten können sind es nämlich nicht die sich beklagen. Ich will damit keineswegs abstreiten dass auch ein "Billig-Anbieter" eine Verpflichtung seinen Mitarbeitern gegenüber hat. Durch den ewigen unnötigen Geiz der Gesellschaft, haben diese Mitarbeiter aber häufig gar nicht die Wahl in einem anderen Geschäft zu arbeiten, weil die "teuren" Geschäfte mangels Kundschaft keine Mitarbeiter brauchen.
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Die Basis einer gesunden Ordnung ist ein grosser Papierkorb - Kurt Tucholsky |
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#36 | |
Registriert seit: 03.12.2003
Beiträge: 8.945
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Zitat:
Gerade Amazon verkauft Waren, die wir eigentlich nicht brauchen. Daher gibt es keinen Grund, das zu akzeptieren. Wenn jemand billiges Fleisch kauft, weil sonst der Monat zu lange fürs Geld wird, habe ich Verständnis. Nur sollten uns die dahinterliegenden systemdynamischen Prozesse klar werden. Billiges Fleisch, billige Arbeiter, kein Geld, daher noch billiger einkaufen. Danach Hartz4 und die, die noch Arbeit haben zahlen. Ein Spirale nach unten ohne Lösung. Da kommen wir nur raus, wenn wir bewußter entscheiden, was wir wirklich brauchen und wo wir einkaufen und dadurch jene belohnen, die gemeinsame Wertvorstellungen haben und leben. |
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#37 |
Moderator
Registriert seit: 08.05.2005
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Beiträge: 15.445
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Den Bericht werde ich mir Heute Abend anschauen, das vorrausgeschickt.
Allerdings verwundert mich der Aufschrei und die Reaktion sein Konto bei Amazon zu löschen. Offensicht haben einige dieser Menschen bisher in einer Parallel-Welt gelebt ohne Leiharbeit, Ausbeutung und Marktwirtschaft. Anders kann ich mir die Reaktionen nur schwer erklären, der gesamte Logistikbereich lebt und stirbt mit billigen Arbeitskräften, und der Kunde profitiert davon über die Preise, Versandkosten und die problemlose Rücknahme. Leiharbeitskräfte und Saisonarbeiter sind normal in vielen Bereichen, oft ist die Bezahlung unfair, aber 8,50€ ist ein durchaus üblicher Stundenlohn. Hierfür aber jetzt einzig und allein Amazon an den Pranger zu stellen ist zu kurz gesprungen. Die Diskussion um einen gesetzlich garantierten Mindestlohn läuft seit Jahren, ein Fortschritt ist kaum zu erkennen. Hier liegt eines der Probleme. Amazon ist jetzt aufgerufen die Zustände zu untersuchen und Misstände abzustellen.
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Prost!!! WB-Joe Nächster Stammtisch in München: Dienstag, 02.09.2025 So kannst du das Sonyuserforum und unsere Arbeit unterstützen |
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#38 |
Registriert seit: 15.01.2008
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@ WB-Joe, lies mal #3 und schaue Dir das Video heute abend an.
Gruß André
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Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren (Benjamin Franklin) |
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#39 |
Registriert seit: 21.07.2005
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Stellungnahme Amazon zu den Vorwürfen
Hier gibt es eine Stellungnahme von Amazon zu dem Bericht.
http://www.buchreport.de/nachrichten...sehr-ernst.htm
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Gruß Bernd |
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#40 |
Registriert seit: 03.12.2003
Beiträge: 8.945
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Immerhin eine Antwort, jetzt fehlen halt noch glaubwürdige Schritte.
Die angeführten und von Amazone zugesicherten Löhne waren nicht das Thema und auch nicht das, was den Aufschrei hervorgerufen hat, sondern die von Amazon beauftragten bzw. geduldeten Subfirmen, deren menschenunwürdige Machenschaften und das Vorgehen der HESS Security mit ihren offensichtlich im rechten Eck angesiedelten Hooligans. Ich hoffe, das Amazon hier reinen Tisch macht. |
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