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[Dat Ei]

Moin, moin,

manchmal stolpert man über alte Bilder, bleibt bei ihnen hängen und interpretiert sie neu. So ist es mir heute mit der alten Dame aus Angkor gegangen, die ich im Nov. 2006 mit der guten, alten D7D photographierte.





Dat Ei

[Dana]

Oh Gott...was für ein herziges Gesicht...wie sie guckt!!
Da schießen einem die Tränen in die Augen beim Hinschauen...einfach vor Rührung, weil sie so goldig aussieht.

Die Bearbeitung gefällt mir SEHR...tolles sw und das Licht sitzt gut auf ihr!

[amateur]

Moin,

wunderschönes Licht beleuchtet da das Gesicht voller Lebenserfahrung. Wunderschön, wenn da nicht diese Räucherstäbchen vorne wären.

P.S.: Gerade bei Portraits habe ich nen signifikanten Anteil von S/W-Bildern.

Stephan

[Dat Ei]

Hey Dana,

Zitat von Dana

Oh Gott...was für ein herziges Gesicht...wie sie guckt!!
Da schießen einem die Tränen in die Augen beim Hinschauen...einfach vor Rührung, weil sie so goldig aussieht.

die Geschichte hinter dem Bild ist noch viel rührender. Wenn ich an sie (die Nonne und die Geschichte) zurückdenke, wird mir auch heute, gute 5 Jahre nach der Aufnahme noch ganz anders.

Ich hatte die Geschichte mal in einem anderen Forum niedergeschrieben und zitiere mich mal selbst:

Moin, moin,

eines meiner ergreifensten Photoerlebnis erlebte ich in Kambodscha. Es war am ersten Tag unserer Kambodscha-Reise, einem Montagnachmittag kurz nach unserer Ankunft, als wir uns zum ersten Mal in den Archäologischen Park aufmachten. Nach dem Kauf des Wochentickets fuhren wir gleich zur "Hauptattraktion", dem Tempel Angkor Wat. Wie wir im Verlauf unserer Reise lernten, war es eigentlich keine gute Idee, nachmittags diesen Tempel zu besuchen, weil zu der Uhrzeit hunderte Busse mit tausenden Besuchern, in der Mehrheit Kurzzeit-Touristen, diesen Punkt ansteuerten und förmlich überfluteten. Das Treiben erinnerte eher an Disneyland, denn an einen heiligen Ort für Hinduisten und Bhuddisten. Man konnte kaum eine Aufnahme machen, ohne daß man gerempelt wurde oder jemand in den Bildausschnitt lief. Ich hatte eigentlich nach wenigen Minuten so einen dicken Hals, daß ich am liebsten auf der Stelle abgereist wäre.

Um ein wenig runterzukommen, verdrückte ich mich ein wenig in die Seitenflügel des äußersten Mauerrings. In den dunklen Nischen standen überall Buddha-, Shiva- und Vishnu-Skulpturen, um die Lotus, Kerzen und Räucherstäbchen platziert waren. In einigen saßen auch Nonnen (weiße Kluft mit kahl rasiertem Schädel), die von Gläubigen umgeben waren und gegen die Bezahlung von 1US$ mit ihnen beteten. Genau in einer dieser Nischen sah ich dann eine sehr alte Nonne, die einen sehr abwesenden und zugleich leidenden Eindruck machte - sie war wohl nicht wirklich glücklich, ob des hektischen Treibens, ihrer eigenen Position und des immer wieder als Ausstellungsstück abgelichtet Werdens. Irgendwie faszinierte mich aber die stoische Ruhe, die sie vermittelte, auch wenn da sicherlich viel Traurigkeit, aber auch Abscheu mitschwang. Aus sicherer Entfernung wollte ich ein paar Aufnahmen von ihr machen und schraubte mein 70-200mm vor die Kamera.

Nach ein paar Aufnahmen entdeckte sie mich - einen Moment lang fühlte ich mich peinlich ertappt. Ich nahm kurz die Kamera runter, lächelte sie an und wies mit der Hand und leicht gesenktem Kopf auf die Kamera, um meinen Respekt zu zollen, aber auch non-verbal nach ihrer Zustimmung zu fragen. Sie nickte kurz. Ich machte noch ein paar wenige Aufnahmen und ging zu ihr rüber. Ich ging neben ihr in die Hocke, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein - viel zu viele Touris bleiben aufrecht stehen und behandeln die Leute förmlich von oben herab. Das gehört sich nicht - das hatte ich schon auf diversen Asien- und Fern-Reisen gelernt. Ich legte wie üblich 1US$ in ihre aufgestellte Schale, drückte den Wiedergabeknopf meiner Kamera und zeigte ihr die Aufnahmen von ihr auf dem Display. Und dann passierte es: schlagartig verschwand die Distanz zwischen Photograph und "Opfer", denn sie begann angesichts ihrer Bilder zu lachen, freute sich dermaßen, daß sie jemand mal als etwas mehr als ein Motiv oder photographisches Beiwerk wahrnahm, schloß mich in ihre Arme und strich mir mit ihrer alten, knochigen Hand zart über die Wange. Diese Nähe und Herzlichkeit überwand sämtliche Sprachbarrieren, den Alters- und auch Kulturunterschied - das war einfach Menschlichkeit in purer Reinform, direkt vom Herzen. Für mich einfach unvergesslich...

Dat Ei

[Vera aus K.]

Das ist ein sehr ausdrucksvolles Bild und eine wahrhaft berührende Geschichte, an der Du uns hier teilhaben lässt!

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Mehr mag ich eigentlich gar nicht schreiben. Nur noch: Es macht Mut das Bild und diese Geschichte hier zu finden. Danke dafür! - Auch und gerade für Deine Schilderung dieses kurzen Moments der Scham und der Unsicherheit, ob man nicht gerade unberechtigt in ein Inneres eingedrungen ist. Danke für die entspannende Auflösung – aber mehr noch dafür, dass Du den Zweifel zugelassen hast.

Viele Grüße,

Vera

[Erebos]

Besser als alle High Key Studioaufnahmen zusammen. Das kann auch keine Räucherstäbchensammlung kaputt machen.

[combonattor]

Ein wunderschönes stimmungsvollen Bild der ,durch deine erzählte Geschichte ergänzt wird. Es hat mich, an einen sehr sehr geliebten Mensch, der seit lange Zeit in die andere Welt gegangen ist: meine Urgroßmutter.Da mußte ich paar Tränen schütteln.
Ich denke, dein Bild hat ein Platz in die Ausstellung verdiennt und schlage es vor!
Gruß,Alex

[Dat Ei]

Moin, moin,

vielen Dank für Euer Feedback. Es freut mich, daß Euch das Bild, aber auch die kleine Geschichte drumrum ein wenig rühren konnte und Euch in Teilen an Mensch aus Eurem eigenen Umfeld erinnert hat, Menschen, die vielleicht nicht mehr unter uns sind, wahrscheinlich so wie diese alte Nonne.

Technisch gesehen hat das Bild sicherlich ein paar "Schwachpunkte" (Räucherstäbchen oder die knapp beschnittene Hand), aber dieses Bild lebt von der Ausstrahlung. Ganz besonders möchte ich mich hier bei Vera für die warmen Worte bedanken. Ich denke, daß ihre Worte ganz gut umschreiben, woran es hier oftmals mangelt: den Mut zum Gefühl, den Mut sich zu öffnen, Mut, die persönliche Bildwirkung zu beschreiben. Da verwundert es nicht, wenn i.d.R. eine Bildkritik nur aus der Beurteilung von Schärfe und Weißabgleich besteht. Der Eindruck, den eine hohe Schärfe und ein perfekter Weißabgleich hinterläßt, mag im ersten Moment beeindrucken, aber er wird verfliegen, insbesondere, wenn das Bild blutarm ist. Der Eindruck, den der Inhalt eines guten Bildes hinterlassen kann, bleibt lange, lange erhalten. Wir erinnern uns an das Bild, wir kehren gerne zu ihm zurück. Vielleicht ist für den einoderanderen dieses Bild der Nonne ein solches...


Dat Ei

[hobbyfotograf1978]

Eindrucksvolles Bild, sehr schön. Allerdings finde ich die Kerze und die Räucherstäbchen zu markant im Bild.

Hehe, die Europäer sehen im hohen Alter nie so toll fotogen aus Ich mag die Aufnahmen wo Leben im Gesicht ist und kurioserweise findet man die meist nur im Ausland.