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Registriert seit: 04.03.2008
Ort: Berlin
Beiträge: 41
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Das innere Auge ...
Liebe Leute,
ich habe mich noch nie so richtig vorgestellt, auch wenn ich mich hier und da an einigen Beiträgen beteiligt habe. Also werde ich's mal nachholen. Ich bin heute in den Mittvierzigern und fotografiere seit Kindesbeinen, ohne es mir früher überhaupt leisten zu können. Meine allererste Kamera war eine Rollfilm- Balgenkamera von Zeiss (aus den 30ern), die mir meine Mutter nach einem Urlaub im Alter von etwa 12 Jahren vermachte, weil das Fotografieren nicht wirklich ihr Ding war und sie glaubte, mir etwas Gutes tun zu müssen, nachdem für andere Möglichkeiten nur relativ wenig Geld vorhanden war. Meine erste selbstgekaufte Kamera war eine Agfa Pocket, aber schon mit Makro ![]() Im Alter von 22 plünderte ich mein Sparbuch, das ich eigentlich für Notfälle, die während meines Studiums gehäuft auftraten, bewahren wollte, und startete voll durch: Canon T70 mit Zoom 35-200 (damals eine Sensation), einem 50mm 1,4, einem Weitwinkel-Zoom (24-?) und sage und schreibe einem Metz SCA 45 CT4. Ich war der King ![]() Da bemerkte ich, dass ich zwar immer gerne fotografieren wollte, aber irgendetwas fehlte. Diese Kameraausrüstung machte mich eben nicht allein zum Fotografen. Weil ich früh auf eigenen Beinen stehen mußte, war ich geneigt, mir "sichere" und "vernünftige" Perspektiven aufzubauen. Also erst mal eine Ausbildung und dann etwas "Handfestes" studieren. Mit 26 merkte ich, dass mein Studium eine Never Ending Story werden sollte, weil ich es immer selbst finanzieren und damit bis zu 30 Stunden in der Woche arbeiten gehen mußte. Die Gründe, weshalb das nicht auch anders möglich gewesen wäre, erspare ich euch an dieser Stelle. Und wenn mein Studium schon so lange dauern sollte, setzte ich noch eines drauf. Ich bekam einen Zweitstudienplatz an der HDK (heute UdK) im Fachbereich Visuelle Kommunikation und setzte alles dran, meinen Schwerpunkt auf die Fotografie zu setzen (damals noch möglich). Einfach so. Einfach nur so für mich! Mein dortiger Professor, ein steinalter Fotograf, nahm mich mal zur Seite, weil ich ihm auf einem Workshop zu viele Fotos machte (damals waren Fotos noch teuer). Er glaubte, ich hätte wohl Angst, dass mir etwas entgehen könnte, und empfahl mir, während eines Shootings mal ganz bewußt gar nicht zu fotografieren. Nur dazusitzen und zu schauen. Wir unterhielten uns im Anschluß darüber, welche Motive ich denn nun "verpaßt" hätte. Es waren genau zwei. Und diese Bilder haben sich bis heute in mir festgesetzt. Als ich meinen Abschluß bei ihm machte, beschwor er mich, daran zu denken, dass man das wirklich Gute nur mit dem inneren Auge sieht. Er starb einige Jahre später. ![]() Und ich war verdammt stolz, diesen Menschen kennengelernt zu haben. Na ja, gearbeitet habe ich dann all die späteren Jahre eher in anderen Bereichen, als Einkäufer, Wirtschaftsberater und teilweise auch in juristischen Bereichen. Meinen Traum vom Fotografieren habe ich bis dahin jedoch nie gelebt. Mein Lebensweg hat das irgendwie zu verhindern gewußt. Erst als mein Sohn auf die Welt kam und ich mich nach der Trennung von seiner Mutter meines Vaterseins besann, nahm ich meine Canon (für weitere Kameras hatte es in den Jahren dazwischen nicht gereicht, oder ich hatte meinen Traum verdrängt) wieder zur Hand. Eigentlich mußte ich erst einmal alles suchen, weil es so "sicher" verstaut war, dass ich selbst nicht mehr wußte, wo. Oder ich glaubte einfach nicht mehr daran, dass für die Fotografie in meinem Leben noch Platz wäre. Ich kaufte mir dann zusätzlich eine S-VHS-Kamera und hielt einfach drauf. Auf jede Bewegung, jedes Motiv, jede Stimmung - auf meinen Jungen. Auf diese Weise habe ich bis heute Abertausende von Fotos (ja, ich erinnere mich zuweilen an die Worte meines Professors) und viele Stunden Film gemacht. Habe mich hingesetzt, meine Kenntnisse mühsam hervorgekramt, alte Fotos nachbearbeitet, neue Fotos hinzugefügt, Sequenzen geschnitten und vieles für die Zukunft meines Sohnes hinterlassen. Und für mich. Mittlerweile fotografiere ich, wie die meisten von euch, digital. Über den Umweg über Fuji bin ich heute bei der A100 und der A700 gelandet. Ich habe meinen Traum hervorgeholt und lebe ihn, wann auch immer mir mein Job dazu Zeit läßt. Ich habe vieles ein wenig professionalisiert und begleite auch andere Menschen hier und da fotografisch. Ich habe meine Themengebiete nachhaltig erweitert und finde es auch bei entsprechenden Events nicht lächerlich, mich in verkrümmten Haltungen zu zeigen, nur damit das Motiv hinterher mit meinem "inneren Auge" übereinstimmt. Jeden Moment hinter diesem verdammten Sucher genieße ich. Und es ist mir völlig egal, ob dabei stets nur technisch einwandfreie Ergebnisse mit Hilfe der modernsten Technik herauskommen. Die Bilder, die wir in uns tragen, lassen sich nicht zwischen den einzelnen Kameratypen, -marken, -auflösungen oder mit Hilfe sonstiger technischer Parameter vergleichen. Wir haben in diesem einen Moment eben nur diese eine Kamera in der Hand. Und vielleicht haben wir das Glück, dass sie im richtigen Moment auch noch eingeschaltet und der Objektivdeckel abgenommen ist. ![]() Und wenn es eine Sony ist, dann gibt es dieses eine Bild eben nicht von einer Canon oder einer Nikon. Und das ist das Entscheidende! Ich werde mich in der nächsten Woche einer unangenehmen Operation unterziehen müssen. Solche Momente führen oftmals im Leben dazu, dass man sich hinsetzt und von den Tausenden von Fotos, die man auf seinen Festplatten gespeichert, aber nie wieder angesehen hat, einige selektiert. Ich habe aus diesen ausgewählten Fotos ein kleines Buch gemacht. Für meinen Sohn. Über seinen bisherigen Weg. Und für seinen zukünftigen Weg. Aus der Sicht meines inneren Auges. In der Hoffnung, dass das, was diese Fotos zeigen, ihm einen Blick darauf ermöglichen werden. Sicherlich werde ich mich, falls die Operation gut verlaufen sollte, mit dem Gedanken tragen, die A900 mal nicht nur bei einem Händler in die Hand zu nehmen. Vielleicht werde ich auch irgendwann damit fotografieren. Vielleicht auch technisch anspruchsvolle Fotos damit machen. Ja, das könnte mich schon reizen. So, wie die meisten von euch. Bis dahin jedoch werden sich meine Gedanken den wenigen Bildern widmen, die mein Leben beschreiben und von denen ich das Glück hatte, sie in Fotos festzuhalten. Es wären auch nicht mehr, wenn sie von einer A900 stammten. Vielleicht drückt ihr mir ja in der nächsten Woche mal die Daumen. Und vielleicht glaubt ihr daran, dass eure Sicht so einzigartig ist, dass sie es allemal Wert ist, festgehalten zu werden. Mit mehr oder weniger Rauschen. Zu hell oder zu dunkel. Viel oder wenig Tiefenschärfe. JPEG oder RAW. Haltet eure Momente einfach fest. Und holt sie wieder hervor, wenn es euch wichtig erscheint. ![]() Herzliche Grüße an euch alle Thomas Geändert von tmeinicke (23.09.2008 um 09:21 Uhr) |
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