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Startseite » Forenübersicht » Treffpunkt » Café d`Image » Wann ist ein Foto nicht mehr "Foto-Realistisch"?
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Alt 30.07.2014, 20:49   #1
Anthem
 
 
Registriert seit: 27.10.2013
Ort: In meiner Wohnung
Beiträge: 606
Wann ist ein Foto nicht mehr "Foto-Realistisch"?

Hallo zusammen.

in einer Fotoausstellung und im Macrofoto-Wettbewerb einer Fachzeitschrift sind mir Fotos aufgefallen, die für mich - aus dem Bauch heraus - da nicht hingehörten.

Fall 1 war die Ausstellung eines örtlichen Fotoclubs. Dort waren ein paar wenige Bilder dabei, die in Richtung HDR so deutlich bearbeitet waren, das es für mich kein Foto mehr war.

Fall 2 war ein Gewinnerbild mit einer Macroaufnahme in die per Filter eine Wasserfläche eingefügt wurde.

Die Bilder an sich waren gut aber für mich halt keine Fotos mehr sondern das würde ich dann als Bild (wie Gemälde) oder digital Art bezeichnen. Gemein hatten beide, das ich sie in einem Fotoumfeld gesehen habe. Wo ich eben auch ein Foto und keine digital Art erwarte. Ich habe dann viel darüber nachgedacht und für mich festgestellt, dass ich beim Entfernen von Elementen deutlich toleranter bin als beim hinzufügen.

Gibt es eigentlich eine Definition, wann ein Foto nicht mehr als Foto zu bezeichnen ist?

Wie seht ihr das? Wann ist ein Foto nicht mehr "Foto-realistisch"?

Gruß
Michael
Anthem ist offline   Mit Zitat antworten
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Alt 30.07.2014, 21:09   #2
wus
 
 
Registriert seit: 02.08.2009
Ort: München
Beiträge: 8.180
Aus der Musikproduktion kennst Du sicher den Begriff High Fidelity (HiFi), den gleichen Gedanken verfolge ich primär auch bei der Fotografie. Ich fotografiere auch überwiegend als Erinnerungsstütze (Reportage) und auch da möchte ich dass meine Fotos möglichst genau so aussehen wie ich es vor Ort mit bloßem Auge gesehen habe. Retusche gibt's da nicht!

Daher ist in aller Regel das Entfernen von Sensordreck-Schatten alles was ich einem Foto "angedeihen" lasse.

Manchmal muss man allerdings der Kamera (JPG Engine, Weißabgleich etc.) etwas nachhelfen, was mir aber primär auch nur dazu dient dass es so aussieht wie ich es in Erinnerung habe. Es ist allerdings schon vorgekommen dass ich dabei heftig übertrieben habe ohne es gleich zu bemerken. Und so kamen auch bei mir schon vereinzelt Fotos raus die mir später auch als "unrealistisch" auffielen.
__________________
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wus ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.07.2014, 21:32   #3
screwdriver
 
 
Registriert seit: 05.12.2011
Ort: Berlin
Beiträge: 6.404
Zitat:
Zitat von Anthem Beitrag anzeigen

Wie seht ihr das? Wann ist ein Foto nicht mehr "Foto-realistisch"?
Das kann kaum allgemeingültig beantwortet werden.

Für mich gilt:
Wenn es für mich(!) als Betrachter offensichtlich ist, dass es inhaltlich manipuliert wurde.

Das Einfügen einer Wasserfläche, wo real keine ist kann dilettantisch erfolgen oder sich "nahtlos einfügen" und nur für den erkennbar sein, der die Örtlichkeit in Natura kennt. Da beginnt allerdings der subjektive Konflikt.
__________________
Gruss aus Berlin, Volker
Es ist ganz einfach, negative Kritik positiv und motivierend klingen zu lassen.
"Schönes Bild" reicht.
screwdriver ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.07.2014, 22:07   #4
der_knipser
 
 
Registriert seit: 01.04.2008
Ort: Drabenderhöhe
Beiträge: 10.672
Ein Foto ist schon bei der Aufnahme anders als die Wirklichkeit. Glaubst Du nicht? Lass ein Dutzend Leute die selbe Szene fotografieren, und vergleiche die Bilder.

Übrigens habe ich noch nie Elemente aus einem Bild entfernt, dann hätte es ja Löcher. "Wegstempeln" wird zwar oft gemacht, aber eigentlich stempelt man immer etwas HIN.
Ich sehe das Bearbeiten von Bildern immer zweckgebunden, und halte es normalerweise im unauffälligen Rahmen. In Dokumentationen wird außer Sensorflecken eigentlich gar nichts gestempelt. Tonwerte und Kontraste werden eventuell so angepasst, dass man möglichst viele Details erkennen kann, aber das entspricht nicht immer dem gesehenen Eindruck. Bilder mit Gestaltungsanspruch müssen für mich nicht immer exakt die Wirklichkeit zeigen. Eine Bildaussage kann gewinnen, wenn das Bild auf das Wesentliche reduziert wird, und dazu gibt es viele Möglichkeiten. Das beginnt schon mit der Wahl des Ausschnitts, der Brennweite und der Perspektive. Allein damit kann man Dinge in Bezug setzen, oder sie wissentlich weglassen. Und schon ist die Realität dahin, ohne dass man auch nur einen Pixel nachträglich verändert hätte. Die Blende, die Belichtungszeit und deren Kombination kann genauso die Realität verfremden. Offenblende sieht viel weniger als jeder, der zur selben Zeit dort war. Sind Blende-2-Bilder also realitätsfremd? Sind es die verschiedenen Bildwirkungen von Weitwinkel und Teleobjektiv? Man dürfte nur mit einer Normalbrennweite bei mittlerer Blende arbeiten. Soll man Bewegung einfrieren? Oder soll man sie zeigen? Leicht verwischt, oder nahezu unkenntlich verschleiert? Welche Belichtungszeit ist real? Über- oder unterbelichten, ist das erlaubt? Um z.B. genau das eine Detail hervorzuheben, das man gerade sieht? Das der Rest der Welt aber ganz anders wahrnimmt? Was ist mit Infrarot-Fotografie? Oder mit Polfiltern? Oder Graufiltern? Alles realitätsverfremdend? Ja, eigentlich ist das so. Fotografieren ist nur ganz selten real. Und aus diesem Grund erlaube ich mir auch, nachträglich Dinge im Bild so zu gestalten, wie ich es gerne vor Ort schon gemacht hätte, aber aus irgend einem Grund mit technischen und optischen Mitteln nicht hinbekommen habe. Ich versuche, mein Bild nach meiner Wahrnehmung oder auch nur meiner Vorstellung zu gestalten, und dazu ist mir auch der Tonwertregler und der Stempel recht.

Ich habe Verständnis dafür, dass es in der Fotografie Bereiche gibt, die sensibler behandelt werden als andere. Ich verstehe, dass viele Naturfotografen keine nachträgliche Bildbearbeitung mögen. Aber auch sie tun es schon während der Aufnahme. Ich verstehe auch, dass man Architektur auf bestimmte Weise aufnimmt, und störende Elemente entfernt, die mehr oder weniger zufällig "ins Bild geraten" sind. Und ich säubere auch gerne Schmutz aus bestimmten Bildern, ohne dass ich vorher zu Besen und Schaufel greifen muss, weil saubere Bilder manche Motive einfach besser zur Geltung kommen lassen.
Einen See hinmalen, wo keiner ist? Eine markante Landschaft oder Skyline spiegeln? Menschen hin- oder wegstempeln? Es gibt sicher für all das eine Rechtfertigung, und ich wäre überfordert, zu bestimmen wo die Grenze liegt. Fotografie ist es deshalb immer noch, solange das Pixelmaterial mit der Kamera eingesammelt wurde. Kunst oder Künstlichkeit ist es aber auch, weil es zu einem bestimmten Zweck manipuliert wurde. Aber das Thema ist schon so alt wie die Fotografie selbst. Nur heute, mit digitalen Hilfsmitteln ist es schneller geworden. Ob es einfacher geworden ist, bezweifle ich beim Anblick mancher Bilder.
__________________
Gruß
Gottlieb
der_knipser ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.07.2014, 22:40   #5
MacSource
 
 
Registriert seit: 13.12.2005
Ort: D-20144 Hamburg
Beiträge: 1.104
Auge und Sensor “sehen“ ja unterschiedlich, z. B. Dynamikumfang...

Bearbeitung kann/soll/muß sein, um wiederzugeben, was ich gesehen habe bzw. glaube, gesehen zu haben (Stichwort: Stimmung/Gefühle zu transportieren). Dezentes HDR gehört da auch dazu...
Kleine Retuschen (wie wegstempeln störender Details) sind mMn meist auch ok).

Als Grenzfall empfinde ich Bilder wie “Like in a Dream“: Das würde ich nicht unbedingt “hängen“, gefällt mir aber durchaus, besonders, da es handwerklich gut und vor allem dezent gemacht ist.

Composings à la Margritte oder “Dubai-Skyline mit Motorrad vor Weltuntergangs-Himmel“ oder Brutal-HDRs mag ich persönlich gar nicht. Und jenseits meiner persönlichen Präferenzen, egal, wie gut gemacht, hat das mit Fotografie nichts mehr zu tun, das fällt in andere Genres.

Gruß,

Christian
__________________
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Mir scheint, die wichtigste Redensart im Deutschen heißt: "Spaß beiseite"!“
MacSource ist offline   Mit Zitat antworten
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Alt 30.07.2014, 23:22   #6
hajoko
 
 
Registriert seit: 15.09.2009
Ort: Lüneburg
Beiträge: 1.007
Ich denke, "der Knipser" hat es schon sehr gut diskutiert. Es gibt nicht die Fotographie oder den Foto-Realismus, es gibt unzählige Fazetten und Möglichkeiten, die individuell verwendet werden (können) oder auch nicht. Aber alles gehört zur Fotographie. Manches mag man und manches nicht, dass liegt in der eigenen Sichtweise. Auch wenn ich meine Fotos sowenig wie nur möglich bearbeite, gilt das nur für mich alleine und nicht für meinen Foto-Nachbarn, der sich anders darstellen will.

Natürlich ist das Bearbeiten/Verfremden heute in der digitalen Fotographie einfacher aber es werden vielleicht auch einfacher Fehler gemacht. Auch schon zu analogen Zeiten konnte man in der Dunkelkammer experimentieren. Mit Diafilm schon weniger, da mußte die Aufnahme gleich so, wie ich sie haben wollte, im Kasten sein. Aber ich konnte das Ergebnis durch die Wahl des Diafilm-Materials beeinflussen. Ein Kodak Film zeigte andere Farbtemperaturen, Schärfe, Korn als einer von Agfa und Fuji war wieder anders. Von der ASA Wahl ganz zu schweigen.

Ein Freund von mir (Prof. für visuelle Kommunikation an der TH Berlin) ist Spezialist für Stereo-Fotographie. Beim Betrachten von zwei Fotos entsteht ein virtuell drittes in 3D im Raum. Ist das dann unrealistisch - ? - bildet nicht gerade dies die Natur real wieder, da räumlich?

Mein persönliches Fazit: Die Fotographie lebt davon, dass wir alle unterschiedlich sehen, unsere Fotos unterschiedlich interpretieren und darstellen - und das ist gut so!
__________________
Gruß aus Lüneburg chim
hajoko ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.08.2014, 12:35   #7
Anthem

Themenersteller
 
 
Registriert seit: 27.10.2013
Ort: In meiner Wohnung
Beiträge: 606
Hallo zusammen,
Danke für die Antworten. Ich finde es sehr interessant, wie die Meinungen dazu sind. Im großen ganzen sehe ich das wie ihr und ich habe auch gar nichts gegen Photoshop und Co. Ganz im Gegenteil. Ich nutze das ja selbst.
Gruß
Michael
Anthem ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.08.2014, 13:03   #8
matti62
 
 
Registriert seit: 24.10.2012
Ort: D
Beiträge: 5.614
lass mich noch zwei Dinge hinzufügen. ich bin einer, der Bilder gerne nachbearbeitet:

1. In der Form, dass meine primären Objekte detailreicher werden und der Hintergrund "gemalter" aussieht.

2. In der Form, dass ich Bilder gerne in HDR-Form bringe und anschließend mit starken Details und Überbetonung der Farben anpasse. Das ist eine aufwendige Arbeit, da ich meinen Stil noch nicht gefunden habe.

Es gibt ja auch Menschen, die Bilder so malen, dass Du sie nicht mehr von einem Foto unterscheiden kannst (Hyperrealismus). Das ist auch Kunst. Warum soll es andersherum auch Kunst sein, aus einem bestehenden Foto ein "gemaltes Bild" zu entwickeln. Die Cam und PS sind für vergleichbar wie der Pinsel, die Farbe und die notwendigen Zusätzstoffe. Warum nicht?

Für mich hört Fotografieren nicht mit der Kamera auf.
__________________
Fotografieren lernst du nur durch Fotografieren nicht durchs Equipment
matti62 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.08.2014, 13:41   #9
Dimagier_Horst
 
 
Registriert seit: 08.09.2003
Ort: Hamburg
Beiträge: 18.423
Zitat:
Zitat von matti62 Beitrag anzeigen
Das ist auch Kunst.
Das ist Handwerk, Anwendung von Technik. Kunst wird es erst in dem Maße, wie es dem Werk über das technische hinaus Ausdruck verleiht.
__________________
Hinfallen, aufstehen, Krönchen zurechtrücken, weitergehen...
Make Labskaus great again!
Glenroses Kentucky Stinger
Dimagier_Horst ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.08.2014, 14:37   #10
darkroom
Gast
 
 
Beiträge: n/a
Hi Anthem,

du hast es ja in Anführungszeichen gesetzt, und das war wichtig, den Fotorealismus hat nichts mit Fotografie zu tun, sondern ist ein Kunststil in der Malerei der in den USA begründet wurde und auf der dokumenta in Kassel Anfang der 70er erstmalig vertreten war.
Zitat:
Gibt es eigentlich eine Definition, wann ein Foto nicht mehr als Foto zu bezeichnen ist?
Hmm, wenn der Ursprung vom Ergebnis nicht aus einem fotografischen Werkzeug stammt. Also z.B. ein reines Rendering von Bildern.
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